Wassermotorrad

Wassermotorrad
Rennszene beim Jetboot-Rennen, Deutsche Meisterschaft 2007

Wassermotorräder, auch bekannt als Jet-Ski oder Jet-Boot, sind relativ kleine, aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehende Wasserfahrzeuge ohne Bordwand. Man unterscheidet Steher für eine Person von Sitzern, Modellen mit Sitzbank, für zwei bis vier Personen. Im Wettkampfbetrieb werden diese beiden Grundmodelle als Ski und Runabout bezeichnet.

Der offizielle Begriff für Jet-Ski in Deutschland ist „Jetboot“, da der Begriff Jet-Ski ein geschütztes Warenzeichen des Herstellers Kawasaki ist und deshalb kein offizieller Gattungsbegriff.

Inhaltsverzeichnis

Verwendungszweck

Jetboote dienen zum Personentransport im Freizeitbereich, auf Binnen- und Küstengewässern. Der Hauptverwendungszweck ist der Wassersport, einige Fahrzeuge sind in Deutschland auch für das Ziehen von Wasserskiläufern zugelassen.

Verschiedene Rettungsdienste (u. a. die DLRG) nutzen Jetboote als Möglichkeit, schnell an Unfallorte zu gelangen. Speziell ausgestattete Jetboote bieten zudem die Möglichkeit, bewusstlose Personen zu retten.

Geschichte

Das Wassermotorrad wurde am 25. September 1969 vom Deutschen Patentamt Dokument: DE000006901246U Erfinder RUDOLF HELLWIG bekannt gemacht. 1976 wurde der Prototyp des Wassermotorrads, in dem James Bond Film DER SPION DER MICH LIEBTE, der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die original Suzuki angetrieben 50 PS-Version wurde 1978 von Spirit Marine, eine Abteilung von Arctic Enterprises eingeführt. Die Werbung vermarktete damals das Produkt als "Wetbike Watercycle". Ein Versuch, von dem damals 23 Jährigen deutschen Erfinder, die Erfindung im eigenen Land zu vermarkten, schlug leider fehl.

Wassersportgeräte mit Wasserstrahl-Antrieb existieren bereits seit den 1960er-Jahren. In den 1970er Jahren produzierte Kawasaki das erste Steher-Modell, welches die noch heute existierende Grundform dieser Jetboot-Art darstellt.

Stand in den Anfangsjahren die Sportlichkeit der Jetboote im Vordergrund, so werden die existierenden Jetboote immer leistungsstärker, aber auch immer größer. So sind die heute existierenden 3-Sitzer durchaus mit den Abmessungen kleiner Sportboote zu vergleichen.

Technik

Jet-Ski in voller Fahrt

Das Wasserfahrzeug wird mit einem Verbrennungsmotor betrieben, meist ein Viertakt Otto-Motor. Der Vortrieb und die Steuerung des Fahrzeuges erfolgt durch einen Wasserstrahlantrieb, der über einen innenliegenden Impeller arbeitet. Eine Gefährdung von Schwimmern durch die Schraube wird damit vermieden.

Wassermotorräder sind mit Leistungen bis zu 257 kW/342 PS (Benelli R Race) im Verhältnis zu Gewicht und Verdrängung teils stark motorisiert, sehr wendig und können hohe Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreichen.

In vielen Ländern, auch in Deutschland, ist eine „Totmannschaltung“, auch „Quick Stop“ genannt, an den Fahrzeugen vorgeschrieben: Ein Band, das mit dem Handgelenk des Fahrers verbunden ist und beim Abwerfen automatisch den Motor abschaltet. Speziell bei älteren Modellen gibt es einen solchen „Quick Stop“ noch nicht. Alternativ kann deshalb das Jetboot auch im Standgas eine kreisförmige Fahrt zurück zum Fahrer einschlagen.

Bekannte Hersteller
  • Sea Doo (GTS, GTI)
  • Kawasaki (Jet-Ski)
  • Honda (AquaTrax)
  • Yamaha (WaveRunner)
  • Suzuki (WetBike)
  • Polaris (Produktion 2003 eingestellt)
  • BRP ehem. Bombardier (SeaDoo)
  • HSR Benelli
  • Eric Malone Enterprise (EME 800/1000)
  • Rick Roy Products (RRP) (FS1, FS2)
  • Franky Zapata Racing (FZ 950)

Rechtslage

In Deutschland ist das Fahren eines Jet-Ski auf Wasserstraßen im Rahmen von Touren und Wanderfahrten zu festgelegten Tageszeiten erlaubt,[1] wobei die den Bundeswasserstraßen zugeordneten Stauseen Diemelsee und Edersee nur mit Sondergenehmigung für Wasserfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren befahrbar sind. Das Jetski-typische Figurenfahren ist nur auf speziellen so genannten Jetski-Strecken gestattet. Auf Binnenseen wie dem Bodensee ist dagegen der Betrieb von Wassermotorrädern zum Schutz von Flora, Fauna und Badegästen verboten. Einzige Ausnahme bildet der Geierswalder See in der Lausitz. Da Jet-Skis stets eine Leistung über 5 PS besitzen, ist in Deutschland ein (Binnen- bzw. See-) Sportbootführerschein für den Fahrer vorgeschrieben.

In der Schweiz bleibt das Fahren eines Jet-Ski grundsätzlich verboten.[2]

Motorsport

Wettkampfkategorien

Wassersport mit Jet-Ski am Strand von Kolymbia in Rhodos

Der Jetboot-Sport wird von der UIM und der IJSBA/EJSBA als Weltdachverband geregelt. Beide Verbände richten eine Weltmeisterschaft aus, die EJSBA auch eine Europameisterschaft.

Es werden drei Wettkampf-Kategorien unterschieden:

Freestyle

Unter den „Stehern“ gibt es die Wettbewerbskategorie Freestyle, bei der es um Tricks mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden geht. Ein Fahrer bekommt eine vorgegebene Zeit zur Verfügung – anschließend bewertet eine Jury die Fahrer mit Punkten von 1 bis 10. Die internationalen Regeln kennen nur eine Unterscheidung der Teilnehmer in Amateur und Pro Fahrer. Die Geräte sind in beiden Kategorien meist enorm modifiziert, um die Tricks ausführen zu können. Siehe auch Marc Sickerling[3] Alex Federmayer und weitere Freestyler.[4]

Freestyle-Training beim 4. Internationalen Jetboot-Rennen auf dem Geierswalder See 2010 (Deutschland, Lausitz)

Freeride

Freeride ist die neueste Wettkampf-Disziplin, wenngleich das Fahren in der Brandung eine lange Tradition im Jetboot-Sport hat (Legenden wie Randy Lane fuhren bereits in der Welle). Bei Freeride-Wettkämpfen werden die Tricks der Fahrer in der Brandung bewertet. Hierbei zählen jedoch neben Möglichst spektakulären Sprüngen auch die Fähigkeit, die Wellen mit dem Jetboot zu surfen.

Racing

Ein – mit Bojen abgesteckter – Slalomkurs muss möglichst als erster durchfahren werden. Hier können Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreicht werden. Es werden verschiedene Leistungsgruppen, abhängig vom Umfang des erlaubten Tunings, unterschieden.

Rennfahrer

Die europäische Rennszene hat viele der weltweit erfolgreichsten Fahrer hervorgebracht. Stellte man in den 1980er und 1990er Jahren eher eine Abwanderung der europäischen Fahrer in die Rennserien der USA fest (u.a. Marc Sickerling, Nicolas Rius), so kehrte sich dieser Trend zum Ende der 1990er Jahre und hält bis heute an. Grund hierfür ist die Organisation der Europameisterschaft durch Yves Van Heers, der auch weltweit der erfolgreichste Rennorganisator ist.

Die besten Rennfahrer aus Europa im Überblick:

  • Branko Banović (CRO)
  • Peter Biro (HUN)
  • Gimmi Bosio (ITA)
  • Kevin Reiterer (AUT – mit 16 Jahren jüngster Jetski-Weltmeister (2008))
  • Rainer Cohnen (LUX)
  • Alex Federmeyer (LUX)
  • Lewis Goodchild (GBR)
  • Nico Lasselsberger (AUT)
  • Cyrille Lemoine (FRA)
  • Brice Lopez (FRA)
  • Alberto Monti (ITA)
  • Didier Navarro (FRA)
  • Manuel Nőbauer (HUN)
  • Neele Schröder (GER) (Deutsche Meisterin -Junior Cup (2007))
  • Nicolas Rius (FRA)
  • Marc Sickerling (GER)
  • Lee Stone (GBR)
  • Gábor Szabo (HUN)
  • Daniell Wagner (GER)
  • Chris Wilkinson (GBR)
  • Paul Schaefer (GER)
  • Franky Zapata (FRA)

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Wassermotorrad – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Wassermotorrad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Verordnung über das Fahren mit Wassermotorrädern auf den Binnenschiffahrtsstraßen vom 31. Mai 1995 (BGBl. I S. 769), geändert durch BGBl. 86/2002
  2. [1] Jet-Ski in der Schweiz weiterhin nicht zugelassen
  3. Marc Sickerling, mehrfacher Weltmeister
  4. Weitere Freestyler
Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

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