- Wechselbalg
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Ein Wechselbalg ist ein untergeschobener Säugling (veraltet „Balg“). Dies ist häufig ein negativ besetztes Synonym für ein Kuckuckskind beim Menschen. Dazu haben sich Mythen herausgebildet, die für den untergeschobenen Säugling böse Geister verantwortlich machen. Die genaue Herkunft des Begriffes ist ebenso wie seine Entstehungsgeschichte unbelegt.
In der Vergangenheit wurden auch Missbildungen und Behinderungen des Neugeborenen als Zeichen für das Vorliegen eines Wechselbalges fehlgedeutet. Wechselkinder wurden oft nicht als menschliche Wesen angesehen und ihre Tötung wurde deswegen nicht unbedingt als ein Verstoß gegen das offizielle Verbot der Kindstötung angesehen. Auch Martin Luther glaubte an Wechselbälger; er hielt sie für Kinder des Teufels ohne menschliche Seele, die „nur ein Stück Fleisch“ seien und deren Tötung er in einem Fall empfahl.[1]
Inhaltsverzeichnis
Mythologie
Ein Wechselbalg ist in der Mythologie das Kind eines Elfen, Naturgeistes, Gnomes oder ähnlichem, welches gegen ein Menschenkind ausgetauscht wurde. Hexen und andere mythologische Wesen werden je nach Volksglauben ebenfalls des Balgwechselns verdächtigt.
Der Wechselbalg hat angeblich einen unfreundlichen Charakter und besitzt unschöne Verhaltensweisen. So soll er sehr viel schreien und Unmengen an Nahrung vertilgen. Der Wechselbalg wird oft als verkrüppelt beschrieben. So könnte durch Abneigung gegen behindert geborene Kinder, wirtschaftliche Not und einen daraus resultierenden Wunsch nach Entfremdung der Glaube an den Wechselbalg entstanden sein.
Es gibt je nach Region verschiedene rituelle Abwehrmechanismen, um das Auswechseln des Balges (Säuglings) zu verhindern. So sollen zum Beispiel die Plazenta unter der Wiege liegen gelassen, das Kind nach seinem wahren Alter befragt oder drei Lichter im Kinderzimmer entzündet werden.
Siehe auch
- Kielkropf
- Kärntner Sage: Bauer Posch und der Wechselbalg[2]
- E. T. A. Hoffmanns Märchen: Klein Zaches, genannt Zinnober
- Der Wechselbalg in den Irischen Elfenmärchen
- Liste der Fabelwesen
- Malleus Maleficarum
- Tylwyth Teg
- Abiku, Yoruba
Literatur
- Walter Bachmann: Das unselige Erbe des Christentums: Die Wechselbälge. Zur Geschichte der Heilpädagogik. Gießen 1985, ISBN 3-922346-13-8
- Christine Lavant: Das Wechselbälgchen. Otto Müller Verlag, Salzburg 1998, ISBN 3-7013-0983-3
- Selma Lagerlöf: Das Wechselbalg. In: Die schönsten Sagen und Märchen. 7. Auflage, DTV 1992
- Nils Petersen: Geistigbehinderte Menschen in Kirche Diakonie und Gesellschaft, Münster 2003, ISBN 3-8258-6645-9
Weblinks
Wikisource: Wechselbalg – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ WA Tischreden 4513 und 5207
- ↑ Eine von sieben Sagen vom Wechselbalg. In: Wilhelm Kuehs: Die Saligen. Sagen aus Kärnten. Band 1. Verlag Hermagoras, Klagenfurt 2006, ISBN 3-7086-0059-2, S. 258–262.
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