Unternehmen Holzauge

Unternehmen Holzauge

Das Unternehmen Holzauge war eine Wetterstation der deutschen Wehrmacht, die durch das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg nach der fast kampflosen Besetzung Dänemarks im Unternehmen Weserübung auf der politisch zu Dänemark gehörenden Insel Grönland errichtet wurde.

Im August 1942 landete der Fischdampfer Sachsen mit einer Wehrmachtseinheit unter dem Kommando des Leutnants zur See Hermann Ritter sowie einer Gruppe Meteorologen unter der Leitung von Dr. Gottfried Weiss, zusammen 17 Mann, in Ostgrönland. Die Gegend um den 75. Breitengrad hatte Weiss einen Monat zuvor auf einem Erkundungsflug als idealen Standort für eine Wetterstation ausgemacht.

Vor Ort wählte Ritter dann die Hansabucht auf der Sabine-Insel als Überwinterungsplatz. Der Gruppe gelang es, bis zum März 1943 unentdeckt zu bleiben und ihre Wetterbeobachtungen nach Deutschland zu melden.

Als sie zufällig von Mitgliedern der Nordøstgrønlands Slædepatrulje (Schlittenpatrouille Nordostgrönlands) entdeckt wurden, kam es zu einem Feuergefecht, in dessen Verlauf der dänische Korporal (Unteroffizier) Eli Knudsen tödlich verwundet wurde. Zwei Mitglieder der Patrouille wurden gefangen genommen. Später gelang es den beiden zu flüchten und dabei den Leutnant Ritter als Gefangenen mitzubringen. Er verbrachte den Rest des Krieges in amerikanischer Gefangenschaft.

Die restlichen Mitglieder der Schlittenpatrouille zogen sich 600 km südwärts nach Scoresbysund zurück und meldeten die Position der deutschen Wetterstation, die am 25. Mai von vier in Island stationierten amerikanischen Bombern angegriffen wurde. Daraufhin wurde die Besatzung zum größten Teil am 6. und 17. Juni durch ein deutsches Flugboot evakuiert. Die durch Eis stark beschädigte Sachsen wurde vorher selbst versenkt.

Nordøstgrønlands slædepatrulje wurde 1941 in Einvernehmen mit den Amerikanern vom dänischen Landesvogt in Grönland aufgestellt, um mögliche deutsche Aktivitäten in Nordostgrönland überwachen zu können. Die Patrouille setzte sich aus dänischen Polizeibeamten samt dänischen, grönlandischen und norwegischen Pelztierjägern zusammen. Die meisten von ihnen lebten bereits seit Jahren in Nordostgrönland und kannten sich im ungastlichen Gebiet gut aus. Die Patrouille wurde 1945 aufgelöst, und 1950 wurde an ihrer Stelle die Sirius-Patrouille aufgestellt.

Quellen

  • Wilhelm Dege, William Barr: War North of 80 – The Last German Arctic Weather Station of World War II, University of Calgary Press, 2003, ISBN 1552381102
  • Anders Odsbjerg: Nordøstgrønlands slædepatrulje 1941 - 1945, Komma-Verlag, Kopenhagen 1990, ISBN 87-7512-442-4 (dänisch)

Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis

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