- Wilhelm Stiassny
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Wilhelm Stiassny (* 15. Oktober 1842 in Pressburg; † 11. Juli 1910 in Bad Ischl) war österreichischer Architekt jüdischer Abstammung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die Lebensdaten werden unterschiedlich angegeben. Das Österreich-Lexikon aeiou nennt den 15. Oktober als Geburtsdatum, das Wien-Lexikon von Felix Czeike den 15. Dezember. Das Sterbedatum ist laut aeiou der 16. Juni, laut Czeike der 11. Juli. In ihrer Monographie weist Tanaka[1] auf die widersprüchliche Quellenlage hin und liefert überzeugende Argumente für die Lebensdaten 15. Oktober 1842 bis 11. Juli 1910.
In den Jahren 1857 bis 1861 studierte er an dem Polytechnikum in Wien und danach Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien, u.a. bei Friedrich von Schmidt. Nach Studienreisen ließ er sich als freischaffender Architekt in Wien nieder. 1867 gründete Stiassny die Wiener Bauhütte und gehörte der Donauregulierungs-Kommission an. In den Jahren von 1878 bis 1900 und von 1904 bis 1910 gehörte er dem Gemeinderat in Wien an, wo er mitunter mit dem aufkeimenden Antisemitismus zu kämpfen hatte[2].
Neben seinen Tätigkeiten in verschiedenen jüdischen Vereinen gründete Stiassny 1895 die Gesellschaft zur Erhaltung und Konservierung von Kunst und historischen Denkmälern des Judentums und errichtete das weltweit erste jüdische Museum in Wien. Stiassny war auch Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde und Präsident des Jüdischen Kolonisationsverein zu Wien, den er 1904 mitbegründet hatte.
Wilhelm Stiassny wurde nach seinem Tod in Bad Ischl auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Bedeutung
Wilhelm Stiassny war einer der meistbeschäftigten Architekten seiner Zeit, des Historismus. Er errichtete zwölf neo-maurische und neo-romanische Synagogenbauten, sowie etwa 170 Wohnbauten, Fabriken, Schulen, Spitäler und Friedhofsbauten, meist für jüdische Auftraggeber. Er beschäftigte sich auch mit Kolonisationsprojekten im heutigen Israel.
Werke
- Israelitisches Blindeninstitut in Wien-Döbling, 1872
- Rothschild-Spital in Wien-Währing, 1873
- Synagoge in Malacky, 1887 (nicht mehr erhalten)
- Synagoge in Gablonz, 1892
- Polnische Schul, Orthodoxe Synagoge in der Leopoldgasse 29 in Wien, 1892/93
- Synagoge Stanisławów, 1895-99
- Jerusalemsynagoge in Prag, 1896/98
- Synagoge in Wiener Neustadt, 1902
- Zeremonienhalle im Wiener Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, 1. Tor
- mehr als 100 Wohnhäuser
- Grabdenkmäler, darunter die Gruft für Mitglieder des Wiener Zweiges der Familie Rothschild
Einzelnachweise
- ↑ Satoko Tanaka: Wilhelm Stiassny (1842 – 1910)., S. 16
- ↑ Satoko Tanaka: Wilhelm Stiassny (1842 – 1910)., S. 35
Literatur
- Satoko Tanaka: Wilhelm Stiassny (1842 – 1910). Dissertation an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 2009 (Online-Version)
- W. Krause: Stiassny Wilhelm. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957–2005, S. 246 f. (Direktlinks auf S. 246, S. 247).
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 5. Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 345.
Weblinks
- Wilhelm Stiassny. In: Architektenlexikon Wien 1880–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- Wilhelm Stiassny. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Wilhelm Stiassny und der Bebauungsplan für Tel Aviv (1909)
- Eintrag in der Jewish Encyclopedia (englisch)
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