Wilhelm Burger (SS-Mitglied)

Wilhelm Burger (SS-Mitglied)

Wilhelm Max Josef Johann Burger (* 19. Mai 1904 in München; † 1979[1]) war deutscher SS-Sturmbannführer, Leiter der Standortverwaltung im KZ Auschwitz sowie Leiter der Amtsgruppe D IV im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt.

Leben

Wilhelm Burger absolvierte nach seiner Schullaufbahn eine Ausbildung zum Lehrer. Er war jedoch in diesem Beruf nicht tätig, sondern arbeitete als Versicherungsvertreter bis er im Zuge der Weltwirtschaftskrise arbeitslos wurde.[2] Im September 1932 trat er der NSDAP (Mitgliedsnr. 1.316.366) und der SS (Mitgliedsnr. 47.285) bei.[3] Als Burger 1935 SS-Verwaltungsführer wurde, ließ er sich von seiner jüdischen Frau scheiden, um bei der SS als Verwaltungsführer Karriere zu machen.[2] Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nahm Burger am Russlandfeldzug mit dem SS-Totenkopf-Infanterieregiment I bis zum Mai 1942 teil. Im Juli 1942 übernahm er als Verwaltungsführer die Leitung der Standortverwaltung des KZ Auschwitz und blieb auf diesem Posten bis Ende April 1943. Anschließend wurde er in das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt versetzt und fungierte dort als Leiter der Amtsgruppe D IV (Inspektion der Konzentrationslager) bis zum Anfang Mai 1945.[4]

Nach Kriegsende wurde Burger verhaftet und in Polen vor Gericht gestellt. Er wurde am 9. April 1952 in Krakau zu fünf Jahren Haft und am 7. Oktober 1953 in Warschau zu acht Jahren Haft verurteilt, aber bereits im Mai 1955 an die Bundesrepublik Deutschland überstellt. Er lebte danach in Dachau und arbeitete als Prokurist bei den Bayrischen Spritzgußwerken. Im zweiten Auschwitzprozess (Verfahren "4 Ks 3/63 gegen Burger u. a.") vor dem Landgericht Frankfurt am Main, der am 14. Dezember 1965 begann und am 16. September 1966 endete, stand er mit zwei weiteren Angeklagten vor Gericht. Burger wurde vom Landgericht Frankfurt am Main wegen der Beschaffung von Zyklon B zur Vergasung von Häftlingen im KZ Auschwitz zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Diese Strafe wurde aber mit der Untersuchungshaft und der in Polen abgessenen Haftstrafe verrechnet, weshalb er unverzüglich freikam.[5]

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich - Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main, 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3-596-16048-8
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main, Berlin Wien 1980, ISBN 3-548-33014-2
  • Jan Erik Schulte: Zwangsarbeit und Vernichtung: Das Wirtschaftsimperium der SS. Oswald Pohl und das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1933–1945. Paderborn 2001, ISBN 3-506-78245-2.
  • Wacław Długoborski, Franciszek Piper (Hrsg.): Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Verlag Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Oswiecim 1999, 5 Bände: I. Aufbau und Struktur des Lagers. II. Die Häftlinge - Existentzbedingungen, Arbeit und Tod. III. Vernichtung. IV. Widerstand. V. Epilog, ISBN 83-85047-76-X.

Einzelnachweise

  1. Das KZ Buna/Monowitz in den Frankfurter Auschwitz-Prozessen. Abgerufen am 28. Oktober 2011., S. 10.
  2. a b Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, 1980, S. 357
  3. Aleksander Lasik: Die Organisationsstruktur des KL Auschwitz. In: Aleksander Lasik, Franciszek Piper, Piotr Setkiewicz, Irena Strzelecka: Auschwitz 1940–1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations und Vernichtungslagers Auschwitz. Band I: Aufbau und Struktur des Lagers. Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Oświęcim 1999, S. 264f.
  4. Jan Erik Schulte: Zwangsarbeit und Vernichtung: Das Wirtschaftsimperium der SS. Oswald Pohl und das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1933–1945. Paderborn 2001, S. 464
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 86f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Burger — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Burger (Fotograf) (1844–1920), österreichischer Fotograf Wilhelm Burger (Weihbischof) (1880–1952), römisch katholischer Weihbischof Wilhelm Burger (SS Mitglied) (1904–1979), deutscher SS Sturmbannführer… …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Burger (SS-Mitglied) — Anton Burger (* 19. November 1911 in Neunkirchen; † 25. Dezember 1991 in Essen) war österreichischer SS Obersturmführer und Lagerkommandant im Ghetto Theresienstadt. Leben Der Sohn eines Papierwarenhändlers absolvierte nach dem Besuch der Volks… …   Deutsch Wikipedia

  • Burger (Familienname) — Burger ist ein Familienname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm von Humboldt — Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand von Humboldt, kurz: Wilhelm von Humboldt, (* 22. Juni 1767 in Potsdam; † 8. April 1835 in Tegel) war ein deutscher Gelehrter, Staatsmann und Mitgründer der Universität Berlin (heute: Humboldt Universität …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Bauer — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Bauer (Ingenieur) (1822–1875), deutscher Ingenieur, Erbauer der ersten modernen U Boote Wilhelm Bauer (Historiker) (1877–1953), österreichischer Neuzeithistoriker Wilhelm Bauer (Kirchenrat) (1889–1969),… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Canaris — Wilhelm Canaris, 1940 Wilhelm Franz Canaris (* 1. Januar 1887 in Aplerbeck bei Dortmund; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) war ein deutscher Admiral und während der …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Liebknecht — (Fotografie aus den 1870er Jahren) Wilhelm Liebknecht − vollständiger Name: Wilhelm Philipp Martin Christian Ludwig Liebknecht[1] − (* 29. März 1826 in Gießen, Großherzogtum Hessen; † 7. August 1900 in Charlott …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Ludwig Steinbrenner — (* 6. Januar 1759 in Petersaurach; † 26. Dezember 1831 in Großbodungen) war ein deutscher evangelischer Theologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Dörnhaus — (* 2. April 1890 in Mülheim an der Ruhr; † 7. September 1970) war ein deutscher Politiker und Landtagsabgeordneter (FDP). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Abgeordneter 3 Sonstiges …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm II. (Deutsches Kaiserreich) — Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen (* 27. Januar 1859 in Berlin; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande), Sohn Kaiser Friedrichs III., entstammte der Dynastie der Hohenzollern und war von 1888 bis 1918 letzter …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”