- Werkbundsiedlung Neubühl
-
Die Werkbundsiedlung Neubühl an der Nidelbadstrasse in Zürich-Wollishofen gilt als Prototyp und wichtigste Gesamtüberbauung im Stil des Neuen Bauens in der Schweiz. Die 121 Häuser mit 194 Wohnungen umfassende Wohnsiedlung entstand in den Jahren 1930–1932 während der Weltwirtschaftskrise auf privater Initiative und mit der Genossenschaft Neubühl als Träger.
Die für den Mittelstand konzipierten, durch Gartenanlagen unterbrochenen Flachdachbauten stehen quer zu den Strassen, um Staub und Verkehrslärm abzuhalten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ab 1925 wurde in den städtischen Wohnvierteln anstelle der Blöcke mit Innenhöfen der Zeilenbau systematisch angewandt. Die parallel gestellten Häuserreihen konnten besser zur Sonne gerichtet und gegen den Lärm geschützt werden, der Luftaustausch wurde nicht durch Querblöcke behindert.
1927 konnte eine Gruppe junger Schweizer Architekten unter dem Patronat des Schweizerischen Werkbundes an der Werkbundausstellung „Die Wohnung“ am Weißenhof in Stuttgart teilnehmen. Man stellte ihnen in Mies van der Rohes Stahlskelettbau sechs Wohnungen zur Verfügung, deren Grundriss und Einrichtungen sie frei gestalten durften. Die jungen Schweizer nahmen 1928 in La Sarraz an der Gründung des Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM) teil. Damit war die „Neubühl-Gruppe“ an prominenter Stelle im Gefüge der internationalen Architektur verankert.
Die „Werkbundsiedlung Neubühl“ wurde, obwohl ein Gemeinschaftswerk verschiedener Architekten, als Ganzes geplant und mit einheitlichen Details ausgeführt, wozu auch die Wohnungseinrichtung gehörte. Um die Mobiliarentwürfe der Architekten realisieren zu können, wurde 1931 mit der Wohnbedarf AG (Wobag) in Zürich ein Laboratorium für neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Inneneinrichtung geschaffen. Der vom Bauhaus nach Zürich zurückgekehrte Architekt und Graphiker Max Bill wurde in die Vorbereitungen mit einbezogen. Für die Wohnausstellung in der Siedlung Neubühl richtete er 1931 Wohnung und Atelier eines Malers und Zeichners ein und entwarf auch das Plakat, den Faltprospekt und mehrere Inserate.
Die ersten Bewohner des Neubühls waren junge Leute, darunter Grafiker, Kunstmaler, Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Architekten, die sich von der damals modernen Flachdachüberbauung am südlichen Stadtrand von Zürich angezogen fühlten.
Beteiligte Architekten
- Max Ernst Haefeli
- Carl Theodor Hubacher
- Rudolf Steiger
- Werner Max Moser
- Emil Roth
- Paul Artaria
- Hans Schmidt
Bekannte Bewohner und Förderer des Neubühl
- Hans Fischli
- Sigfried Giedion
- Hans Finsler
- Friedrich Traugott Gubler
- Fortunat Huber
Literatur
- Ueli Marbach, Arthur Rüegg: Werkbundsiedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen 1928–1932. Ihre Entstehung und Erneuerung. gta Verlag, Zürich 1990, ISBN 978-3-85676-031-1.
Weblinks
Commons: Werkbundsiedlung Neubühl – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWerkbundsiedlung Stuttgart (1927) | Werkbundsiedlung Brünn (1928) | Werkbundsiedlung Breslau (1929) | Werkbundsiedlung Karlsruhe (1929) | Werkbundsiedlung Neubühl (1931) | Werkbundsiedlung Wien (1932) | Werkbundsiedlung Prag (1932) | Werkbundsiedlung Oberhausen (1982) | Werkbundsiedlung Neuss (1993) | Werkbundsiedlung München (n.r.)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Werkbundsiedlung Wien — Werkbundsiedlung Wien, Bau von André Lurçat Werkbundsie … Deutsch Wikipedia
Werkbundsiedlung — ist der Oberbegriff für experimentelle Wohnsiedlungen, die auf Initiativen unterschiedlicher europäischer Werkbünde errichtet werden. Im Rahmen zeitlich begrenzter Ausstellungen aus dauerhaften und temporären Bauten werden aktuelle Möglichkeiten… … Deutsch Wikipedia
Werkbundsiedlung Karlsruhe — Dammerstock ist eine Siedlung im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld Dammerstock im Süden der Stadt. Sie liegt an der Alb und hat eine Haltestelle an der ältesten Überlandlinie des Karlsruher Stadtbahnnetzes, der Albtalbahn. Dammerstock ist eines der … Deutsch Wikipedia
Werkbundsiedlung Stuttgart — Luftbild 2004 Ludwig Mies van der Rohe, Geschossbau … Deutsch Wikipedia
Werkbundsiedlung Prag — Die Organisation der Werkbundsiedlung Prag (tschechisch: Výstavní kolonie na Babě, Osada oder Sídliště Na Babě, Praha Dejvice) fand in einer Zeit des Umbruches (1928–32) statt, die Weltwirtschaftskrise hatte gerade tiefe Spuren in der… … Deutsch Wikipedia
Werkbundsiedlung Breslau — Ledigenheim von Hans Scharoun, (H31) jetzt Park Hotel Scharoun Die Werkbundsiedlung Breslau wurde 1929, im Rahmen der Werkbundausstellung Wohnung und Werkraum (WuWa), als Versuchssiedlung errichtet. Letztere hatte in der Siedlung ihren… … Deutsch Wikipedia
Werkbundsiedlung Brünn — Die Werkbundsiedlung Brünn, auch als Kolonie Nový Dům (Neues Haus) bekannt, ist ein Ensemble von sechzehn modernen Einfamilienhäusern, die durch neun Mitglieder des Tschechoslowakischen Werkbunds 1928 in Brünn errichtet wurde. Die Siedlung wurde… … Deutsch Wikipedia
Wiener Werkbundsiedlung — Werkbundsiedlung Wien, Bau von André Lurçat Die Werkbundsiedlung ist eine Wohnsiedlung im Wiener Bezirksteil Ober Sankt Veit (Hietzing). Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 … Deutsch Wikipedia
WUWA — Ledigenheim von Hans Scharoun, (H31) jetzt Park Hotel Scharoun Die Werkbundsiedlung Breslau wurde 1929, im Rahmen der Werkbundausstellung Wohnung und Werkraum (WuWa), als Versuchssiedlung errichtet. Letztere hatte in der Siedlung ihren… … Deutsch Wikipedia
Werkbundausstellung Wohnung und Werkraum — Ledigenheim von Hans Scharoun, (H31) jetzt Park Hotel Scharoun Die Werkbundsiedlung Breslau wurde 1929, im Rahmen der Werkbundausstellung Wohnung und Werkraum (WuWa), als Versuchssiedlung errichtet. Letztere hatte in der Siedlung ihren… … Deutsch Wikipedia