Union-Werke

Union-Werke
Datei:Radebeul Union-Werke.jpg
Ein stehengebliebenes Gebäude der Union-Werke von 1927, in dem sich das Emaillierwerk befand (Meißner Straße 3)

Die ehemaligen Union-Werke im Ursprungsstadtteil des heutigen Radebeul waren bis zum Zweiten Weltkrieg eines der bedeutendsten Unternehmen der sächsischen Verpackungs- und Werbemittelindustrie.

Geschichte

1887 wurde im Radebeuler Fabrikbezirk an der Grenze zu Dresden unter der Adresse Meißner Straße 1-15 die „Metallplakate-Fabrik und Prägeanstalt Saupe & Busch“ gegründet, die als Verpackungshersteller bis zur damaligen Jahrhundertwende kontinuierlich wuchs. 1890 erhielt das Werk einen eigenen Eisenbahnanschluss vom Bahnhof Radebeul Ost aus. 1898 wurde das Produktprogramm zusätzlich zu den metallenen Prägeplakaten und Werbetafeln um Blech-Emballagen erweitert. Die Belegschaft wuchs von 60 Mitarbeitern 1895 auf über 300 Mitarbeiter im Jahr 1905.

1907 wurde die Firma, nach dem Bankrott ihres Besitzers Richard Busch (1864–1944), des Vaters der Schriftstellerin Gertrud Busch, durch die zu diesem Zweck neugegründete Union-Werke GmbH Metallplakate- und Blechemballagen-Fabrik aufgenommen. Bis 1913 wuchsen die Union-Werke auf über 1.000 Beschäftigte und damit zum zweitgrößten Arbeitgeber der Region an. Am 28. November 1917, mit Wirkung ab 1.Oktober 1917, wurde die Rechtsform von der GmbH zur Aktiengesellschaft umgewandelt. Geschäftszweck des Unternehmens waren „Produktion von Reklameplakaten und Schildern in Metalldruck, Emaille und Pressstoff, von Blechdosen und Metallmassenartikeln sowie von Haushaltartikeln und Gebrauchsgegenständen in einfacher und künstlerischer Ausführung“. [1]

Das Produktionsprogramm in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestand aus Blechverpackungen für kosmetische und pharmazeutische Produkte ebenso wie für Süß- und Tabakwaren, Schildern (auch Verkehrs- und Straßenschilder) sowie Plakaten und Werbetafeln unter anderem für mehr als 35 Brauereien aus ganz Deutschland. Die Mitarbeiterzahlen der 1920er und 1930er Jahre schwankten entsprechend den jeweiligen Auftragslagen zwischen 400 und 800 Mitarbeitern.

Werkhalle während der Sanierung 2008

Die überbaute Betriebsfläche betrug etwa einen Hektar. Die Union-Werke nahmen fast vollständig den kleinen Teil Radebeuls ein, der östlich der Bundesautobahn 4 liegt. Da das Betriebsgelände durch den Bau der Reichsautobahn 1938 vom Rest Radebeuls abgetrennt worden wäre, entschied man sich für eine Brückenlösung im Bereich der zusammenhängenden Gewerbeflächen. Bis heute trägt die zwischen 1997 und 2000 im Zuge des Autobahnausbaus neu errichtete Brücke nach dem Unternehmen den Namen Unionbrücke.

In der Zeit des Zweiten Weltkriegs unterhielt die „Sächsische Blechwarenfabrik Radebeul, Zweigbetrieb der I. A. Schmalbach Blechwarenwerke AG Braunschweig“[2] auf dem Gelände das „Zwangsarbeitslager Radebeul, Meißner Straße Nr. 3“[3], bestehend aus „1 Baracke, belegt mit 60 Ukrainerinnen und 3 Polinnen“, die als Zwangsarbeiterinnen eingesetzt wurden.

Nach 1945 wurde die Gesellschaft enteignet, weitgehend demontiert und dann als Volkseigener Betrieb Union-Emballagen- und Emaillierwerk bis Mitte der 1950er Jahre, bis 1972 als Emailleguß Radebeul[1] beziehungsweise Werkzeugfabrik Radebeul weitergeführt. Der VEB Werkzeugfabrik Radebeul wurde in das Werkzeugkombinat Schmalkalden (Markenname Smalcalda) eingegliedert. Die meisten Betriebsgebäude wurden ab 1948 fremdgenutzt beziehungsweise als Lagerräume der Handelsorganisation HO und der Volkssolidarität verwendet. Ab 1990 mussten die Räumlichkeiten teilweise abgerissen werden. In der Nr. 3 direkt an der Meißner Straße befand sich eine Zeitlang ein Autohändler.

Ein neuer Nutzer, ein Autohaus, ließ 2008 die Werkhalle mit Stahlkonstruktion von 1927 sanieren, Einbauten früherer Firmen wurden dabei entfernt.

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 

Einzelnachweise

  1. a b Aktie der Union-Werke AG Kunstdruck-Metallwaren- und Plakatefabrik
  2. Walter Wießner; Reinhardt Balzk: Zwangsarbeiter in Dresden. Edition 2004. Nr. 63
  3. Walter Wießner; Reinhardt Balzk: Zwangsarbeiter in Dresden. Edition 2004. Fußnote 134

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Union-Baugesellschaft — Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1871 Auflösung 1980 Auflösungsgrund Übernahme durch Universale Baugesellschaft AG Sitz Wien Branche …   Deutsch Wikipedia

  • UNION Fröndenberg — war eine deutsche Fahrradteilefirma in Fröndenberg/Ruhr. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Rüstungsproduktion 1.2 Reorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Union Glashütte — Logo Chronograph UNION Glashütte …   Deutsch Wikipedia

  • Union 03 Altona — (offiziell SC Union von 1903) ist ein deutscher Sportverein aus der bis 1938 selbständigen Stadt Altona, heute ein Teil Hamburgs. Insbesondere seine Fußballer haben ihm in der Zwischenkriegszeit überregional zu einem guten Namen verholfen, traten …   Deutsch Wikipedia

  • Union Académique Internationale — Die Union Académique Internationale (englisch International Union of Academies) ist ein internationaler Zusammenschluss von Akademien, die im weiteren Sinne mit Kultur und Geschichte befasst sind. Sie wurde 1919 auf Initiative der Académie des… …   Deutsch Wikipedia

  • Union der Sozialistischen Räterepubliken — Союз Советских Социалистических Республик Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik (Transkription) Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …   Deutsch Wikipedia

  • Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken — Союз Советских Социалистических Республик Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik (Transkription) Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …   Deutsch Wikipedia

  • Union der sozialistischen Sowjetrepubliken — Союз Советских Социалистических Республик Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik (Transkription) Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken …   Deutsch Wikipedia

  • Union Filmtheater Bochum — Das Friedrich Lueg Haus in Bochum wurde als erstes Hochhaus Bochums überhaupt mit einer Höhe von 32 m vom Architekten Emil Pohle entworfen und von 1924 bis 1925 errichtet. Es markiert eine neue Bauweise in der Architekturgeschichte einer Stadt… …   Deutsch Wikipedia

  • Union Kino Bochum — Das Friedrich Lueg Haus in Bochum wurde als erstes Hochhaus Bochums überhaupt mit einer Höhe von 32 m vom Architekten Emil Pohle entworfen und von 1924 bis 1925 errichtet. Es markiert eine neue Bauweise in der Architekturgeschichte einer Stadt… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”