Ursus malayanus

Ursus malayanus
Malaienbär
Malaienbär

Malaienbär

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Bären (Ursidae)
Gattung: Helarctos
Art: Malaienbär
Wissenschaftlicher Name
Ursus malayanus
Raffles, 1821

Der Malaienbär (Helarctos malayanus oder Ursus malayanus), manchmal auch als Sonnenbär bezeichnet, ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er lebt in Südostasien und ist der kleinste und am besten an eine baumbewohnende Lebensweise angepasste Vertreter seiner Familie.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Malaienbären haben ein kurzhaariges, schwarzes Fell, das auf der Brust einen weißlichen oder gelblichen, halbmondförmigen Fleck aufweist. Die kurze Schnauze hat eine recht helle, gelbliche oder orangene Färbung, die sich oft bis über die Augen hinaus ausdehnt. Charakteristisch für diese Art ist die lange Zunge, die kleinen und runden Ohren, die großen, gebogenen und spitzen Krallen sowie die nackten Sohlen der Tatzen, was Anpassungen an die kletternde Lebensweise darstellt.

Ein ausgewachsenes Tier erreicht eine Körperlänge von rund 100 bis 140 Zentimeter und eine Schulterhöhe von 70 Zentimetern, der Schwanz ist ein 3 bis 7 Zentimeter langer Stummel. Das Gewicht variiert zwischen 27 und 65 Kilogramm, wobei die Männchen deutlich schwerer als die Weibchen werden.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet des Malaienbären erstreckt sich vom östlichen Indien (Assam) und dem südlichen China (Sichuan und Yunnan) über Indochina und die Malaiische Halbinsel bis zu den Inseln Sumatra und Borneo. Ihr Lebensraum sind vorwiegend tropische Regenwälder.

Lebensweise

Malaienbär

Malaienbären sind nachtaktiv, tagsüber schlafen sie in den Bäumen, rund 2 bis 7 Meter über dem Erdboden. Sie brechen oder verbiegen Äste, um daraus ein Nest oder eine Aussichtsplattform zu errichten, manchmal kann man sie auch beim Sonnenbaden beobachten. Am Boden bewegen sie sich wie alle Bären als Sohlengänger fort, wobei sie die Füße nach innen drehen.

Über ihr Sozialverhalten ist wenig bekannt, wie alle Bären leben sie einzelgängerisch. Im Gegensatz zu vielen anderen Bärenarten halten sie keine Winterruhe, da sie in tropischen Gebieten leben und ihre Nahrungsquellen das ganze Jahr über verfügbar sind.

Nahrung

Malaienbären sind Allesfresser, wobei Insekten und andere Wirbellose den Hauptbestandteil der Nahrung ausmachen. Mit ihren Krallen reißen sie die Baumrinde herab, um an Bienen und andere baumbewohnende Tiere sowie deren Honig zu gelangen. Auch Termiten werden gerne verzehrt, zu diesem Zweck brechen sie die Baue auf und halten die Vorderpfoten abwechselnd hinein. Sobald genug Beutetiere daraufgeklettert sind, schlecken sie die Pranken ab. Auch Früchte, Kokosnüsse und anderes Pflanzenmaterial gehört zu ihrer Nahrung. Selten verzehren sie auch kleine Wirbeltiere wie Nagetiere, Vögel und Echsen, manchmal auch Aas.

Fortpflanzung

Die Paarung kann das ganze Jahr über erfolgen. Die reine Tragzeit beträgt rund 95 Tage, allerdings kann es bei ihnen wie bei anderen Bären auch zu einer verzögerten Einnistung der befruchteten Eizelle in den Uterus kommen, sodass zwischen Paarung und Geburt 240 Tage liegen können. Meist kommen ein oder zwei, rund 325 Gramm schwere Jungtiere zur Welt, sie sind blind, nackt und hilflos. Sie bleiben bei der Mutter, bis sie ausgewachsen sind, die Geschlechtsreife tritt mit rund drei Jahren ein. Das Höchstalter eines Tieres in menschlicher Obhut betrug 31 Jahre.

Malaienbären und Menschen

Da diese Tiere beträchtliche Schäden an Kokospalmen- und anderen Plantagen anrichten können, werden sie gejagt. Einigen Körperteilen, insbesondere der Gallenflüssigkeit, werden wie beim Kragenbären heilende Kräfte zugeschrieben. In Ostasien werden Jungtiere oft zu Haustieren gemacht; sobald sie ausgewachsen sind, werden sie geschlachtet, um an die verwertbaren Körperteile zu gelangen. Eine weitere Bedrohung stellt der Verlust ihres Lebensraumes durch umfangreiche Waldrodungen dar.

Aus diesen Gründen sind die Bestände des Malaienbären im Rückgang begriffen, unklar ist allerdings, in welchem Ausmaß. In Indien sind sie vermutlich ausgestorben, in China sind sie von der Ausrottung bedroht. In vielen südostasiatischen Ländern sind keine Angaben über die Populationsgröße verfügbar, sodass die IUCN die Art unter „zuwenig Daten vorhanden“ (data deficient) listet. In CITES sind sie im „Anhang I“ gelistet.

Die Zoo-Datenbank ISIS registriert 2008 weltweit 91 Malayenbären in wissenschaftlich geleiteten zoologischen Gärten, davon 33 in Europa. 2008 gab es lediglich eine Geburt im Zoo Perth, Australien. Für den Malaienbär besteht ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm. Das Europäische Zuchtbuch führt der Zoologischen Garten Köln. Auf Sumatra unterstützen der Zoo Köln und der WWF den Nationalpark im Regenwald von Tesso Nilo, wo noch relativ häufig Malaienbären vorkommen.

Systematik

Die systematische Einordnung des Malaienbären ist umstritten. Während einige Klassifikationssysteme ihn in die Gattung Ursus (zu der auch Braun-, Eis- sowie Amerikanischer und Asiatischer Schwarzbär zählen) einordnen, wird er manchmal auch in einer eigenen Gattung, Helarctos, geführt.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9

D. E. Wilson, D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, 2005, ISBN 0-8018-8221-4

Weblinks


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