Westrussische Befreiungsarmee

Westrussische Befreiungsarmee

Die Westrussische Befreiungsarmee (auch Freiwillige Russische Westarmee oder Bermondt-Armee) war eine konterrevolutionäre Armee im westlichen Baltikum während des russischen Bürgerkrieges und des Lettischen Unabhängigkeitskrieges. Der Befehlshaber Pawel Bermondt-Awaloff verfügte über Truppen von etwa 30.000 Soldaten deutscher und russischer Nationalität. Die Armee kämpfte im Herbst 1919 gegen die ein Jahr vorher ausgerufene Republik Lettland.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Sommer 1918 gab es Planungen der deutschen Armee auf St. Petersburg vorzurücken. Bei Pleskau bildeten sich Anfänge einer antibolschewistischen Westarmee, die sich aus freiwilligen russischen Kriegsgefangenen in Deutschland rekrutierte. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges kam es am 26. November 1918 zu einem Gefecht mit den Bolschewiki, die zu weitgehender Auflösung des Verbandes führten. Eine Abteilung unter Oberst von Neff zog sich nach Estland zurück und bildete später den Grundstock der Nordarmee des Generals Judenitsch. Aus einer kleineren Gruppe um Fürst Anatol Lieven bildete sich in Kurland die Abteilung Lieven der Baltischen Landeswehr, die von Deutschland Sold und Ausrüstung bezog. Neben der Baltischen Landeswehr kämpften 1919 im Baltikum deutsche reguläre Truppen und Freikorps unter dem Oberbefehl des Grafen von der Goltz mit Unterstützung der Entente-Mächte gegen die Bolschewiki. Verhandlungen über eine Vergrößerung der russischen Einheiten in Kurland kamen erst im Mai 1919 zum Abschluss, nachdem die Entente erstmals die Rückführung der reichsdeutschen Truppen aufgrund von §12 des Waffenstillstandsvertrags von Compiegne forderte. Dem Fürsten Lieven wurden so die gemischten Abteilungen der Obersten Bermondt und Wirgolitsch zugeführt. Im Juli 1919 schied Lieven als Befehlshaber aus, nachdem seine Abteilung zur Nordarmee von Judenitsch abtransport wurde. Da sich kein namhafter russischer General fand, wurde Bermondt schließlich als Oberbefehlshaber bestätigt.

Mit Beginn des Abtransports deutscher Truppen im Juli 1919, traten viele Deutsche zu den Russen über, um so weiterhin im Osten bleiben zu können. Hierbei handelte es sich oft um solche Leute, die wegen irgendwelcher Vergehen aus ihren Verbänden entlassen wurden. Auch die Disziplin und Moral der russischen Soldaten war teilweise mangelhaft. Ziel der Befreiungsarmee war es je nach politischer Lage über Dünaburg auf Moskau oder St. Petersburg vorzugehen um so gemeinsam mit den anderen weißen Armeen die bolschewistische Herrschaft in Rußland zu beenden. Hierzu wurden im August mit dem deutschen Reich, der Entente, sowie den Staaten Litauen und Lettland Verhandlungen geführt. Nachdem die Entente eine Anrechnung der Unterhaltskosten auf die Reparationsleistungen Deutschlands verweigerte, hing die Finanzierung der Armee in der Luft. Die Verhandlungen des Generals von der Goltz mit privaten Geldgebern aus der Industrie scheiterten. Auch die jungen Randstaaten Estland und Lettland sahen die Bermondt-Armee als Bedrohung ihrer Existenz an. Trotzdem verweigerte Major Bischoff am 23. August den Befehl zum Abtransport seiner Eisernen Division und überführte den Verband geschlossen in russische Dienste. Weitere Freikorps schlossen sich an.

Gliederung

Die Kampfstärken der Armee betrugen etwa 3.000 Mann bei den beiden russischen Korps Virgolitsch und Polozki, 5.000 Mann bei der Eisernen Division und 5.500 Mann bei der Deutschen Legion welche sich aus verschiedenen selbstständigen Freikorps zusammengeschlossen hatte. Außerdem gehörte noch das Freikorps Plehwe (das ehemalige 2. Garde-Reserve-Regiment) vor Libau und das Freikorps Diebitsch in Litauen zur Armee. Ende Oktober erschien das Freikorps Roßbach nach einem Marsch über 1.200 KM vor Riga.

Konfrontation mit der Republik Lettland

Die Politische Lage verschlechterte sich weiter. Eine neue Regierung in Litauen verweigerte den Durchzug nach Russland und die Gewährung einer Basis. Nach anfänglicher Unterstützung des Russenunternehmens verbot die Weimarer Regierung, auf Druck der Entente den Übertritt zu den Russen und befahl der Reichswehr die Ostpreußische Grenze für den Nachschub zu sperren. Der General von der Goltz wurde am 4. Oktober endgültig abberufen. Trotzdem startete Bermondt mit den Freikorps eine Offensive bis vor die Düna um die Republik Lettland zu Verhandlungen zu zwingen. Mit Unterstützung von britischer Schiffsartillerie und estnischen Panzerzügen folgte im November eine lettische Gegenoffensive, welche die Armee zum Rückzug zwang. Auch Mitau ging unter verlustreichen Kämpfen verloren. Ohne Nachschub an Munition und Verpflegung mussten sich die Freikorps wieder in deutsche Dienste begeben. Bis Mitte Dezember 1919 zogen die restlichen Truppen über Litauen nach Ostpreußen ab.

Literatur

  • Pawel Bermondt-Awaloff: Im Kampf gegen den Bolschevismus. Erinnerungen. Berlin 1925.
  • Josef Bischoff: Die letzte Front. Geschichte der Eiserne Division im Baltikum 1919. Berlin 1935.
  • Darstellungen aus den Nachkriegskämpfen deutscher Truppen und Freikorps. Bd 2: Der Feldzug im Baltikum bis zur zweiten Einnahme von Riga. Januar bis Mai 1919, Berlin 1937; Bd 3: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga. Juni bis Dezember 1919, Berlin 1938.
  • "Latvijas Brīvības cīņas 1918-1920" ISBN 9984-00-395-7
  • Bernhard Sauer: Vom Mythos eines ewigen Soldatentums. Der Feldzug deutscher Freikorps im Baltikum im Jahre 1919. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 43. Jahrgang 1995, Heft 10. (Pdf, 7,4 Mbyte)

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