- Wilhelminische Zeit
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Die wilhelminische Zeit umfasst den Zeitraum von 1890 bis 1918, der die Regierungsjahre Wilhelms II. und den Ersten Weltkrieg einschließt. Es handelt sich bei dem Wilhelminismus nicht um eine mit dem Namen von Wilhelm verbundene Gesellschaftskonzeption, die auf ein geistiges Produkt dieses Deutschen Kaisers zurückgeht. Vielmehr bezieht sich dies auf das äußere Erscheinungsbild, die Haltung des Kaisers. Diese äußerten sich am öffentlichen Aufführen pompöser Paraden des Militärs wie auch an einer Selbstüberschätzung des Kaisers, die auch den Vorgängern Wilhelm I. sowie Bismarck zu dessen Kronprinzenzeiten nicht verborgen blieben. Weiterhin ging er gegen sozialistisches Gedankengut vor. Seine Politik war, bedingt durch seine imperialen Ambitionen, auch auf eine Etablierung Deutschlands als Weltmacht gerichtet, die zu Beginn des Ersten Weltkrieges nach einigen Erwerbungen kolonialer Besitzungen in der Südsee und auf dem afrikanischen Kontinent einen vorläufigen Höhepunkt fand.
Auch wenn es sie schon vorher nicht nur im Deutschen Kaiserreich gab, ist es die so genannte Pickelhaube, die symbolhaft für dieses Zeitalter und die kaiserliche Armee bzw. das Militär steht. (In diversen Gebärdensprachen ist der vor die Stirn gelegte ausgestreckte Zeigefinger, der die Pickelhaube andeuten soll, bis heute das Zeichen für „Deutscher“ bzw. „deutsch“.)
Wilhelms Faszination für die deutsche Marine und seine Unternehmungen, diese als eine Weltmacht zu etablieren, spiegelten sich auch im alltäglichen Leben des Volkes wider. Bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hinein wurden Knaben in Matrosenkostüme gesteckt und so bereits früh mit der Wertstellung der Marine vertraut gemacht.
Die Entlassung Otto von Bismarcks als Reichskanzler 1890 ist im Prinzip der Beginn dieses Zeitalters. Das Ende des Wilhelminismus ist mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und der Abdankung des Kaisers verbunden.
Der Begriff Wilhelminismus kennzeichnet außerdem das gesellschaftlich-kulturelle Klima der Regierungszeit Wilhelm II, das in rigid konservativen Orientierungen seinen Ausdruck fand. Zugleich zeichnete sich die Zeit durch eine außerordentliche Fortschrittsgläubigkeit aus, welche die enorme Prosperität des Kaiserreiches stark begünstigte, jedoch auch im Spannungsverhältnis zum gesellschaftlichen Konservatismus stand.
Gleichermaßen wird der Begriff auf die zu dieser Zeit vorherrschenden Stilrichtungen in der Bildenden Kunst und der Architektur angewandt. Darunter ist ein Stil zu verstehen, der wesentlich neo-barock und außerordentlich repräsentativ ausgerichtet ist und damit dem imperialen Machtanspruch des Deutschen Kaiserreiches Ausdruck verleihen sollte. Insbesondere die pompöse und von der Berliner Bevölkerung als Puppenallee belächelte Siegesallee unterstrich diesen Stil, der mit der so genannten „Rinnsteinrede“ Wilhelms zur Eröffnung des Prachtboulevards am 18. Dezember 1901 einen offiziellen Status bekam.
Siehe auch
Literatur
- John C. G. Röhl: Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik in der Google Buchsuche. C. H. Beck, München ³1988 (TB 2002), ISBN 978-3-406-49405-5.
- John C. G. Röhl: Wilhelm II., C. H. Beck, München 1993–2008:
- Band 1: Die Jugend des Kaisers, 1859–1888 in der Google Buchsuche. München 1993, ²2001, ISBN 3-406-37668-1.
- Band 2: Der Aufbau der Persönlichen Monarchie, 1888–1900 in der Google Buchsuche. München 2001, ISBN 3-406-48229-5.
- Band 3: Der Weg in den Abgrund, 1900–1941. München 2008, ISBN 978-3-406-57779-6. (online-Rezension von Lothar Machtan, Institut für Geschichtswissenschaft, Universität Bremen auf H-Soz-u-Kult)
- Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18 (1961), Droste 2000 (Nachdruck der Sonderausgabe 1967), ISBN 3-770-00902-9.
Weblinks
- Zeitreise – Ausstellung in Nordrhein-Westfalen
- Preußen – Chronik eines deutschen Staates (Sendereihe der ARD im „Preußenjahr“ 2001)
- Warum der Wilhelminismus als politischer Kampfbegriff nichts taugt - Die Zeit, Februar 1999
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