- Wuhr
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Ein Wuhr (Plural Wuhre, Wühre, Wuhren oder Wühren) ist ein künstlicher Wasserlauf im Südschwarzwald, in der Region Hotzenwald. Weiterhin wird der Begriff im süddeutschen Raum und in der deutschsprachigen Schweiz auch als Synonym für Wehr genutzt. Die Verwendung als Bezeichnung für künstliche Wasserläufe ist auf Regionen im Südschwarzwald begrenzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die genaue Zeit der Errichtung der Wühre im Südschwarzwald ist nicht bekannt. Erwähnungen der Wühre im Spätmittelalter deuten darauf hin, dass diese schon im späten 12. Jahrhundert im Südschwarzwald angelegt wurden. Daten zu ersten Nennungen einzelner Wühre werden nachstehend bei der Beschreibung einzelner Wühre genannt. Ursprüngliche Aufgaben der Wühre war die Antriebskraft für die Blasebälge und Schmiedehämmer der Eisenhütten und für Säge- und Getreidemühlen bereitzustellen. Andere Nutzungen waren zweitrangig und gewannen erst mit dem Rückgang der Mühlen und Hütten an Bedeutung.
Aufgaben der Wühre
Wühre transportieren Wasser von einem Ursprungsgewässer aus mit geringem Gefälle zum Bestimmungsort. Kreuzende Gewässer im Wuhrverlauf werden gewöhnlich durch das Wuhr aufgenommen. Wühre werden zur
- Energiegewinnung für z. B. Hammerschmieden, Mühlen und Sägewerken,
- Bewässerung,
- Brauchwasserversorgung
genutzt.
Wühre im Südschwarzwald
Hochsaler Wuhr
Das Hochsaler Wuhr ist das längste Wuhr im Hotzenwald. Es wird an seinem Ursprung, Ortsteil Mühle (im Süden von Herrischried), vom Wasser der Murg an 3 Abgängen und von einem von Segeten kommenden ehemaligen Seitengewässer der Murg gespeist und durchfließt Oberwihl und Hochsal. Im Zusammenhang mit der Hochsaler Wuhr wird im Zuge einer Erneuereung der Wasserrechte im Jahre 1516 auf eine Ordnung von 1453 Bezug genommen. Beim Verkauf des halben Berges Gersegge durch das Kloster Säckingen wird bereits im Jahre 1335 eine wasserfurte genannt. Die Hochsaler Wuhr hat die Seltenwuhr und die Rotzelwuhr als Seitenwuhre. Den Unterhalt der Wühre leistet heute der Wasser- und Bodenverband „Hochsaler-Wühre“.
Heidenwuhr
Das Heidenwuhr, auch als Haidenwuhr bezeichnet, entspringt im oberen Seelbachtal, südöstlich von Hütten, Gemeinde Rickenbach (Hotzenwald) auf etwa 790 m ü. NN. Von dort wird das Wuhr etwa 7,5 km in südwestlicher Richtung entlang der Berge geführt, um dann nordwestlich von Egg in das Schöpfebachtal eingeleitet zu werden. Nach rund 2,3 km leitet das Wuhr einen Teil des Wassers in Richtung des Bergsees, den es auf den letzten 70 m durch einen Stollen erreicht. Nach dem Verlassen des Sees durch einen 90 m langen Stollen dienten mehrere Kanäle zur Versorgung der einzelnen Betriebe. Der See diente seit 1805 als Ausgleichsbecken zur Gewährleistung einer konstanten Wasserversorgung für die im Zuge der Industrialisierung in Bad Säckingen angesiedelten Fabriken.
Hänner-Wuhr
Das Hänner-Wuhr (auch Hännemer Wühre genannt) ist nach dem Ort Hänner, einem Ortsteil der Gemeinde Murg, benannt, den das Wuhr durchfließt. Es wurde 1544 erstmals urkundlich erwähnt. Das Wasser wird am Ursprung nördlich von Hottingen, Gemeinde Rickenbach, aus der Murg abgeleitet. Danach verläuft das Wuhr östlich um den Ort Hottingen nach Süden. Nachdem Hänner durchflossen ist, verläuft das Wuhr in Richtung Süden, nimmt den Sägenbach auf und fließt durch den Ortsteil Oberhof der Gemeinde Murg. Auf dem Weg zur Mündung in den Hochrhein fließt die Hännerwuhr durch den Ortsteil Hammer in Binzgen, einem Stadtteil von Laufenburg (Baden). Das Wasser hat hier in früheren Zeiten die Hammer-Schmiede angetrieben. Im weiteren Verlauf bis zur Mündung wurde das Wasser der Hännerwühre immer wieder zur Energiegewinnung genutzt. Den Unterhalt des Wuhrs wird heute von einer Genossenschaft geleistet.
Seltenwuhr
Das Seltenwuhr ist ein kurzes Seitenwuhr des Hochsaler Wuhrs, das Wasser vom Breitebach (später Schildbach) abzweigt und noch vor Oberwihl, Gemeinde Görwihl, in das Hochsahler Wuhr einspeist.
Rotzelwuhr
Das Rotzelwuhr (auch Rotzelewühre genannt) hat seinen Ursprung am Hochsaler Wuhr südlich von Oberwihl, durchquert Rotzel und geht dann in einem kleinen Seitenbach des Andelsbach auf.
Berauer Wuhr
Das Berauer Wuhr ist ein ehemaliges Wuhr, das inzwischen praktisch vollständig verschüttet ist. Es hat in der Vergangenheit Wasser der Mettma nach Berau, Gemeinde Ühlingen-Birkendorf, geleitet und dort unter anderem eine Mühle beim ehemaligen Kloster (heute noch Ortsteilname) angetrieben. Das Wasser wurde danach über den Steilhang des Schwarzatals in die Schwarza abgeleitet.
Zusammenstellung der Wühre zwischen Wehra und Schlücht Ursprung Mündung Länge ca. Wuhrname: Gewässername: Höhe ü. NN: Gewässername: Höhe ü. NN: künstlich: gesamt: Hochsaler Wuhr Murg südl. Herrischried
(3 Abgänge)ca. 820 m
- ca. 840 mRhein u. Zelggraben
bei Laufenburg u. Luttingenca. 310 m 21,4 km 21,4 km Hänner-Wühre Murg nördl. Hottingen ca. 715 m Rhein u. Andelsbach
bei Laufenburgca. 310 m 11,3 km 12,6 km Heidenwuhr Schneckenbach ca. 805 m Schöpfebach in Bad Säckingen ca. 340 m 10,0 km 12,2 km Berauer Wuhr Mettma ca. 770 m Schlücht (mittelbar) ca. 460 m n.n. km 8 km* Hintere Wühre Höllbach u. Eschenbächle ca. 750 m AyUnterlauf des Eschenbächle ca. 680 m 3,8 km 3,8 km Rüßwihler Wuhr Stellebächle, Wermutsbächle
u. Tannemattbächleca. 740 m Schildbach (mittelbar) ca. 610 m 2,7 km 3,6 km Brutschywuhr Seelbach* (Digeringen) ca. 360 m Seelbach (Dieg.),Schreiebach ca. 310 m 2,2 km 2,2 km Eselswühre Altbach (Niedergebischbach) ca. 870 m Murg ca. 790 m 1,9 km 1,9 km Rotzelwuhr Hochsaler Wuhr ca. 629 m Andelsbach (mittelbar) ca. 500 m 1,8 km 1,8 km Vordere Wuhr Eschenbächle ca. 710 m Höllbach ca. 560 m 1,6 km 1,6 km Seltenwuhr Breitenbach ca. 780 m Hochsaler Wuhr ca. 760 m 1,0 km 1,0 km Stängenmattwuhr Murg ca. 680 m Altbach (Hottingen) ca. 670 m 0,9 km 0,9 km * Anbabe bzw. Wert nach METZ Summe: 70,2 km Siehe auch
Literatur
- METZ R. Geologische Landeskunde des Hotzenwaldes, Moritz Schauenburg Verlag, Lahr, 1980
Karten
- Topographischer Karte über das GROSSHERZOGTHUM BADEN nach der allgemeinen Landesvermessung der Großherzoglichen militärisch topographischen Bureaus, Sect. XII.2. und Sect. XII.3. 1846/47; Maßstab 1:50000.
- Charte von Schwaben von Prof. J.G.F. von Bohnenberger, I.A. von Amman und E.H. Michaelis, 1798-1828, Blätter Wiese, Wutach und Basel; Maßstab ca. 1:86400.
- Topographische Karte des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg, Blätter: Wehr, Görwihl, Bad Säckingen und Laufenburg 1971 - 1976, Maßstab 1:25000.
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