Victor Schultze

Victor Schultze

Victor Schultze (auch Viktor Sch.) (* 13. Dezember 1851 in Fürstenberg (Waldeck); † 6. Januar 1937 in Greifswald) war ein deutscher evangelischer Theologe und Professor für Christliche Archäologie und Kirchengeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Bedeutung

Victor Schultze stammt aus einer im Land Waldeck ansässigen Familie. Nach dem Studium der Theologie wurde er 1879 in Leipzig habilitiert. Ab 1883 war er Professor an der Universität Greifswald für Christliche Archäologie und Kirchengeschichte. 1895 war er Rektor der Universität. Ihm wurden Ehrendoktortitel von den Universitäten Dorpat (D. theol.), Athen (Dr. phil.) und Greifswald (Dr. phil.) verliehen. Er war Schwiegervater des Archäologen und Bauforschers Armin von Gerkan (1884–1969).

Schultze war Begründer und Wegbereiter der Christlichen Archäologie als Wissenschaft und eigenständigem Lehrfach in der evangelischen Theologie. Er sah die Bedeutung dieses Fachs nicht nur in einer kunsthistorischen Interpretation altchristlicher und mittelalterlicher Kunstwerke. Diese müssten vielmehr mit den Methoden der klassischen Archäologie auch als Quellen der Kirchengeschichte erfasst werden. Das war insofern ein neuer Ansatz, als man die Kirchengeschichte bislang weithin nur als Dogmengeschichte betrieb und sich dabei allein auf die dazu verfügbaren literarisch-liturgischen Quellen stützte. Er erschloss durch seine Studien demgegenüber den Bedeutungs- und Sinngehalt, der den frühchristlichen Bildwerken und Monumenten, die jeweils aus ihrer Zeit heraus verstanden werden müssten, für die christliche Geistesgeschichte zukam. Im besonderen Maße hatten seine Forschungen die christlichen Katakomben und den darin vorgefundenen Bilderschmuck zum Gegenstand. Neben seinen auf die antike christliche Kunst bezogenen Arbeiten hat er sich ausgiebig mit der Reformationsgeschichte befasst.

Auch wenn manches aus den Forschungsergebnissen Victor Schultzes in der Folge durch neue Erkenntnisse überholt worden ist, sind Grundsatz und Methode seiner Arbeit nach wie vor vorbildlich und richtungweisend.

Seit 1873 war er Mitglied des Corps Alamannia Basel[1] und seit 1884 Ehrenmitglied der Lausitzer Predigergesellschaft in Leipzig.

Aus der Bibliographie

  • Archäologische Studien über altchristliche Monumente, 1880
  • Die Katakomben, 1882
  • Das evangelische Kirchengebäude, 1886
  • Archäologie der altchristlichen Kunst, 1895
  • Waldeckische Reformationsgeschichte, 1903
  • Altchristliche Städte und Landschaften (4 Bde.), 1913–1930
  • Grundriss der christlichen Archäologie, 2. Aufl. 1934

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 1, 35

Weblinks


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