Wilhelm Dreher

Wilhelm Dreher
Wilhelm Dreher

Wilhelm Dreher (* 10. Januar 1892 in Ay a.d.Iller, Bezirk Neu-Ulm; † 19. November 1969 in Senden) war ein vor allem in Südwestdeutschland aktiver nationalsozialistischer Politiker.

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule in Stuttgart begann Dreher eine Mechaniker-Lehre und war 1909 als Werkzeugschlosser tätig.

1910 trat er in die Kaiserliche Marine ein, wo er 2½ Jahre im Ostasiengeschwader war und anschließend zur Torpedoschule kam. Im Ersten Weltkrieg war Dreher ununterbrochen auf Frontbooten im Einsatz. 1918 nahm er am Kieler Matrosenaufstand teil. Im selben Jahr wurde er aus der Marine verabschiedet und trat der SPD bei.

Von 1919 bis 1924 war er Maschinenschlosser in Ulm und wurde Lokomotivführeranwärter bei der Reichsbahn und Betriebsratsvorsitzender sowie Vorsitzender des freigewerkschaftlichen Deutschen Eisenbahnerverbandes, Ortsgruppe Ulm. 1923 trat er aus der SPD aus. 1924 verlor er seinen Posten bei der Reichsbahn und war anschließend bis 1927 Werkzeugschlosser und Monteurmeister in Stuttgart. Am 25. August 1925 trat er in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 12.905), für die er Ortsgruppenführer erst in Ulm und dann in Stuttgart wurde und auch als Reichsredner fungierte. Bald darauf wurde er auch in den Ulmer Stadtrat gewählt.[1]

1928 zog er auf Reichswahlvorschlag in den Reichstag ein und konnte sein Mandat 1930 (Wahlkreis 31 – Württemberg) sowie in den kommenden Wahlen verteidigen. 1930 trat er als SA-Standartenführer in die SS über (Mitglieds-Nr. 11.715). 1931 wurde er Gemeinderat in Ulm.

1932 wurde er zum Gauinspekteur zur besonderen Verwendung im Aufgabenbereich der Gauleitung Württemberg-Hohenzollern berufen.[2]Im selben Jahr trat er als Zeuge vor den Ausschuss des Reichstages zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung („Überwachungsausschuß“) vom 27. September 1932, um zu den Vorgängen um den Mißtrauensantrag gegen die Regierung Franz von Papens und dessen Auflösung des Reichstags auszusagen.[3] Ebenfalls 1932 erfolgte gegen Dreher eine Anzeige wegen Vergehens gegen das Republikschutzgesetz anlässlich einer beleidigenden Rede bei einer öffentlichen Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe Freiburg.[4]

Nach der „Machtergreifung“ wurde Dreher am 10. März 1933 Staatskommissar für Ulm und Oberschwaben, am 1. Juli dann Polizeidirektor in Ulm (zunächst kommissarisch, ab 1935 dann planmäßig), wo er den bisherigen Amtsinhaber Emil Schmid (1873–1938) verdrängte. Sein Reichstagsmandat behielt er, der mittlerweile das goldene Parteiabzeichen verliehen bekommen hatte, im nun nationalsozialistischen Reichstag.[1]

In der SS stieg er 1936 zum Brigadeführer auf. Wegen seines herrischen Regierungsstils in Ulm, der oft zu persönlichen Konflikten und Kompetenzstreitigkeiten mit dem Oberbürgermeister Friedrich Foerster und der NSDAP-Kreisleitung unter Eugen Maier führte,[1] wurde er 1942 als Polizeidirektor abgesetzt und übernahm dafür bis Kriegsende das Amt des Regierungspräsidenten in Sigmaringen (Hohenzollerische Lande).

Nach Kriegsende befand sich Dreher bis 1946 in Internierung. Im selben Jahr wurde er in einem Kriegsverbrecherprozess freigesprochen und kehrte 1949 nach Ulm zurück. 1951 wurden ihm seine Pensionsansprüche auf Grund eines Spruchkammerbescheids vom 22. Februar 1951 als „Belasteter“ entzogen.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Michael Ruck: Korpsgeist und Staatsbewusstsein: Beamte im deutschen Südwesten 1928. Oldenbourg, München 1996, S. 114f. ISBN 3-486-56197-9. Dort auch weitere Literaturhinweise.
  2. Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 501 II Bü 71.
  3. http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/vpa/vpa2p/kap1_1/para2_29.html
  4. Staatsarchiv Freiburg A 40/1 Nr. 306.
  5. StA Ulm, B 161/41 Nr. 20.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dreher — steht für: den Beruf Zerspanungsmechaniker, siehe auch Drehen (Verfahren) Dreher (Tanz), einen Tanz Dreher (Motorsport), einen Fehler im Motorsport Dreher (Bier), eine historische, in Triest und Budapest bis heute bestehende Biermarke… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Gutbrod — (* 26. Februar 1890 in Gerlingen bei Stuttgart; † 9. August 1948 in Plochingen am Neckar) war ein Erfinder und Unternehmer im Fahrzeugbau. Er entwickelte zahlreiche Motorräder und Automobile, Dreirad und Vierrad Lieferwagen sowie Rasenmäher, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Mauer — (* 25. Februar 1903 in Raunheim; † 21. Februar 1974 ebenda) war ein hessischer Politiker (KPD Hessen) und ehemaliger Abgeordneter des Landtags des Volksstaates Hessen in der Weimarer Republik. Wilhelm Mauer war der Sohn des Eisenbahnarbeiters… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Klees — (* 12. März 1841 in Buckau; † 20. Dezember 1922 in Magdeburg) war ein Pionier der Arbeiterbewegung und sozialdemokratischer Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Schürmann-Horster — (* 21. Juni 1900 in Köln; † 9. September 1943 in Berlin Plötzensee) war ein deutscher Schauspieler und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Knöchel — (* 8. November 1899 in Offenbach (Main); † 24. Juli 1944 in Brandenburg) war ein deutscher Kommunist und Widerstandskämpfer gegen das NS Regime. Leben Knöchel war Dreher und Grubenschlosser von Beruf, schloss sich 1919 der SPD an und wechselte… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Mathiesen — (* 14. Januar 1859 in Hamburg; † 14. Juni 1936) war ein Pionier der Kohlenbogenlampe.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veröffentlichungen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Kammann — (* 5. September 1922 in Oldenburg; † 27. April 1980 in Sande) war ein deutscher Politiker (SPD). Kammann war Bürgermeister von Varel und Abgeordneter im Landtag von Niedersachsen. Leben Kammann besuchte die Volksschule in Varel und absolvierte… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Großkopf — Gedenktafel für Wilhelm Großkopf und Wilhelm Heese in der Bertramstraße Wilhelm („Willi“) Großkopf (* 13. Januar 1910 in Hannover; † 22. Februar …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Heute — Büste des Schriftstellers in Schwelm Wilhelm Heute (* 5. Mai 1883 in Möllenkotten (seit 1897 zu Schwelm gehörend) in Westfalen; † 19. Oktober 1935 in Schwelm) war ein deutschsprachiger Schriftsteller und Heimatdichter. Er war auch bekannt unter… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”