Winland

Winland
Färöer Briefmarke mit fundierter Skálholt-Karte
Reisen, Entdeckungen und Siedlungsgebiete der Skandinavier zur Wikingerzeit

Vinland (früher auch Winland, oftmals als Weinland gedeutet) war der Name, den der aus Grönland bzw. Island stammende Leif Eriksson einem Teil Nordamerikas um das Jahr 1000 gab, als er als vermutlich erster Europäer dort landete. Dem „Skálholtsbók“ zufolge geschah es auf der Rückreise von Europa, dass Leif etwas vom Kurs abkam und auf der anderen Seite der Davisstraße Land entdeckte. In der „Flateyjarbók“ dagegen heißt es, dass er zuerst nach Grönland auf den Hof seines Vaters zurückkehrte und dann losfuhr, um nach einem flachen und bewaldeten Land zu suchen, das Bjarni Herjúlfsson von seinem Schiff aus weit draußen auf der Davisstraße gesichtet hatte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das erste schriftliche Zeugnis findet sich in den Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum des Adam von Bremen aus dem Jahre 1076. Adam schrieb im Original: "Praeterea unam adhuc insulam recitavit a multis in eo repertam occeano, quae dicitur Winland, eo quod ibi vites sponte nascantur, vinum optimum ferentes. Nam et fruges ibi non seminatas habundare, non fabulosa opinione, sed certa comperimus relatione Danorum." (deutsch: Weiterhin berichtete er (der Dänenkönig) über eine von vielen Inseln in diesem Ozean, die Winland genannt wird, weil dort Weinreben wild vorkommen, die guten Wein tragen.).

Der Name Vinland rührt von den „Weinreben“, die der aus Deutschland stammende Tyrkir, der Leif Eriksson begleitete, dort gefunden haben soll. In jüngster Zeit sind Diskussionen über den Ursprung des Namens entstanden. „vin“ hat im Altnordischen zwei Bedeutungen: Mit einem Akzent auf dem i (also í) bedeutet es „Wein“, ohne Akzent „Weide“ oder „Farm“ (der Sprachwissenschaftler Einar Haugen meinte, dass die Bedeutung „Weide“ im 10./11. Jahrhundert auf Island und in den meisten Teilen der nordischen Welt wahrscheinlich sehr ungebräuchlich bis unbekannt gewesen sei). Die grönländischen Siedler könnten von den grünen Weiden beeindruckt gewesen sein, im Vergleich zu dem kargen Grönlandboden. Folglich kann das Land als „Weideland“ bezeichnet worden sein. Es besteht die Möglichkeit einer Umdeutung des „Weidelands“ zum „Weinland“, welches sich größerer Beliebtheit erfreute. Sollte sich der Name „Vinland“, wie ursprünglich angenommen, von „Weinland“ herleiten, könnten entweder Reben wilden nordamerikanischen Weines (dessen Trauben wohl aber mehr oder minder ungenießbar sind) die Anregung zu diesem Namen gegeben haben, oder das Land wurde nach anderen wilden Beeren benannt, was vielleicht wahrscheinlicher ist, da zumindest die Grænlendingar wahrscheinlich noch nie Weinreben oder Weintrauben gesehen hatten.

Zuvor hatte nach der Überlieferung Leif Helluland (Baffininsel) und das bewaldete Markland (Labrador oder Neufundland) entdeckt. Die genaue geographische Lage Vinlands ist umstritten, teilweise wird Nova Scotia und New Brunswick vermutet, teilweise Neuengland in der Nähe des heutigen Boston, Massachusetts, teilweise auch die Insel Neufundland. Inzwischen ist diese Darstellung durch die Archäologie in Frage gestellt, indem europäische Artefakte aus der Zeit vor Erik dem Roten bis hinauf nach Devon Island gefunden worden sein sollen.[1]

Rekonstruktion einer Grænländingar–Siedlung in Vinland in L'Anse aux Meadows (Neufundland)

Die Sagas erwähnen auch noch die Orte Bjarney (Bäreninsel), Furðustrandir (Wunderstrand), Straumfjorður (Stromförde oder Bachförde), Straumsey (Strominsel) und Hóp (Haff?/Wiek?) sowie ein Land der Einbeinigen. Leif Eriksson und seine Mannen sollen sich an einem Ort in Vinland häuslich niedergelassen haben, den sie Leifsbuðir tauften, so berichtet die Grönland-Saga. Der Saga von Erik dem Roten zufolge haben andere Grænlendingar im Norden Vinlands die Siedlung Straumfjord und weiter südlich die Siedlung Hóp gegründet.

Zumindest in letzterem, in Neufundland, ließen sich die Grænlendingar auch nieder. Dort wurde 1961 vom Norweger Helge Ingstad eine Siedlung bei L'Anse aux Meadows an der Spitze der Great Northern Peninsula Neufundlands entdeckt. Diese Siedlung wurde ausgegraben und rekonstruiert. Sie umfasste mehrere Häuser und eine Schmiede. 1978 wurde sie zum Weltkulturerbe erklärt.

Thorfinn Karlsefni soll der Saga von Erich dem Roten zufolge mit 140 Mann in Vinland gesiedelt haben. Nach anfänglich guten Kontakten zu den Einheimischen, welche von den Grænlendingar „Skrælingar“ genannt wurden, soll es jedoch zu Konflikten gekommen sein, worauf die Nordmänner nach Grönland zurückkehrten.

Snorri Þorfinnsson gilt als erstes Kind europäischer Abstammung, das in Vinland und somit in Amerika geboren wurde.

Die Weintraube

Blütenstand der winterharten nordamerikanischen Gold-Johannisbeere
Gold-Johannisbeere mit weinfarbigen Blättern und Frucht im Herbst

Bei den in Vinland vorkommenden Weinstöcken der Saga, könnte es sich um die Johannisbeere gehandelt haben. In Skandinavien wird sie heute noch, wie im schwedischen Vinbär, als Weinbeere bezeichnet. Im Mittelalter hieß sie in Norddeutschland auch so, während sie im süddeutschen/alemannischen Raum auch einfach Träuble oder Meertrübli genannt wird. Der Strauch wird bis zu 1,5 m hoch und hat die klösterliche Bezeichnung schwarze "Johannisbeere", weil die Frucht ab dem Johannistag am 24.6 geerntet werden kann.

Ihre nordamerikanische Schwester ist die wegen Ihres gelben Blütenstandes so bezeichnete Gold-Johannisbeere. Ein ziemlich anspruchsloses, winterhartes Strauchgewächs, welches in bis zu 2 m Höhe wächst. Das Vorkommen dieser Pflanze erstreckt sich vom Nordosten Kanadas bis in den Hochlandsteppen im Norden Mexikos. Obstzüchter verwenden sie in der heutigen Zeit als Unterlage für die Veredlung von Stachel-, Josta- und Johannisbeere, eben wegen dieser robusten Eigenschaften.

Eine andere Möglichkeit wäre die Blaubeere. Traditionell war den Skandinaviern ein schwach alkoholisches Getränk aus fermentierten Blaubeeren vertraut, das sie als Win bezeichneten, welches in späteren Überlieferungen missverständlich mit dem lateinischen vinum gleichgesetzt wurde. Auch die Begegnung mit der in Nordamerika ansässigen Cranberry und/oder der Amerikanischen Heidelbeere, die ungleich ertragreichere Früchte besitzen, könnte die Entdecker zur Namensgebung bewogen haben.

Einzelnachweise

  1. http://www.civilization.ca/cmc/exhibitions/archeo/helluland/str0301e.shtml.

Siehe auch

Quellen


Literatur

  • René Guichard, Les Vikings, créateurs d'États: Islande et Norvège; découvreurs de nouveaux mondes : Érik le Rouge au Groenland en l'an 982, Leif l’Heureux au Vinland en l’an 1000, Paris, Picard, 1972
  • Paul Gaffarel, Le Vinland et la Norombega, Dijon, Darantière, 1890
  • Charles Martijn, Andrée Faton, Le Canada depuis l’origine: villages esquimaux, indiens iroquois, les Vikings et l'énigme du Vinland, les Français en Acadie, fouilles à Québec, les forteresses, Dijon, Archéologia, 1978
  • Le mystère du Vinland, Montréal, ONF, 1994, 1984
  • Charles Alphonse Nathanael Gagnon, « La question du Vinland », Bulletin de la Société de géographie Québec, Québec, 1918

Weblinks


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