William Wilberforce

William Wilberforce
William Wilberforce. Gemalt um 1794 von Karl Anton Hickel
William Wilberforce
William Wilberforce, Denkmal in Kingston upon Hull

William Wilberforce (* 24. August 1759 in Kingston upon Hull; † 29. Juli 1833 in Chelsea) war ein britischer Parlamentarier und Anführer im Kampf gegen den Sklavenhandel.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er studierte als Mitglied des St John's College an der Universität Cambridge und wurde 1780 als Abgeordneter seiner Heimatstadt Hull ins britische Unterhaus gewählt. Um 1784 konvertierte er auf einer Reise durch Kontinentaleuropa zum evangelikalen Protestantismus und begann 1787 seine Mission zur Reform der Sitten („Abolition Society“) und speziell zur Beendigung des Sklavenhandels, unterstützt von Abolitionisten wie Granville Sharp, Thomas Clarkson, Quäkern und Methodisten. In einer Parlamentssitzung im Jahre 1789 beantragte er gemeinsam mit seinem Studienfreund William Pitt, dem späteren Premierminister, die Abschaffung des britischen Sklavenhandels.[1] Von diesem Zeitpunkt an wiederholte er die Einbringung der Gesetzesvorlage in das Parlament jedes Jahr, außer in den Jahren 1800 bis 1803.

1807, nach 18 Jahren Kampagnen und Kampf gegen die Sklaverei, hatte Wilberforce schließlich Erfolg. Nach einer zehnstündigen Debatte im Parlament wurde das Gesetz gegen den Sklavenhandel am 24. Februar 1807 um vier Uhr morgens mit einer unerwarteten und überwältigenden Mehrheit von 283 zu 16 Stimmen angenommen[2]. Einen Monat später, am 25. Mai 1807 bekam das Gesetz Gesetzeskraft. Von da an war der afrikanische Sklavenhandel im britischen Machtbereich verboten und Sklavenhändler wurden den Piraten gleichgestellt. Der interne Sklavenhandel in den außerafrikanischen Kolonien blieb allerdings weiterhin erlaubt. Die Vereinigten Staaten erließen ein entsprechendes Gesetz, das allerdings aufgrund einer Festlegung in der amerikanischen Verfassung, die den Sklavenhandel bis 1808 garantierte, erst am 1. Januar 1808 in Kraft treten konnte.

Wilberforce richtete nun seine Bemühungen darauf, dieses Verbot auch in der übrigen zivilisierten Welt durchzusetzen. Auf seine Veranlassung hin brachte Lord Castlereagh die Angelegenheit auf dem Wiener Kongress zur Sprache. Nach dem Abschluss der Verträge, in welchen sich Frankreich, Spanien und Portugal zum Verbot des Sklavenhandels verpflichteten, setzte er sich für die Überwachung des Beschlusses ein.

Nach Abschaffung des Sklavenhandels setzte er sich für die Beseitigung der Sklaverei überhaupt ein. Schon 1816 stellte er im Parlament einen Antrag auf Verringerung der Sklaven im britischen Westindien, und als die Regierung seit 1823 die völlige Emanzipation vorbereitete, entfaltete er großen Eifer und führte mit Buxton im Unterhaus heftige Debatten. Seit 1825 lebte er aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Er starb am 29. Juli 1833 in Chelsea, drei Tage, nachdem die Sklaverei in Großbritannien abgeschafft wurde. Er wurde in der Westminster Abbey begraben.

William Wilberforce und Indien

Die Bekämpfung der Sklaverei stand zunächst nicht im Zentrum von William Wilberforces Tätigkeiten. Wie viele Briten stand er dem Hinduismus kritisch gegenueber, Gruende sah man im Kastenwesen und in Praktiken wie der Witwenverbrennung, oder der Benachteiligung von Frauen und Maedchen, bis hin zur Toetung weiblicher Neugeborener. Wilberforce sagte deshalb einmal, dass die Bekehrung der indischen Bevölkerung zum christlichen Glauben für ihn einen höheren Stellenwert habe als die Abschaffung der Sklaverei.[3] Er gehörte damit zu der zunehmend größer werdenden Gruppe von Briten, die sich dafür einsetzten, in Indien eine Missionierung zu erlauben.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Britische Ostindien-Kompanie jegliche christliche Mission in Indien unterbunden. Wilberforce setzte gegen den Einfluss der Ostindien-Companie auf die Beteiligung der Bürger in der Meinungsbildung. In insgesamt 837 Petitionen, die knapp eine halbe Million Briten unterzeichneten, wurde dem britischen Parlament vorgeschlagen, die 1793 anstehende Erneuerung der "British East India Company's charter" so zu gestalten, daß die East India Company zur Entsendung von Lehrern und Diakonen verpflichtet würde. Das Anliegen scheiterte zunächst an der erfolgreichen Lobbyarbeit der Direktoren der Britischen Ostindien-Kompanie. Diese fürchteten, dass die Hinwendung zum Christentum die in Indien bestehenden Machtstrukturen gefährden und damit ihre wirtschaftlichen Interessen beeinträchtigen könnte.[4]

Zitate

„Mir erschien die Verderbtheit des Sklavenhandels so enorm, so furchtbar und nicht wiedergutzumachen, dass ich mich uneingeschränkt für die Abschaffung entschieden habe. Mögen die Konsequenzen sein, wie sie wollen, ich habe für mich beschlossen, dass ich keine Ruhe geben werde, bis ich die Abschaffung des Sklavenhandels durchgesetzt habe.“

vor dem Unterhaus [5]

„Mein Weg ist ein öffentlicher Weg. Mein Geschäft ist in der Welt; und ich muss mich unter die Menschen mischen oder den Posten aufgeben, den die Vorsehung mir anscheinend zugewiesen hat.“

aus seinem Tagebuch zur Entscheidung, nicht in den vollzeitlichen Dienst zu gehen [5]

Nachwirkung

Zahlreiche Denkmale wurden ihm gesetzt. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum. Das Wilberforce College in Ohio ist nach ihm benannt.

In Carol Reeds Spielfilm The Young Mr. Pitt (1942) wurde er von John Mills dargestellt, und im Jahr 2006 wurde sein Leben unter dem Filmtitel Amazing Grace verfilmt.

Literatur

  • H[ermann] F[erdinand] Uhden: Leben des William Wilberforce in seiner religiösen Entwicklung dargestellt nach „the life of Wm. Wilberforce by his sons Robert Isaac and Samuel Wilberforce. 5 vols. London 1838“. Mit einem Vorwort von Dr. August Neander. Wilhelm Besser, Berlin 1840 (online bei Google Books).
  • Hermann Krummacher: William Wilberforce. H. Klein, Barmen o.J. [1891].
  • Hans Harbeck: William Wilberforce. Der Befreier der Sklaven. Phönix-Verlag, Hamburg 1948.
  • Garth Lean: Wilberforce – Lehrstück christlich-sozialer Reform. Aus dem Englischen von Klaus Bockmühl. Theologie und Dienst 3. Brunnen Verlag, Gießen/Basel 1974. ISBN 978-3-7655-0318-4

Weblinks

 Commons: William Wilberforce – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Gordon Melton: Wilberforce, William (1759-1833). pioneering voice in the abolition of slavery in the West. In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6, Facts of File, New York 2005, ISBN 978-0816054565, S. 573.
  2. History: Parliament Abolishes the Slave Trade - Parliament and the Britisch Slave Trade 1600 - 1807 - (abgerufen am 25. Mai 2010)
  3. A. N. Wilson: The Victorians. Arrow Books, London 2003. ISBN 0-09-945186-7, S. 202
  4. http://www.wmcarey.edu/carey/wmward/Main%20html/seram19.html
  5. a b Os Guinness: Von Gott berufen - aber zu was?, 2000, ISBN 3-7751-3609-6

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