Wilhelm Rettich

Wilhelm Rettich

Wilhelm (Willem) Rettich (* 3. Juli 1892 in Leipzig; † 27. Dezember 1988 in Sinzheim) war ein deutscher Komponist und Dirigent.

Leben

Wilhelm Rettichs Vater war Kaufmann in Leipzig. Seine Mutter, die in der Gegend um Riga geboren wurde, stammte aus der Familie Idelssohn. Zu dieser gehört auch Abraham Zewi Idelssohn, der einer der wichtigsten Sammler und Erforscher der hebräischen Musik war. Im Ersten Weltkrieg geriet Rettich in russische Kriegsgefangenschaft, nach der Oktoberrevolution kam er frei, lebte einige Zeit in Russland und ging dann nach China. Über Triest und Wien kam er zurück nach Leipzig, wo er am Stadttheater arbeitete. Weitere Stationen waren Plauen, Königsberg, Bremerhaven und Stettin.

Schon früh nach der Machtergreifung durch die Nazis entschloss sich Wilhelm Rettich wegen des gegen ihn als Juden und Pazifisten verhängten Berufsverbots zur Emigration; er fand in den Niederlanden Aufnahme und Schutz. Hier nahm er die niederländische Version seines Vornamens "Willem" an. Nach dem Überfall der deutschen Truppen konnte er zunächst noch als Privatmusiklehrer tätig sein und Hauskonzerte veranstalten, ab 1942 lebte er isoliert in einem Versteck im Untergrund. Er überlebte die Besatzungszeit und den Krieg. 1964 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Baden-Baden nieder. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz.

Werk

Zu Wilhelm Rettichs zahlreichen Werken gehören Sinfonien (u. a. "Sinfonia Giudaica" op.53), eine Oper ("König Tod" op.11), ein Violinkonzert (op.51), Kantaten ("Lettisches Liederspiel"op. 65, "Fluch des Krieges" op. 10), Werke für Symphonieorchester und viele Lieder und Chöre (u. a. "Synagogenchöre für gemischten Chor" op. 63a). Als Dirigent arbeitete er u. a. für den neu entstehenden Rundfunk in Leipzig und Berlin und später im Exil in den Niederlanden bei der "VARA" und der "Hofstad-Operette".

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