Wendelin von Maltzahn

Wendelin von Maltzahn

Wendelin Freiherr von Maltzahn (* 10. Mai 1815 in Berlin; † 1889 in Berlin) war Literaturforscher.

Maltzahn brach die Militärkarriere, für die er sich zunächst entschieden hatte, ab, und widmete sich von 1840 an in Berlin literarhistorischen Studien, die sich namentlich auf das Volkslied, die schlesischen Dichterschulen und die klassische Periode der deutschen Literatur bezogen. Ab 1868 lebte er in Weimar, später kehrte er nach Berlin zurück.

Gotthilf Weisstein charakterisiert Wendelin von Maltzahn folgendermaßen:

„Wendelin von Maltzahn war eine rücksichtslose Sammlernatur durch und durch. Schätze auf Schätze häufen war ihm eine Lebensgewohnheit, war ihm das tägliche Brot geworden, in diesen Schätzen zu hausen und zu arbeiten, war seine Leidenschaft. Dabei verstand er es vortrefflich, den forschenden Gelehrten mit dem spekulativen Herausgeber, den sammelnden Liebhaber mit dem klug rechnenden Verkäufer zu verbinden. Hervorragende Antiquare gestanden offenherzig ein, daß sie an diesem geriebenen Sammelfuchs ihren Meister gefunden hatten. Eifrig und nicht ohne eine gewisse Engherzigkeit hütete er seine Schätze, wie der Drache im Märchen, befreundeten Forschern nur dann und wann einen kurzen Blick, wie durch eine schmale Zaunlücke, in seine geheimnisvolle Kunstkammer gönnend, von dem egoistischen, selbst zufriedenen Kitzel des glücklichen Sammlers wollüstig durchschauert, einen Brief, ein Buch, eine Seltenheit zu besitzen, die kein anderer hat, kein anderer kennt, die kein profanes Auge neugierig und besitzlüstern mustern darf. Er wußte viel in tausend Einzelheiten der Literaturgeschichte, viel gesellschaftliche Hintertreppenanekdoten der in Betracht kommenden Hof- und Beamtenkreise, – ein eigentlicher Historiker der Literatur war er nicht. Dabei kam er nur schwer, und in jahrelangem Ringen und Mühen zum Abschlusse mit seinen Arbeiten, weil er immer noch wartete und hoffte, da oder dort eine kleine Notiz zu erhaschen, noch ein Papierschnitzel, ein Briefzettelchen, den er kannte, für sich zu ergattern. Bei seiner mikrologischen Arbeitsweise fehlte ihm vielfach der Blick für das Bedeutende . . .“

In Nationalzeitung, 28. August 1904, Sonntagsbeilage

Werke

  • Schillers Jugendjahre (Aus dem Nachlass von Eduard Boas) 2 Bände, Hannover 1856
  • Schillers und Goethes Xenien- Manuskript Berlin 1856
  • Wallenstein Stuttgart 1861
  • Schiller's Briefwechsel mit seiner Schwester Christophine und seinem Schwager Reinwald. Leipzig: Veit 1875
  • Deutscher Bücherschatz des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten bis um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Gesammelt und mit bibliographischen Erläuterungen herausgegeben. 3 Bände, Jena: Mauke 1875-1882 (Nachdruck 1966 bei Olms in Hildesheim)

Herausgeberschaft

  • Das Gustav-Adolphs-Lied von 1633. Mit einer literarischen Einleitung und historischen Anmerkungen. Berlin: Adolf 1846
  • Zehn schöne neue Lieder aus dem Siebenjährigen Kriege. Zur Erinnerung an d. 31. Mai 1851 Berlin: Trowitzsch & Sohn 1851
  • Gotthold Ephraim Lessing's sämmtliche Schriften. Herausgegeben von Karl Lachmann. Auf's Neue durchgesehen und vermehrt von Wendelin von Maltzahn. 12 Bände. Leipzig: Göschen 1853-1857
  • Schiller's und Goethe's Xenien-Manuscript. Zum erstenmal bekannt gemacht von Eduard Boas und herausgegeben von Wendelin von Maltzahn. Berlin: Hirsch 1856
  • Gotthold Ephraim Lessing. Sein Leben u. seine Werke. Von Theodor Wilhelm Danzel und Gottschalk Eduard Guhrauer. Herausgegeben von Wendelin von Maltzahn und Robert Boxberger. 2 Bände. 2., berichtigte und vermehrte Auflage. Berlin: Hofmann 1880-81

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