Hotzenwald

Hotzenwald
Geografische Lage
Region Hotzenwald - engere und weitere Definition hervorgehoben
Land: Baden-Württemberg
Landkreise: Waldshut, Lörrach
Region: Hotzenwald
Topographische Karte des Hotzenwalds

Der Hotzenwald ist eine Region im Südschwarzwald.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage und Topografie

Hotzenwaldlandschaft bei Ibach

Das Gebiet des Hotzenwaldes ist urkundlich nicht genau definiert. Der Hotzenwald im engeren Sinn ist das südlichste Gebiet des Südschwarzwaldes, das nach Westen in etwa durch die Wehra, im Norden in etwa durch den Oberlauf der Alb bei St. Blasien, im Osten durch den Bergrücken zwischen Alb und Schlücht und im Süden durch den Hochrhein begrenzt wird. Diese Eingrenzung des Hotzenwaldes deckt sich in etwa mit dem Gebiet der ehemaligen Grafschaft Hauenstein.

Im weiteren Sinn werden Gebiete dem Hotzenwald zugerechnet, die mit dem historisch im Südschwarzwald bedeutenden Kloster St. Blasien oder der Grafschaft Hauenstein in Verbindung standen. Hierzu gehört beispielsweise die Gemarkung von Gersbach (Südschwarzwald), welche im Jahr 1166 durch die Schenkung einer Kirche an das Kloster St. Blasien erstmals schriftlich erwähnt wurde, und direkt nordwestlich der Wehra liegt. Weiter sind dies im Nord-Westen die Gebiete bis zum Mittel- und Oberlauf der Wiese und im Osten bis zum Bergrücken zwischen Schlücht und Steina.

Die Region erstreckt sich nach beiden Definitionen überwiegend über mittlere und hohe Lagen des Südschwarzwaldes. Sie steigt vom Niveau des Hochrheins (etwa 300 m ü. NN) zügig an und erreicht auf dem größten Teil der Fläche eine Höhe von 500 bis über 1000 m ü. NN. Die Region fällt von den Erhebungen des Südschwarzwaldes im Norden zum Hochrhein im Süden hin ab und ist gekennzeichnet durch sonnige Hochebenen und Hochtäler.

Die Flüsse im Hotzenwald bilden im Oberlauf in der Regel ein Hochtal und schneiden in ihrem weiteren Verlauf tief in das Grundgebirge des Schwarzwaldes ein. Sie folgen dem Gefälle des Südschwarzwaldes in Nord-Süd-Richtung und münden schließlich als rechte Nebenflüsse in den Rhein. Flüsse in der Region Hotzenwald sind von Westen nach Osten Wiese, Wehra, Murg, Alb und Schlücht. Die Gemeinden im Kern der Region sind Rickenbach, Herrischried, Dachsberg und Görwihl.

Geologie

Grundgebirge

Die ältesten im Hotzenwald vorkommenden Steine sind Gneise und Migmatite, die im Paläozoikum entstanden. Der größte Teil des Hotzenwaldes ist das Granitland zwischen Bernau und Bad Säckingen. Die hier vorkommenden Granitgesteine sind Untersuchungen zufolge 325 bis 335 Millionen Jahre alt .[1] Weitere Bodenbestandteile sind Granitporhpyr und Lamprophyr.

Deckgebirge

Im östlichen und südöstlichen Hotzenwald überlagert das Deckgebirge das Grundgebirge. Die im Durchschnitt 15 Meter mächtige, direkt auf dem Grundgebirge aufliegende Buntsandsteinschicht ist laut Untersuchungen im Raum Waldshut/Dogern aufgegliedert in drei Teile: Oben befinden sich 8 Meter Röttonsteine, darunter etwa 5 Meter mit Karneol gemischter Sandstein (Karneolhorizont) und ganz unten über dem Grundgebirge eine zirka 2,5 Meter dicke Schicht groben Mühlsandsteins.[1].

Gletscher

Während der Würmeiszeit bedeckte der Albtalgletscher den Hotzenwald von Norden her bis kurz vor Görwihl. Die Ausbreitungsgrenzen des Schwarzwaldgletschers der Rißeiszeit sind heute nicht mehr genau bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass er ebenfalls von Norden her bis vor Hottingen reichte. Die Funde aus der Rißeiszeit stammender alpiner Kiese lassen vermuten, dass die von den Alpen kommenden Gletscher bis nördlich von Waldshut-Tiengen reichten. Ein Zusammenstoß des Schwarzwaldgletschers und der alpinen Gletscher hat aber höchstwahrscheinlich nicht stattgefunden[1].

Vegetation

Blumenbinse (Scheuchzeria palustris)

Nach der Eiszeit herrschte in der Hotzenwaldregion Tundrenklima. Buchen als vorherrschende Pflanzenart können für bis zu 600 v. Chr. nachgewiesen werden. Ebenso dienen Getreidepollen, die ebenfalls diesem Zeitraum zugeordnet werden können, als Beweis für eine erste Besiedlung des Hotzenwalds. Um 1000 n. Chr. löste die Fichte die Buche in ihrer vorherrschenden Rolle ab.

Glockenheide (Erica tetralix)

Die Hoch- und Übergangsmoore vor allem im Ibach/Dachsberger Bereich besitzen als Überbleibsel der Eiszeit ein reiches Vorkommen ansonsten im Schwarzwald begrenzt vorkommender Pflanzen wie Rosmarinheide, Schlamm- und Wenigblütige Segge, Blumenbinsen, Alpen-Rasenbinse, Weißes Schnabelried oder Alpenlattich. Der europäische Siebenstern hat im Hotzenwald ein verstärktes Vorkommen, die Glockenheide ihr einziges natürliches Vorkommen im gesamten süddeutschen Raum.[2] Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde durch forstliche Versuche zur Entwässerung die Anzahl der Moore drastisch gesenkt. Infolgedessen wurden einige Moore im Hotzenwald zu Naturschutzgebieten erklärt, im Jahr 1998 waren es 10 Stück. Ebenfalls wird versucht, ehemalige Moore wieder zu regenerieren.

Die Wälder im Ibach/Dachsberger Bereich sowie der Oberwald bestehen hauptsächlich aus Tannen, Buchen und Fichten. In den abflussarmen Wannen werden diese unterbrochen durch Moore oder Fichtenwälder. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelten sich einige Hochweiden in Fichtenwälder. Ebenfalls in dieser Zeit wurde mit der Aufforstung der steilen Talschlüsse, Hänge und ungenutzter Talwiesen begonnen. Dahingegen wurde der Vorwald-Terrassenhang überwiegend abgerodet.

Auf den Hochweiden besitzt der Flügelginster eine vorherrschende Rolle.

Klima

Der Hotzenwald gehört zu den niederschlagreichsten Gebieten des Schwarzwaldes. Nördlich des Todtmooser Bereichs schlug es in den Jahren 1891 bis 1930 im Durchschnitt jährlich rund 2000 mm nieder, in den Höhenlagen des Herrischrieder Bereichs immerhin noch 1800 mm. In der Rickenbacher Region schlug es im Durchschnitt nur noch 1300 mm nieder. Im unterhalb des Hotzenwalds liegenden St. Blasien regnete es etwa 1400 mm im Jahr. Das Ibacher Gebiet rangiert auch obenauf bei der Anzahl der Tage mit mehr als 10 mm Niederschlag, im Durchschnitt sind es 70 Tage im Jahr.[2]

Die Lufttemperatur der Gebiete bei 1000–1100 m. ü. NN liegt im Jahresdurchschnitt bei 5–5,5 °C. Auch in den Talmulden in etwa 700 m. ü. NN Höhe beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur nur rund 6,0 °C. Erst die Vorwaldterrassenhänge auf etwa 500 m Höhe erreichen im Jahresschnitt 8,0 °C, die auf 350 m sogar 8,9 °C.

Die durchschnittliche Anzahl der Tage mit Schneedecke liegt im Ibach/Dachsberger Bereich zwischen 120 und 140, im Hohen Hotzenwald sind es noch 100 Tage. Die größten Schneehöhen schwanken zwischen 80 und 100 Zentimetern.

Die häufigen Nebel im Hochrheintal (an 40 bis 95 Tagen im Jahr) steigen selten über 700 m hinaus. Erst über 1000 m steigen die Nebeltage wieder stark auf 90 bis 160 jährlich.[2]

Geschichte

Dom und ehemalige Klosterkirche in St. Blasien

Der heutige Hotzenwald (in etwa die damalige Grafschaft Hauenstein) war vor 1806 wie auch die vier Waldstädte am Hochrhein und das Kloster St. Blasien Teil Vorderösterreichs und somit Hoheitsgebiet des Hauses Habsburg. Merk schreibt in seiner Abhandlung folgendes zur Frühgeschichte des Hotzenwalds: "Das Land, wo diese Einung bestand, ist der südöstliche Theil des Schwarzwaldes, und gehörte in den ältesten Zeiten zum marcianischen Walde, der seinen Namen wohl nicht vom Mars, wie einige annehemen, sondern von den Markomannen erhielt, welche in dieser Gegend als Nachbarn der Rauracher, Tulinger, und Latobringer wohnten und Marbod, nach einigen drohenden Bewegungen gegen Gallien, sich plötzlich vom Rheine hinwegwendend, in das Land der Bojer wanderten."[3]

Insbesondere die weitgehende, frühe und demokratische Selbstverwaltung der Grafschaft Hauenstein, sowie die Salpetererunruhen oder Salpetererkriege werden heute mit dem Hotzenwald assoziiert. Diese Ereignisse bezeichnete Scheffel einst als „fossil gewordener Bauernkrieg[4].

In der Zeit als sich die Bezeichnung Hotzenwald im Sprachgebrauch etablierte, verlor die Region, im Wesentlichen als Folge der Rheintalbahnlinie, den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung. Die Bergwerke im Hotzenwald sowie die Eisenhütten und -schmieden am Hochrhein wurden unrentabel. Die Holzwirtschaft und Köhlerei im Hotzenwald verlor ihren Absatzmarkt. Die Region entwickelte sich zu einem Armenhaus in Süddeutschland, bis nach dem Zweiten Weltkrieg das Land Baden-Württemberg ein Hotzenwaldprogramm auflegte, das die Ansiedlung von Gewerbebetrieben und die touristische Entwicklung förderte.

Begriff und Herleitung

Joseph Victor von Scheffel

Die Bezeichnung Hotzenwald tritt erstmals im 19. Jahrhundert auf und ist somit eine relativ junge Wortschöpfung. Der Hozzenwald wird 1864 in der 4. Auflage des Romans Der Trompeter von Säckingen von Joseph Victor von Scheffel erwähnt. Als Hotzenland wird die Region zwischen Wehra und Alb in ANDREEs Handatlas 1881 bezeichnet. Der Begriff Hotzenwald in der heutigen Schreibweise ist erstmals in einem Vortrag des Heidelberger Wirtschaftshistorikers Eberhard Gothein 1887 zu finden.

Der Name Hotzen für die Bewohner dieser Berglandschaft wurde von Joseph Victor von Scheffel im Jahr 1853 benutzt, die bis dahin einfach die Wälder hießen [5]. Bereits 20 Jahre zuvor, also im Jahre 1833, erwähnte jedoch bereits Joseph Merk in einem Aufsatz über die Geschichte der Hauensteinischen Einung im Mittelalter den Begriff Hotzen: „so nannte man die Waldleute spottweise wegen ihrer Pluderhosen[6]. Bereits in dem ersten Werk über die sog. Salpeterer-Unruhen überhaupt, welches der Pfarrer Joseph Lukas Meyer aus Gurtweil um 1810 geschrieben hatte und erst nach seinem Tod 1821 im Jahre 1834 in Druckform herausgegeben wurde, werden die „Hotzen vom Schwartwalde“ [7] erwähnt.

Die Bezeichnung Hotzenwald ist möglicherweise aus älteren verwandten Begriffen entwickelt worden. Die im Mittelalter gebräuchlichen Begriffe Hotzen sowie Hotz könnten jeder für sich oder auch zusammen die Wortschöpfung inspiriert haben.

Das Wort Hotzen leitet sich möglicherweise auch vom Wort Houtz ab, welches ein altalemannischer Ausdruck für Bauer oder Wälder war. Eine andere Deutung kommt vom Mittelhochdeutschen hotzen – schnellgehen, schaukeln.

Literatur

  • Heinrich Hansjakob: Die Salpeterer, eine politisch-religiöse Sekte auf dem südöstlichen Schwarzwald. Verlag Zimmermann, Waldshut 1867.
  • Otto Gruber: Deutsche Bauern- und Ackerbürgerhäuser. Eine bautechnische Quellenforschung zur Geschichte des deutschen Hauses. Verlag G. Braun, Karlsruhe 1926.
  • Günther Haselier: Geschichte des Hotzenwalds. Schauenburg-Verlag, Lahr 1973.
  • Thomas Lehner (Hrsg.): Die Salpeterer. "freie, keiner Obrigkeit untertane Leut' auf dem Hotzenwald". Wagenbach Verlag, Berlin 1977, 124 S., Ill., Notenbeispiele, ISBN 3-8031-2036-5.
  • Emil Müller-Ettikon: Die Salpeterer. Geschichte eines Freiheitskampfes auf dem südlichen Schwarzwald. Schillinger-Verlag, Freiburg 1979.
  • Rudolf Metz: Geologische Landeskunde des Hotzenwalds. Mit Exkursionen, besonders in dessen alten Bergbaugebieten. Schauenburg-Verlag, Lahr 1980.
  • Karl Beck: Die Chronik vom Höchenschwander Berg. Verlag: Edition Isele, Eggingen, 2. Auflage, 1990, S. 105ff.
  • Wolfgang Hug: Im Hotzenwald – Kultur- und Naturführer. Schillinger Verlag, Freiburg 2001, gebunden, 196 S., ISBN 978-3-89155-266-7.
  • Helge Körner (Hrsg.): Der Hotzenwald. Beiträge zur Natur und Kultur einer Landschaft im Südschwarzwald. Lavori-Verlag Freiburg 2003, ISBN 3-935737-44-0.
  • Cornelia Bischoff: Wälder, Weiden, Moore. Naturschutz und Landnutzung im Oberen Hotzenwald. Verlag Regionalkultur, Heidelberg 2004, ISBN 3-89735-268-0.

Film

  • Der rätselhafte Hotzenwald. Reise-Sendung, Deutschland, 2009, 28 Min., Produktion: SWR, Reihe: Fahr mal hin, Erstsendung: 6. Oktober 2009, Inhaltsangabe vom SWR

Einzelnachweise

  1. a b c vgl. Helge Körner: Der Hotzenwald, a.a.O., Seite 29ff.
  2. a b c vgl. Helge Körner: Der Hotzenwald, a.a.O., Seite 1ff.
  3. Merk, Joseph: Geschichte des Ursprungs, der Entwickelung und Einrichtung der hauensteinischen Einung im Mittelalter, in: Karl Heinrich Ludwig Poelitz: Jahrbuecher der Geschichte und Staatskunst, Band 2, Leipzig, 1833
  4. Scheffels Werke, Bd. 4 Leipzig 1917, S. 261
  5. Scheffels Werke, Bd. 4 Leipzig 1917, S. 52
  6. Joseph Merk: Geschichte des Ursprunges, der Entwicklung und Einrichtung der Hauensteinischen Einung im Mittelalter, in: Jahrbücher der Geschichte und Staatskunst, Bd. 2, hrsg. v. Karl Heinrich Ludwig Pölitz, Leipzig 1833, S. 154
  7. Joseph Lukas Meyer: Geschichte der Salpetrer auf dem süd-östlichen Schwarzwalde, hrsg. und mit einer Biographie des Verfassers, so wie mit einem Nachtrage zur Geschichte der Salpetrer versehen v. Heinrich Schreiber, Freiburg/Brsg 1837, S. 29

Weblinks


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