- Werner Ferrari
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Werner Ferrari (* 28. Dezember 1946) ist ein Schweizer Serienmörder. Als vierfacher Kindermörder ist er einer der bekanntesten Gefängnisinsassen der Schweiz. Er entführte oder lockte die Kinder zum Beispiel von Volksfesten weg und erdrosselte sie später.
Ferrari wuchs in verschiedenen Kinder- und Jugendheimen auf und galt als verschlossener Mensch. Er übte verschiedene Tätigkeiten als Hilfsarbeiter aus.
1971 beging Ferrari seine erste Kindstötung. In Reinach BL ermordete er den 10-jährigen Daniel Schwan. Ferrari wurde zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt und nach acht Jahren Haft aus der Zürcher Strafanstalt Regensdorf vorzeitig entlassen.
Inhaltsverzeichnis
Ungeklärte Tötungen in den 1980er Jahren
Zwischen Mai 1980 und August 1989 wurden in acht verschiedenen Schweizer Kantonen insgesamt elf Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren entführt. Während acht Kinder brutal ermordet aufgefunden wurden, gelten drei bis heute offiziell als vermisst: Peter Roth (8) aus Mogelsberg SG, Sarah Oberson (6) aus Saxon VS und Edit Trittenbass (9) aus Gass-Wetzikon TG. Die wohl längste und intensivste Polizeifahndung in der Schweizer Kriminalgeschichte lief fast zehn Jahre lang ins Leere; der unheimliche Kindermörder schien unfassbar zu sein. Für vier der elf Kindstötungen bzw. Entführungen sollte jedoch der Mörder gefasst werden.
Am 30. August 1989, vier Tage nach der Ermordung Fabienne Imhofs, meldete sich Werner Ferrari telefonisch bei der Polizei – und erklärte, er hätte mit ihrem Tod nichts zu tun.[1] Kurz darauf wurde er in seiner Wohnung in Olten verhaftet, und er legte in vier Fällen Geständnisse ab. Ferrari bestritt jedoch vehement den Mord an der 12-jährigen Ruth Steinmann, die am 16. Mai 1980 in einem Waldstück bei Würenlos aufgefunden wurde.
Verurteilung und Revisionsprozess
1995 wurde Ferrari vom Bezirksgericht Baden AG wegen fünffachen Mordes zu einer lebenslangem Zuchthausstrafe verurteilt, darunter auch für die Tat an Ruth Steinmann. Sieben Jahre später wurden durch die Recherchen des Journalisten und Buchautors Peter Holenstein Hinweise entdeckt, die zeigten, dass Ferrari für den Mord an Ruth Steinmann nicht verantwortlich sein konnte. Unter anderem ergab eine vom Journalisten veranlasste DNA-Analyse, dass ein Schamhaar, welches auf der Leiche von Ruth Steinmann gesichert werden konnte, nicht von Ferrari stammte. Aufgrund von Holensteins Recherchen hob das Obergericht des Kantons Aargau 2004 das Urteil gegen Ferrari im Fall Ruth Steinmann auf und wies es zur Neubeurteilung ans Bezirksgericht Baden zurück. In der Folge wurde ein der Tat an Ruth Steinmann Verdächtigter, der 1982 in Wolfhalden AR Suizid beging, exhumiert. Ein zahnmedizinisches Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich ergab, dass die Bissspuren am Körper des Mädchens mit Sicherheit nicht von Ferrari, sondern vom 1982 gestorbenen Mann stammten. In einem landesweit beachteten Revisionsprozess wurde Werner Ferrari am 10. April 2007 vom Bezirksgericht Baden für den Mord an Ruth Steinmann für unschuldig befunden und freigesprochen; er bleibt jedoch wegen der vier anderen Fälle inhaftiert.
Die Opfer
- Daniel Schwan († 1971, 10 Jahre alt)
- Benjamin Egli († 1983, 10 Jahre alt)
- Daniel Suter († 1985, 7 Jahre alt)
- Christian Widmer († 1987, 10 Jahre alt)
- Fabienne Imhof († 20. August 1989, 9 Jahre alt)
Weblinks
- Peter Holenstein in der Weltwoche: Das Rätsel vom «Chefihau»: Werner Ferrari, die Tötung Ruth Steinmanns und der Revisionsprozess.
Bücher
- Peter Holenstein: "Der Unfassbare. Das mörderische Leben von Werner Ferrari." Oesch Verlag AG, 2002. ISBN 3-0350-2001-9
Referenzen
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