- Bernard Schultze
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Bernard Schultze (* 31. Mai 1915 in Schneidemühl (Großpolen); † 14. April 2005 in Köln) war ein deutscher Maler und ein Vertreter der Kunstrichtung Informel.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Im Alter von 7 Jahren zog er, durch die Anstellung des Vaters am Berliner Kammergericht bedingt, nach Berlin um. Dort besuchte er die Schule und entwickelte erste Vorlieben für die Künste. Die Sommer verbrachte er auf der Insel Usedom in der großelterlichen Villa Augusta in Heringsdorf.
Er studierte 1934 bis 1939 an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin und an der Kunstakademie in Düsseldorf. Zwischen 1952 und 1954 veröffentlichte Victor Otto Stomps drei Bücher mit originalgrafischen Texturen von Schultze in der Eremitenpresse in Stierstadt. 1955 heirateten er und die Malerin Ursula Bluhm. Er siedelte 1968 nach Köln über und war zwischen 1972 und 1992 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, aus der er 1992 austrat. Studienreisen führten Schultze in die USA, viele asiatische Länder, Mexiko und Guatemala. Am 14. April 2005 starb er im Alter von 89 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Bis zuletzt hatte er noch gemalt.
Werk
Schultze war einer der großen deutschen Maler der Abstraktion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine frühen Arbeiten wurden durch einen Luftangriff auf Berlin zerstört. 1952 gründete er zusammen mit Karl Otto Götz, Otto Greis und Heinz Kreutz die Künstlergruppe Quadriga, die Kerngruppe der deutschen informellen Malerei.
Nachhaltig beeinflusst von Wols (Otto Wolfgang Schulze) und Jean-Paul Riopelle, dem Tachismus und dem Action Painting, entwickelte Bernard Schultze einen sehr persönlichen Stil der gestisch abstrakten Malerei. Schultzes Arbeiten werden häufig als lyrisch abstrakt bezeichnet. Seine überwiegend farbenfrohen und detailreichen akribisch hergestellten Gemälde sind voller Elemente, die unterschiedlichste Assoziationen beim Betrachter wecken. Sie besitzen meist Anspielungen und Zitate aus der Natur, erinnern an Wurzeln, Wald und andere Gewächse und imaginieren ganz eigene hermetische Gegenwirklichkeiten.
In den 1960ern erweitert er sein Œuvre um Skulpturen, „Migofs" wie er sie bezeichnete, in denen seine Bildersprache die dritte Dimension erobert. In „Zungen-Collagen“ integriert er dreidimensionale bemalte Elemente. Während der 1970er integriert er in diese Skulpturen, anscheinend angeregt von der Pop-Art, Elemente aus den Regalen der Konsumgesellschaft. In den 1980ern schließlich erobert er die Fläche großer Gemälde und ihm gelingt ein beeindruckendes Alterswerk, an dem er bis kurz vor seinem Tod intensiv arbeitete. Bernard Schultze war Teilnehmer der documenta II (1959), der documenta III (1964), und auch der documenta 6 im Jahr 1977 in Kassel.
In 1986 wurde er mit dem Lovis-Corinth-Preis geehrt. 2002 wurde Schultze gemeinsam mit den andern Malern der Künstlergruppe Quadriga mit dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet.
Ausstellungen
- 1947–1951: Moderne Galerie Egon Müller, Mannheim
- 1949–1958: Zimmergalerie Klaus Franck, Frankfurt/Main
- 1958–1964: Galerie Daniel Cordier, Paris
- 1962: Musée des Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds
- 1965: Howard Wise Gallery, New York
- 1967: London Arts Gallery, Detroit
- 1970: Museum Bochum
- 1971: Centre National d’Art Contemporain (CNAC), Paris
- 1974: Museum Boymans van Beuningen, Rotterdam
- 1979: Künstlerhaus Wien
- 1980: Hamburger Kunsthalle
- 1980–1981: Umfassende Retrospektive „Im Labyrinth – Werke von 1940–1980“, Städtische Kunsthalle, Düsseldorf; Akademie der Künste (Berlin); Frankfurter Kunstverein; Saarland Museum; Moderne Galerie, Saarbrücken
- 1984–1985: Bernhard Schultze – Papier-Arbeiten 1946–1983“, Albertina, Wien; Rheinisches Landesmuseum, Bonn; Kunsthalle Tübingen; Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen; Kunsthalle Nürnberg
- 1994–1996: Das große Format, Museum Ludwig Köln, in der Joseph-Haubrich-Kunsthalle Köln; Galleria d’Arte Moderna, Bologna; Deutsches Kulturinstitut – Goethe Institut, Bologna; Museum für Bildende Künste, Budapest; Centrum ´T Elzenveld, Antwerpen
- 1996: Arbeiten aus fünf Jahrzehnten, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig
- 2000: „Bernhard Schultze“ Schwarz/Weiss Zeichnungen und Gedichte, Museum Folkwang, Essen
- 2000: Neuenahr – Zyklus, Bleistiftzeichnungen, Museum Ludwig, Köln
- 2002: Bernhard Schultze – Welt im Farbrausch. Staatliches Russisches Museum – Museum Ludwig im Russischem Museum – Marmorpalast, St. Petersburg
- 2003: Migof Barok – Bernhard Schultze zum 90. Geburtstag, Museum Ludwig, Köln
- 2005: Tanz der Migofs. Bernard Schultze 1915-2005, Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
Literatur
- Kunstverein Darmstadt: Deutsche Radierer der Gegenwart. Darmstadt 1982, S. 116f. ISBN 3-7610-8121-9
- Gerhard Leistner (Hrsg.): Tanz der Migofs. Bernard Schultze 1915–2005. Regensburg 2005.
- Sabina Schultze (Hrsg.): Bernard Schultze. Innerer Monolog. Cantz, Ostfildern 2005.
- Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Einblicke. Das 20. Jahrhundert in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2000, ISBN 3-7757-0853-7.
- Rolf Wedewer, Lothar Romain (Hrsg.): Bernard Schultze. München 1991.
- Theo Rommerskirchen: Bernard Schultze. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005, ISBN 3-926943-85-8
Weblinks
Commons: Bernard Schultze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Bernard Schultze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bernard Schultze auf kunstaspekte.de
- WDR-Info zum Beitrag "Erlebte Geschichten" über Bernard Schultze
- Materialien von und über Bernard Schultze im documenta-Archiv
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