Wer küsst schon einen Leguan?

Wer küsst schon einen Leguan?
Filmdaten
Deutscher Titel Wer küsst schon einen Leguan?
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2003
Länge 89 Minuten
Altersfreigabe FSK ohne Altersbeschränkung
Stab
Regie Karola Hattop
Drehbuch Michael Demuth
Produktion Kinderfilm GmbH / MDR
Musik Eike Hosenfeld / Moritz Denis
Kamera Konstantin Kröning
Schnitt Uta Ayoub
Besetzung
  • Frederick Lau: Tobias Baumann
  • Michael von Au: Max Feldkamp
  • Antje Westermann: Anja Baumann
  • Mario Irrek: Fritze
  • Justine del Corte: Frau Brecht
  • Dirk Schoedon: Herr Aiger
  • Carina Hinzen: Lena
  • Sven Lubeck: Florian
  • Lion Kramer: Lukas
  • Titus Novotny: Felix
  • Luise Küpper: Nicole
  • Jonas Richter: Daniel
  • Mike Delberg: Kevin/Tobias
  • Peter W. Bachmann: Herr Fleischer
  • Anne-Kathrin Gummich: Lenas Mutter
  • Tobias Schulze: Polizist

Der Kinder- und Jugendfilm „Wer küsst schon einen Leguan?“ ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahr 2003.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Thematik

In dem Film geht es um Tobias Baumann, der gerade dreizehn Jahre alt geworden ist und viele Probleme hat. Er wird an seiner Schule als „Assi“ bezeichnet und seine Mutter wird immer Nutte genannt, weil Tobias nicht weiß, wer sein Vater ist. Als aber Max Feldkamp, der sein Vater sein könnte, in der Nachbarwohnung einzieht, sieht Tobias seine Gelegenheit, sich mit ihm anzufreunden.

Einleitung

Der dreizehnjährige Tobias lebt zusammen mit seiner Mutter in einer Sozialwohnung. Seine Mutter ist mit der Erziehung des Jungen vollkommen überfordert und kümmert sich kaum um ihn. Sie hat wechselnde Männerbekanntschaften. Ihr jetziger Freund schlägt Tobias öfters. In der Schule wird Tobias von seinen Mitschülern als Assi beschimpft, weil er keine Markenklamotten trägt, und nicht weiß, wer sein Vater ist. Nur seine dicke Klassenkameradin Lena hält zu Tobias. Aufgrund des massiven Mobbings durch seine Klassenkameraden reagiert Tobias aggressiv, was ihm wiederum Ärger mit der Schule einbringt.

Hauptteil

Als der Drehbuchautor Max in die Nachbarwohnung einzieht, freundet sich Tobias mit ihm an. Max hat einen Leguan als Haustier und schreibt das Drehbuch zur Fernsehserie „Mitten ins Leben“, die sich Tobias gerne ansieht. Als sich Tobias heimlich ein Foto von Max und den Leguan ausborgt und in der Schule mitnimmt, gibt er Max als seinen Vater aus, was in der Folge einige Komplikationen auslöst. Tobias Mutter und deren Freund, der ihn schlägt, beschließen ohne Tobias zwei Wochen in den Urlaub zu fahren.

Am nächsten Tag trifft Tobias im Supermarkt Max und seine Lehrerin. Die Lehrerin spricht Max als Vater an und dieser geht zunächst auf das Spiel ein. Tobias und Max kommen sich immer näher. Tobias liefert Max Ideen für den weiteren Verlauf von „Mitten ins Leben“, hilft ihm beim Kochen und Wäsche waschen. Max spielt weiterhin den Vater, besucht eine Elternsprechstunde und begleitet Tobias schließlich auf einen Kletterausflug der Klasse.

Auf diesem Schulausflug kommt es wieder zur Konfrontation zwischen Tobias und seinen Gegnern in der Klasse. Es kommt zu einem Kletterwettkampf zwischen Tobias und dem Anführer seiner Gegner, aus dem Tobias siegreich hervorgeht.

Aus dem Fernsehen erfährt Tobias, dass seine Mutter und deren Freund bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Das Jugendamt bringt Tobias in ein Heim, da Max nicht bereit ist, den Jungen bei sich aufzunehmen.

Bei Dreharbeiten zu „Mitten ins Leben“, die Tobias besuchen darf, erkennt er die Parallelen zu seinem eigenen Leben, und fühlt sich von Max ausgenutzt.

Schluss

Einige Monate später - es ist kurz vor Weihnachten - unternimmt Lena nach einem Besuch bei Tobias im Jugendheim einen Versuch, Tobias und Max wieder zusammenzubringen. Sie überbringt Max eine Videokassette, die heimlich aufgenommen worden ist. Darin erzählt Tobias ihr, wie sehr er den Kontakt mit Max schätzt. Daraufhin schreibt Max für die Weihnachtsfolge von „Mitten ins Leben“ eine Geschichte, wie der Hauptdarsteller wieder mit seinem Sohn zusammenkommt. Als Tobias diese Folge sieht, läuft er aus dem Kinderheim weg. Doch Max macht sich auf die Suche nach Tobias, und schließlich sprechen sie sich aus und werden eine Familie.

Analyse

Personen

Tobias Baumann ist ein dreizehnjähriger Junge aus zerrütteten Familienverhältnissen. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, und seine Mutter ist mit seiner Erziehung überfordert. Der Junge erhält von allen Seiten nur negatives Verhalten und reagiert darauf mit Aggression. Als in sein Leben nun ein Mann tritt, der ihn zum ersten Mal als Mensch ernst nimmt, verändert sich auch sofort sein Verhalten. Er wird umgänglicher und befreundet sich auch. Er macht dabei die Erfahrung, dass auch Erwachsene sich nicht immer geradlinig verhalten und sich im Leben noch weiterentwickeln.

Max Feldkamp ist ein Erwachsener mit Beziehungsangst. Beruflich hat er sich gut nach vorn gearbeitet und ist ein erfolgreicher Drehbuchautor. Doch seine Beziehungsangst führt dazu, dass auch seine berufliche Karriere gefährdet ist. Durch die Begegnung mit Tobias wird sein Leben bereichert. Doch erst, als er zunächst den Jungen wieder verloren hat, erkennt er, wie wichtig tragfähige Beziehungen sind.

Aufbau

In der Einleitung wird zunächst Tobias und seine Lebensumgebung vorgestellt. Max, der die entscheidende Wendung in sein Leben bringen wird, tritt erst am Anfang des Hauptteils auf.

Die Lebensverhältnisse werden realitätsnah gezeigt. Tobias lebt in einer Sozialwohnung in einem Hochhaus. Die Umgebung ist trostlos. Die Schüler in den 2000er Jahren legen großen Wert auf Äußerlichkeiten. Nur wer Markenklamotten trägt ist angesagt. Daher wird Tobias, dessen Mutter sich dies nicht leisten kann, automatisch ausgegrenzt. Da er zudem aus einem zerrütteten Elternhaus kommt, wird er vollends zum Außenseiter gemacht.

Jugendliche wie Tobias fliehen vor der Wirklichkeit in eine Soap, die ihnen scheinbare Geborgenheit bietet. Und so spielt das Fernsehen in dieser Geschichte auch eine große Rolle, als ausgerechnet ein Beteiligter des Fernsehens das Leben von Tobias entscheidend verändert und das zudem den Tod seiner Mutter verkündet.

Während zunächst Tobias sehr offen auf Max zugeht und sie sich schnell anfreunden, kann Max, als er den Ernst der Sache erkennt, Tobias nicht annehmen. Es kommt in der zweiten Hälfte des Hauptteils als mehrere retardierende Momente zu wechselseitigen Zerwürfnissen der Beziehung die schließlich durch Max Entscheidung Tobias nicht bei sich aufzunehmen zerbricht. Dadurch erhält der Film in seiner zweiten Hälfte die Spannung. Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet, so dass Max trotz seiner ablehnenden Art nicht an Sympathie verliert.

Bemerkenswert ist die Haltung des Films zur Wechselwirkung zwischen Erwachsenen und Kindern, die sich gegenseitig helfen können. Auf der einen Seite ermöglicht ermöglicht Tobias, dass Max seine Schaffenskrise überwinden und weiterhin erfolgreiche Drehbücher schreiben kann, während auf der anderen Seite Tobias durch sein Angenommenwerden neues Selbstbewußtsein erlangt und mit Max Hilfe buchstäblich neue Gipfel erklimmen kann.

Am Schluss verlässt der Film das Genre des Dramas und geht teilweise in die Romanze über. Kurz vor dem Weihnachtsfest wird Max durchs Tobias Freundin wieder an Tobias erinnert.

Kritik

Wer küsst schon einen Leguan? ist ein Film, der emotional stark berührt, die schwierigen Seiten des Lebens zeigt, aber durch ein versöhnliches, fast märchenhaftes Ende die Härten auch wieder auffängt.“
BJF-Film

„Ein dichter Film, authentisch gespielt ..., eröffnet der Film die Chance zur Sensibilisierung und zur Toleranz. Trotz seiner Problemorientierung gleitet er nicht in Schwermütigkeit ab.“
Internationale Fachjury, 8. Internationales Chemnitzer Kinderfilmfestival 2003

„Durch die plötzlichen sowohl traurigen als auch heiteren Wendungen wurden in diesem Film einige Tränen vergossen. Durch rührende und spannende Momente baute sich der Film nach und nach gut auf. Die Darsteller spielten ihre Rollen so überzeugend, dass Tobias schwierige Situation, die sich auf seine Mitmenschen übertrug, glaubhaft dargestellt wurde.“
Jurybegründung GOLDENEN SPATZ

Auszeichnungen

Beim Kinderfilmfestival „Schlingel“ gewann „Wer küsst schon einen Leguan“? den Europäischen Kinderfilmpreis und den Publikumspreis. 2005 wurde der Film in der Kategorie „Bester Kinderfilm“ beim Kinderfilmfestival „Goldener Spatz“ ausgezeichnet.

Weblinks


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