- Yunnan
-
云南省
Yúnnán ShěngAbkürzung: 滇 (Pinyin: Diān) Hauptstadt Kunming Fläche
- Gesamt
- Anteil an der
VR ChinaRang 8 von 33
394.100 km²
4,11 %
Bevölkerung - Gesamt 2010
- DichteRang 12 von 33 45.710.000 Einwohner
112 Einwohner/km²Verwaltungstyp Provinz Gouverneur Qin Guangrong ISO 3166-2-Code CN-53 Bezirksebene 8 Städte, 8 Autonome Bezirke Kreisebene 77 Kreise, 29 Autonome Kreise, 12 Stadtbezirke, 11 Städte Gemeindeebene 597 Großgemeinden, 541 Gemeinden, 148 Nationalitätengemeinden, 80 Straßenviertel Yúnnán (chinesisch 雲南 / 云南, deutsch veraltet auch Jünnan) (übersetzt: „Südlich der Wolken“) ist eine Provinz im Südwesten der Volksrepublik China. Mit 394.100 Quadratkilometern ist sie etwa so groß wie Deutschland und die Niederlande zusammen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Yunnan ist diejenige Provinz, die die deutlichsten kulturellen und geographischen Unterschiede in China repräsentiert. Die Provinz zeichnet sich durch eine sehr große Biodiversität aus. In Yunnan leben die letzten 250 wilden Elefanten Chinas, die unter strengem Naturschutz stehen.[1] Die Naturräume sind durch den Gegensatz von schneebedeckten Bergen mit Hochgebirgsvegetation bis hin zu Tälern mit subtropischer bis tropischer Vegetation geprägt.
Flüsse
Mehrere größere Flüsse fließen durch die Provinz:
- Der Jangtsekiang (chin.: 长江 Cháng Jiāng), Chinas größter Fluss, der bei Shanghai ins Ostchinesische Meer mündet,
- Der Mekong (chin.: 澜沧江 Láncāng Jiāng), der durch Laos, Kambodscha und Vietnam fließt und in das südchinesische Meer mündet,
- Der Rote Fluss (chin.: 元江 Yuán Jiāng), der durch den Norden Vietnams (u.a. Hanoi) fließt und in das südchinesische Meer mündet,
- Der Saluen (chin.: 怒江 Nù Jiāng), der flussabwärts durch Myanmar (Birma) fließt und in die Andamanensee mündet.
Grenzen
An Yunnan grenzen die Autonomen Gebiete Tibet und Guangxi sowie die Provinzen Sichuan und Guizhou. Die angrenzenden Staaten sind Vietnam, Laos und Myanmar (Birma). Die Nähe zu Südostasien sorgt für vielfältige kulturelle Einwirkungen und Wechselbeziehungen.
Geschichte
Um 109 v. Chr. unterwarf Han-China die lokalen Machthaber im heutigen Yunnan und gliederte sie lose an China an. Archäologische Ausgrabungen brachten in den 1950ern in Shizhaishan bedeutende Funde zu Tage, so dass heute insbesondere die Dian-Kultur an Gestalt gewinnt. Die Geschichte Dians beginnt chinesischen Quellen (Sima Qian) zufolge mit dem Chu-General Zhuang Qiao, der sich im östlichen Yunnan niederließ und dort das Königreich gründete (Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr.). Um 109 v. Chr. wurde Dian in einem Feldzug an Han-China angeschlossen, und der besiegte König erhielt Titel, Siegel und militärische Hilfe gegen benachbarte Stämme. Analog dazu wurde die Yizhou-Kommandantur eingerichtet.
Nach dem Ende der Han-Dynastie wechselten sich chinesische Agenten und diverse einheimische Anführer in der Herrschaft ab. Literarisch sind dabei die Taten des chinesischen Volkshelden Zhuge Liang (181–234, vertrat Shu Han) und seines Gegenspielers Menghuo, aber im allgemeinen blieb die chinesische Herrschaft in diesem Raum indirekt und schwach. Weiterhin gab es in dieser Periode verschiedene Migrationsbewegungen, die sich vorwiegend nach Süden richteten, da dort mehr und freieres Land zur Verfügung stand.
Mit der Einigung Chinas unter den Sui und Tang verstärkte sich auch der Druck auf das heutige Yunnan. Der Hof wollte unter anderem den Handel nach Indien kontrollieren, sandte Truppen gegen die Bevölkerungsgruppe der Cuan und nahm die Unterwerfung der lokalen Kleinfürsten entgegen. 621 errichtete man eine Präfektur in Yunnan, aber die Herrschaft Chinas hielt nur bis 750 vor. In den 30er Jahren des 8. Jahrhunderts beseitigte nämlich der Lokalfürst Pilugoe bei einem Bankett seine Rivalen und gründete das Reich Nanzhao, einen Vielvölkerstaat. Dieser behauptete sich (mit Rückendeckung durch Tibet) um 750 militärisch gegen Tang-China und umfasste dann im 9. Jahrhundert zeitweise Teile von Birma, Thailand, Vietnam und sogar Sichuan. Im 10. Jahrhundert wurde er nach wiederholten Dynastiewechseln von Duan Siping (einem Angehörigen der Bai) als Königreich Dali neugegründet.
Die Unabhängigkeit des Staates wurde 1253/4 durch die Mongolen unter dem Prinzen Kubilai beendet, der die Hauptstadt Dali angeblich mit einem Minimum an Blutvergießen eroberte und den König als Vasallen wieder einsetzte. 1274 kam mit Sayyid Ajall auch ein ziviler Gouverneur nach Yunnan, dessen Erscheinen nicht nur die endgültige Angliederung an China, sondern auch die Einführung des Islams markiert.
Beim Sturz der Mongolenherrschaft Mitte des 14. Jahrhunderts blieb die Provinz Yunnan zunächst relativ ruhig und unbeachtet: erst 1382 rückten die Ming an und der lokale Mongolenprinz Basalawarmi beging Selbstmord. Im Zuge der Stabilisierung ihres Regimes verpflanzten die Ming dann bereits Ende des 14. Jahrhundert Millionen unliebsamer Personen aus der Region um Nanjing nach Yunnan, speziell nach Kunming. Durch die Praxis der Errichtung von Militärkolonien (tuntian) wuchs der chinesische Bevölkerungsanteil schnell an, breitete sich bevorzugt über die Täler und Senken aus und verdrängte die einheimische Bevölkerung in die Berge. Trotzdem blieb der Süden der Provinz noch relativ autonom (vgl. Sipsongpanna).
Nach dem Sturz der Südlichen Ming durch die Mandschu verselbständigte sich der erfolgreiche General Wu Sangui in Kunming und erschuf sich dort eine Art Königreich, welches erst 1681 wieder angegliedert wurde.
Im 19. Jahrhundert wurde das Kaiserreich China durch zahlreiche innere Unruhen erschüttert, so auch in Yunnan, wo schon 1818 und 1834–40 erste muslimische Aufstände ausbrachen. Zeitgleich zum Taiping-Aufstand kam es dann 1853 zu einem großen Aufstand der Moslems, der sogenannten Panthay-Rebellion. Unter den Aufständischen setzte sich ein gewisser Du Wenxiu durch, der als Sultan in Dali regierte und auch eine Gesandtschaft nach Großbritannien schickte. Aber die Aufständischen konnten Kunming nicht halten, und 1872 wurde Yunnan schließlich von den Kaiserlichen zurückerobert. Eine Million Menschen kamen während dieses Aufstands ums Leben.[2] In den folgenden Jahrzehnten kam die Provinz nie mehr ganz zur Ruhe.
Im Jahre 1894 reiste George Ernest Morisson, ein australischer Korrespondent der Times, von Peking in das britisch besetzte Birma durch Yunnan. Sein Buch[3] beschreibt detailreich seine gewonnenen Eindrücke.
Nach dem Sturz des Kaiserreichs und des damit beginnenden Zusammenbruchs der Zentralgewalt beherrschten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Warlords die Provinz. Um 1920 dominierte Tang Chiyao Yunnan, um 1926 kontrollierte er auch die Nachbarprovinz Guizhou. In Guizhou setzte sich nach 1935 zwar die Kuomintang-Nationalregierung durch, in Yunnan jedoch hielt sich trotz der für die Nationalisten strategisch bedeutenden Burmastraße bis 1945 der regionale General Lung Yun an der Macht.
Demographie
Yunnan ist die Provinz Chinas mit der höchsten ethnischen Diversität. Etwa 38 % der Bevölkerung dieses durch Gebirgskämme kleinräumig unterteilten Landes gehören ethnischen Minderheiten an. Dazu gehören folgende Völker und Volksgruppen: Yi, Bai, Hani, Dai, Miao, Lisu, Hui, Lahu, Va, Naxi, Mosuo, Yao, Tibeter, Jingpo, Blang, Primi, Nu, Achang, Jino, Mongolen, Derung, Mandschu, Sui, und Bouyei.
Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten Panthay bzw. Hui und andere muslimische Völker Chinas über 31 % der damaligen Bevölkerung (3,75 Mio. von 12 Mio. Einwohnern)[4] ausgemacht, heute sind es nur noch 1,5 %.
Administrative Gliederung
Yunnan setzt sich aus acht bezirksfreien Städten und acht Autonomen Bezirken zusammen:
- Stadt Kunming (昆明市);
- Stadt Qujing (曲靖市);
- Stadt Yuxi (玉溪市);
- Stadt Baoshan (保山市);
- Stadt Zhaotong (昭通市);
- Stadt Lijiang (丽江市);
- Stadt Pu'er (普洱市);
- Stadt Lincang (临沧市);
- Autonomer Bezirk Wenshan der Zhuang und Miao (文山壮族苗族自治州);
- Autonomer Bezirk Honghe der Hani und Yi (红河哈尼族彝族自治州);
- Autonomer Bezirk Xishuangbanna der Dai (西双版纳傣族自治州);
- Autonomer Bezirk Chuxiong der Yi (楚雄彝族自治州);
- Autonomer Bezirk Dali der Bai (大理白族自治州);
- Autonomer Bezirk Dehong der Dai und Jingpo (德宏傣族景颇族自治州);
- Autonomer Bezirk Nujiang der Lisu (怒江傈傈族自治州);
- Autonomer Bezirk Dêqên der Tibeter (迪庆藏族自治州).
Kultur
Tee ist eines der bekanntesten produzierten Produkte. Der bekannte Pu-Erh-Tee erhielt seinen Namen nach der Stadt Pu'er. Schwarztees aus Yunnan gehen fast ausschließlich in den Export, erzielen aber auf den internationalen Märkten nicht so hohe Preise wie Tees aus der Nachbarprovinz Sichuan. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird auch Kaffee in Yunnan angebaut, die von Kaffee-Pflanzungen eingenommenen Anbauflächen erreichen fast 25.000 Hektar.[5]
Tourismus
Touristische Zentren in Yunnan sind Dali, die Naxi-Stadt Lijiang, Shangri-La, Shilin und Jinghong in Xishuangbanna.
Die Altstadt von Lijiang (13. Jh.) ist ein UNESCO-Weltkulturerbe seit 1997.
Der Steinwald Shilin, 120 Kilometer südöstlich von Kunming, ist die größte Sehenswürdigkeit der Provinz. Die bizarre Karstlandschaft entstand durch tektonische Bewegungen und Erosion im Kalkgestein. Die Felsformationen, die bis zu 30 Meter hoch sind, ragen wie Türme in den Himmel.
Fotos
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Berge in Dêqên (迪庆), an der Grenze zu Tibet
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Terrassen an der Tigersprungschlucht (en.), einer der tiefsten Schluchten der Welt
Weblinks
Commons: Yunnan – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ IFAW aktuell, Vierteljahresschrift des ifaW (Internationaler Tierschutz-Fonds), 2. Quartal 2006, S. 3
- ↑ Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam, S. 127 (Islam in China). Darmstadt 2001
- ↑ An Australian in China
- ↑ Meyers Konversationslexikon, Band 4, S. 47 (China, Bevölkerung) und S. 51 (Religionen). fünfte Auflage, Leipzig/Wien 1897
- ↑ Kaffees der Welt - Band 1: Yunnan
24.487149101.865234Koordinaten: 24° N, 102° OProvinzen: Anhui | Fujian | Gansu | Guangdong | Guizhou | Hainan | Hebei | Heilongjiang | Henan | Hubei | Hunan | Jiangsu | Jiangxi | Jilin | Liaoning | Qinghai | Shaanxi | Shandong | Shanxi | Sichuan | Taiwan (beansprucht, nicht kontrolliert) | Yunnan | Zhejiang
Autonome Gebiete: Guangxi | Innere Mongolei | Ningxia | Xinjiang | Tibet
Regierungsunmittelbare Städte: Peking | Chongqing | Shanghai | Tianjin
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