Yakama

Yakama

Die Yakama sind eine Gruppe von Indianerstämmen im Südosten des US-Bundesstaats Washington. Sie leben auf dem Columbia-River-Plateau und wurden bis 1994 Yakima genannt. Ihr offizieller Name ist Confederated Tribes and Bands of the Yakama Nation. Ihr Reservat liegt am Yakima River nördlich des Columbia und umfasst ein Gebiet von 5.260 km².

Der Name bedeutet, folgt man dem Ethnologen John R. Swanton, „Ausreißer“ (runaway). Nach Frederick Webb Hodge hießen die Yakama Waptailmin oder Pakiutlema, was „Volk von der Schlucht“ bedeutet. Spokane und Nespelem bezeichneten mit Yah-ah-kama aber nur die Upper Yakima, die auch Kittitas genannt wurden („Felsenleute“). Auch andere Deutungen, wie „großer Bär“ oder „dicker Bauch“ wurden berichtet, so dass letztlich nicht zu klären ist, was der Name bedeutet.

Die Sprache der Yakama gehört zur Familie der Sahaptin-Sprachen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frühgeschichte

Ursprünglich waren die Yakama sesshaft. Sie lebten in kleinen Dörfern in mit Rinde bedeckten Holzhäusern. Sie bauten neben Kartoffeln, Erbsen, Mais, Bohnen und Kürbissen auch Pflaumen, Pfirsiche und Artischocken an. Besonders wichtig war der Fischfang. Dieser basierte weitgehend auf der Lachssteige im Herbst und der Karpfensteige im Frühling. Zu dieser Zeit zogen ganze Dörfer an die Flüsse und Bäche. Außerdem jagten sie, wobei der Elch als heiliges Tier galt und daher nicht angetastet wurde. Das Hauptdorf der Yakama stand bei Union Gap und hieß Pa'kiut („Hügel beieinander“).

Ursprünglich bestand der Yakama-Stamm aus 14 Einzelgruppen, die verschiedene Dialekte sprachen. Dies waren die Palouse, Pisquose, Yakama, Wenatchapam (s. Wenatchi), Klinquit, Oche Chote, Kow way saye ee, Sk'in-pah, Kah-miltpah, Klickitat, Wish ham, See ap Cat, Li ay was und die Shyiks.[1] Um 1780 schätzte man ihre Zahl auf rund 3.000, womit die Yakama der größte Stamm dieser Sprachgruppe waren.

Die eigentlichen Yakama wurden Lower Yakima genannt. Sie lebten zwischen Selah Village, unmittelbar nördlich des heutigen Yakima, südwärts bis in die Gegend des heutigen Prosser. Die Upper Yakima lebten nördlich von Selah bis ins Kititas-Tal. Möglicherweise gelangten sie um 1730 durch Vermittlung der Cayuse an spanische Pferde, was ihr Leben stark veränderte. Sie gingen nun verstärkt auf Büffeljagd, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie die Binnen-Salish, oder wie die Nez-Percé, die mit den Yakama sprachlich verwandt sind.

Ihre Überlieferung weiß von einer Großen Flut und Propheten, die, nachdem sie drei Tage tot waren, wiederkehrten. Auch erwarteten sie schwarz gekleidete Männer, die später mit den Missionaren in Verbindung gebracht wurden. Dies könnte aber auch ein Hinweis auf Kontakte mit Missionaren aus dem spanischen Teil Nordamerikas sein.

1806 begegneten Yakama der Lewis-und-Clark-Expedition, die mit 40 Bewaffneten im Auftrag von Präsident Thomas Jefferson das Land erkundete. Es folgten in den 1820er Jahren Pelzhändler, dann Goldsucher und Siedler.

Missionare (ab 1841)

Die ersten Missionare von 1841 hatten wenig Erfolg, im Gegenteil kam es am 29. November 1847 zum so genannten Whitman-Massaker an den Methodistenmissionaren Marcus und Narcissa Whitman und weiteren Missionaren, und auch die Oblatenmission unter Pater Pandosy scheiterte. Doch folgten 1852 neuerlich Oblaten, die die St. Josephs-Mission einrichteten. Die ersten Siedler, die 1851 das Gebiet der Yakama durchquerten, brachten die Pocken mit.

Vertrag mit dem Washington-Territorium, Reservat (1855)

Am 9. Juni 1855 erzwang die Regierung des Washingtoner Territoriums einen Vertrag, der in Walla Walla unterzeichnet wurde. Vierzehn Stämme und Bands waren nun in der Yakama Indian Nation konföderiert. Die Unterzeichner waren: Kamaiakin, Sklom, Owhi, Te-cole-kun,La-hoom, Koo-lat-toose, Sch-noo-a, Me-ni-nock, Shee-ah-cotte, Sla-kish, Elit Palmer, Tuck-quille, Wish-och-knipits und Ka-loo-as. Von den ursprünglich 10,8 Millionen Acre Land blieben nur 1,3 Millionen. 1859 wurde die erste offizielle Indianeragentur eingerichtet. Sie unterhielt die Fort Simcoe Boarding School, wo man versuchte, den Yakama die amerikanische Kultur beizubringen. Die Muttersprache durften die Schüler nicht gebrauchen.

Yakima-Krieg

Doch noch 1855, im Jahr des Vertragsabschlusses, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit Goldschürfern, denen die Armee zur Seite stand. Zudem weigerten sich zahlreiche Yakama, ihr Gebiet zu räumen und ins Reservat zu ziehen. Am 9. November 1855 erschien eine Armee von 700 Soldaten, denen die Yakama bei Union Gap nur 300 Mann entgegensetzen konnten. Sie flohen, doch brannten die Soldaten die Missionsstation nieder, da sie die Missionare verdächtigten, mit den Yakama im Bund zu stehen. Während der Kämpfe hatten sich Lower und Upper Yakama zerstritten, denn die Upper Yakama erkannten Häuptling Kamiakin als Sohn eines Palouse nicht als Angehörigen ihres Stammes an. Besonders hatte der so genannte Wishman Tribe unter dem Krieg zu leiden. Sie hatten ihre Waffen freiwillig an den Kommandanten von Fort The Dalles abgegeben, doch wurden sie irrtümlicherweise von einer Armeeeinheit attackiert. Zwar versprach man Kompensationen, doch diese erfolgten nie.

Konföderation, Assimilationsversuche

Mit der Ratifizierung des Vertrages von Walla Walla durch den Kongress im Jahr 1859 wurden beide Yakama-Stämme zu Teilen der Confederated Tribes of the Yakima Indian Reservation of Washington. Diese Konföderation wuchs ab 1867 stark an, als die Klickitat aus dem Willamette-Tal weißen Siedlern weichen mussten. Ihr Häuptling White Swan (auch Joe Stwire genannt) führte sogar die Konföderation.

Klickitat, Benjamin A. Gifford 1899

Währenddessen war Reverend James (Father) Wilbur seit 1864 missionarisch tätig. Seine Vorgehensweise galt den protestantischen Siedlern geradezu als Modell der Indianerpolitik. Als Methodist geriet er mit den Katholiken der Simcoe Agency in Konflikt, die schon länger unter den Yakama warben, und auch die Yakama waren mit seiner „Pflug- und Bibelpolitik“ nicht einverstanden. Weiter verkompliziert wurde die Situation dadurch, dass infolge des Bannock-Paiute-Kriegs von 1878 rund 540 Paiute in das Yakama-Reservat kamen. Sie verließen jedoch bereits Anfang der 1880er Jahre wieder das Reservat.

1891 entstand ein Damm am Yakima River, der der Bewässerung diente. Weitere Siedler kamen in die Region und es kam häufig zu Streitigkeiten um Landrechte und um die Fischerei. Zugleich wurde das Land privatisiert und als allotment Stück für Stück ausgegeben. Zwischen 1892 und 1915 entstanden so 4.506 Grundstücke. 1914 waren bereits 440.000 der 1.238.000 Acre privatisiert.

1906 etablierte die US-Regierung ein Schulsystem analog zum kanadischen Residential School System.[2] Die Traditionalisten unter den Yakama wehrten sich dagegen, und mutmaßten, als während des Ersten Weltkriegs auch junge Männer ihres Stammes eingezogen wurden, dies geschehe, um ihren Stamm endgültig zu vernichten.

1920 begann die American Christian Missionary Society mit ihrer Missionsarbeit und erwarb dazu ein Gelände bei White Swan. 1988 kauften die Yakima das Gelände zurück.

Reorganisation, Stammesrat, Landansprüche

Die schlechten Erfahrungen und Misstrauen führten bei den Yakima dazu, dass sie sich erst ein Jahr nach dem Indian Reorganization Act von 1934 zu organisieren begannen.

1944 errichtete die Konföderation in Anerkennung der vierzehn Unterzeichner des Vertrags von Walla Walla einen Stammesrat mit 14 Beratern, die vom General Membership Council gewählt wurden, dem allgemeinen Rat aller Stammesangehörigen. Alle in der Stammesrolle eingetragenen Mitglieder der Yakama, die mindestens 18 Jahre alt sind, können durch Heben der rechten Hand ihr Votum ablegen.

Mabton im Süden Washingtons

Am 21. Juni erhob die Konföderation Anspruch auf Land, das an das Reservat angrenzte, vor allem auf Tract A im Mabton-Gebiet. Zwar lehnte die Indian Claims Commission dies ab, doch erkannte sie die Grenzlinie des Reservats an, die 1885 festgelegt worden war. Um diese Grenzlinie kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, zumal die Karte, die dem Vertrag von 1855 zugrunde lag bis 1930 verschollen war. Dennoch erkannte man 18.094,42 Acre als weitere Reservatsfläche an. Ein kleines Gebiet, das der Northern Pacific Railroad gehörte (425,32 Acre) wurde dem Stamm zurückgegeben, der Rest war jedoch im Besitz von Siedlern. 1900 kamen weitere 293.837 Acre zum Reservat. 1953 schätzte man den Wert dieser Gebiete für das Jahr 1904 auf 69.119,28 Dollar. Mehrfach erhielt der Stamm nun Kompensationen für verkaufte Gebiete. So erhielt er 1980 genau 1.390.306,11 Dollar. Insgesamt wurden 1975 noch 1.118.149,04 Acre ihres Gebiets in Trust gehalten.

Rückholung der natürlichen und kulturellen Ressourcen

Am 9. Juni 1980 eröffnete das Yakama Nation Museum, eines der ältesten Museen der indigenen Völker in den USA, und zugleich ein Kulturzentrum. Das Reservat wird inzwischen von über 9.000 Indianern bewohnt, doch ist die Zahl der Bewohner des Reservats erheblich höher.

1981 initiierte der Stamm das Yakama Nation Wildlife Program zusammen mit dem Yakama Nation Fisheries Program. Hierbei ging es einerseits um Erhalt und Wiederherstellung der natürlichen Umgebung und damit der Grundlagen ihrer Kultur, andererseits darum, mit diesen Programmen Arbeitsplätze zu schaffen. Da die Aufgaben anwuchsen, benannte man das Programm in Yakama Nation WIldlife, Range, & Vegetation Resources Management Program um. Eine Reihe von Biologen arbeitet für das Projekt, aber auch ein Archäologe. Nicht-Stammesmitglieder können zu Jagdzwecken eine Genehmigung erwerben, allerdings unter strengen Auflagen. Dabei unterliegen das Upper und das Lower Toppenish Creek Wildlife Reserve (Tribal Game Refuge) einem strikten Jagdverbot.[3] Dazu kommt ein Wildpferdprogramm, das weit über 4.000 Wildpferde innerhalb des Reservats schützt, und einen gewissen Teil zum Verkauf anbietet.

Seit 1981 gibt es auch wieder Bisons im Reservat, und aus der anfänglich nur 12 Tiere umfassenden Herde sind wieder 200 geworden. Damit kehrt ein erheblicher Teil der rund 150 traditionellen Verwendungszwecke zwischen Medizin, Ernährung und Ritual zurück.[4] Alle Projekte arbeiten mit Kindern und Jugendlichen zusammen und bemühen sich um Ausbildung in diesen Bereichen. Dazu kommt eine Zusammenarbeit mit der University of Washington in der medizinischen Ausbildung.

1984 zählte die Konföderation 6.853 Mitglieder. Sie wehrte sich gegen die Verfrachtung nuklearer Abfälle aus dem Nuklearkomplex Hanford und die Verringerung ihrer vertraglich zugesicherten Fischereirechte.

Aktuelle Situation

Hopfen in der Yakama-Reservation

Bereits in den 70er Jahren baute der Stamm eine Holzindustrie auf. Eine Möbelfabrik entstand, die den Namen Mount Adams trug. Auch ein Bewässerungsprojekt, das Wapato Project, wurde durchgeführt, das heute 150.000 Acre Land mit Wasser versorgt, davon 90.000 auf Indianerland. Auf 2,7 Millionen Acre wird Viehzucht betrieben, hinzu kommt der Anbau von Hopfen.

Seit 1998 betreibt die Konföderation ein Kasino bei Toppenish unweit von Yakima, das Legends Casino. Es beschäftigte 2008 rund 600 Mitarbeiter, davon über 450 Yakama.[5]

Seit 2007 untersucht Yakama Power, das Energieunternehmen des Stammes, die Windgeschwindigkeiten innerhalb des Reservats, um angesichts der hohen Energiepreise eigenen Strom erzeugen zu können.[6]

Vom 22. bis 24. Januar 2008 fand das alljährliche Treffen der 54 Affiliated Tribes of Northwest Indians in Portland statt. Dabei versammeln sich Stämme aus Idaho, Washington, Montana, Nord-Kalifornien und Südost-Alaska.[7]

Literatur

  • Robert J. Haupt: "Never Lay a Salmon on the Ground with His Head toward the River": State of Washington Sues Yakamas over Alcohol Ban, in: American Indian Law Review 26/1 (2001/2002) 67-87
  • Donald M. Hines, Ghost Voices: Yakima Indian myths, legend, humor, and hunting stories. Great Eagle Pub. 1992 ISBN 0-9629539-2-X
  • Edward R. Ricciuti (Autor)/Dick Smolinski (Illustrator), The Yakama (Native American People), Dez. 1997
  • Robert H. Ruby/John A. Brown: A Guide to the Indian Tribes of the Pacific Northwest, University of Oklahoma Press 1992, S. 58-63 und 272-274
  • Helen H. Schuster: The Yakima, Chelsea House 1990 ISBN 1-55546-735-0
  • Clifford E. Trafzer: Death Stalks the Yakama: Epidemiological Transitions and Mortality on the Yakama Indian Reservation, 1888-1964, Michigan State University Press 1998

Siehe auch

Weblinks

Anmerkungen

  1. Ich folge hier der Schreibweise, die das Yakama Nation Museum gebraucht (Yakama Nation Museum & Cultural Center. Introduction & History).
  2. Filmbeitrag zum Schulsystem und seinen Folgen aus Yakama-Perspektive
  3. Eine Karte zum Schutzgebiet findet sich hier.
  4. Vgl. Buffalo "Tsoo-thlum" Project.
  5. Mehr dazu auf der Website des Kasinos.
  6. Vgl. Krista J. Kapralos, Herald Writer: Why tribes may be key players in eco-energy, in: Herald Net, 28. April 2008.
  7. Phil Ferolito: Tribal conference boasts all-star appeal, in: Yakima Herald, 20. Januar 2008.

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