Winterdepression

Winterdepression
Klassifikation nach ICD-10
F33.0 Rezidivierende depressive Störung
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Winterdepression oder saisonal-affektive Störung (auch SAD von Seasonal Affective Disorder; saisonal abhängige Depression) ist eine depressive Störung, die in den Herbst- und Wintermonaten auftritt. Als Sonderform der Affektiven Störungen ist sie im ICD-10 den rezidivierenden depressiven Störungen zugeordnet.

Neben den typischen Symptomen einer depressiven Verstimmung mit erhöhter Irritabilität und Angst sowie einer Reduzierung des Energieniveaus kommt es sehr häufig darüber hinaus zu atypischen Symptomen wie Verlängerung der Schlafdauer, verstärkter Appetit mit auffälligem Kohlehydratheißhunger und einer daraus folgenden Gewichtszunahme. Bei der Depression treten ansonsten eher Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen auf.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Als eine Ursache werden Störungen des biologischen Tagesrhythmus angenommen. Es bestehen bzgl. der Ätiologie unterschiedliche Hypothesen. Eine besagt, dass die Symptomatik der SAD-Patienten in Zusammenhang mit dem Melatoninstoffwechsel steht und somit eine Beeinflussung des Melatoninspiegels einen antidepressiven Effekt haben kann. Das Auftreten der depressiven Symptome im Winter lässt sich dieser Theorie zufolge mit der erhöhten Melatoninproduktion in den dunklen Wintermonaten und den daraus resultierenden niedrigeren Serotoninspiegeln erklären (Melatonin ist ein Abbauprodukt des Serotonin). Niedrige Serotoninspiegel wiederum werden insbesondere bei der SAD für die depressive Symptomatik und die ansonsten atypischen Symptome verantwortlich gemacht.

Behandlung

Wie bei allen Erkrankungen gilt primär, die Ursache zu korrigieren.

Ursächliche Behandlung

Die Lichttherapie, eine der möglichen Behandlungsmethoden bei Winterdepressionen

Im Gehirn des Menschen befinden sich viele Serotonin produzierende Zellen, die Serotonin über die innere Uhr gesteuert tageszeitabhängig (in den Wachphasen verstärkt) ins Blut abgeben. Diese innere Uhr wird über das über die Augen einfallende Licht und vermutlich auch die Lichtfarbe (blau/rot) synchronisiert.

Ist der Serotonin-Abgabe-Rhythmus dieser Zellen gestört, zum Beispiel durch fehlende oder falsche äußere Zeitgeber, kann es zur Depression (und Schlafstörungen) kommen. Durch Ersatz für, oder Wiederherstellung dieser Zeitgeber, kann der Winterdepression gut entgegengewirkt werden. Sinnvoll ist dies vor allem am frühen Morgen (Am Abend oder in der Nacht hat zu viel Licht eher den entgegengesetzten Effekt). Erfolgreich eingesetzt werden: Lichttherapie, Frühsport, Vitamin D, welches nur unter Lichteinstrahlung in der Haut gebildet werden kann oder durch Einnahme von Vitamin-D-Präparaten, sowie notfalls auch Medikamente, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen, wie Johanniskraut.

Symptomüberdeckung

Sollte die ursächliche Behandlung nicht möglich sein, können auch vorübergehend die Symptome überdeckt werden. Diese bieten jedoch viele Nebenwirkungen, die – außer in schweren Fällen ohne ursächliche Behandlungsmöglichkeit – in keinem Verhältnis zu den Vorteilen stehen (etwa ein Risiko der Arzneimittelabhängigkeit).

Therapeutisch könnten moderne Antidepressiva eingesetzt werden, wie z. B. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer oder atypische Antidepressiva wie der selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer Bupropion, welcher in den USA als einziges Antidepressivum eine Zulassung für die Behandlung von Seasonal Affective Disorder (saisonal-affektive Störung) hat.

Geschichte

Winterdepressionen wurden bereits in der Antike von Hippokrates und Aretaios beschrieben.

Literatur

  • Lurie SJ, Gawinski B, Pierce D, Rousseau SJ. Seasonal affective disorder. Am Fam Physician. 2006 Nov 1;74(9):1521-4. Review. PMID 17111890
  • Pjrek E, Winkler D, Kasper S. Pharmacotherapy of seasonal affective disorder. CNS Spectr. 2005 Aug;10(8):664-9; Review. PMID 16041297
  • Sohn CH, Lam RW. Update on the biology of seasonal affective disorder. CNS Spectr. 2005 Aug;10(8):635-46. Review. PMID 16041295
  • Lam RW, Levitan RD. Pathophysiology of seasonal affective disorder: a review. J Psychiatry Neurosci. 2000 Nov;25(5):469-80. Review. PMID 11109298

Einzelnachweise

  1. C. Simhandl & K. Mitterwachauer: Depression und Manie. Wien 2007, S. 35.
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