- Mob (Personen)
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Der Ausdruck Mob (englisch „mob“ aufgewiegelte Volksmenge; von lateinisch: mobilis = beweglich, wandelbar[1]) bezeichnet – manchmal pejorativ – eine Masse aus Personen des einfachen Volkes bzw. eine sich zusammenrottende Menschenmenge mit überwiegend niedrigem Bildungs- und Sozialniveau (abwertend auch gemeines Volk, Pöbel, Plebs, Gesindel, Pulk, Schar genannt). In der englischen Sprache wird diese Originalbezeichnung Mob auch für eine Bande bzw. für die Bandenkriminalität verwendet[2]; in den USA auch für die Mafia.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Mob bezeichnet eine mehr oder weniger bestimmte Gruppe von Personen, die gemeinsam ohne erkennbare Führung zusammen agiert. Der von sich aus, gruppendynamisch handelnde Mob hat kurzfristige Ziele (Plünderung, Zulauf zu öffentlichen Hinrichtungen und dergleichen), seine radikale Äußerung ist der Aufruhr, die Emeute. Unter Kindern bildet sich dergleichen (ohne als „Mob“ bezeichnet zu werden) zum Beispiel als anfeuernde Ansammlung um eine Schlägerei auf dem Schulhof.
Der Mob veranstaltete Tumult und Aufruhr, aber er analysierte und diskutierte nicht. „Der Revolutionismus des ‚Mobs’ war primitiv“, urteilte der marxistische Sozialhistoriker Eric Hobsbawm. Der Mob erhob sich für kurze Zeit, machte Krawall, zündelte und randalierte, verlor aber bald Energie und Lust oder wurde von der Staatsmacht zerschlagen – und verfiel danach für längere Zeit in Passivität. Der Mob im engeren Sinne verschwand erst mit dem Aufkommen einer industriellen Arbeiterklasse und ihrer Organisation in sozialistischen Parteien und Gewerkschaften.
Bei Karl Marx wird die Ausschreitung eines Mobs als Aktion des „Lumpenproletariats“ vom Aufstand des „Proletariats“ streng unterschieden. In der Soziologie wird das Handeln des Mobs mit Hilfe der Unterscheidung der „Menge“ von der „Masse“ diskutiert.
Historisch
Der Mob im engeren Sinne war eine typische Erscheinung in den vorindustriellen Städten, zu der Tagelöhner, Bettler, Arme und gesellschaftlich Ausgegrenzte zählten. Diese unterschiedlichen Gruppen kamen immer wieder spontan und unvermittelt zu militanten Protesten zusammen. Es gab dabei aber weder eine feste Organisation noch eine ideologische Zielsetzung oder gar ein politisches Programm.
Eine spezielle Form des Mobs ist der Lynchmob, der – historischen Quellen zufolge – besonders häufig zu Zeiten der Hexenverbrennungen in Europa und im 19. und 20. Jahrhundert im Wilden Westen und in den Südstaaten der USA auftrat. In Filmen und Büchern wird er gerne als eine Meute beschrieben, die klassisch mit Fackeln und Heugabeln bewaffnet ist.
In der Frühen Neuzeit suchten solche Mobs vor allem vermeintliche Hexen heim und betrieben Selbst- beziehungsweise Lynchjustiz – oder der Lynchmob sorgte dafür, dass diese angeblichen Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Im Wilden Westen entstanden Lynchmobs vor allem, um inhaftierte Verbrecher zur Strecke zu bringen, bevor sie für ein Gerichtsverfahren aus der Stadt gebracht werden konnten.
Das Phänomen der spontanen Bildung von Mobs kann auch für die Verschleierung der tatsächlichen Urheber zielbewusster, geheim zu haltender („klandestine“) politischer Aktionen (wie etwa das Lynchen oder die mit Morden und Massakern einhergehende Verwüstung und Ausplünderung eines Ghettos) genutzt werden.
Organisierte Kriminalität
In den USA bezeichnet „Mob“ insbesondere die organisierte Kriminalität der US-amerikanischen La Cosa Nostra und anderen Banden. Mitglieder und darin involvierte Personen und Cliquen werden als Mobster bezeichnet.
Flashmob
Der Begriff „Blitzauflauf“, meist jedoch englisch „Flashmob“ („flash“ – Blitz; „mob“ – Pöbel), auch „Smart Mob“ („intelligenter Menschenauflauf“, lat. „mobilis“ – beweglich) bzw. „Smart Mobbing“ bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer üblicherweise nicht persönlich kennen. Flashmobs werden über Weblogs, Nachrichtengruppen, E-Mail-Kettenbriefe oder per Mobiltelefon organisiert. Obwohl die Ursprungsidee explizit unpolitisch war, gibt es auch Flashmobs mit politischem Hintergrund.
Fußball-Mob
Der Begriff des Mobs findet sich auch im Fußball, speziell als Terminologie in Fankreisen, wieder. Bei gemeinsam organisierten Märschen (vgl. „mobilis“ = beweglich) wird die Menge oft als Mob bezeichnet. Der Mob erregt dabei Aufmerksamkeit, indem gemeinsame Lieder gesungen und Pyrotechnik gezündet werden. Den Marsch selbst bezeichnet man, vor allem in Italien, als Corteo.
Einzelnachweise
Literatur
- William Bonner, Lila Rajiva: Mobs, Messiahs, and Markets. Surviving the Public Spectacle in Finance and Politics. In: Agora Series. 1. Auflage. Wiley, New York NY 2007, ISBN 978-0-470-11232-8 (englisch).
- Dagobert Lindlau: Der Mob. Recherchen zum organisierten Verbrechen. 9. Auflage. Hoffmann und Campe, Hamburg 1989 (Erstauflage 1987), ISBN 3-455-08659-4 (als dtv-Taschenbuch, 5. Auflage, München 1995, ISBN 3-423-11139-9).
- José Ortega y Gasset: Der Aufstand der Massen. DVA, Stuttgart / München 2002 (Originaltitel: La rebelión de las masas, Madrid 1930, übersetzt von Helene Weyl), ISBN 3-421-06503-9 (Mit einem Nachwort von Michael Stürmer).
Weblinks
Wiktionary: Mob – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenKategorie:- Handlung und Verhalten
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