- Vogelwarte Rossitten
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Die Vogelwarte Rossitten war eine Vogelwarte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die 1901 durch die Deutsche Ornithologische Gesellschaft auf der Kurischen Nehrung in Ostpreußen gegründet wurde. Ihre Arbeit setzt heute die Vogelwarte Radolfzell am Bodensee für die Max-Planck-Gesellschaft fort.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand eine wissenschaftliche Vogelkunde, die stark durch empirische Forschung geprägt war. Bei einem Besuch auf der Nehrung erlebte der Ornithologe Johannes Thienemann 1896 einen „Vogelzug, so gewaltig, wie er bisher noch nie in Deutschland beobachtet worden war“. Auf dem schmalen Landstrich verdichten sich flaschenhalsartig die Flugrouten der Vögel, die das offene Wasser meiden: in Spitzenzeiten bis zu zwei Millionen Vögel am Tag.
Auf Thienemanns Initiative hin wurde 1901 eine „ornithologisch-biologische Beobachtungsstation“ in Rossitten (heute: Rybatschi) gegründet, im südlichen Drittel der langgestreckten Halbinsel. 1923 übernahm die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Station und gliederte sie in ihr Forschungsnetzwerk ein. Thienemann ging 1929 in den Ruhestand, die formale Leitung übernahm Oskar Heinroth von Berlin aus, vor Ort koordinierte Ernst Schüz die Arbeit als Kustos. 1936 wurde er auch der offizielle Leiter der Vogelwarte.
Die Vogelwarte stand in engem Kontakt mit der wissenschaftlichen Gesellschaft Albertina in Königsberg. Sie war die erste ornithologische Forschungsstation der Welt und erlangte durch ihre Pionierarbeit Weltruf. Bedeutend ist auch der Verhaltensforscher Konrad Lorenz, der an der Albertina den Lehrstuhl Kants innehatte.
Aussenstellen
Der Ulmenhorst war ab 1908 eine Beobachtungsstation der Vogelwarte, die etwa 6 km südlich des Hauptgebäudes im Dünengürtel angelegt wurde.
Von Ernst Schüz wurde eine Außenstation mit Vogelwarte am Drausensee bei Elbing eingerichtet. Das Vogelparadies Drausensee ist vielfach beschrieben worden. Man konnte die Vogelzüge bei stundenlanger Dampferfahrt auf dem Oberländischen Kanal gut beobachten. Auch nach der Übernahme 1945 durch die polnische Administration wurden die Fahrten auf dem Oberland-Kanal weitergeführt.
Reichsweite Bedeutung
Unter Ernst Schüz wurde in Rossiten die Beringung von Vögeln als wissenschaftliche Methode entwickelt, er erweiterte die Arbeit der Vogelwarte auch um physiologische und ökologische Fragestellungen.
Das Reichsnaturschutzgesetz von 1937 sah nur noch die Erhaltung der drei Küstenvogelwarten auf Helgoland, in Rossitten und auf Hiddensee vor. Ihnen blieb das Privileg der Beringung von Vögeln vorbehalten. Damit wurde der in Radolfzell am Bodensee ansässigen Süddeutsche Vogelwarte die Existenzgrundlage und Daseinsberechtigung entzogen, aus finanziellen Gründen wurde die damals einzige binnenländische Vogelwarte in Deutschland wieder geschlossen.
Nach 1945
Kriegsbedingt mussten ab 1944 die Einrichtungen aus Rossitten evakuiert werden, es entstand 1946 die heutige Vogelwarte Radolfzell. Die Vogelwarte Radolfzell ist seit 1998 eine Abteilung des Max-Planck-Institutes für Ornithologie bei Radolfzell.
Im russischen Rybatschi in der Oblast Kaliningrad befindet sich eine Außenstelle des Zoologischen Institutes der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg. Seit diese Trägerorganisation auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Lage alle Zuschüsse gestrichen hat, wird die Forschung zum großen Teil aus Spenden und seit 1997 von der deutschen Heinz-Sielmann-Stiftung finanziert. Der Tierfilmer Heinz Sielmann, der in Königsberg aufgewachsen war, hat im Jahr 2001 500.000 Mark für die Vogelwarte gesammelt.[1] Seine Gattin Inge Sielmann, die Stiftungsratsvorsitzende, setzt die finanzielle Unterstützung der Vogelwarte Rossitten fort (2010).
Impressionen
Literatur
Eberhard Gwinner, Wolfgang Wickler: Vogelwarte Radolfzell. Max-Planck-Gesellschaft – Berichte und Mitteilungen, 6/87, Max-Planck-Gesellschaft München, ISSN 0341-7778
Weblinks
Commons: Vogelwarte Rossitten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- dbu.de: Naturschutz und Ökotourismus rund um die Frische und Kurische Nehrung
- Homepage der Biologischen Station Rybachy (Russian Academy of Sciences) auf englisch
Einzelnachweise
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