Wiener Doppelhochzeit

Wiener Doppelhochzeit
Holzschnitt von Albrecht Dürer

Die Wiener Doppelhochzeit, von Historikern auch als Erster Wiener Kongress oder Wiener Fürstentag bezeichnet, wurde am 22. Juli 1515 gefeiert.

Habsburgische Hausmachtpolitik

Maximilian hatte schon im Jahre 1496 durch eine doppelte Hochzeit die Position der Habsburger als europäische Großmacht stärken können. Damals heiratete sein Sohn Philipp die spanische Infantin Johanna von Kastilien, während seine Tochter Margarete mit dem spanischen Thronfolger Juan verheiratet wurde. Damit gewannen die Habsburger den spanischen Königsthron und gleichzeitig die Herrschaft über die spanischen Kolonialgebiete.

Im Jahre 1504 begann er, auch seine östlichen Nachbarn durch Heiratsverträge an sich zu binden. Er handelte mit dem König von Ungarn und Böhmen, Vladislav II. ein Eheversprechen für dessen eben geborene Tochter Anna mit einem seiner Enkel aus. Als Annas Mutter wieder schwanger wurde, arrangierte er die Verlobung seiner Enkelin Maria (*1505) mit dem noch ungeborenen Kind (für den Fall, dass das Kind ein Junge werden würde).

Die Doppelhochzeit in Wien

Zur Vorbereitung der Hochzeitsfeierlichkeiten musste der Kaiser von der Augsburger Familie der Fugger eine Summe von 54.000 Gulden leihen, für die er die Ausbeute der Tiroler Kupferminen in den nächsten 6 Jahren abtrat.
Am 17. Juli 1515 zogen die drei Herrscher Maximilian, Vladislav und dessen Bruder Sigismund unter dem Jubel der Wiener Bevölkerung in die Stadt ein. Am 20. Juli begannen die offiziellen Verhandlungen über die Heiratsverträge. Maximilian war in der peinlichen Lage, dass er noch keine bindende Zusage für einen seiner beiden Enkel machen konnte. Karl sollte Mary, die Tochter von Heinrich VIII. heiraten, Ferdinand war in Spanien bei seinem Großvater Ferdinand, der wohl eigene Heiratspläne hatte. Also erklärte Maximilian, dass er Anna in Stellvertretung seiner Enkel heiraten werde. Sollte ein Ehevertrag mit einem seiner Enkel binnen eines Jahres nicht zustandekommen, würde er Anna selbst zur Frau nehmen.

Die glanzvolle Doppelhochzeit wurde am 22. Juli 1515 im Wiener Stephansdom gefeiert. Anwesend waren die Gesandten aller europäischen Staaten und der Hochadel des Heiligen Römischen Reiches.
Zunächst ließ sich der 56-jährige Kaiser mit der 12-jährigen Anna trauen:
„Wiewohl wir Itzt Euer Liebden das Wort gegeben, daß Ihr Unser Gemahlin sein sollet, so ist doch solches geschehen im Namen Unserer beiden abwesenden Enkel und in der Meinung, Euer Liebden an einen von denselben zu vermählen, den wir auch hiermit Euch ehelich versprechen. Und weil mein Enkel Carl die Königreiche Castillien und Arragonien, sein Bruder Ferdinand aber das Königreich Neapel zu erben und zu erwarten hat, so erklären und nennen wir hiemit Euer Liebden eine Königin, und wollen Euch zu einer solchen gekrönet haben!“
Anschließend wurden Ludwig und Maria getraut.
Das Hochzeitsfest dauerte bis zum 29. Juli, am 3. August besiegelten die drei Herrscher einen offiziellen Freundschaftsvertrag.

Anna wurde vor Ablauf eines Jahres die Frau von Ferdinand, der nach dem Tod seines Schwagers die Königskrone von Ungarn und Böhmen errang. Damit stieg das Haus Habsburg zu einer der führenden Mächte Europas auf.

Siehe auch

Heiratspolitik der Habsburger


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