Wilhelm Jesse

Wilhelm Jesse

Wilhelm Jesse (* 3. Juli 1887 in Grabow; † 11. Januar 1971 in Braunschweig) war ein deutscher Historiker, Numismatiker, Volkskundler, Archivar und von 1932 bis 1952 Direktor des Städtischen Museums Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jesse studierte Geschichte, Philologie und Philosophie an den Universitäten München, Kiel und Berlin. Er promovierte 1911 bei dem Historiker Max Lenz († 1932) in Berlin und begann anschließend eine bis 1914 währende Tätigkeit als Volontär am Großherzoglichen Geheimen Hauptarchiv Schwerin. Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft war er von 1919 bis 1926 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Hamburgische Geschichte. Im Jahre 1926 habilitierte er sich in Geschichtswissenschaft an der 1919 gegründeten Universität Hamburg.

Tätigkeit in Schwerin

Während seiner Zeit in Schwerin schrieb Jesse das zweibändige Werk "Die Geschichte der Stadt Schwerin". Es ist bis heute die einzige zusammenhängende Monographie von der Entstehung der Stadt bis zum Ende 1. Weltkrieges. Aus diesem Grund wurde das Standardwerk 1995 als Reprint wieder aufgelegt.

Tätigkeit in Braunschweig

Jesse ging 1926 nach Braunschweig, wo er am 1. Oktober eine Stelle als Direktorialassistent am Städtischen Museum antrat. Die Museumsleitung übernahm er 1932 als Nachfolger Franz Fuhses. Im Jahre 1933 wurde er an der TH Braunschweig außerplanmäßiger Professor für Deutsche Volkskunde und Kulturgeschichte. An der Universität Göttingen besaß er von 1942 bis 1963 einen Lehrauftrag für Münz- und Geldgeschichte. Sein Nachfolger als Direktor des Städtischen Museums wurde 1953 Bert Bilzer. Er war Mitglied der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland.

Der renommierte Historiker und international anerkannte Numismatiker war Leiter der Niedersächsischen Münzforschungsstätte. Er war Mitinitiator der 1943 gegründeten Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Jesse starb 1971 im Alter von 83 Jahren in Braunschweig.

Werke (Auswahl)

  • Mecklenburg und der Prager Friede 1635, Diss. Berlin 1911, abgedr. in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 76 (1911), S. 161 – 282
  • Quellenbuch zur Münz- und Geldgeschichte des Mittelalters, Halle 1924; Neudruck Aalen 1983
  • Der wendische Münzverein, Lübeck 1928 (= Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte. Neue Folge. Band 6)
  • Münz- und Geldgeschichte Niedersachsens, Braunschweig 1952 (= Braunschweiger Werkstücke. Band 15; mit Porträtfoto und Widmung an Wilhelm Jesse zum 65. Geburtstag)
  • Der zweite Brakteatenfund von Mödesse und die Kunst der Brakteaten zur Zeit Heinrichs des Löwen, Braunschweig 1957 (= Braunschweiger Werkstücke. Band 21; mit Verzeichnis der Schriften von Wilhelm Jesse bis 1957)
  • Die Münzen der Stadt Braunschweig von 1499 bis 1680, Braunschweig 1962

Literatur

  • Franz-Josef Christiani: Jesse, Wilhelm in: Braunschweiger Stadtlexikon, herausgegeben im Auftrag der Stadt Braunschweig von Luitgard Camerer, Manfred R. W. Garzmann und Wolf-Dieter Schuegraf unter besonderer Mitarbeit von Norman-Mathias Pingel, Seite 117, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Seite 303-304, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8

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