Unternehmen Knospe

Unternehmen Knospe

Die Errichtung einer Wetterstation unter dem Code-Namen Unternehmen Knospe auf Nordwest-Spitzbergen im Oktober 1941 war ein Unternehmen der deutschen Kriegsmarine. Knospe war eine Wetterstation der Wehrmacht in der Arktis zur Gewinnung von Wetterdaten im Eismeer.

Inhaltsverzeichnis

Wetterstationen im Eismeer

Im Vertrag von Svalbard (auch Spitzbergenvertrag) 1920 wurde u.a. die internationale Nutzung Spitzbergens zur Wetterbeobachtung vereinbart. Spitzbergen stand seitdem unter norwegischer Verwaltung und die Informationen der angesiedelten Stationen (neben norwegischen auch sowjetische und dänische Besatzungen) kamen allen seefahrenden Nationen zugute. Dieser Status blieb zunächst auch im Zweiten Weltkrieg unangetastet. Im Verlauf der Operation Gauntlet sicherte ein kanadisch-britisches Expeditionskorps unter norwegischer Führung im Spätsommer 1941 Spitzbergen, räumte die zivilen meteorologischen Anlagen und stellte die Insel unter Kriegsrecht. Die Daten der Wetterstationen standen der Kriegsmarine fortan für Operationen im Nordmeer und zur Wettervorhersage in Mitteleuropa nicht mehr zur Verfügung.

Wetterstation Knospe

Die Einrichtung der ersten deutschen Wetterstation im Eismeer wurde der Gruppe Nord der Kriegsmarine übertragen. Anfängliche Überlegungen, eine schwimmende Station einzurichten, wurden verworfen, als der Leiter des Wettertrupps, der Meteorologe Hans-Robert Knoespel eine Land-Wetterstation vorschlug. Die Namen aller deutschen Wetterstationen, die im Zweiten Weltkrieg in der Arktis errichtet wurden, leiten sich von den Namen der jeweiligen Stationsleiter ab, entsprechend bekam die erste Wetterstation auf Spitzbergen den Code-Namen Knospe.

Einrichtung

In Koordination mit der Kriegsmarinestelle Hamburg entsandte die Marinegruppe Nord am 25. August 1941 zwei Schiffe aus Kiel in Richtung Spitzbergen. Das Wetterschiff Sachsen war von Anfang an für den Transport vorgesehen. Als aber offensichtlich wurde, dass der Verschiffung von Funkanlagen, Stromaggregaten, Schlitten, Bauholz wissenschaftlicher Ausrüstung und Personal nicht alleine von einem Schiffe gewährleistet werden konnte, wurde dem Wetterschiff der getarnte Fischkutter Fritz Homann beigestellt. Die Schiffe trafen nach einem Umweg über Tromsö am 15. Oktober 1941 am geplanten Stützpunkt am Magdalenefjord ein, die Entladung des Materials dauerte bis Mitte November an. Bei einer Erkundungsfahrt mit der Sachsen entlang der näheren Küste entdeckte Knoespel zwei verlassene Wetterstationen, die augenscheinlich in aller Eile geräumt worden waren. Ein noch glühendes Kohlefeuer, zahlreiche Haushalts- und Werkgeräte sowie umfangreiches Kartenmaterial wiesen auf einen rätselhaft übereilten Aufbruch der Vorbesatzung hin. Von den aufgefundenen Vorräten und Materialien nahm Knoespel nur einen unauffälligen Bruchteil an sich, um bei Rückkehr der Vorbesitzer nicht die eigene Anwesenheit an den Gegner zu verraten.

Aufbau, Organisation und Betrieb

Bereits zwei Tage nach Anlandung machte Knospe erste Beobachtungen der Wetterlage. Der tatsächliche Betrieb begann am 1. November 1941 und mit Hissen der Flagge wurde die Wetterstation offiziell in Dienst gestellt. Die Besatzung der Station bestand neben Professor Knoespel aus einem weiteren Meteorologen, Dr. Walter Drees, dem technischen Assistenten Gustav Mönninghoff, dem Logistiker Anton Pohoschaly und den beiden Funkern Johann Zima und Heinz Ackermann. Die Station bestand aus zwei gegenüberstehenden Holzhäusern mit einem per Plane überdachtem Zwischenraum und einem etwas entfernt stehenden Verschlag, in dem das Stromaggregat untergebracht war. In einiger Entfernung, etwas höher gelegen, wurde ein Zeltlager errichtet, das dem Wettertrupp in den wärmeren Sommermonaten als Unterkunft dienen sollte.

Bis zum Februar des Jahres 1942 sendete Knospe ab jetzt stündlich Wetterbeobachtungen („Obs“) und Temperaturmeldungen („Temps“). Neben Wetterbeobachtungen führte der Wettertrupp Knospe noch weitere Aufgaben aus:

  • Erkundung und Vermessung des Gebietes
  • Anlage von Ausweichlagern und Fluchthilfedepots.
  • Regelmäßige Kontrolle des Sommer-/Winterlagers
  • Meeresbiologische Untersuchungen
  • Ornithologische Beobachtungen

Ende der Unternehmung

Die Abholung des Wettertrupps Knospe war ursprünglich für Sommer 1942 geplant, zum Transport sollte ein Flugzeug dienen. Doch sowohl ungünstige Wetterbedingungen als auch ständige Uneinigkeit zwischen Knoespel und der Marinegruppe Nord über die Möglichkeiten und Gegebenheiten warfen diesen Plan mehrfach über den Haufen. Diskutiert wurden im Verlaufe des Sommers die Abholung durch ein U-Boot, ein Flugboot oder Transportschiffe. Im August 1942 einigte man sich schließlich auf eine Abholung mit einem U-Boot. Zum Einsatz kam U 435, das unter der Führung von Kapitänleutnant Siegfried Strehlow den Wettertrupp Knospe am 24. August 1942 aus der kleinen Bucht Ebeltofthamma auf der Mitra-Halbinsel an Bord nahm. Am 31. August 1942 lief U 435 in Narvik ein. Das Unternehmen Knospe war damit erfolgreich und verlustfrei beendet.

Literatur

  • Franz Selinger: Von „Nanok“ bis „Eismitte“. Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940–1945. Convent Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-934613-12-8 (Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums 53).

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