- Vöhlin’sches Stifterbild
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Vöhlin'sches Stifterbild Donauschule, 1519 Tempera auf Lindenholz, 54,5 cm × 94,5 cm Antoniterkloster Memmingen Das Vöhlin’sche Stifterbild ist die von einem unbekannten Meister der Donauschule 1519 gemalte Stiftertafel der Familie Erhard Vöhlin d. J. aus der Frickenhausener Linie bei Memmingen.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Erhard Vöhlin d. J. kniet auf der linken Seite mit seiner Frau Helena von Albersdorff und seinen drei Töchtern in Anbetung der Anna selbdritt. Erhard ist bekleidet mit dem Harnisch eines Ritters. Vor sich den mit Straußenfedern geschmückten Helm, hat er seine gepanzerten Handschuhe nicht abgelegt. In der linken Ecke erscheint das Vöhlin Wappen, über dessen Helmzier ein Spruchband mit der Inschrift Erhardt Vöhlin zu Frickenhausen d. Jüngere. Ihm gegenüber rechts sein Gemahlin Helena in vornehmer Kleidung ihrer Zeit. Die modischer Haube, pelzverbrämter Mantel und kostbare Ketten weisen sie als wohlhabende Frau aus adeligem Stand aus. Sie hält einen Rosenkranz in den Händen. In der rechten unteren Ecke ist ihr Wappen dargestellt. Ein schwarzer Hahnrumpf in Gold. Darüber das Spruchband Helena von Alberdorff. Vor ihr kniend mit zum Gebet gefalteten Händen die Töchter Maria, Anna und Margaretha. Sie tragen auffällige zinnoberrote Kleider. Der Sohn Christoph, war im Jahre 1519 noch nicht geboren. Auf dem oberen Band ist folgender Text zu lesen:
Auf S. Jacob des Hailigen. 12. potten tag. ANNO1519 hatt Edel und Vöst Erhardt Vöhlin zu Frickenhausen der Zeit Pfleger zu Gundelfingen diße Tafell Machen lassen.
Das Datum bezieht sich auf den 25. Juli, an dem sowohl der Festtag des Hl. Jakobus Zebedäus als auch die Aussendung der zwölf Apostel war. Vier Wappen erleichtern die Zuordnung der Tafel. Eine Brüstung oder Terrasse mit Balustrade und kräftigen Säulen, die rechtwinklig vorspringt, teilt das Thema in Vordergrund und Hintergrund. Die drei mittleren Säulen tragen das Wappen der Reichsstadt Memmingen, die Inschrift ANNO 1520 und das Wappen des Unterhospitals. Im Hintergrund ist Anna selbdritt dargestellt, das sich damals großer Beliebtheit erfreute. Das Bild zeigt eine Gruppe von drei Personen, die auf einem Wolkengebilde thronen, umgeben von sieben Engelsköpfen. Im Bildzentrum sitzt Anna, links davon auf dem Boden Maria. Auf dem Schoss von Anna deutet der Jesusknabe ein Buch aus dem Maria liest. In den einspringenden Ecken steht links eine Frauengestalt und lehnen rechts zwei Männer, die über die Brüstung ins Tal schauen. Sie lenken den Blick des Betrachters auf den Hintergrund einer gebirgige Landschaftsformation, Tal mit einer Stadt in der Mitte. Hinter den knienden Frauen ragt eine mächtige Fichte und drei dürre vom Wetter zerzauste Nadelbäume in einen gewittrigen Himmel.
Hintergründe
Erhard Vöhlin d. J. wollte mit diesem Bild auf das ererbte Eigentum des Dorfes Frickenhausen hinweisen, das sein Großvater schon 1460 für 3.200 fl. erworben hatte. Aus diesem Grunde wurden die Wappen der Großelter Erhard Vöhlin d. Ä. und Elisabeth Lauginger neben dem eigenen Wappen und dem seiner Frau in das Bild aufgenommen. Kaiser Maximilian I. bestätigte am 25. Juli 1517 die Besitzrechte Vöhlins und genau zwei Jahre 1519 später lässt er das Bild anfertigen. Schon 1520 erwarb der Jüngere Vöhlin von Schweickhard von Gundelfingen und dessen Gemahlin Elisabeth, Gräfin von Montford den erheblich größeren Markt Illertissen. Zusammen mit den Dörfern Vöhringen (Iller), Tiefenbach, Betlinshausen, Jedesheim und der Illertisser Schloss bezahlte er 34.000 fl. für die Erwerbung. Danach veräußerte das Dorf Frickenhausen an die Stadt Memmingen. Frickenhausen wurde fortan von der städtischen Unterhospitalstiftung verwaltet, was die Wappen an den Säulen dokumentieren sollen. Die Pflegschaft für Gundelfingen an der Donau wird deswegen erwähnt, weil Vöhlin dem Fürstenhaus Pfalz-Neuburg 1512 eine Summe von 8.000 fl. lieh und ihm dafür die Stadt Gundelfingen als Pfand übertragen wurde. Auch Gundelfingen wurde wegen der Erwerbung Illertissens 1519 verkauft.
Das Vöhlin'sche Stifterbild befindet sich seit der Gründung des Memminger Museums 1881 in dessen Besitz. Die Entstehungszeit des Bildes ist durch die ausführliche Inschrift bekannt. Wer aber war sein Maler? Bei der umfangreichen Restaurierung im Jahre 1965 führt der Restaurator Fritz-Ludwig Krug aus Durach aus, dass er eine Signierung des Gemäldes trotz genauer Untersuchung mit starker Lupe nicht entdecken konnte.[1] Die Malerei verweist auf einen Meister der Donauschule. Die Personen bilden keine Einheit mit der Natur. Möglicherweise ist das Bild von einem Künstler ausgeführt, der zeitweise in der Werkstatt Bernhard Strigels arbeitete und den Memmingern in Ansätzen, die neuartigen Auffassungen der Donauschule von der Landschaftsmalerei vermittelt hat. Vom Motivischen kündigt sich leise Neues an. Es ist ein Stifterbild mit religiösem Inhalt, doch weit entfernt von den spätgotischen Altargemälden mit den kleinen anbetenden Figuren. Die Personen bekommen immer mehr Eigenwert. Der Künstler will das Auge des Betrachters auf die Landschaft hinführen. In diesem in reformatorischen Zeiten entstandenen späten Stifterbild, sind die Stifter fast zu Hauptpersonen geworden.
Literatur
- Hilde Miedel; Das Vöhlinsche Stifterbild von 1519; Memminger Geschichtsblätter, 1975
- Gertrud Otto, Ivo und Bernhard Strigel, Hans Thoman, Memminger Geschichtsblätter 1967, Memmingen
- Melanie Thierbach: Führer durch das Strigel-Museum Memmingen, hrsg. von der Stadt Memmingen, Memmingen 1998
Einzelnachweise
- ↑ Fritz-Ludwig Krug: Restaurierungsbericht des Gemälderestaurators vom 6. Mai 1965
Weblinks
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