- Geschichte Washingtons
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Die Geschichte des Bundesstaates Washington reicht mit Blick auf die menschliche Besiedlung über 11.000 Jahre zurück. Die Nachkommen der ersten fassbaren Bewohner, auch wenn dies bei einigen der frühesten Funde umstritten ist, gehören heute zu den Küsten-Salish im Nordwesten, dazu kommen Binnen-Salish, wie die Spokane, und andere Gruppen des Hinterlands. Insgesamt erkennt das Bureau of Indian Affairs, die zuständige Behörde des Innenministeriums, heute 29 Stämme und Reservatsgruppen innerhalb des Bundesstaates an.
Einige Orte, wie etwa Fort Vancouver, Walla Walla und Spokane gehen auf ab 1810 gegründete Handelsposten der Pelzhandelsgesellschaften zurück, die nach 1800 bis zur Übernahme durch die Vereinigten Staaten die Region beherrschten. Das galt vor allem für die britische Hudson’s Bay Company (HBC), die sich gegen russische, amerikanische und spanische Konkurrenz durchsetzen konnte. Dabei schleppten schon die ersten Europäer Krankheiten ein, die die lokalen Kulturen an den Rand des Zusammenbruchs brachten, allen voran Pocken.
1846 übernahmen die USA das Gebiet von der HBC, doch erst 1889 wurde ihm der Status eines Bundesstaats zuerkannt. Während dieser Zeit waren einerseits die Binnengrenzen der USA umkämpft, andererseits versuchten expansionistische Gruppen das britische bzw. kanadische British Columbia zu annektieren, wenn nicht ganz Kanada. Darüber hinaus wurden die Verwaltungseinheiten (counties) eingerichtet und das heute vergleichsweise kleine Olympia zur Hauptstadt. Die Ureinwohner wurden, im Osten (Colville) und Süden (Yakama) auch mit anderen Stämmen zusammen, in Reservate gedrängt, was mehrere Kriege verursachte.
Zunächst kamen neben den Siedlern vor allem Goldsucher, dann boomte die Holzindustrie, die jedoch bald an natürliche Grenzen stieß. Transkontinentale Eisenbahnverbindungen brachten aber nun eine sprunghaft anwachsende Zahl von Siedlern und Industriearbeitern in die Region, die Wirtschaftskraft und das Kapital ballten sich in zuvor weniger bedeutenden Orten, vor allem in Seattle. Dabei profitierte die Region sowohl von den Weltkriegen, als auch von den Kriegen im Pazifik. Daher ist Washington auch für Luftwaffe (Everett) und Flotte (Bremerton) ein bedeutender Faktor. Daneben entstanden andere Industrien, wie die Flugzeugindustrie, das älteste Kernkraftwerk und die Informationstechnologie. Dazu kommt zunehmend der Tourismus, der vor allem von den Nationalparks lebt, und auch die Kasinos der Indianerreservate sind ein bedeutender Arbeitgeber geworden.
Frühgeschichte
Erhebliche Teile Süd- und Ostwashingtons Richtung Montana können für die archäologische Forschung der frühesten menschlichen Spuren nur wenig beitragen, weil ein See am Ende der letzten Eiszeit (etwa zwischen 13000 und 11000 v. Chr.) durch mehrfache Dammbrüche die tiefer liegenden Gebiete im Entwässerungsgebiet von unterem Columbia und Willamette tiefgreifend verändert hat (vgl. Missoula-Fluten). Dabei durchpflügte das Wasser die betroffenen Gebiete bis zu 100 mal bei Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h, staute sich über 300 m hoch vor der Columbia-Schlucht und stürzte ins Willamette-Tal.[1] Andererseits verdankt die Archäologie den dabei entstandenen Höhlen zahlreiche Funde aus späterer Zeit, die sich dort erhalten haben.
Die Frühgeschichte des Gebietes, das heute der Bundesstaat Washington einnimmt, ist aus zweierlei Gründen von ungewöhnlicher Komplexität. Zum einen kann nur in großen Zügen die Geschichte der rund 125 ethnischen Gruppen, die 50 verschiedene Sprachen und Dialekte entwickelten, dargestellt werden.[2] Zum anderen bilden die ältesten Funde menschlicher Überreste einen schwer deutbaren und umstrittenen Baustein in der Geschichte der Besiedlung Nordamerikas.
Die ethnische Vielfalt ist zum Teil durch die landschaftlichen Gegensätze und die Kleinräumigkeit bedingt, die völlig verschiedene Lebensweisen ermöglichten. So ernährten sich die Gruppen der Küsten-Salish, die vor allem um den Puget Sound lebten, und deren Wohnraum sich weit nach British Columbia erstreckt, überwiegend durch Fischfang. Dabei handelte es sich vor allem um Lachs - das beste Fanggebiet waren die Kettle Falls - und Heilbutt, dazu kamen Schalentiere. Die meisten Stämme gingen nicht auf Waljagd, wenn man von den Makah an der äußersten Nordwestküste absieht, die zu den ansonsten nur auf Vancouver Island lebenden Nuu-chah-nulth zählen. In diesen küstennahen Regionen spielten vor allem die Baumarten des gemäßigten Regenwalds eine wichtige Rolle, denn aus den Fasern des Riesenlebensbaums wurden Kleidung, aus anderen Baumarten Nahrungsmittel, vor allem aber Baumaterial für Häuser und Kanus gewonnen. Die überaus wichtige Rolle dieser Materialien wurde noch durch den Metallmangel in der Region verstärkt. Die bedeutendsten Stämme waren hier die Chinook, Quinault, Lummi und Snohomish, dazu kamen anderen Sprachfamilien angehörende Stämme wie Makah, Hoh und Quileute, die die letzten Vertreter einer eigenen Sprachfamilie sind.
Ganz anders lebten die östlichen Stämme auf dem Plateau, die partiell der (hypothetischen) Familie der Penuti-Sprachen angehören, und die z. T. an ein Leben in den Gebirgszügen der Cascade Range gewöhnt waren. Weiter ostwärts schlossen sich trockenere Gebiete mit inselartigen Siedlungskammern an. Hier dominierten Cayuse, Nez Percé, Okanogan, Palouse, Spokane, Wenatchi und Yakama, an der Küste Chinook.
Bereits 2003 stellte ein Bericht fest, dass es 14.000 archäologische Fundstätten gebe, von ganzen Dörfern bis hin zu Bäumen, an denen aus kulturellen Gründen Veränderungen vorgenommen worden sind (Culturally Modified Trees). [3]
Die ältesten Funde
Ausgrabungen in einer Höhle, der Marmes Rockshelter[4] (45-FR-50),[5] nahe Lyons Ferry im Franklin County brachten die bisher ältesten menschlichen Spuren in Washington zu Tage. Sie zeigen bereits vor 9200 v. Chr. eine breites Spektrum von Jagdtieren im Südosten Washingtons, aber auch von Nahrungspflanzen und solchen, die eher medizinischen oder rituellen Zwecken dienten. Hier wurden auch Muscheln gefunden, die zeigen, dass mit den weit über 300 km entfernt lebenden Küstenbewohnern bereits ein reger Handelsaustausch bestand (Olivella). Allerdings sind die ältesten Muschelhaufen (shell middens), also Abfallhaufen von Meerestieren, die in British Columbia über 10.000 Jahre zurückreichen, nur 4000 bis 5000 Jahre alt. Dies lässt sich mit dem stark gestiegenen Meeresspiegel erklären, so dass verstärkt auf Unterwasserarchäologie gesetzt wird.
Am 26. Juni 1996 wurden die sterblichen Überreste des Kennewick-Mannes gefunden. So wird ein fast vollständiges Skelett bezeichnet, das auf etwa 7460 v. Chr. datiert worden ist. Außerdem weist der Tote genetische und sonstige Merkmale auf, die möglicherweise ausschließen, dass er ein Vorfahr der heute im dortigen Gebiet lebenden Indianer ist. Im Gegensatz dazu war der Fund der als Buhl Woman bezeichneten Frau, die inzwischen wieder beigesetzt wurde, den heutigen Bewohnern ähnlich. Sie ist gut 1.300 Jahre älter und lebte im heutigen Idaho. Die junge Frau ernährte sich, wenn auch saisonal ungesichert, weniger von Fisch als von Fleisch, und ihr wurde eine eigens zum Begräbnis hergestellte Obsidiannadel beigegeben. Der Kennewick-Mann ist zu Lebzeiten von einer Projektilspitze vom Typ Clovis getroffen worden, die er noch im Körper trug. Schon diese wenigen Funde deuten auf unterschiedliche Lebensbedingungen, wahrscheinlich auch auf noch nicht rekonstruierbare Wanderungen hin.
Bis 1987 waren in Washington kaum ein Dutzend Werkzeuge vom Typ Clovis bekannt. In diesem Jahr wurden in East Wenatchee gleich über 60 Spitzen dieses Typs gefunden, was darauf hindeutet, dass hier ein Jagdplatz bestand, an dem man sich regelmäßig traf, und wo man sich durch „Einlagerung“ fertiger Projektilspitzen das Mittragen ersparen wollte. An den Spitzen fand man Proteine von menschlichem Blut, aber auch von Rehen, Kaninchen und möglicherweise von einer ausgestorbenen Bisonart (Bison b. antiquus).
Bei Lind Coulee, unweit des Moses Lake fand man ebenfalls Bisonüberreste, aber auch fein gearbeitete Nadeln, die wohl für die Herstellung von Lederkleidung geeignet waren. Auch Ockerpigmente fanden sich, die auf das Färben von Kleidung oder Körperbemalung hindeuten.
Küstenbewohner
An die Lebensweise an Flüssen hatte man sich zu dieser Zeit schon sehr lange gewöhnt, wie Avey’s Orchard im Douglas County und die 5 Mile Rapids Site am Südufer des Columbia zeigen, die sich etwa auf 8300 bzw. 7900 v. Chr. datieren ließen. Hier fanden sich vor allem Reste von Lachs, dazu einige Robben.
Die Westküste, deren Nahrung so stark auf den gewaltigen Laichzügen der Lachse basierte, brachte, ohne eine ausgeprägte Landwirtschaft hervorzubringen, große Dörfer hervor. Sie wurden im Winter bewohnt, während die wärmere Jahreszeit zu Rundwanderungen Anlass gab, deren Ziel bekannte Sammelstätten, gelegentlich Ernte (z. B. bei der in Küstennähe verbreiteten Camassia quamash), häufig auch rituelle Stätten waren. Jede Gruppe wanderte daher in bestimmten Jahreszyklen, und dies erklärt auch die gewaltige Zahl an Fundstätten, und ihre Verschiedenartigkeit, ebenso die Entwicklung traditioneller Territorien, die diesen Wanderungsgebieten entsprachen. Dazu kommt eine Besonderheit: Die Küstenbewohner kannten keine Tongefäße, sondern man kochte in wasserdichten Holzbehältern oder Bodenvertiefungen, in die glühend heiße Steine gelegt wurden, die das umgebende Wasser erhitzten. Von der Hitze gesprengte Steine sind daher eine häufige Fundgruppe.
Hinterland
Die hohen Gebirge, die Washington durchziehen, wurden spätestens seit 6000 v. Chr. regelmäßig zur Jagd, zum Sammeln und aus kultischen Gründen aufgesucht. Diese Lager wiesen oftmals nur wenige Fundstücke auf, doch manche wurden über enorm lange Zeiten immer wieder aufgesucht. So ließ sich zeigen, dass das Chester Mores Reservoir zwischen 6500 v. Chr. und 1300 n. Chr. immer wieder in Gebrauch war. Ähnlich sieht es mit den Stätten aus, an denen Steinwerkzeuge hergestellt wurden. Die Desolation Chert Quarry im Whatcom County wurde etwa von 5640 v. Chr. bis 1700 n. Chr. aufgesucht. Sie dürfen nicht mit Steinanhäufungen verwechselt werden, die Begräbnisstätten kennzeichnen.
Dagegen standen die Dörfer meist in Tälern, an Flussläufen und Seen, die auch später genutzt und besiedelt wurden. Daher sind hier meist alle Artefakte zerstört worden. Noch viel seltener sind Trockenplätze für Amerikanische Heidelbeeren (huckleberries) auffindbar, die nur durch rechteckige Vertiefungen erkennbar sind. Elf von ihnen konnten in der Indian Heaven Wilderness im Gifford Pinchot National Forest in über 1000 m Höhe nachgewiesen werden.[6]
Ebenso unklar wie die frühen Wanderungen ist die sprachliche Zuordnung der küstenfernen Stämme und der der südlichen Pazifikküste. So sind etwa Yakama, Umatilla und Walla Walla relativ nahe verwandte Sprachen, doch Hoh und Quileute bilden eine eigene, sehr kleine Sprachfamilie. Diese Gruppen setzten sich wiederum meist aus mehreren nahe miteinander verwandten, aber häufig nicht beieinander wohnenden Gruppen zusammen. Das Konzept der festen Zugehörigkeit zu einem Stamm war allen diesen Gruppen bis zur Ankunft der Europäer und ihrer Definitionsgewalt eher fremd. Ähnliches gilt für die Vorstellung von einem festen Häuptlingstum, das schon eher bei den Küsten-Salish in Form des Traditionellen Häuptlings in Gebrauch war.
Küsten-Salish und südlichere Stämme
Schon früh lassen sich Artefakte den Vorfahren späterer Stämme zuweisen. Die Küsten-Salish um den Puget Sound führten saisonale Wanderungen in Abhängigkeit von Lachs, Wild und Vegetationszyklen durch. Diese führten dazu, dass nur im Winter feste Häuser bezogen wurden, die als Plankenhäuser bekannt sind. Mit ihren Kanus betrieben sie Handel im Puget Sound und bis zum Fraser River im Norden, doch selten bis nach Kalifornien im Süden. Im Gegensatz zu den Kanus der Nuu-chah-nulth, in Washington vor allem der Makah, und der Chinook waren ihre Kanus nicht hochseetüchtig. Außerdem besaßen sie, wiederum im Gegensatz zu den Stämmen des Hinterlands, keine Pferde. Einige Stämme hielten jedoch zahlreiche Hunde, um deren Haar zu Kleidung und Decken zu verarbeiten, und um sie als Dorfwachen einzusetzen.
Das Haus der Küstenregion und der Flussläufe war das Pit House, ein bis zu vier Meter eingetieftes Plankenhaus, das bis zu 50 m lang und 7 m breit sein konnte. Runde Pit-Häuser konnten einen Durchmesser von mehr als 17 m haben. Am häufigsten sind Überreste dort zu finden, wo Flüsse gelegentlich über die Ufer traten und die verlassenen Dörfer mit Schlamm überdeckten, wie etwa an der Rattlesnake Creek Site im Klickitat County nordöstlich von Husum.
Bis etwa 2000 v. Chr. reichen die Funde bei West Point im Discovery Park, und bei Magnolia zurück, die mit den Duwamish in Beziehung stehen. Spätestens im 6. Jahrhundert lebten Duwamish auf dem Boden des heutigen Seattle. Am Skagit River lässt sich menschliches Leben bereits für etwa 6500 v. Chr. nachweisen.
Die Fundstätte Tualdad Altu aus dem 4. Jahrhundert zeigt ein vielleicht nur aus einem Haus bestehendes Winterdorf im Puget Sound, südlich von Seattle. Das Haus dürfte etwa 17 mal 7 m gemessen haben. Innerhalb des Hauses verteilen sich die Artefakte und die vorgefundenen Tierüberreste derart, dass man eine Arbeitsteilung annehmen kann, zumindest eine feste funktionale Unterteilung.
Makah
Die Hoko River Archeological Site und Ozette sind die beiden bedeutendsten Fundstätten der Nuu-chah-nulth-Kultur, deren einziger in den USA lebender Stamm die Makah im äußersten Nordwesten Washingtons, in Neah Bay sind. Dabei ist der Fundort am Hoko früher bewohnt gewesen, und es fanden sich zahlreiche Artefakte, wie Reste von Körben, Fischgeräte, Steinklingen, dazu als microblades bezeichnete winzige Klingen, vor allem aber zahlreiche organische Überreste, wie Holz, Speisereste und dergleichen, die im unter Wasser liegenden Teil des Dorfes erhalten blieben. Dabei zeigte sich, dass bereits um 1000 v. Chr. eine ausgeprägte Vorratshaltung, z. B. durch Trocknen der Fische, geläufig war. Doch ist nicht eindeutig zu zeigen, ob dies bereits zu einer geringeren Anpassung an das jahreszeitlich schwankende Nahrungsangebot führte, als wenn keine Vorräte vorhanden gewesen wären.[7] Ähnlich bedeutend für die Makah-Kultur ist die Fundstätte Ozette, wo wahrscheinlich ein südlicher Zweig der Makah lebte. Hier wurden 55.000 Artefakte sichergestellt, darunter eine anthropomorphe Figur von etwa 800 v. Chr. Zudem ließ sich früher Fernhandel mit Vancouver Island nachweisen.
Früheste Europäer
Dass Sir Francis Drake, wie er bei seiner Rückkehr behauptete, im Juni 1579 an der Küste des späteren Kalifornien oder Washington entlangsegelte, bevor er seine Weltumsegelung beendete, hatte, auch wenn er das Gebiet als New Albion für Königin Elizabeth I. beanspruchte, keine Auswirkungen auf die regionale Geschichte.
Auch die Reise des griechischen Entdeckers in spanischen Diensten Juan de Fuca, der 1592 die später nach ihm benannte Wasserstraße entdeckte, hatte zunächst keinerlei Auswirkungen. Und auch wenn Martin Aquilar behauptete, 1603 einen großen Fluss gesichtet zu haben, der vielleicht der Columbia war, so wirkte sich dies ebenfalls nicht aus.
Frühe Kontakte mit Europäern, Pockenepidemien
Juan Pérez und Don Bruno de Heceta waren 1774 bzw. 1775 die Kapitäne der spanischen Schiffe, deren Mannschaften wohl als erste die Küstenregion betraten. Sie sollten den spanischen Anspruch untermauern und zugleich den weit nach Süden strebenden russischen Pelzhändlern eine Grenze setzen. Hecetas Schiff, die Santiago, trug wohl die Pocken an Bord, als sie an der Mündung des Quinault River anlegte, um das Land für die spanische Krone zu reklamieren. Die durch diese Landung ausgelöste Pockenepidemie dürfte die Stämme der Region um die Hälfte bis zwei Drittel dezimiert haben. Manche Stämme verschwanden gänzlich. Damit verschoben sich zugleich die regionalen Machtverhältnisse und dies gab den nördlichen Stämmen der Kwakwaka'wakw, Haida und Tsimshian, die zudem bald an europäische Waffen kamen, Gelegenheit zu häufigeren und leichteren Beutezügen. Wie viele Salish als Sklaven nach Norden verschleppt wurden, ist nicht mehr zu ermitteln.
Eingangspforte für die Waffenlieferungen waren zunächst Handelskontakte zwischen Europäern und den Stämmen auf und um Vancouver Island. Direkte Handelskontakte mit den Stämmen in Washington verzögerten sich, zumal die Makah äußerst abweisend reagierten, die Salish vermutlich Kontakte mieden. 1778 erreichte James Cook Cape Flattery, doch ging niemand an Land.
Seine später veröffentlichten Journale lösten geradezu einen Pelzrausch aus, so dass zahlreiche Händler in der Region erschienen, um Fischotterpelze zu erwerben. Ihr Weiterverkauf nach Macao brachte verlockend hohe Gewinne, die wiederum in chinesische Waren wie Porzellan und Seide investiert werden konnten. Möglicherweise kamen auf diese Art aber auch schon chinesische Münzen an die Küste, denn bei den Chinook tauchten sie als Haarschmuck auf. 1787 erschien der Händler Charles Barkley in der Region, im Jahr darauf John Meares, dem Barkley von seiner Fahrt berichtet hatte. Meares hatte schon Handelserfahrungen mit den Nuu-chah-nulth gemacht, doch löste er, nachdem eine spanische Flotte seine Schiffe gekapert hatte, eine schwere diplomatische Krise zwischen Spanien und Großbritannien aus. Weitere spanische Schiffe unter Leitung von Manuel Quimper und Francisco de Eliza landeten 1790 bzw. 1791 an der Küste.
Eine erste detaillierte Untersuchung und Kartierung des Küstengebietes nahm der Brite George Vancouver ab 1792 vor.[8] Auf seine Karten geht heute die Benennung zahlreicher Inseln, Gewässer und Berge zurück. Dazu zählen die San Juan Islands, Puget Sound, Mount Rainier und Mount Baker. Die drei letztgenannten sind beispielsweise nach Mitgliedern seiner Besatzung benannt. Auch der Spanier Juan Francisco de la Bodega y Quadra 1775 oder der Italiener Alessandro Malaspina di Mulazzo[9] erstellten Karten der Region. Als letzter Spanier beanspruchte Salvador Fidalgo, in Unkenntnis des Abkommens zwischen Großbritannien und Spanien von 1790, die Küste und errichtete bei Neah Bay, an der äußersten Nordwestecke Washingtons, einen Handelsposten.
Kapitän Robert Gray erforschte 1792 die Mündung des Columbia, den er nach seinem Schiff, der Columbia Rediviva benannte. Die territorialen Ansprüche der USA basierten später, obwohl Gray ihnen kaum diese Bedeutung zugemessen haben wird, auf seinen Seereisen. Die mit ähnlicher Absicht ins Werk gesetzte Lewis-und-Clark-Expedition erreichte Washington im Oktober 1805 von Osten, und erreichte beim heutigen Ilwaco den Pazifik.
Neben dem Wettlauf der Entdecker und Pelzhändler, die Russland, Spanien, Großbritannien und die USA vertraten, traten die Pelzhandelskompanien als eigene politische Kräfte auf. David Thompson von der North West Company gründete 1810 einen ersten Handelsposten im Osten Washingtons, das Spokane House, David Stuart von der Pacific Fur Company errichtete die erste Siedlung bei Okanogan 1811, und ebenfalls im Namen der Pacific Fur Company errichtete man 1811 Astoria an der Columbia-Mündung und benannte es nach dem Besitzer des Unternehmens John Jacob Astor. Diese errichtete auch Fort Spokane, einen kleinen, aber an einem wichtigen indianischen Handelspfad von Oregon zum Fraser gelegenen Posten, als Konkurrenz für das britische Spokane House.
Da fast ausschließlich junge Männer tätig waren, kam es zu zahlreichen Verbindungen mit indianischen Frauen, deren Nachkommen eine wichtige Rolle bei der Kulturvermittlung spielten.[10]
Bereits 1790/1794 hatte Spanien auf seine Ansprüche im späteren Kanada verzichtet und seinen einzigen Handelsposten in Britisch-Nordamerika wieder aufgegeben. Ähnlich gab Spanien 1819 im Adams-Onís-Vertrag seine Ansprüche auf Oregon zugunsten der USA auf. 1824 einigten sich die USA auch mit Russland, während sich Großbritannien und die USA bereits 1818 auf eine gemeinsame Kontrolle des riesigen Gebietes geeinigt hatten, ein Vertrag, der 1827 erneuert wurde. 1818 gründete die North West Company Fort Walla Walla. Mit der Verschmelzung der Gesellschaft mit der Hudson’s Bay Company im Jahr 1821 erhielt die einflussreiche Handelsgesellschaft ein starkes Übergewicht. Ihr wichtigstes Fort wurde das 1824 gegründete Fort Vancouver am Columbia. Zur weiteren Sicherung entstand flussaufwärts bereits im nächsten Jahr Fort Colville.
Rivalitäten
Die Hudson’s Bay Company (HBC) beherrschte zunächst den Handel mit den Indianern. Jedoch gelang es Jedediah Smith eine Expedition von Kalifornien in den Nordwesten zu führen - wenn auch unter schwersten Verlusten - und damit den Anspruch der USA auf das Gebiet aufrechtzuerhalten. 1831 ersuchte sogar eine vierköpfige Delegation der Flathead oder der Nez Perce (das ist unklar) William Clark in St. Louis um die Entsendung katholischer Missionare. Dies kam Leuten der Methodist Episcopal Church zu Ohren und so erschienen bereits im September 1834 Jason Lee (1803-1845) und sein Neffe Daniel Lee sowie Nathaniel Wyeth und einige Helfer in Fort Vancouver. Sie kamen aus New York und missionierten vor allem im Willamette-Tal. Schon im nächsten Jahr erreichte eine Rinderherde von 650 Tieren das Tal. 1839 entstand eine katholische Missionsstation in Cowlitz Landing, 1840 auf Whidbey Island. Protestanten missionierten im Osten Washingtons, Methodisten ab 1839 in Nisqually.
Doch entwickelte sich nicht nur ein Wettlauf zwischen den Konfessionen, zu dem sich auch noch katholische Geistliche für die französischsprachigen Angestellten der HBC gesellten, sondern vor allem zwischen Großbritannien und den USA. Als 1833 Captain Benjamin Bonneville (nach ihm ist der Bonneville-Staudamm benannt) auf seiner zweijährigen Forschungs- und Handelsreise mit seinen mehr als 100 Leuten in Walla Walla ankam, wurde er als Konkurrent von den Briten höchst unfreundlich behandelt. Dennoch zogen seine Berichte weitere Amerikaner in die Region. Die HBC wiederum versuchte ihre wirtschaftliche Basis zu stärken, indem sie die Puget Sound Company gründete, eine Landwirtschaftsgesellschaft, die Viehzucht und Ackerbau förderte und bald zahlreiche Farmen unterhielt. Doch dies konnte nicht verhindern, dass ab 1840 Wagenkonvois westwärts fuhren, die so zahlreiche Siedler brachten, dass die Briten bald in der Minderheit waren. 1841 führte eine Expedition erstmals wissenschaftliche Untersuchungen durch und legte Sammlungen an, führte unter Leitung von Charles Wilkes zunächst zur Columbia-Mündung. Die Schiffe segelten weiter nach Port Discovery, nahe dem heutigen Port Townsend, und richteten dann bei Fort Nisqually ihr Hauptquartier ein. Von dort schickte Wilkes Expeditionen zum Puget Sound, über die Kaskadengruppe nach Fort Colville, eine weitere Gruppe fuhr den Chehalis River nach Grays Harbor, dann durch Willapa Bay bis zum Columbia. Wilkes selbst führte eine Gruppe zu den Cowlitz Farms und weiter nach Fort Vancouver. Damit hatten die USA ihren Anspruch auf das Gebiet deutlich untermauert.
Welche Bedeutung diese Forderung inzwischen gewonnen hatte, zeigte der Wahlkampf des späteren Präsidenten James K. Polk, der mit dem Slogan „Fifty-four forty or fight“ („Vierunfünfzig-fünfzig oder Kampf“, womit der nördliche Breitengrad gemeint war) antrat. Die Briten schickten derweil Geheimagenten in den Nordwesten, um einen eventuellen Krieg vorzubereiten.
Vom Oregon-Kompromiss (1846) bis zum Bundesstaat Washington
Am 5. August 1846 teilte der Oregon-Kompromiss folgerichtig und als Kompromiss das Gebiet entlang des 49. Breitengrads, und die Hudson’s Bay Company musste ihre Handelsposten südlich dieser Linie - abgesehen von der Südspitze Vancouver Islands - aufgeben. Das nun zu den USA zählende Oregon Territory bestand aus dem Gebiet der späteren Staaten Washington, Oregon und Idaho, dazu kamen Teile von Montana und Wyoming. 1848 übernahmen die Amerikaner den Handelsposten der HBC in Fort Vancouver als Militärbasis.
Um die Besiedlung zu fördern, öffnete der Donation Land Claim Act[11] ab 1850 das Territorium von Oregon für die Siedler, die jeweils 160 Acre Land erwerben durften, dazu die gleiche Fläche für ihre Frauen. Da zu dieser Zeit noch keine Reservate bestanden, stand diese Bestimmung bis 1854/55, als die ersten Verträge mit Indianern geschlossen wurden, auch nicht im Widerspruch zum Intercourse Act von 1834, der weißen Siedlern den Zutritt zu Reservaten untersagte. Diese in den Augen der Indianer unrechtmäßige Besetzung ihres Landes hatte schon 1847 zum Whitman-Massaker geführt. Dabei töteten Cayuse-Indianer 14 Bewohner der Missionsstation (10 km westlich von Walla Walla), weil man ihnen nicht nur vorwarf, die Landräuber zu unterstützen, sondern sie auch mit den tödlichen Masern angesteckt zu haben, die unter den Indianern grassierten. Darüber hinaus nahmen sie 54 Frauen und Kinder gefangen. Die Ursachen lagen sowohl in persönlichen Fehleinschätzungen und schlechter Vorbereitung, als auch in der Verachtung für die Kulturen der Indianer und im Landhunger der Siedler und Goldsucher. Dieser Gewaltausbruch war der Auftakt zum ersten Indianerkrieg in der Region, dem Cayuse-Krieg (1848 bis 1855).
1851 forderten die im heutigen West-Washington, also westwärts der Kaskadenkette lebenden Siedler erstmals ein eigenes Territorium, abermals 1852. 1853 wurde das riesige Gebiet aufgeteilt, und das Washington-Territorium entstand, das immer noch neben Washington Teile von Idaho und Montana umfasste. Die Siedler im Osten verlangten eine Verlegung der Hauptstadt von Olympia nach Walla Walla, denn der Westen war für sie nur schwer zu erreichen. Sechs Jahre später wurde Oregon zum Bundesstaat erhoben, doch fiel damit der gesamte Ostteil wieder an das Washington-Territorium. 1863 trennte man schließlich die östlichen Gebiete insgesamt ab, und sie gingen überwiegend im Idaho-Territorium auf. Weitere Aufteilungen folgten, die die Verkehrsverhältnisse, die Siedlungsstruktur und die Partizipationsbedürfnisse der Siedler widerspiegeln. Jenseits einer gewissen zeitlichen Grenze durfte die maximale Distanz zur Hauptstadt nicht liegen. Das seit 1863 nicht mehr veränderte Gebiet entsprach annähernd diesen Bedürfnissen und Washington wurde 1889 zum 42. Bundesstaat der USA erklärt.
Erste Siedlungen, Reservate, Indianerkriege
Auch bei der Besiedlung durch Amerikaner entwickelten sich West- und Ostwashington verschieden. Im Osten waren die Vorreiter Missionare, die vor allem im Walla Walla Valley tätig waren. Als im Zuge der ersten Besiedlung Konflikte auftraten, wurden 1847 amerikanische Missionare getötet (Whitman-Massaker). Eine Freiwilligenarmee verlor am 8. Januar 1848 bei The Dalles am Columbia 300 Pferde, dennoch besiegte sie die Indianer. Im Frühjahr sammelten sich 500 Freiwillige in Walla Walla, die jedoch eine schwere Niederlage gegen die Palouse erlitten. Am 16. März kam eine Armeeeinheit in Fort Vancouver an und marschierte Richtung Walla Walla. Die Cayuse erklärten sich zum Frieden bereit und lieferten die fünf Mörder aus.
Doch damit waren die Spannungen so zugespitzt, dass sich weitere Kriege wie der Yakima-Krieg anschlossen. Sie erstreckten sich über mehr als zehn Jahre. Die Armee, ohne Kenntnis der örtlichen Verhältnisse, provozierte kriegerische und friedliche Stämme gleichermaßen und trieb die verbliebenen Stammesangehörigen der Cayuse in die Umatilla Indian Reservation im Nordosten von Oregon.
Mit den Verträgen von Medicine Creek, Walla Walla und von Point Elliott wurden die meisten Stämme ab 1854/55 in Reservate umgesiedelt. Dabei nahm man auf kulturelle Grenzen zwischen den Stämmen wenig Rücksicht - im Gegensatz zu Kanada - und zwang etwa 14 Stämme in die Yakama Indian Reservation im Süden. Ähnlich verfuhr man mit den Nez Perce im Osten. Als auf dem Reservatsgebiet der Yakama 1858 Gold gefunden wurde und es erneut zu Konflikten kam, verbanden sich Yakama und Cayuse gegen die USA im Yakima-Krieg. Die Armee schlug die verbündeten Indianer in der Schlacht an den Vier Seen.
Die meisten Siedler kamen über den Oregon Trail, doch zweigten einige von ihnen Richtung Puget Sound ab. Der erste Siedler an diesem Fjord war der Schwarze George Washington Bush, der schon für die Hudson’s Bay Company gearbeitet hatte, und seine Frau Isabella James Bush aus Missouri bzw. Tennessee.[12] Sie siedelten ihre vier Familien 1846 beim heutigen Tumwater an, um den rassistischen Gesetzen Oregons zu entgehen. 1847 baute Michael Simmons die erste Sägemühle aus Restbeständen des von den Briten aufgegebenen Fort Vancouver. 1850 erfasste eine Volkszählung 1.049 weiße Bewohner auf dem Gebiet des heutigen Washington, 1860 waren es bereits 11.594. Doch war der Männerüberschuss so stark, dass Asa Mercer 1864 mehr als 300 Witwen und Waisen des amerikanischen Bürgerkriegs nach Seattle brachte, die als Mercer Girls bekannt wurden.
Erst die indianerfeindliche Politik des Gouverneurs Isaac Ingalls Stevens brachte die Stämme 1853 wieder in Aufruhr.[13] Noch am 25. Januar 1856 versprach der Gouverneur den rund 50 Bewohnern des drei Jahre zuvor gegründeten Seattle vollmundig, dass „Städte wie New York und San Francisco genauso bald angegriffen würden, wie Seattle“. Am nächsten Morgen griffen über 200 Duwamish den Ort an, und nur das Eingreifen der Marine verhinderte die Eroberung.
Die Ureinwohner gerieten in den nächsten Jahren immer mehr in die Minderheit. Um den Prozess der Assimilation durchführen zu können, sollten die Indianer anfangs ihre Fisch- und Jagdrechte behalten und auf unbesetztem Land weiter sammeln und Vieh halten dürfen. Wenn sie sich entsprechend angepasst hätten, sollte das Land an sie vergeben werden, aber nicht an den Stamm, sondern an Einzelpersonen. Damit sollten die Individuen zu Amerikanern, das Stammesgebiet aufgelöst und die Stämme ausgelöscht werden. Zudem wurden der Handel und die halbnomadische Lebensweise unterbunden, sobald sie die Grenze nach Kanada überschritt. Damit wurden ökonomische und Verwandtschaftsbeziehungen zerschnitten. Die vier Jahre, die sich die Ratifizierung verzögerte, führte zu Aufspaltungen der Gruppen in widerstehende und sich fügende Gruppen, andere verlagerten entsprechend ihrer Gewohnheit ihren Siedlungsschwerpunkt, so dass 1859 eine kaum überschaubare Situation entstanden war, als die Verträge ratifiziert wurden. Manche Stämme erhielten kein Reservat, wieder andere wurden mit Stämmen zusammengefasst, mit denen sie wenig zu tun hatten, so dass Gruppen einsickerten oder wieder verschwanden. Manche Gruppen wurden erst über hundert Jahre später als Stämme anerkannt, andere kämpfen bis heute darum. Das Recht auf Fischerei und die anderen Bestimmungen der frühen Verträge konnte erst 1979 vor dem Obersten Gerichtshof durchgesetzt werden. Während dieser Zeit wehrten sich die Spokane im Osten Washingtons besonders energisch. Sie fügten im August 1858 einer Armeeeinheit eine Niederlage zu. Daraufhin führte Colonel George Wright eine 700 Mann umfassende Truppe von Walla Walla aus gegen sie, und dank neuer, weit tragender Gewehre besiegte er sie am 1. September 1858 in der Schlacht an den Vier Seen (Battle of Four Lakes), ohne einen Mann zu verlieren. Eine Woche später ließ er ihre 800 Pferde abschlachten.
Doch nicht nur Indianer sollten „weißer Arbeit“ Platz machen, sondern auch andere ethnische Gruppen. So waren aus Kalifornien Chinesen nordwärts gezogen, um Arbeit zu finden. 1864 erhob Washington eine Art Kopfsteuer, die von jedem Sheriff eingetrieben werden konnte, ein Gesetz mit dem bezeichnenden Titel „Act to Protect Free White Labor Against Competition with Chinese Coolie Labor“ (Gesetz zum Schutz freier weißer Arbeit gegen den Wettbewerb mit chinesischer Kuliarbeit).
1876 wies die Armee die Nez Perce an, ihr Wohngebiet im Wallowa Valley zu verlassen. Die Indianer versuchten 1877 über die Bitterroot Mountains nach Kanada zu fliehen, doch wurden sie kurz vor der Grenze abgefangen. Nur ein Teil von ihnen kehrte nach Washington, ins Reservat Colville zurück (vgl. Chief Joseph).
Grenzen, politische Parteien, Bevölkerungsverschiebungen, Bundesstaat
Östlich von Walla Walla begann die Besiedlung erst ab 1860, als Franklin im Washingtoner Teil des Cache Valley nahe Salt Lake entstand.[14] Als in diesem Jahre bei Pierce und dann zahlreiche Goldfunde, vor allem am Clearwater und Salmon River, gemacht wurden, lebten im Osten plötzlich mehr Weiße, als im Westen. Walla Walla machte sich bereits Hoffnungen, Hauptstadt eines eigenen Staates zu werden, zumal Nevada 1864 diesen Status erreichte. Auch wurde hier 1869 die erste Bank Washingtons eröffnet, die im Besitz von Dr. Dorsey Baker war. Mit Lewiston, einer weiteren Explorationsmetropole, trat zwar neue Konkurrenz auf, doch vor allem Olympia wehrte sich erfolgreich gegen eine Teilung.
1862 konnte sich Olympia insofern durchsetzen, als dass es auf die östlichsten Gebiete verzichtete, um dann darauf hinweisen zu können, die verbleibenden Bewohner seien eine Minderheit. Nun sah sich Walla Walla als Hauptort eines Territoriums um Nord-Idaho und Montana - die Stadt liegt nur 10 km von der heutigen Ostgrenze Washingtons entfernt -, doch West-Montana winkte ab. Diese Grenzstreitigkeiten waren es vor allem, die die Erhebung zum Bundesstaat jahrzehntelang verzögerten.
Dazu trug auch bei, dass sich mit der Gründung Kanadas (1867) und dem Kauf Alaskas im selben Jahr die Annexationists ihrem Ziel näher sahen, ganz Nordamerika zu gewinnen. 1869 verabschiedete die Territorialversammlung (Territorial Legislature) ein Memorandum an den Kongress, in dem die Besetzung British Columbias gefordert wurde. Auch jenseits der Grenze hatte diese Forderung starke Unterstützung, etwa durch John Sebastian Helmcken, der zu dieser Zeit als einer der einflussreichsten Männer der Provinz galt. Doch 1871 entschied sich die Provinz unter seiner Führung für den Anschluss an Kanada. Außerdem erhielt die Hudson’s Bay Company 1869 eine Entschädigung von 650.000 Dollar für die Puget Sound Company, die sie hatte aufgeben müssen.
Derweil schwelte der Streit um die Grenzen innerhalb der USA weiter. Für Olympia arbeitete in gewisser Weise jede Verbesserung der Infrastruktur, die die Reisezeiten verkürzte. Das galt vor allem für die Northern Pacific Railway, deren Zielort Portland sein sollte, ein Projekt, das die West-Ost-Verbindungen stärken würde - auch wenn das Unternehmen später Tacoma als Endstation wählte (1873). Dafür stand im Osten auch Lewistons Politiker, Zeitungsherausgeber und Anti-Sklaverei-Aktivist Alonzo Leland. Die konstituierende Versammlung Washingtons fand 1878 in Walla Walla statt, doch auch hier konnte er den Anschluss Nord-Idahos an Washington nicht durchsetzen. Trotz eines sehr eindeutigen Referendums (1208:2) im Jahr 1880 gelang auch diesmal der Anschluss nicht, so dass der Westen Washingtons sein Übergewicht wahrte. Olympia, das von der Eisenbahnverbindung ausgeschlossen war, entschloss sich 1878, wenigstens eine Schmalspurbahn auf eigene Kosten zu bauen und engagierte zahlreiche chinesische Hilfsarbeiter dazu. So wahrte sich die Stadt die Chancen, doch noch Hauptstadt des angestrebten Bundesstaats zu werden.
Zwei Jahre später wurde der Senat in Washington D.C. von den Demokraten kontrolliert, ein Zustand, der bis 1888 anhielt, und dafür sorgte, dass die von Republikanern dominierten Territorien Washington und Dakota keine Anerkennung als Staaten fanden. So konnte man politische Gegner von den Präsidentschaftswahlen fernhalten. Die anschlusswilligen Gruppen in Nord-Idaho versuchten zudem vergebens, das Gebiet an das Washington-Territorium anzuschließen, um auf diese Art gemeinsam zum erstrebten Status zu gelangen.
Wenige Jahre später sahen die Chancen wieder besser aus, doch nun veränderte sich schlagartig die Bevölkerung Nord-Idahos, denn die Metallfunde bei Coeur d' Alene sorgten für einen neuen Bevölkerungszustrom, der die politischen Mehrheiten veränderte. Zudem waren die Verkehrsverbindungen in den Süden Idahos nun deutlich verbessert worden, die Animositäten zwischen Nord und Süd gingen um 1886 zurück, und Idaho hoffte nun selbst als Staat anerkannt zu werden.
Die Präsidentenwahlen von 1888 brachten mit Benjamin Harrison wieder einen Republikaner ins Amt. Damit war der Weg zur Staatlichkeit für alle Territorien frei, die republikanisch wählten. So wurde Dakota in Form von gleich zwei Staaten zugelassen (Nord- und Süddakota), Washington ebenfalls.[15] Selbst Wyoming mit gerade einmal 62.000 Einwohnern wurde zum Staat erhoben.
Washington hatte 1870, als das Yakima-Tal unter weiße Siedler aufgeteilt wurde, 23.955 weiße, und damit wahlberechtigte Einwohner, 1880 bereits 75.116, wobei 60.000 als Minimum zur Anerkennung als Staat galten. Als 1881 die Eisenbahnverbindung Spokane erreichte, 1883 den Puget Sound und 1887 Tacoma, stieg die Zuwandererzahl steil an. So zählte man 1890 bereits 357.232 Nicht-Indianer, 1900 bereits 518.103.
Industrialisierung und Segregation
Am 11. November 1889 wurde Washington zum 42. Staat der USA, Olympia seine Hauptstadt, während Seattle fast vollständig niederbrannte. Doch mit dem Goldrausch am Klondike wurde das 1865 zur Stadt erhobene Seattle zum Hauptanlaufpunkt für Zehntausende von Goldsuchern, die dort ihren Ausrüstungsbedarf deckten. Die Bevölkerung wuchs stark an und 1910 überflügelte Seattle bereits Portland.
Die ersten Industrieansiedlungen dienten der Ausbeutung der Rohstoffe Holz und Kohle, Letzteres vor allem um Spokane. Daneben war die Landwirtschaft in der kleinteiligen Region von großer Bedeutung, insbesondere im Yakima-Tal (seit 1870) und um den Puget Sound. Der regenreiche Westen bot dabei anfangs riesige Wälder, so dass Washington schon 1905 der größte Holzproduzent in den USA war.[16] Dazu trug erheblich bei, dass Weyerhaeuser 1900 einer der größten Waldlandkäufe in den USA aller Zeiten gelang. 1903 entstand in Everett eine entsprechende Sägemühle. 1923 wurde mit Longview am Columbia eine Stadt nur zum Zweck der Holzgewinnung gebaut, von der man erwartete, sie werde bis zu 100.000 Einwohner haben - es wurden aber nur 40.000. Doch die Wälder wurden schlecht gepflegt und schwere Waldbrände führten dazu, dass Staatsforste eingerichtet wurden, wie der Tillamook State Forest. Dieser 1.470 km² große Wald entstand nach dem von 1933 bis 1951 wütenden Tillamook Burn. Dabei forstete man von 1949 bis 1973 die riesigen Flächen rund 65 km westlich von Portland wieder auf. Es zeigten sich die ersten Grenzen der natürlichen Ressourcen. Weyerhaeuser zog 1941 die Konsequenz und nahm die erste Baumschule in Betrieb, eine so genannte „tree farm“ in Montesano.
Der Mining Act von 1872 gestattete die Gewinnung von Edelmetallen an praktisch jedem Ort, ohne Rücksicht auf die Umwelt, wie etwa im Sumpter Valley; der Timber & Stone Act von 1878 verschaffte jedem Siedler Waldland im Umfang von bis zu 160 Acre zu einem Preis von 2,50 $ pro Acre. Auf diese Art konnten die großen Holzkonzerne zu äußerst günstigen Preisen vorgeblichen Siedlern ihr Land abkaufen.
Ebenso wurden die Indianerstämme je nach Landbedarf hin- und hergeschoben. So schuf die Regierung 1879 das Moses-Reservat am Methow und Okanogan, löste es aber nach Landforderungen der Siedler bereits vier Jahre später wieder auf. Die Indianer wurden erst mit dem Indian Citizenship Act vom 2. Juni 1924 zu US-Bürgern.[17] 1882 beendete der Chinese Exclusion Act zudem die chinesische Einwanderung, vier Jahre später wurde ihnen der Landbesitz untersagt. So flohen viele nach Kalifornien.
Gegen die rücksichtslose Ökonomisierung entstanden Gegenbewegungen, wie Freeland, eine utopische Gemeinschaft auf Whidbey Island, oder Aurora am Columbia. Auch versuchte man erstmals 1904 Waldgebiete unter Schutz zu stellen, wie den Colville National Forest.[18] Dennoch drang die Holzindustrie in Gebiete vor, die von wachsender Bedeutung für das regionale Selbstbild der Bevölkerung waren, und die große Hoffnungen auf den aufkommenden Tourismus weckten. 1938 setzte Präsident Roosevelt gegen lokale Widerstände durch, dass das Gebiet des Olympic-Nationalparks nicht nur vom Bundesstaat geschützt wurde, sondern als Nationalpark höheren Schutz genoss - heute zählt er zum Weltnaturerbe.
Tacoma war das Zentrum der Edel- und Nichtedelmetallverarbeitung, vor allem während der beiden Weltkriege. Bereits 1886 verband die Stadt eine Eisenbahnlinie mit Kalifornien. Erst 1892 wurde auch Seattle angeschlossen. Dort wurde der Flugzeugbauer Boeing der größte Arbeitgeber der Region. Charles K. Hamilton ((1886–1914)) flog 1910 als erster von Seattle aus, Boeing startete erstmals 1915. 1917 änderte das Unternehmen seinen Namen von Pacific Aero-Products in Boeing Airplane Co.. Im September 1927 landete Charles Lindbergh in Seattle und in Spokane, Anfang des Jahres hatte Boeing die Fluglinie Seattle-Chicago eröffnet.
Die Flotte kaufte 1891 einen Stützpunkt in Bremerton. Sie ist bis heute einer der größten Arbeitgeber der Region. In Olympia entwickelte sich seit 1885 durch Leopold Schmidt die Olympia Brewing Company, und auch Wein, Hopfen und Lavendel wurden bald angebaut. 1893 wurde die Stadt ans Eisenbahnnetz angeschlossen.
1893 bis 1897 gerieten die USA in eine Wirtschaftskrise, so dass auch die Investitionen in Washington stark zurückgingen. Doch 1896 begann der Handel mit Japan, 1897 wurde das erste Stromkraftwerk an den Snoqualmie-Fällen errichtet. 1910 hatte Washington bereits 1.141.990 Einwohner.
Die Industrialisierung brachte zum einen eine ausgeprägte Wachstumsphase der Städte, zum anderen ein Industrieproletariat hervor, das gewerkschaftlich bald gut organisiert war. Bekannt wurde der Seattle-Generalstreik vom 6. bis 11. Februar 1919, und bei dem über 60.000 Arbeiter mitwirkten.
Außerdem war die Frauenrechtsbewegung schon früh eine bedeutende politische Kraft. Bertha Knight Landes wurde 1926 Bürgermeisterin von Seattle und damit die erste Frau an der Spitze einer größeren Stadt.[19] Zwar hatten Frauen bereits 1883 erstmals das Wahlrecht errungen, doch wurde es ihnen 1887 wieder entzogen. Dennoch war Washington 1910 der erste Bundesstaat, der dieses Recht endgültig festsetzte. Schon 1914 wurde Reah Whitehead als erste Frau Friedensrichterin. 1976 wurde Dixy Lee Ray zur ersten weiblichen Senatorin Washingtons, 1977 bis 1981 war sie Gouverneurin.
1891 gründeten Jesuiten eine Hochschule in Seattle, aus der die Seattle University hervorging, während sich aus dem Washington Agricultural College die Washington State University entwickelte. Die Western Washington University in Bellingham ging hingegen auf eine Schule, die Whatcom Normal School von 1899 zurück.
Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg
Während der Erste Weltkrieg für viele Regionen zunächst Rüstungsaufträge, dann einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung bedeutete, brachte die Rückkehr der Kriegsteilnehmer im Verbund mit der rückläufigen Kriegsindustrie erhebliche wirtschaftliche und soziale Probleme mit sich. Dazu kam die Spanische Grippe, die von den Heimkehrern in ihren Heimatländern verbreitet wurde. Davon waren zunächst die Städte, allen voran Seattle betroffen. Ende 1918 wurde die Polizei mit Atemschutz ausgestattet.
Der Schwarze Freitag vom 29. Oktober 1929 läutete die Weltwirtschaftskrise ein. Während dieser Krise wurden zahlreiche Staudämme gebaut, wie 1932 der Rock Island Dam oder 1938 der Bonneville-Staudamm, vermehrt während desZweiten Weltkriegs. Der ab 1941 fertiggestellte Grand Coulee Dam war zu dieser Zeit der größte in den USA.
1935 wurde die linksliberale Washington Commonwealth Federation gegründet. 1939 kam es zu einem Streik der Fährenarbeiter.
Während des Krieges gegen Japan, dessen Hauptlasten die Pazifikstaaten zu tragen hatten, entstanden in Seattle, aber auch in Bremerton, Vancouver und Tacoma Produktionsstätten für die Kriegsindustrie. Im Osten Washingtons entstand 1943 die Hanford Site, ein erstes Kernkraftwerk, dessen Plutonium für Atombomben gebraucht wurde, insbesondere für die Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki (vgl. Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki). Hanford Site wurde 1971 geschlossen, wobei es bis 1989 dauerte, bis sich die Regierung bereitfand, die radioaktiven Verseuchungen anzuerkennen und zu beseitigen. Dies soll bis 2030 geschehen sein.
Aus dem kleinen Flugzeugwerk des Bill Boeing, das 1916 gegründet worden war, entstand zusammen mit United Airlines ein Trust, der erst durch Anti-Trust-Gesetze ab 1934 zerschlagen wurde.
Während die USA 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintraten und ökonomisch alles der Kriegsproduktion untergeordnet wurde, womit die alten Trusts wieder auflebten, wurden die Japaner ab dem 19. Februar 1942 des Landes verwiesen (Executive Order 9066), bzw. im Hinterland interniert. Im Mai wurden sie per Ultimatum zum Verlassen Washingtons gezwungen. Am 18. Mai 2008 gedachte die University of Washington ihrer 450 ehemaligen Studenten.[20]
Kalter Krieg und jüngste Vergangenheit
Die zunehmende Verstädterung des Bundesstaats und die Abhängigkeit von wechselnden Industrien brachten die Wirtschaft in eine starke Abhängigkeit von den Preisschwankungen des Weltmarkts. Solange Rohstoffe zu niedrigen Preisen zu erwerben waren, profitierte etwa die Flugzeugindustrie stark von günstigen Öl- oder Aluminiumpreisen. Eines der größten Unternehmen der USA, Boeing, dominierte lange Zeit den Norden Washingtons und spielt immer noch eine bedeutende Rolle. 1966 begann Boeing mit dem Bau der 747 bei Everett, geriet jedoch 1969 - das Unternehmen entließ 60.000 Mitarbeiter - und nochmals in der Ölkrise von 1973 in einen Abschwung. 1997 verschmolz das Unternehmen mit McDonnell Douglas, 2000 zog jedoch das Hauptquartier nach Chicago um. Die Luftfahrtindustrie profitierte zum einen von der sprunghaft anwachsenden zivilen Luftfahrt, zum anderen vom Bedarf der Luftwaffe, insbesondere im Korea-, Vietnam- und Zweiten Golfkrieg, bzw. dem 2003 begonnenen Irakkrieg.
Seine Stromversorgung sicherte sich die Region nicht nur durch Wasserkraft sowie Kernkraftwerke, sondern auch durch Stromlieferungen aus Kanada, wie etwa im Rahmen des am 2. April 1984 unterzeichneten Skagit River Treaty, oder schon früher im Rahmen des Columbia River Treaty, in dem sich das kanadische Unternehmen BC Hydro verpflichtete, aus vier Dammbauprojekten Strom in die USA zu liefern. 2006 schloss dagegen die letzte Kohlegrube in Washington.[21]
Gleichzeitig verstärkten sich die Bemühungen, die natürlichen Ressourcen besser zu schützen, zumal der Tourismus zunehmend an Bedeutung gewann. Dem Senator von Washington, Henry Jackson, gelang 1970 die Durchsetzung des National Environmental Policy Act (Nationales Umweltpolitikgesetz), dazu kam 1973 ein Gesetz zum Schutz bedrohter Arten. Im selben Jahr wurde Seattles Nahverkehrssystem wesentlich ausgebaut und innerhalb der Innenstadt verkehrten die Busse kostenlos.
Da Washington auf einer tektonisch sehr unruhigen Region liegt, kam es schon in früheren Zeiten zu gewaltigen Vulkanausbrüchen, aber auch zu Seebeben. Am 18. Mai 1980 explodierte der Vulkan St. Helens und zerstörte im Umkreis von 25 km die Landschaft. Dabei starben 57 Menschen, und es kam zu Sachschäden von rund 4 Milliarden Dollar. Die ökologischen Schäden, wie ein massenhaftes Fischsterben und Waldbrände sind nie beziffert worden. Die Asche bedeckte in einem Umkreis von 200 km den Boden und wurde bis zu 1500 km weit getragen. Zwei Jahre lang geriet die Wirtschaft Washingtons in eine Rezession. Das hing auch damit zusammen, dass die Holzindustrie 1979 in eine ihrer zahlreichen Baissen geriet. Ihre politische Bedeutung nahm immer mehr ab, auch wenn sie 1991 noch versuchte, die Unterschutzstellung der Old Growth Forests, der noch nie abgeholzten Wälder, zu verhindern. Oregon folgte in dieser Entwicklung, als 1996 mehr Beschäftigte in der Elektro- als in der Holzindustrie arbeiteten.
Ende der 80er Jahre begann in Seattle ein neuer Boom, der der Informationstechnologie, deren bekanntester Exponent Microsoft ist. Am 13. März 1986 ging das in Redmond, einer Stadt östlich von Seattle, ansässige Unternehmen an die Börse, und binnen zehn Jahren wurde es zu einem der größten Unternehmen der Welt. 1999 gründeten Bill und Melinda Gates die größte private Stiftung der Welt, die Bill & Melinda Gates Foundation. Auch der Internethandel ist mit amazon.com durch eines der größten Unternehmen in Seattle vertreten.
Die Abhängigkeit von Großindustrien machte die Bevölkerung von Seattle sensibel für globale Zusammenhänge. 1999 kam es anlässlich des Zusammentreffens der Welthandelsorganisation zur Schlacht von Seattle, als sich rund 40.000 Menschen zu Protesten versammelten.
Die erst 1924 als US-Bürger anerkannten Indianer erlebten seit den 30er und vor allem seit den 70er Jahren eine veränderte Indianerpolitik. Zunehmend konnten sie sich selbst regieren und mit der Einrichtung von Kasinos und dem anwachsenden Tourismus konnten viele Stämme eigene Arbeitsplätze schaffen. Daneben kämpften ihre Kulturorganisationen für den Erhalt ihres Erbes, wozu sie auch die Begräbnisstätten und die Toten selbst rechneten. Am 16. November 1990 verabschiedete der Kongress den Native American Graves Protection and Repatriation Act (NAGPRA). Er sah z. B. die Rückgabe der sterblichen Überreste von archäologisch bedeutsamen Funden, wie der über 10.000 Jahre alten Buhl-Frau vor. Daher ist es so bedeutsam, ob der Kennewick-Mann (s.o.) als Vorfahr der lokalen Indianerstämme gilt, oder als Vorfahr der Ainu in Japan. Da nur die formale Anerkennung als Indianerstamm zu diesen Rechten verhilft, streiten zahlreiche Gruppen um die Anerkennung. 2000 gelang es den Duwamish, die 1856 Seattle belagert hatten, diese Anerkennung durchzusetzen.
Auch gegenüber anderen Minderheiten setzt sich trotz zäher Widerstände der Versöhnungsprozess fort. 1993 verabschiedete etwa Tacoma die Chinese Reconciliation Resolution. Dazu trug auch das inzwischen liberalere Klima Washingtons bei. Es wurde zudem meist von Demokraten regiert. 1997 wurde Gary Locke als erster Chinese zum Gouverneur eines US-Bundesstaats gewählt (bis 2005). 2004 wählte Washington den Kandidaten der Demokraten John Kerry. 2005 wurde Christine Gregoire zur Gouverneurin gewählt.
Am 23. September 2003 trat in Washington der erste BSE-Fall auf, eine Krankheit deretwegen es im Juni 2008 in Koreas Hauptstadt Seoul zu schweren Auseinandersetzungen kam, da weite Teile der Bevölkerung die Einfuhr amerikanischen Fleisches ablehnten.
Die Wirtschaftskrise, in die zunächst die USA gerieten, ließ auch Washingtons Immobilienmarkt schrumpfen. Das Übergreifen der von dort ausgehenden Kreditkrise auf die Banken wurde in Seattle offenkundig, als die Regulierungsbehörden am 25. September 2008 die Washington Mutual schlossen, eine Art Sparkasse. Dies war die bisher größte Bank, die in Washington Konkurs anmeldete.[22] Die Wähler in Washington votierten ganz überwiegend für die Demokraten unter Barack Obama und bestätigten die demokratische Gouverneurin Christine Gregoire.
Literatur
- Kurt R. Nelson: Fighting for Paradise. A Military History of the Pacific Northwest, 2007
- Randall Schalk: The Evolution and Diversification of Native Land Use Systems on the Olympic Peninsula. A Research Design, Institute for Environmental Studies, University of Washington 1988 (online)
- Coll Thrush: Native Seattle: Histories from the Crossing-Over Place, University of Washington Press 2007
Anmerkungen
- ↑ Eine interaktive Karte zu den Scablands findet sich hier: Explore the Scablands.
- ↑ Im Jahr 2002 waren auf dem Gebiet des Bundesstaates Washington nur 29 Gruppen (vgl. Federally Recognized Indian Tribes) als Stämme (tribes) oder an ein Reservat gebundene Konföderationen (confederations) anerkannt. Das hängt nicht nur mit dem komplizierten Anerkennungsverfahren zusammen, sondern auch damit, dass häufig mehrere Stämme in ein Reservat gedrängt wurden, und sich diese Stämme als gemeinsame ethnische Gruppe anerkennen ließen.
- ↑ M. Leland Stilson, Dan Meatte und Robert G. Whitlam: A Field Guide to Washington State Archaeology, 2003, S. 14.
- ↑ Brent A. Hicks: Marmes Rockshelter: A Final Report on 11,000 Years of Cultural Use, Pullman: Washington State University Press 2004, ISBN 0874222753.
- ↑ Alle Fundorte werden in den USA nummeriert. Dabei stehen die beiden ersten Ziffern für den Staat (45 für Washington), dann folgt ein zweibuchstabiges Kürzel für das County, dann eine fortlaufende Nummer in der Reihenfolge des Fundzeitpunkts.
- ↑ M. Leland Stilson, Dan Meatte und Robert G. Whitlam: A Field Guide to Washington State Archaeology, 2003, S. 23.
- ↑ Bilder und nähere Informationen bietet das Hoko River Digital Image Archive (archive.org, Version vom 17. Mai 2008.
- ↑ Vgl. die Karte Vancouvers
- ↑ Robert I. Vexler, William F. Swindler: Chronology and Documentary Handbook of the State of Washington, New York: Oceana Publications 1979.
- ↑ Sylvia Van Kirk: The Role of Native Women in the Creation of Fur Trade Society in Western Canada, 1670-1830, in: Women in Pacific Northwest History, Hg. Karen J. Blair. Seattle: University of Washington Press 1998.
- ↑ Der Text des Gesetzes
- ↑ Ihr Vater war Baptist deutscher Abstammung.
- ↑ Robert E. Ficken: Washington Territory Pullman: Washington State University Press 2002.
- ↑ Dies und das Folgende nach Merle Wells: The Long Wait for Statehood. Why it took Washington 36 years and Idaho 26 years to achieve their goals, in: Columbia Magazine 1988 (archive.org, Version vom 14. Juli 2008).
- ↑ Der Text der Verfassung Washingtons findet sich hier.
- ↑ Zur Holzindustrie um Spokane vgl. W. Hudson Kensel: The Early Spokane Lumber Industry, 1871-1910, Idaho Yesterdays, Bd. 12, Nr. 1, 1968.
- ↑ Die Quileute brachten 1908 bis 1910 erstmals ihre Vorstellungen in einer Zeitung zu Gehör. Vgl. Heather McKimmie: Quileute Independent and Quileute Chieftain, 1908-1910. A Seattle Ethnic Press Report, Website des Seattle Civil Rights and Labor History Project der University of Washington, 1999. 1922 bis etwa 1924 erschien der Real American. A National Paper for Indians and their Friends, vgl. Erin Plummer: The Real American. “A National Paper for Indians and their Friends”, Website des Seattle Civil Rights and Labor History Project der University of Washington, 2005
- ↑ Website des Colville National Forest
- ↑ Doris H. Pieroth: The Woman Who Was Mayor, in: Women in Pacific Northwest History, Hg. Karen J. Blair, Seattle: University of Washington Press 1998.
- ↑ University of Washington honors Japanese American students of World War II on May 18, 2008.
- ↑ Last coal mine in Washington closes on November 27, 2006.
- ↑ Federal bank regulators seize Washington Mutual on September 25, 2008.
Siehe auch
- Washington (Bundesstaat)
- Washington Territory
- Oregon Country
- Historische Territorien auf dem Boden der Vereinigten Staaten
- Schweinekonflikt 1859
- William Keil
Weblinks
- Zeittafel auf historylink.org, Die Online-Enzyklopädie zur Geschichte des Staates Washington
- University of Washington Libraries: Digital Collections, Washington State Localities Photographs
- Secretary of State's Washington History website
- Suchmaske für alle Archive in Washington
- Digitalisierte Archivalien
- John R. Swanton: The Indian Tribes of North America. Washington
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