Wilsche

Wilsche
Wilsche
Stadt Gifhorn
Ehemaliges Gemeindewappen von Wilsche
Koordinaten: 52° 31′ N, 10° 29′ O52.50944444444410.48138888888952Koordinaten: 52° 30′ 34″ N, 10° 28′ 53″ O
Höhe: 52–65 m ü. NN
Einwohner: 1.907 (2010)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 38518
Vorwahl: 05371

Wilsche ist ein dörflicher Ortsteil im Nordwesten der Stadt Gifhorn im niedersächsischen Landkreis Gifhorn.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Im Übergangsbereich zwischen Harz und Heide erstreckt sich im Nordwesten von Gifhorn das Gebiet des Ortsteils Wilsche.

Umgeben wird Wilsche von Wald (Ringelaher Forst), Heide, Wiesen und aus der Eiszeit stammende Moränen (Grund-/Endmoränen).

Die Landschaft wird weitgehend durch ein Naturschutzgebiet bestimmt. Nach Osten hin geht es in ein leicht welliges Hügelland über, nach Süden in das Aller-Urstromtal.

Nachbargemeinden

Benachbarte Gebietskörperschaften sind im Osten von Wilsche die Gifhorner Ortsteile Gamsen und nördlich davon Kästorf, im Nordosten die Gemeinde Wesendorf mit der Ortschaft Wagenhoff, im Norden die Gemeinde Ummern, im Westen die Gemeinde Müden (Aller) und im Süden der ebenfalls dörfliche Gifhorner Ortsteil Neubokel. Im Südosten Wilsches schließlich liegt die Kernstadt der Stadt Gifhorn.

Geschichte

Erste urkundliche Erwähnung

Von Wilsche wird 1152 in einer Urkunde des Bischofs Bernhard von Hildesheim berichtet. Liemar, ein Ministerialer Heinrichs des Löwen, schenkt darin unter Zustimmung seiner Erben den von ihm gegründeten Ort Bokel der Hauptkirche in Hildesheim. Zum Unterhalt des von ihm geplanten Klosters Bokel werden die Orte Wilshete (Wilsche), Ketelingen und Kästorf der Kirche geschenkt.

Wüstung

In der Wüstungszeit zwischen 1300 und 1400 verschwanden viele Orte wie z.B. Ketelingen. Mit dem Ausdruck „Wüstung“ beschreibt man das Aufgeben oder Verlassen ganzer Orte. Ob Ketelingen oder Wilsche seinen Siedlungsplatz aufgegeben hat, ist unklar. Von Ketelingen ist nie wieder die Rede. Nur die Flurnamen wie Kettelfeld und Kettelberg erinnern daran.

Entwicklung

Die Menschen lebten in Häusern, die aus Rundholz in Blockbauweise oder aus Pfählen in Fachwerkbauweise errichtet waren. Die Wände der Fachwerkhäuser wurden mit Geflecht und Lehm ausgefüllt. Menschen und Tiere lebten zusammen unter einem Dach. Die Häuser waren mit Stroh oder Schilf gedeckt. Begünstigend wirkten sich die leicht zu bearbeitenden Sandböden und die Nähe zur Allerniederung aus.

Ernährung und Arbeit

Neben Fischfang in der Aller wurde im geringen Umfang auch schon Ackerbau betrieben. Auch die uns heute bekannten Nutztiere wurden damals schon gehalten, wobei wahrscheinlich die Schafhaltung bevorzugte Bedeutung einnahm. Die ersten Wiesen, besonders von den Ketelingern, entstanden durch Abholzung und Trockenlegung im Bereich des Auwalds in der Allerniederung.

Erster Weltkrieg

Achtzehn Wilscher Bürger verloren in diesem Krieg von 1914 bis 1918 ihr Leben.

Nach Kriegsende folgten wirtschaftlich schwierige Jahre. 1921 wurde Wilsche elektrifiziert.

Konrad Beste nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und arbeitete nach seiner Rückkehr als freier Schriftsteller. Neben Lyrik, Erzählungen und Hörspielen schrieb er vor allem Romane. Der 1932 in Wilsche geschaffene Heimatroman „Das heidnische Dorf“, in dem Wilsche sich in „Kleindahle“ widerspiegelt, wurde von Literaturkritikern als das bedeutendste Werk Konrad Bestes bezeichnet. Er erhielt für diesen Roman den Lessing-Preis der Stadt Hamburg.

NS-Zeit mit Zweitem Weltkrieg

Nach der Machtübernahme des NS-Regimes endete der wirtschaftliche Aufschwung.

Die Säle der beiden Wilscher Gaststätten dienten zur Unterbringung einer Lehrwerkstatt des Wesendorfer Flughafens. Vor dem Ringelah befand sich ein Scheinflughafen. Im April 1945 wurde Wilsche von amerikanischen Soldaten eingenommen. Zu dieser Zeit befanden sich 300 russische Soldaten in Wilsche. Sie waren in den Sälen der Gaststätten untergebracht und wurden von der Gemeinde Wilsche in der Gemeinschaftsküche der Lehrwerkstatt verpflegt. In diesem Krieg ließen 26 Wilscher Bürger ihr Leben und 19 wurden als vermisst gemeldet.

Nachkriegszeit mit wirtschaftlichem Aufschwung

Nach dem Krieg nahm Wilsche viele Vertriebene und ausgebombte Familien auf. Die Einwohnerzahl stieg dadurch stark an. Das Vereinsleben wurde durch die Neugründungen von Sportverein, Schützenverein, Feuerwehr, Reichsbund usw. wesentlich belebt und gefestigt. In diesem Zeitraum wurde der allgemeine Lebensunterhalt vornehmlich in der Landwirtschaft erarbeitet. Der beginnende wirtschaftliche Aufschwung schaffte in der Folgezeit mehr Arbeitsplätze in Handwerk und Industrie. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nahm bis 1971 von 78 auf 26 ab.

Einwohnerentwicklung

  • 1802: 174
  • 1848: 245
  • 1939: 411
  • 1950: 722 , davon 325 Vertriebene
  • 1961: 827
  • 1961: 830
  • 1961: 908 im Juni
  • 1971: 1170
  • 2005: 1854
  • 2006: 1859
  • 2007: 1886
  • 2010: 1907

Heutige Verwaltungseinheit

Wilsche ist ein Stadtteil der Stadt Gifhorn, der im Zuge der Niedersächsischen Gebietsreform 1974 wie auch die ehemals selbständigen Gemeinden Kästorf, Gamsen, Neubokel und Winkel eingemeindet wurde.

Politik

Im Ortsrat Wilsche sind folgende Fraktionen vertreten:

  • CDU
  • SPD
  • Parteiloser Kandidat

Die CDU dominiert den Rat seit der Kommunalwahl 1996 mit absoluter Mehrheit.

Der Ortsrat besteht aus sieben Personen mit einem Ortsbürgermeister an der Spitze. Dieses Gremium beschließt beziehungsweise ist zu wichtigen die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültige Entscheidung über eine Maßnahme obliegt jedoch dem Rat der Stadt.

Einbindung ins Straßennetz

Der Ort ist über drei Straßenanbindungen und diverse Feldwege zu erreichen:

  • Von der südöstlich gelegenen Kernstadt von Gifhorn gibt es über das Hohe Feld eine direkte Anbindung an Wilsche. Beiderseits dieser Strecke liegt der Golfplatz „Golf-Club Gifhorn“
  • Aus dem östlich gelegenen Gamsen gelangt man über die K33/1 nach Wilsche.
  • Im Süden führt die K34 von der B 188 über Neubokel zum Ort.
  • Vom Nordosten aus gelangt man von der B 4 bei der Ortschaft Wagenhoff über den Krümmeweg nach Wilsche. Er passiert das Naherholungsgebiet, das durch Baggerseen entstanden ist, und den Flugplatz für Segel- und kleinere Motorflugzeuge. Dieser Weg ist teilweise Feldweg.
  • Der Ringelaher Weg führt im Norden des Ortes durch den Ringelaher Forst nach Ummern. Diese Strecke ist im Forst für den Kraftfahrzeugverkehr nicht freigegeben.
  • Im Nordwesten führt die alte Poststraße nach Hahnenhorn. Auch dieser Weg ist im Ringelaher Forst für den Kraftfahrzeugverkehr nicht freigegeben.
  • Im Südwesten führt der Dieckhorster Weg über Bokelberge nach Müden-Dieckhorst. Dieser Weg ist teilweise nur für Waldfahrzeuge zugelassen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zur Gemeinschaftspflege der einzelnen Ortsteile wurde ein Vier-Dörfer-Treffen eingerichtet.

Auch mit dem Dorf Hahnenhorn wird eine gegenseitige Hilfs-Partnerschaft gepflegt.

In jedem Jahr nach dem Pfingstwochenende findet das traditionelle Schützenfest statt.

Literatur

  • Der Landkreis Gifhorn. Hrsg. von Niedersächsischen Landesverwaltungsamt. Bremen 1972. (Die Landkreise in Gifhorn, Bd. 26, ISBN 3-87172-327-4 )
  • Konrad Beste: Das heidnische Dorf – Über Wilsche und legendäre Bewohner
  • Hajo H. Frerichs: Wilsche – Rund um den Deutschen Heinrich

Siehe auch

Weblinks


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