- Windhund
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Windhunde (veraltet Windspiele) ist die Bezeichnung für alle hochläufigen, schlanken Hetzhunde, die ihre Beute auf Sicht jagen. Aufgrund letzterer Eigenschaft werden sie im Englischen auch als Sighthound („Sichthund“) oder Gazehound („Blickhund“) bezeichnet. Ihre ursprüngliche Aufgabe bestand darin, gesundes Wild (Hasen, Füchse, Rehe) im Laufen einzuholen,[1] woraus sich die französische Bezeichnung Lévrier („Hasenhund“) ableitet. Windhunde zählen nach dem Geparden zu den schnellsten Landtieren der Erde.
Gemäß der Systematik der FCI, des Weltverbands für Hundezucht, gehören die Windhunde zur Gruppe 10. Einige windhundähnliche Rassen aus der Familie der Podencos werden in der Gruppe 5 – Spitze und Hunde vom Urtyp gelistet. Nach angelsächsischer Systematik werden die Windhunde als Teil der Hound Group eingeteilt.
Inhaltsverzeichnis
Name
Die deutsche Bezeichnung Windhund bedeutet vermutlich ursprünglich wendischer (slawischer) Hund, was darauf hinweist, dass diese Art Hunde vor allem bei den slawischen Völkern gehalten wurde. Dagegen ist der Bezug zum deutschen Wort Wind (Luftzug) ein klassischer Fall von Volksetymologie. Eine weitere Herleitung ist das altdeutsche Wort Wint, welches die Jagd an sich beschreibt. Somit wären Windhunde als Winthunde einfach nur Jagdhunde. Hierzu passt auch die Bezeichnung des italienischen Windhundes als italienisches Windspiel, da auch das Spiel eine andere altdeutsche Bezeichnung für die Jagd war.
Geschichte und Verwendung
Windhunde wurden zur Hetzjagd auf Sicht gezüchtet – sie verfolgen ihre Beute also nicht mit Hilfe des Geruchssinns, sondern mit Hilfe des Sehsinns. Gemeinsam mit dem Molosser ist der Windhund das älteste bekannte Beispiel einer phänotypischen Spezialisierung des Haushunds im Hinblick auf eine bestimmte Verwendung. Schon die frühesten Abbildungen von Hunden zeigen Beispiele des Windhundtyps: schlanke, hochläufige Hunde mit spitzem Fang (siehe etwa Tesem). In verschiedenen Regionen haben sich durch Züchtung unterschiedliche windhundartige Rassen herausgebildet und sich den jeweiligen Umweltbedingungen angepasst. Von der FCI werden derzeit 13 Rassen in der Gruppe 10 und fünf Rassen in der Gruppe 5 anerkannt, die sich in Haarkleid, Größe und Erscheinungsbild stark unterscheiden.
Obwohl alle Windhundrassen ursprünglich für die Jagd gezüchtet wurden, werden sie in den meisten europäischen Ländern heute nur noch als Haus- und Begleithunde gehalten und zu Amateur-Sportveranstaltungen wie Hunderennen und Coursings eingesetzt. In den angelsächsischen Ländern sind kommerzielle Windhundrennen verbreitet, bei denen fast ausschließlich Greyhounds zum Einsatz kommen. Außerhalb Europas, aber auch in einigen europäischen Ländern wie zum Beispiel in Spanien, Russland und Irland werden Windhunde vielfach noch zur Jagd verwendet. Am verbreitetsten ist dabei die Hasenhetze.
Systematik
Nach Herkunft
Innerhalb der Windhunde werden nach geographischer Herkunft weiterhin folgende Gruppen unterschieden:
- Okzidentale Windhunde (Rosenohren, Sprinter)
- Orientale Windhunde (Schlappohren, vom Wesen eigenständiger, ausdauernder)
- Mediterrane Windhunde (erkennbar an den Stehohren, wie sie zum Beispiel der Pharaoh Hound (Kelb tal-Fenek) aufweist)
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Whippet, Kleiner englischer Windhund (okzidentaler Typ)
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Azawakh, Tuareg-Windhund (orientalischer Typ)
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Podenco Ibicenco (mediterraner Typ)
Zu den okzidentalen Windhunden gehören Barsoi (russischer Windhund), Chart Polski (polnischer Windhund), Deerhound (schottischer Windhund), Galgo Español (spanischer/iberischer Windhund), Greyhound (großer englischer Windhund), Irish Wolfhound (irischer Windhund), italienisches Windspiel (italienischer Windhund), Magyar Agar (ungarischer Windhund) sowie Whippet (kleiner englischer Windhund); zu den orientalen gehören Afghanischer Windhund (Afghane), Azawakh (Touareg-Windhund), Saluki (persischer Windhund) und Sloughi (nordafrikanischer Windhund). Zu den Mediterranen Windhunden zählen Cirneco dell’Etna, Pharaoh Hound, Podenco Canario, Podenco Ibicenco und Podengo Português.
Nach Jagdverhalten
Windhunde können zusätzlich aufgrund ihres Jagdverhaltens unterteilt werden in Rassen, die ihre Beute einholen und töten sollen ("Kill", zum Beispiel Greyhound, Whippet, Irish Wolfhound) und Rassen, die ihre Beute einholen und "at Bay" festhalten sollen, bis der Jäger eintrifft und die Beute tötet (zum Beispiel Azawakh, Deerhound).
FCI-Windhunderassen
Die folgenden Windhundrassen sind derzeit durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt (FCI-Gruppe 10):
Sektion 1: Langhaarige oder befederte Windhunde
Sektion 2: Rauhhaarige Windhunde
Sektion 3: Kurzhaarige Windhunde
- Azawakh
- Chart Polski
- Greyhound
- Galgo Español
- Italienisches Windspiel
- Magyar Agar (Ungarischer Windhund)
- Sloughi
- Whippet
Windhundähnliche Rassen
In der FCI-Gruppe 5 befinden sich die folgenden Windhundähnlichen Rassen, die manchmal auch als „Mediterrane Windhunde“ bezeichnet werden:
Nicht FCI-anerkannte Windhundrassen
- American Staghound
- Chortaj
- Longhaired Whippet
- Mudhol Hound
- Mittelasiatischer Tazi
- Silken Windhound
- Taigan
Hybridhunde mit Windhundanteil
Einzelnachweise
- ↑ Georg Ludwig Hartig: Lehrbuch für Jäger und die es werden wollen. Bd. 2, Cotta, Tübingen 1812, S. 125.
Weblinks
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