Winter-Linde

Winter-Linde
Winter-Linde
Winter-Linde (Tilia cordata)

Winter-Linde (Tilia cordata)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
Unterfamilie: Lindengewächse (Tilioideae)
Gattung: Linden (Tilia)
Art: Winter-Linde
Wissenschaftlicher Name
Tilia cordata
P.Mill.

Die Winter-Linde oder Stein-Linde (Tilia cordata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Linden (Tilia) in der Unterfamilie der Lindengewächse (Tilioideae) innerhalb der Familie der Malvengewächse (Malvaceae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

König-Matthias-Linde im Park von Schloss Bojnice

Die Winter-Linde ist ein sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen bis ungefähr 30 Meter erreichen kann und maximal 1000 Jahre alt wird. Seine Krone ist hochgewölbt und oft leicht unregelmäßig gestaltet. Die Rinde ist bei jungen Bäumen auffällig glatt und grau, später wird sie mehr braungrau und gliedert sich in verschiedene flache, längs verlaufende Furchen und Leisten. Die Äste sind steil nach oben gerichtet, lediglich bei älteren Bäumen neigen sie sich zum Teil nach unten oder zur Seite. Die Rinde der Zweige ist bräunlich-rot mit helleren Lentizellen, unbehaart oder beinahe kahl. Die eiförmigen, glatten, glänzend rotbraunen Knospen besitzen nur zwei ungleich große Knospenschuppen.

Die wechselständigen Laubblätter sind gestielt. Der Umriss der Blattspreite wirkt fast kreisrund, sie endet in einer sehr kurzen, schlanken, deutlich erkennbaren Spitze und ist am Grund herzförmig eingeschnitten und manchmal leicht schief, sowie ungefähr 6 Zentimeter lang und 5 Zentimeter breit. Der Rand ist regelmäßig gesägt und nach oben gebogen. Die Blattoberseite ist dunkelgrün glänzend, die Unterseite blaugrün. In den Achseln der Blattnerven befinden sich rostbraune Haarbüschel (Domatien).

Blüten der Winter-Linde

Jeweils vier bis zwölf Blüten befinden sich einem hängenden oder allseits abstehenden Blütenstand. Die Kelch- und Kronblätter sind weißlich. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli.

Die kugelige, kahle Kapselfrucht ist ungefähr 6 Millimeter groß und hat keine hervorstehenden Rippen.

Ökologie

Die Blüten sind vormännliche „Nektar führende Scheibenblumen“ in hängenden Doldentrauben. Sie duften nach Honig. Der Nektar wird auf den hohlen Kelchblättern abgeschieden und ist von Haaren überdeckt. Abends und nachts wird der meiste Nektar abgeschieden. Die Narbe ist schleimig. Hauptbesucher sind Bienen und Nachtfalter. Entgegen früherer Angaben ist der Nektar ungiftig (siehe Tilia tomentosa). Die Winterlinde ist eine wichtige Pollenquelle für Honigbienen. Der Pollen kann vom Wind übertragen werden und dann u.a. Heuschnupfen verursachen. Ein Baum kann bis zu 60.000 Blüten tragen. Blütezeit Juni bis Juli.

Ausbreitungseinheit ist der Fruchtstand, dessen Stiel bis zur Hälfte mit dem zungenförmigen Vorblatt verwachsen ist (Rekauleszenz). Der Fruchtstand trägt 5-7 1-2samige Nüsse. Er wird als Drehflügler durch den Wind verbreitet. Die Fruchtreife ist im September wobei der Fruchtstand als Wintersteher an der Pflanze verbleibt. Im nächsten Frühjahr erfolgt die Keimung oberirdisch (epigäisch). Aber selbst noch grün geerntete Früchte können auch sofort keimen. Die Keimblätter sind ausnahmsweise handförmig gelappt.

Vorkommen

Vorkommen der Tilia cordata

Die Winter-Linde ist in Europa weit verbreitet. Sie kommt vorwiegend in den Mittelgebirgen vor, im nördlichen Tiefland ist sie seltener. Sie ist ziemlich zerstreut in sommerwarmen Eichen-Hainbuchen-Wäldern auf frischen und meist tiefgründigen Böden zu finden.

Nutzung

Die Winter-Linde wird häufig als Straßen- und Parkbaum gepflanzt. In der Imkerei ist sie aufgrund des sehr hohen Zuckergehalts ihres Nektars (30–74 %) und seines hohen Zuckerwerts (bis zu 3,57 mg Zucker/Tag je Blüte) eine geschätzte Tracht.[1] Sie ist eine hervorragende Nektarquelle für Bienen, Honigerträge bis etwa 2,5 kg je Baum und Blühsaison sind möglich.[2] Vom Lindenblütenhonig ist der „Lindenhonig“ zu unterscheiden; dieser enthält auch auf Honigtau zurückzuführende Anteile.

Pharmakologische Verwendung

Winter-Linde in Form der Blütendroge (Tiliae flos)

Als Heildroge dienen die getrockneten Blütenstände (Tiliae flos). Teezubereitungen aus der Droge werden bei Erkältungskrankheiten und damit verbundenem Hustenreiz eingesetzt. Während die Hustenreiz lindernde Wirkung durch den 10%igen Gehalt an Schleimstoffen (überwiegend Arabinogalactane) erklärbar ist, konnte für die Anwendung als Schweiß treibendes Mittel bei fieberhaften Infekten bis heute kein bestimmter Inhaltsstoff als Erklärung gefunden werden. Der Schwitzeffekt ist in diesem Fall wohl auf die Einnahme des heißen Wassers zurückzuführen.

Verwendung des Holzes und des Bastes

Hauptartikel: Lindenholz

Das Holz der Winter-Linde unterscheidet sich nicht vom Holz der Sommer-Linde und der Holländischen Linde. Bei der Verwendung des Holzes wird daher nicht zwischen diesen Arten unterschieden. Die Hauptnutzung des Lindenholzes liegt in der Bildhauerei, der Schnitzerei und Drechslerei. Vor allem die berühmten Werke der Spätgotik, so von Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß wurden häufig aus Lindenholz hergestellt. Heute wird für Schnitzarbeiten jedoch häufiger das leichter beschaffbare Holz der Weymouths-Kiefer (Pinus strobus) eingesetzt.[3]

Lindenbast d.h. die Sklerenchystränge des sekundären Phloems wurde schon in den Pfahlbauten der Steinzeit zur Herstellung geflochtener Gebrauchsgüter verwendet. Auch heute noch verwendet man ihn als Gärtnerbast und zum „Basteln“.

Belege

Literatur

  • Gunter Steinbach (Hrsg.): Bäume (Steinbachs Naturführer). Mosaik Verlag GmbH, München 1996, ISBN 3-576-10554-9.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
  • Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2004, ISBN 3-440-09387-5

Einzelnachweise

  1. Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch, Kosmos, Stuttgart 3. Aufl. 2006, S. 30. ISBN 3-440-10838-4
  2. Josef Lipp et al.: Handbuch der Bienenkunde - Der Honig. 3., neubearb. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0, S. 39
  3. D. Grosser, W. Teetz: Linde. In: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. (Hrsg.): Einheimische Nutzhölzer (Loseblattsammlung). Nr. 17, Informationsdienst Holz, Holzabsatzfond – Absatzförderungfonds der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, Bonn 1998, ISSN 0446-2114 (Online).

Weblinks

 Commons: Winter-Linde – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Winter-Linde — mažalapė liepa statusas T sritis vardynas apibrėžtis Liepinių šeimos dekoratyvinis, medieninis, vaistinis, medingas augalas (Tilia cordata), paplitęs Europoje ir vakarų Azijoje (Kaukaze). atitikmenys: lot. Tilia cordata angl. linden; little leaf… …   Lithuanian dictionary (lietuvių žodynas)

  • Linde in Schönaich — Die Linde in Schönaich ist ein mächtiger Solitärbaum (Winter Linde (Tilia cordata) in der Gemeinde Schönaich (Landkreis Böblingen). Ihr Standort befindet sich auf einer Rasenfläche an der Straße nach Steinenbronn. Der etwa 6 km südöstlich von… …   Deutsch Wikipedia

  • Linde [1] — Linde (Tilia L., hierzu Tafel »Linde I und II«), Gattung der Tiliazeen, große Bäume mit meist schief herzförmigen, gesägten Blättern, gelblichweißen, duftenden Blüten in cymenähnlichen Trauben, anderen Stiel das häutige, zungenförmige Tragblatt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Linde [1] — Linde, 1) die Pflanzengattung Tilia; 2) bes. a) Sommerlinde (August , Speck , S chmeer , Mastlinde, Tilia grandifolia), in Nordeuropa, auch in Rußland, durch Stärke des Stammes u. der Äste, in der Jugend schnelles Wachsthum, dickbelaubte Krone,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Linde — (Tilĭa L.), Pflanzengattg. der Tiliazeen, große Bäume der nördl. gemäßigten Zone, ausgezeichnet durch das längliche, dem Blütenstiel der Doldentraube unterwärts angewachsene, netzaderige, gelbliche Deckblatt. In Deutschland zwei Arten:… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Linde (Lena) — LindeVorlage:Infobox Fluss/GKZ fehlt Lage Republik Sacha (Jakutien) (Russland)Vorlage:Infobox Fluss/FLUSSSYSTEM fehlt Vorlage:Infobox Fluss/ABFLUSSWEG fehlt Quelle Mittelsibirisches Bergland …   Deutsch Wikipedia

  • Großblättrige Linde — Sommer Linde Sommer Linde (Tilia platyphyllos) Systematik Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae) …   Deutsch Wikipedia

  • Sommer-Linde — (Tilia platyphyllos) Systematik Eurosiden II Ordnung: Malvenartig …   Deutsch Wikipedia

  • Holländische Linde — (Tilia × europaea) Systematik Eurosiden II Ordnung: Malvenartige (Malvales) …   Deutsch Wikipedia

  • Bordesholmer Linde — (2008) Die Bordesholmer Linde ist eine alte, als Naturdenkmal geschützte Winter Linde (Tilia cordata) in Bordesholm im Kreis Rendsburg Eckernförde in Schleswig Holstein. Als einer der ältesten und bekanntesten Bäume Schleswig Holsteins ist sie… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”