Gamsen (Gifhorn)

Gamsen (Gifhorn)
Gamsen
Stadt Gifhorn
Ehemaliges Gemeindewappen von Gamsen
Koordinaten: 52° 30′ N, 10° 32′ O52.50833333333310.5454Koordinaten: 52° 30′ 30″ N, 10° 32′ 24″ O
Höhe: 54–63 m ü. NN
Fläche: 31 km³dep1
Einwohner: 4.643 (2010)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 38518
Vorwahl: 05371

Gamsen ist ein Ortsteil der Stadt Gifhorn im niedersächsischen Landkreis Gifhorn.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Im Übergangsbereich zwischen Harz und Heide erstreckt sich im Norden von Gifhorn das Gebiet des Ortsteils Gamsen. Neben dem eigentlichen Ort gehören noch das Naherholungsgebiet Pulschmoor am Erikasee/Wildsee, sowie der Marie-Luisenhof, auf dem sich heute eine Reitschule befindet, zur Gemarkung Gamsen, welche flächenmäßig die größte im Stadtgebiet ist.

Nachbargemeinden

Benachbarte Orte sind südlich die Kernstadt Gifhorn, nördlich die Ortschaft Kästorf und die Gemeinde Wagenhoff, westlich Wilsche und Neubokel, sowie östlich die Einheitsgemeinde Sassenburg. Nächstgelegene größere Städte sind Wolfsburg, Braunschweig und Celle.

Geschichte

Von den Anfängen bis zum Ende der Selbständigkeit

Gamsen gehört zu den -hausen-Orten. Die Forschung setzt deren Entstehung in diesem Teil Niedersachsens in das 7. bis 9. Jahrhundert (ältere, evtl. jüngere Rodeperiode). Erstmals erwähnt wurde der Ort erst im Hohen Mittelalter, 1214 als Gamenhusin in einer Urkunde. Otto IV. (datiert 1213), dann 1248 als Gamenhusen und 1390 als Gamensen.

Seit seiner ersten Erwähnung gehörte Gamsen zum welfischen Herrschaftsgebiet. In den Erbteilungen des Welfenhauses wechselte der Ort mehrfach die Herrschaft und gehörte seit der Teilung von 1428 dauernd zur Lüneburger Linie. Mit der Herausbildung einer Verwaltungsgliederung im Fürstentum Lüneburg (um 1500) gehörte Gamsen zur Hausvogtei Gifhorn als Teil des Amtes Gifhorn.

Gamsen gehörte im Mittelalter zusammen mit dem Nachbarort Kästorf zum Kirchspiel der St. Petri-Kirche in Müden (Aller) im historischen Bistum Hildesheim. Die St. Nicolai-Kirche in Gifhorn gehörte zu dieser Zeit zum Bistum Halberstadt. Die Ise bildete die Grenze zwischen beiden Bistümern. Erst nach Einführung der Reformation wurde Gamsen nach Gifhorn eingepfarrt (nach 1530).

Die Grundherrschaft lag beim Landesherrn, der 1248 auch den Kirchenzehnten in einem Tausch vom Kloster Isenhagen erworben hatte. Die Leibeigenschaft oder eine sonstige Form der persönlichen Unfreiheit aufgrund der Bewirtschaftung eines Hofes gab es wie im gesamten welfischen Herrschaftsgebiet nicht.

Seit 1840 wurden die bestehenden Grunddienstbarkeiten gegenüber dem Landesherrn nach und nach abgelöst. In den Generalteilungen (1840-1845) wurden die Grenzen zu den Nachbargemeinden erstmals festgelegt. Durch die Spezialteilung (1846-1863) wurde das Land unter den bestehenden Höfen neu aufgeteilt. Dabei wurden auch neue Existenzmöglichkeiten geschaffen.

Bis 1927 gehörte zur Gemarkung Gamsen die Ortschaft Wagenhoff, die seitdem eine eigene Gemeinde bildet, und, im Gegensatz zu Gamsen, auch heute noch selbständig ist. Schaut man sich eine Karte der Gemarkung an, erkennt man im Norden noch heute einen fast rechtwinkliegen Ausschnitt, da sonst die Nordgrenze eine gerade Linie bildet.

Seit 1968 bildete die Gemeinde Gamsen zusammen mit den Gemeinden Neubokel und Wilsche die Samtgemeinde Gamsen mit Sitz in Gamsen.

Heutige Verwaltungseinheit

Die vormalige Gemeinde Gamsen wurde im Zuge der Niedersächsischen Gebietsreform zum 1. März 1974 zusammen mit den ehemals selbständigen Gemeinden Kästorf, Wilsche, Neubokel und Winkel als Ortschaft zur Stadt Gifhorn eingemeindet.

Bewohner der Gemeinde Gamsen leisteten vehementen Widerstand gegen eine Eingemeindung. Das gipfelte 1974 in der Abladung von mehreren Tonnen Mist im und am Gifhorner Rathaus.

Religion

Evangelische Gemeinden

Epiphanias-Kirchengemeinde Gamsen-Kästorf

Die Epiphaniasgemeinde wurde 1993 aus der St. Nikolai-Land-Gemeinde gebildet. Bereits 1990 wurde die gleichnamige Kirche in Gamsen gebaut, welche seither über keinen Kirchturm verfügt. Die Gemeinde hat mehr als 1000 Mitglieder und gehört zum Kirchenkreis Gifhorn in der Landeskirche Hannover. Großen Aufsehen erregte man, als im Jahre 2008 ein Streit zwischen Gemeinde und Kirchenvorstand in einer, im Ort heute berüchtigten, Gemeindevollversammlung ausartete, in der es um die vom Gemeindevorstand gewollte Versetzung der Pastorin ging, die bei den Gamsern sehr beliebt war. Auch der NDR verfasste einen Beitrag über diesen Streit, der im Vorabendprogramm bei Hallo Niedersachsen gezeigt wurde. Am Ende jedoch konnten auch die über 1000 Unterschriften nicht helfen und die Pastorin wurde versetzt, was zu einer Welle von Austritten führte.

Evangelisch-Lutherische Philippusgemeinde

Die Evangelisch-Lutherische Philippusgemeinde gehört zum Kirchenbezirk Niedersachsen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Sie wurde 1996 gegründet. Nach starkem Gemeindewachstum hat sie 2001 die ehemalige Bäckerei Busse im Ortsteil Gamsen gekauft. Die Bäckerei wurde zu einem Gemeindezentrum mit Kirche umgebaut.

Katholische Gemeinde

Die Katholiken gehören zur Katholische Kirchengemeinde St. Altfrid Gifhorn/Meine.

Politik

Im Ortsrat Gamsen sind folgende Fraktionen vertreten:

Die SPD dominierte seit der Kommunalwahl 1996 den Rat mit absoluter Mehrheit, jetzt könnte es erstmals seit 15 Jahren einen Wechsel geben.

Der Ortsrat hat neun Mitglieder mit einem Ortsbürgermeister an der Spitze. Dieses Gremium beschließt oder ist zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültige Entscheidung über eine Maßnahme obliegt jedoch dem Rat der Stadt.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zur Gemeinschaftspflege der einzelnen Ortsteile wurde ein sogenanntes „Vier-Dörfer-Treffen“ eingerichtet.

Literatur

  • Arbeitskreis Dorfchronik der Stadt Gifhorn, Ortsrat Gamsen (Hrsg.): Gamsen – Ein Dorf erzählt seine Geschichte, Voigt-Druck, Gifhorn 2007
  • Der Landkreis Gifhorn. Hrsg. von Niedersächsischen Landesverwaltungsamt. Bremen 1972. (Die Landkreise in Gifhorn, Bd. 26, ISBN 3-87172-327-4 )

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