Werner Sell

Werner Sell

Werner Sell (eigentlich Georg Robert Werner Sell) (* 1900 in Berlin; † 1998 in Dillenburg) war ein deutscher Erfinder und Unternehmer. Auf ihn gehen technik- und wirtschaftshistorisch bedeutende Errungenschaften wie die Flugzeugküche, die Einbauküche und das Fertighaus zurück. Die von ihm 1954 gegründete Sell GmbH ist bis heute mit über 40.000 ausgelieferten Galleys Marktführer im Bereich Flugzeugküchen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Werner Sell studierte nach seinem Abitur in Berlin und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Schiffbau an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg sowie Volkswirtschaft an der Universität Berlin. Nach der Erlangung seines Diploms 1923 war er zunächst in Wirtschaftsunternehmen tätig. Seine angestrebte Dissertation zum Thema „Die Industrialisierung Südafrikas“ brach er zugunsten einer Anstellung bei den Junkers-Flugzeugwerken in Dessau 1929 ab. In seiner Funktion als Auslandsreferent konnte er 1930 einen rumänischen Prinzen überreden, eine Teeküche in sein Flugzeug einzubauen - die Idee der Flugzeugküche war geboren.

Nach seinem Wechsel zu den Burger Eisenwerken in Dillenburg arbeitet Werner Sell an der Entwicklung energiesparender Herde, aus denen die Einbauküche entstand. Einen Prototyp verwendete Sell 1938 in seinem eigenen Haus. Werner Sell wurde als Chef der Abteilung Industrieplanung im Reichsluftfahrtministerium berufen, eine Tätigkeit, die er 1944 auf eigenen Wunsch beendete.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gründete Werner Sell sein eigenes Unternehmen, die Sell-Fertighaus GmbH. In den Fertighäusern wurden auch die Einbauküchen verbaut - bis 1948 wurden 5000 Stück verkauft, vor allem an die amerikanischen Besatzungstruppen. Um auch Privatkunden zu erreichen, brachte Sell 1953 sein Unternehmen in die Burger Eisenwerke ein, wo er Geschäftsführer und Vorstandsmitglied wurde.

Ab 1954 erfolgte die Auslieferung von Flugzeugküchen, ab 1955 produzierte man Bahnküchen, ab 1960 Heißluftherde. Durch seine Arbeiten im Bereich Gemeinschaftsverpflegung wurde er auch in der akademischen Welt bekannt und gab sein Wissen ab 1964 in Form eines Lehrauftrags am Fachbereich Haushalts- und Ernährungswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen weiter. Er schied 1969 im Alter von 69 Jahren bei den Burger Eisenwerken aus und starb 1998 in Dillenburg.

Engagement und Ehrungen

Seit 1956 war Werner Sell Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Die moderne Küche“ (AMK) und seit 1958 Mitglied des Konsumgüterausschusses des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Im DIN-Ausschuss für Gebrauchstauglichkeit wirkte er seit 1962 im Vorstand mit. Sell hat 1965 das Bundesverdienstkreuz erhalten und war von 1966 bis 1970 Präsident der Industrie- und Handelskammer Dillenburg. Zahlreiche weitere Ehrenämter und Aufsichtsratsposten hatte er inne. Die Gießener Universität ernannte Werner Sell 1970 zum Honorarprofessor und verlieh ihm 1976 die Ehrendoktorwürde.

Werk

Die Sell GmbH stellt bis heute Flugzeugküchen, Bars und Treppen, Schlaf- und Ruhecontainer sowie Flugzeugküchengeräte her. Sie gehört mittlerweile zur französischen Zodiac Aerospace Gruppe und ist Lieferant nahezu aller Flugzeughersteller. Beim Airbus A380 ist Sell mit einem derzeitigen Marktanteil von über 60% vertreten.

Einzelnachweise

  1. dpa: Im Flugzeug zählt die schlanke Linie. In: Frankfurter Rundschau, 23. August 2008

Weblinks

Literatur

  • Christoph Schäfer: Werner Sell. In: Magistrat der Stadt Wetzlar (Hrsg.):Tüftler & Talente. 150 Jahre technische Innovationen in Mittelhessen. Wetzlar 2004, S. 191

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