- V.K.D.St. Rhenania Marburg
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Die Verbindung Katholischer Deutscher Studenten (V.K.D.St.) Rhenania Marburg wurde am 8. November 1879 gegründet und ist seitdem eine farbentragende katholische, deutsche und rein männliche Studentenverbindung. Sie gehört seit 1880 dem Cartellverband (CV) der katholischen deutschen Studentenverbindungen an. Rhenania besteht derzeit aus 215 Alten Herren und ca. 18 studierenden Mitgliedern in Marburg und anderen Universitätsstädten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung
Seit Mitte der 1870er Jahre gab es Bestrebungen an der Philipps-Universität in Marburg, eine CV-Verbindung zu gründen. Dies erwies sich jedoch an der traditionsreichen protestantischen Universität als recht schwierig, so dass mehrere Versuche scheiterten. Erst als sich im Wintersemester 1879/1880 eine genügend große Anzahl von Studenten aus dem Cartellverband in Marburg traf, war dem Unternehmen Erfolg beschieden. So kam es am 8. November 1879 zur Gründung der Rhenania. Unmittelbar darauf gelang es, die damals notwendige Genehmigung der Universitätsbehörden für die neue Verbindung zu erhalten.
Zunächst lebte sie vornehmlich von CV-ern, die nach Marburg kamen. Die Gewinnung von eigenem Nachwuchs erwies sich als schwierig. So konnte das erste Neumitglied Adolf Seelisch erst am 20. Juli 1880 gewonnen werden. Im selben Jahr erfolgte auch die Aufnahme der Rhenania in den CV. Nachwuchsschwierigkeiten sollten die Verbindung auch in den kommenden Jahren belasten. Dennoch gelang es 1885, einen Verband der Alten Herren der Rhenania ins Leben zu rufen.
Erst ab circa 1895 erfolgte ein Aufschwung in den Mitgliederzahlen, dieser fiel allerdings rasant aus. Im Sommersemester 1900 war Rhenania mit 52 studentischen Mitgliedern größte Verbindung in Marburg. Im selben Jahr erhielt ein Rhenane, Fritz Krug, eine 14 tägige Karzerstrafe durch die Universität aufgebrummt. Er nutzte die Zeit, um das Wappen der Verbindung an die Wand des Karzers zu malen, wo man es noch heute besichtigen kann. Die starken Mitgliederzahlen der Rhenania schufen aber auch Probleme, die 1901 zur Gründung einer Tochterverbindung führten, die VKDSt Borussia Marburg. Diese Verbindung wechselte 1903 nach Münster und führt seitdem den Namen Akademische Verbindung Zollern Münster. Zur Erinnerung an diese Ursprünge tragen in der Regel zehn Alte Herren der AV Zollern zusätzlich das Band der VKDSt Borussia Marburg.
Obwohl es immer wieder zu Schwankungen in den Mitgliederzahlen kam, hatte sich doch gezeigt, dass Rhenania in Marburg eine Zukunft hatte. Diese Tatsache führte zu Überlegungen, ein eigenes Haus für die Verbindung zu kaufen. Zu Pfingsten 1913 konnte das erste Haus der Rhenania auf dem Schlossberg feierlich eingeweiht werden.
1. und 2. Weltkrieg
Der 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg stellte eine tiefe Zäsur dar und brachte das Verbindungsleben fast zum Erliegen.
Nach dem Krieg wurde das Verbindungsleben zunehmend von der schwierigen politischen Entwicklung geprägt. Ereignisse wie die Ermordung von 13 Arbeitern durch Marburger Studenten 1920, später dann das Aufsteigen des Nationalsozialismus führten zu erbitterten Diskussionen innerhalb der Verbindung. Erschwert wurde die Situation noch durch die damalige wirtschaftliche Not der Studenten. Es gelang trotzdem, die Rhenania aufrechtzuerhalten. So konnte 1929 das 50. Stiftungsfest gefeiert werden.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten veränderte die Situation grundlegend. Auch die Verbindungen konnten sich der sog. Gleichschaltung nicht entziehen. Es war schwierig, sich mit der neuen politischen Situation auseinanderzusetzen, so dass man sich schließlich im Mai 1936 gezwungen sah, die Verbindung aufzulösen. Sie existierte nur noch als Altherrenverein. Das Haus wurde verkauft. 1938 erfolgte dann durch die Gestapo das Verbot dieses Vereins. Trotz dieser Maßnahme gelang es einigen Mitgliedern auf privater Ebene den Kontakt auch nach 1938 aufrechtzuerhalten. Aber die Verbindung war tot.
Wiederbegründung
Zu Pfingsten 1947 konnte dann nach dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung wieder ein Altherrenverein Rhenania gegründet werden, dem sich eine Gruppe Studenten anschloss - damit war die Rhenania wiedererstanden. Die Mitgliederzahlen entwickelten sich rasch sehr positiv. Es konnte eine Einigung mit der Käufer des alten Hauses erzielt und ein Teil des damaligen Grundstückes wieder zurückgekauft werden, auf dem dann Rhenanias zweites Haus erbaut wurde. Die Einweihung konnte 1956 gefeiert werden. Der studentische Aufbruch von 1968 hinterließ auch bei Rhenania seine Spuren. Es entstanden kontroverse Diskussionen zwischen den studentischen Mitgliedern und den Alten Herren. Sie konnten aber im Konsens beigelegt werden. 1979 stand dann das 100. Stiftungsfest an.
Von 1992 bis 1993 wurde das Verbindungshaus grundlegend renoviert und im Untergeschoss wurde - erstmalig nach dem Krieg - mit 5 Appartements wieder die Möglichkeit geschaffen, daß Studenten auf dem Haus wohnen konnten.
1995/1996 stellte Rhenania den Vorort des CV. 2004 wurde das 125. Stiftungsfest gefeiert in Anwesenheit der Tochterverbindung A.V. Zollern zu Münster und vieler befreundeten Verbindungen aus dem Cartellverband.
Die Verbindungsmitglieder werden Marburger Rhenanen genannt. Die Rhenania Marburg hat Nummer 9 in der amtliche Reihenfolge der Cartellverbindungen. Die offizielle Abkürzung ist Rh.
Ziele und Prinzipien
Die Rhenania beruht auf den Prinzipien religio, scientia, amicitia und patria. Sie will eine lebenslange Freundschaft begründen, welche sich durch ihre couleurstudentischen Traditionen und Comment getragen weiß.
- Religio bedeutet das Bekenntnis zum römisch-katholischen Glauben.
- Scientia beinhaltet das Streben nach Wissenschaft und Bildung, und zwar auch über den eigenen Fachbereich hinaus.
- Amicitia bedeutet eine Freundschaft, welche über das Studium hinaus besteht und sich auf diese Weise zum Lebensbund zwischen Studenten und Alten Herren entwickelt.
- Patria bedeutet das Bekenntnis zum Engagement in Politik und Gesellschaft in Deutschland auf der Grundlage eines freiheitlichen Rechtsstaats.
Die Rhenania ist nicht-schlagend.
Couleur, Wahlspruch und Wappen
Couleur
Die Verbindung trägt die Farben blau-weiß-rot. Die Fuxenfarben sind blau-weiß-blau. Kopfcouleur ist eine blaue Tellermütze.
Wahlspruch
Der Wahlspruch der Rhenania ist Nec terrere, nec timere, deo, patriae, musis, was Weder verschrecken, noch fürchten, für Gott, das Vaterland, die Musen. bedeutet
Wappen
Das Wappen wird unterteilt vom schwarzen Tatzenkreuz des Deutschen Ordens, der in Marburg früher eine starke Stellung einnahm aufgrund der Heiligenverehrung für die hl. Elisabeth.
Auf der Plakette in der Mitte wird der Zirkel der Verbindung sowie ihr Gründungsdatum am 8. November 1879 wiedergegeben.
Im linken oberen Feld stehen die Verbindungsfarben blau-weiß-rot als die Farben des Rheinlandes. In den weiteren Feldern stehen Symbole für die Prinzipien deo, patriae und musis:
- links unten ist dies ein Bischofsstab, gekreuzt mit einem Anker ("fest verankert im katholischen Glauben")
- das rechte untere Feld ist wiederum geteilt und zeigt einerseits den preußischen Adler, andererseits den Marburger Reiter als Symbol der Verbundenheit mit der Universitätsstadt Marburg
- im oberen rechten Feld schließlich symbolisieren zwei Lyren, ein Weinstock und ein Lorbeerkranz die schönen Künste und das Streben nach Bildung.
Zirkel
Der Rhenanenzirkel ist ein couleurstudentisches Monogram von 4 Buchstaben, V, C, F, R, und ein Rufzeichen. Diese Buchstaben stehen für VIVAT CRESCAT FLOREATQUE RHENANIA (Rhenania lebe, wachse und gedeihe). Eine andere Deutung lautet VIVAT CIRCULUS FRATRUM RHENANIAE (Es lebe der Kreis der Brüder der Rhenania). Das Rufzeichen steht für IN AETERNUM und bedeutet, dass die Verbindung noch ein activen Teil hat.
Das stillierte R in der Mitte steht für den Namen der Verbindung, Rhenania. Das stilierte V in der unteren Hälfte steht für VIVAT (lebe). Das stilierte C im unterem Teil des mittleren Bogens steht für CRESCAT (wachse). Das obere Teil des mittleren Bogens bildet zusammen mit dem Strich oben darüber ein stiliertes F und steht für FLOREAT (blühe oder gedeihe).
Bekannte Mitglieder (Auswahl)
- Wilhelm Cuno, Reichskanzler 1922/23
- Eberhard Schlephorst, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft
- Klaus Hubert Görg, Rechtsanwalt, Insolvenzverwalter
- Winfried Florian, Staatssekretär im Bundesministerium für Post und Telekommunikation (1983-1989)
Marburger Kreis
Die Rhenania Marburg gehört zum Marburger Kreis, der nach Marburg benannt ist. Das ist eine couleurstudentische Interessengemeinschaft innerhalb des Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen, die dem Verfall der Sitten vorbeugen und das Katholizitätsprinzip stärken will. Er besteht aus:
- A.V. Guestfalia Tübingen (1859)
- K.D.St.V. Bavaria Bonn (1844)
- K.D.St.V. Markomannia Würzburg (1871)
- K.D.St.V. Hercynia Freiburg im Breisgau (1873)
- V.K.D.St. Rhenania Marburg (1879)
- K.D.St.V. Arminia Heidelberg (1887)
Der Marburger Kreis veranstaltet jedes Wintersemester eine reihumgehende Ringkneipe.
Literatur
- Wehr, Florian, Geschichte des Cartell-Verbandes der katholischen deutschen Studenten-Verbindungen, Paderborn, 1890
- Gesamtverzeichnis des CV Jahrgang 1913, M. Du Mont Schauberg, Strassburg im Elsass, 1913
- Schulze, Friedrich und Ssymant, Paul, Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Verlag für Hochschulkunde, München, 1932 (Nachdruck), ISBN 3923621906
- Stitz, Peter, Der akademische Kulturkampf um die Daseinsberechtigung der katholischen Studentenkorporationen in Deutschland und in Österreich von 1903 bis 1908, Gesellschaft für CV Geschichte, München, 1960
- Stitz, Peter, Der CV 1919 - 1938: der hochschulpolitische Weg des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) vom Ende des 1. Weltkrieges bis zur Vernichtung durch den Nationalsozialismus, Gesellschaft für CV-Geschichte, München, 1970
- Schieweck-Mauk S., Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen, Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte, Würzburg, 1997, ISBN 3894980400
- Gesellschaft für Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum e.V. (Hrsg), CV-Handbuch, 3. Auflage, Regensburg, 2000, ISBN 3922485111
Weblinks
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