- Wählerstromanalyse
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Die Wählerstromanalyse ist ein methodisches Verfahren der Wahlforschung zur Berechnung von Wählerwanderungen zwischen politischen Parteien sowie Nichtwählern. Sie vergleichen immer zwei Wahlen miteinander, das heißt, dass sich die Wählerströme einer Wahl immer in Bezug auf eine Vergleichswahl verstehen.
Inhaltsverzeichnis
Wählerströme
Als Wählerströme werden die Bewegungen von Wählern zwischen den Parteien bezeichnet. Einen Wählerstrom bilden z. B. all jene Wähler, die bei der Europawahl 1999 die Partei A, aber bei der Europawahl 2004 die Partei B wählten.
Als zusätzliche „Partei“ wird in Wählerstromanalysen jene der Nichtwähler eingeführt. Somit ist es möglich, auch Mobilisierungen von und Demobilisierungen zu den Nichtwählern als Wählerströme darzustellen.
Methode
Wählerstromanalysen sind Aggregatsdatenanalysen, sie verwenden amtliche Ergebnisse von Stimmbezirken. Auf der Basis dieses Datenmaterials werden Modelle gerechnet, die auf jene Wanderungsströme schließen lassen, die hinter den Veränderungen zwischen zwei Wahlergebnissen liegen.
Das Verfahren zur Berechnung einer Wählerstromanalyse heißt multiple Regression. Das bedeutet, dass zum einen die aktuellen Wahlergebnisse der Parteien auf jene der vergangenen Wahl regrediert, also zurückgeführt, werden. Zum anderen wird das Wahlergebnis einer Partei bei der aktuellen Wahl mit allen Parteiergebnissen der alten Wahl in Beziehung gesetzt.
Für eine Wählerstromanalyse werden Gemeinden in homogene Gruppen eingeteilt und für jede Gruppe Regressionsgleichungen errechnet, aus welchen dann die gesamte Wählerstromanalyse ermittelt wird.
Die Idee hinter dieser Methode ist: Wenn eine Partei bei einer Wahl (z. B. im Jahr 2004) genau in jenen Gemeinden stark ist, wo eine andere Partei bei der vorhergehenden Wahl (z. B. im Jahr 1999) stark war, wird dies als Wählerwanderung interpretiert, d. h. viele Wähler haben zwischen diesen Parteien gewechselt.
Vorteile
Wählerstromanalysen ermöglichen Aussagen über die Mobilisierungsstärke von Parteien bei ausgewählten Wahlen. Die „Behalterate“ gibt Aufschluss darüber, wie viele Wähler einer Partei der vergangenen Wahl diese Partei bei der aktuellen Wahl wieder gewählt haben. Wählerstromanalysen stellen dar, wie sich die Wählerschaft einer neu antretenden Partei zusammensetzt. Weitere Vorteile ergeben sich aus der Datenquelle: Wählerstromanalysen untersuchen tatsächliches Verhalten statt erhobener Aussagen (wie z. B. Befragungen). Es gibt keine Probleme durch Stichprobenfehler oder falsche Angaben. Beinahe zu jeder Wahl liegen offizielle Wahlergebnisse vor, daher können mit Wählerstromanalysen lange Zeitreihen gerechnet werden.
Nachteile
Wählerstromanalysen rechnen mit einer „Partei“ der Nichtwähler, die so in der Wirklichkeit nicht existiert. Es wird von einer zeitlich früheren Vergleichswahl ausgegangen und damit eine gleiche Wählerschaft für zwei Wahlen unterstellt. Erstwähler, Zu- und Weggezogene sowie Verstorbene werden nicht einberechnet. Die Ergebnisse für kleinere Parteien sind relativ unsicher. Das statistische Verfahren ist äußerst komplex.
Siehe auch
Literatur
- Christoph Hofinger, Günther Ogris: Orakel der Neuzeit: Was leisten Wahlbörsen, Wählerstromanalysen und Wahltagshochrechnungen? In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 31, 2002/2, ISSN 1615-5548, S. 143–158.
- Richard Hilmer, Michael Kunert: Wählerwanderung: Das Modell von Infratest dimap. In: Jürgen W. Falter, Oscar W. Gabriel, Bernhard Weßels (Hrsg.): Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2002. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14137-6, S. 134–156.
Weblinks
- Gleichung einer Wählerstromanalyse (Link zu web.archive.org, Neue Seite: SORA Wählerstromanalysen)
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