Wilhelm Höpflinger

Wilhelm Höpflinger

Wilhelm Höpflinger (* 30. September 1853 in Langewiesen, Thüringen; † 17. Januar 1928 in Schweinfurt) war ein deutscher Erfinder und Fabrikant, Kommerzienrat (1912), Geheimer Kommerzienrat (1924). Er entwickelte unter anderem die von Friedrich Fischer konstruierte Kugelschleifmaschine entscheidend weiter.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Höpflinger kam 1873 als Zwanzigjähriger nach Schweinfurt. Er war zunächst mehr als ein Jahrzehnt als Arbeiter bei der dortigen Eisengießerei Reck & Joachim beschäftigt und 1888 Gründungsmitglied des örtlichen Vereins der Metallarbeiter und Kassier der Allgemeinen Kranken- und Sterbekasse für Metallarbeiter.

Ab 1887 arbeitete Höpflinger bei Fischer & Osterloh (später FAG) in Schweinfurt, die damals neben Kugeln auch mit Fahrrädern und Nähmaschinen handelten. Im selben Jahr konstruierte Höpflinger einen Fräsapparat für Fischers Kugelschleifmaschine, mit dem die Qualität der Kugeln weiter verbessert werden konnte.

1890 machte er sich gemeinsam mit Engelbert Fries selbstständig. Sie gründeten die Firma Fries & Höpflinger, die Kugeln und Kugellager herstellte und diese weltweit vertrieb. Höpflinger hatte die technische, Fries die kaufmännische Leitung des Unternehmens inne. 1896 wurde die Firma bei der Umwandlung in eine AG in Deutsche Gußstahlkugelfabrik AG umbenannt. Im Sprachgebrauch nannte man die Firma jedoch weiterhin ganz überwiegend nach den beiden Gründern, 1927 erhielt sie auch offiziell den alten Namen Fries & Höpflinger zurück. Hauptaktionär war das Dresdner Bankhaus Gebrüder Arnhold.

In einer ersten Boomphase beschäftigte das Unternehmen in den Jahren 1896/97 ca. 700 Arbeiter. Die erste Dividende der Aktiengesellschaft betrug 30%. Durch die hohen Gewinne wurden Finanziers in ganz Deutschland auf die Kugelbranche als attraktive Kapitalanlage aufmerksam, überall wurden neue Kugelfirmen gegründet. Die darauffolgende Überproduktion führte zu einem Zusammenbruch des Marktes. Die Beschäftigtenzahl sank noch einmal auf 120. Entscheidend für den Wiederaufstieg des Unternehmens ab 1903 wurde die enge Kooperation mit Fichtel & Sachs, der Firma von Höpflingers Schwiegersohn Ernst Sachs.

Fries & Höpflinger beschäftigten am Vorabend des 1. Weltkriegs fast 2000 Mitarbeiter. Während des Krieges wurde die Produktion auf Granaten und Gewehrkugeln umgestellt. Die Dividende betrug bis zu 25%. Die Kugel- und Wälzlagerbranche wurde von einem Kartell dominiert, das es der Firma in den 1920er Jahren ermöglichte, sich als eines der führenden Unternehmen am Markt zu behaupten, doch die erzielten Gewinne blieben mager. Mehrfach war das Unternehmen Gegenstand von Übernahmespekulationen. 1929 erwarb der schwedische SKF-Konzern die Aktienmehrheit und fusionierte das Unternehmen gemeinsam mit fünf Konkurrenten zu den Vereinigten Kugellagerfabriken AG (ab 1953 SKF GmbH).

Die Produktionsstätten der Firma befanden sich in Schweinfurt zwischen Schrammstraße und Gunnar-Wester-Straße, wo heute das Einkaufszentrum "Stadtgalerie" und das SKF-Hochhaus stehen, sowie in der Ernst-Sachs-Straße im Stadtteil Oberndorf (heute SKF Werk II).

Höpflinger meldete zahlreiche Patente an. Eine wichtige Erfindung war der Höpflinger-Kugelkorb für Wälzlager. Bis zum Lebensende war er als Generaldirektor in der Führung des Unternehmens tätig war. Er starb 1928, ein Jahr vor dem Verkauf an SKF, im Alter von 74 Jahren. Bedeutsam ist seine Lebensleistung für die Stadt Schweinfurt, die zum Zentrum der europäischen Wälzlagerindustrie wurde.

Persönliches - Familie

Höpflinger kam als uneheliches Kind der Johanna Elisabeth Völker in Langewiesen/Thüringen zur Welt. Johann Georg Höpflinger, ein schwäbischer Fuhrmann, erkannte den Sohn an, weshalb dieser den Nachnamen Höpflinger erhielt. Die Eltern waren später offenbar einige Jahre verheiratet. Als Kleinkind fand er zeitweise Aufnahme bei den Angehörigen seines Vaters in Haunsheim/Schwaben. Später wuchs er bei einem Pferdemetzger im Heimatort der Mutter auf. Die Kindheit verlief offenbar in einfachsten Verhältnissen.

In Schweinfurt heiratete er 1881 Dorothea Geis, die Tochter eines Schreiners. Zu diesem Zeitpunkt hat das Paar bereits zwei Töchter im Alter von 6 und 5 Jahren. Augenscheinlich verfügte Höpflinger erst jetzt über das für den Erwerb des Bürgerrechts und die damit verbundene Erlaubnis zur Heirat notwendige Geld. Von den vier Töchtern Höpflingers heiratete die älteste (Betty) Ernst Sachs, den Erfinder der Freilaufnabe mit Rücktrittbremse am Fahrrad; die jüngste (Ernestine) vermählte sich mit dem Sachs-Direktor Rudolf Baier. Auch die Ehemänner der beiden anderen Töchter sind später im Umfeld von Fichtel & Sachs aktiv.

Nach dem Tod der ersten Ehefrau (1912) heiratete der 62jährige Höpflinger 1915 die dreißig Jahre jüngere Katharina von Hörmann, eine Tochter aus dem Münchner Beamtenadel. Die Ehe wurde nach gut einem Jahr wieder geschieden. Höpflinger war nachweislich evangelisch getauft worden, gehörte bei seinem Tod aber der Katholischen Kirche an. Auch die erste Ehefrau und die vier Töchter waren evangelisch. Offenbar war er im Vorfeld der zweiten Hochzeit konvertiert.

Literatur

  • Thomas Horling: Wilhelm Höpflinger (1853–1928), Erfinder-Ingenieur. In: Fränkische Lebensbilder. 22, 2009, S. 279–301.

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