Vallotti-Stimmung

Vallotti-Stimmung

Die Vallotti-Stimmung ist eine ungleich schwebende Temperatur von Tasteninstrumenten. Als Namensgeber fungiert Francesco Antonio Vallotti. Sie ist heute die wohl am weitesten verbreitete Stimmung im Bereich der historischen Aufführungspraxis.

Inhaltsverzeichnis

Charakteristik

Zur Charakteristik der Vallotti-Stimmung tragen fast naturreine Großterzen in den einfachen Tonarten bei (besonders F-Dur, C-Dur und G-Dur). Pythagoreische Großterzen benutzt sie in den entfernten Tonarten H-Dur, Fis-Dur und Cis-Dur. Die temperierten Quinten der Vallotti-Stimmung sind näher an der modernen temperierten Quinte (die Vallotti-Quinte ist lediglich um 2 Cent enger) als an der mitteltönigen Quinte. Die Großterzen der Übergangstonarten D-Dur, A-Dur, E-Dur sowie B-Dur, Es-Dur und As-Dur nähern sich der modernen Temperierung.

Stimmung

Sein Stimmsystem besteht aus sechs um 1/6 Komma temperierten Quinten von 698 Cent (F-C-G-D-A-E-H) und aus sechs pythagoreischen Quinten, die 702 Cent entsprechen (H-Fis-Cis-Gis/As-Es-B-F).

Die Größe der Großterzen (zum Vergleich die naturreine Terz: 386 Cent) beträgt: F-A, C-E, G-H 392 Cent; B-D, D-Fis, 396 Cent; Es-G, A-Cis 400 Cent (gleich der temperierten Großterz!); E-Gis, As-C 404 Cent, H-Dis, Fis-Ais, Cis-Eis 408 Cent.

Ton C Cis D Es E F Fis G Gis A B H C
Centwert 0 94 196 298 392 502 592 698 796 894 1000 1090 1200
Quintenintervall c0 - g0 g0 - d1 d1 - a1 a1 - e2 e2 - h2 h2 - fis3 fis3 - cis4 cis4 - gis4 gis4 - es5 es5 - b5 b5 - f6 f6 - c7
Centabstand 698 698 698 698 698 702 702 702 702 702 702 698
Dreiklang c-e-g des-f-as
cis-f-gis
d-fis-a es-g-b e-gis-h f-a-c fis-ais-cis
ges-b-des
g-h-d as-c-es
gis-c-dis
a-cis-e b-d-f h-dis-fis c-e-g
Große Terz (c-e u.s.w) in Cent 392 408 396 400 404 392 408 392 404 400 396 408 392
Quinte (c-g u.s.w.) in Cent 698 702 698 702 698 698 702 698 702 698 702 702 698

Traktate

  • Francesco Antonio Vallotti: Trattato delle musica moderna. 1770.
  • Francesco Antonio Vallotti: Della Scienza Teoretica e Prattica della Moderna Musica. Padua, 1779, 1950.

Literatur

  • Mark Lindley: La «pratica ben regolata» di Francesco Antonio Vallotti. In: Rivista Italiana di Musicologia, 1981.
  • Carl Sloane: The Vallotti Tuning. In: Continuo, Mai 1985

Weblinks


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