Yoko Tani

Yoko Tani

Yōko Tani (jap. 谷 洋子 Tani Yōko; * 2. Mai 1932 in Paris; † 3. Juli 1999 ebenda), auch bekannt als Yoko, war eine franko-japanische Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Yoko Tani wurde 1932 als Tochter eines Japaners in Paris geboren, der an der dortigen japanischen Botschaft beschäftigt war. Sie erhielt ihre Schulausbildung in Japan und kehrte danach in ihre Geburtsstadt zurück, um sich als Tänzerin ausbilden zu lassen.[1] Ab Mitte der 1950er Jahre war die attraktive Asiatin mit kleinen Statisten- und Nebenrollen in französischen Spielfilmproduktionen vertreten, darunter Raoul Andrés Marchandes d'illusions, Jacques Beckers Märchenfilm Ali Baba (beide 1954) oder André Hunebelles Liebesfilm Liebe, Frauen und Paris (1956). Ebenso erschien sie in einigen deutschen und japanischen Filmproduktionen. Ihr Debüt im englischsprachigen Kino feierte Tani 1958 mit einer Statistenrolle in Joseph L. Mankiewicz' Vier Pfeifen Opium mit Michael Redgrave. Noch im selben Jahr wurde mit der weiblichen Hauptrolle in Ralph Thomas' ... denn der Wind kann nicht lesen versucht, sie als internationalen Star aufzubauen. In dem Melodram, das vor dem Hintergrund der burmesischen Dschungelkämpfe im Indien des Jahres 1943 angesiedelt ist, übernahm sie die Rolle einer japanischen Lehrerin, die zum Objekt der Begierde eines englischen Offiziers (gespielt von Dirk Bogarde) avanciert. Die New York Times lobte daraufhin in ihrer zeitgenössischen Kritik den Part der Sabbi als „gewinnende und gelegentlich pathetische Heldin“ und bemerkte die charmanten, aber schlechten Englischkenntnisse der „zierlichen brünetten“ Schauspielerin.[2] Ebenso hob der amerikanische Branchendienst Variety das „puppenhafte, gute Aussehen“ der Hauptdarstellerin hervor.[3]

Nach dem erfolgreichen Einstand im britischen Kino übernahm Tani den Part einer japanischen Ärztin in Kurt Maetzigs ostdeutsch-polnischer Science-Fiction-Filmproduktion Der schweigende Stern (1960). Noch im selben Jahr erhielt sie die weibliche Hauptrolle neben Anthony Quinn und Peter O’Toole in Nicholas Rays Abenteuerfilm Im Land der langen Schatten (1960). Das 1,5 Mio. US-Dollar teure scheindokumentarische Werk über das Eskimo-Leben Grönlands war im Wettbewerb der 13. Internationalen Filmfestspiele von Cannes vertreten, fand aber weitestgehend nur in technischen Belangen Beachtung. Während die Variety Tanis Rolle als „Entzückung“ hochlobte,[4] schrieb Eugene Archer, Kritiker der New York Times, dass weder die Darstellerleistungen von Anthony Quinn und ihr, noch der „gestelzte“ Eskimo-Dialog vielversprechend erscheinen würden.[5]

Nach dem Misserfolg von Im Land der langen Schatten gelang es Tani nicht mehr an Hauptrollen im englischsprachigen Film zu gelangen. In den Komödien Meine Geisha (1962) und Wer hat in meinem Bett geschlafen? (1963) stand sie im Schatten von Shirley MacLaine beziehungsweise Elizabeth Montgomery, während sie in italienischen Abenteuerfilmen wie Marco Polo, Maciste in der Gewalt des Tyrannen (beide 1961) oder Die Horden des Khan (1962) aufgrund ihres fremdländischen Aussehens auf die Rolle der Prinzessin in Not abonniert war. Häufig nur noch in B-Movies eingesetzt,[6] spielte Tani Theater und erhielt fabelhafte Kritiken für ihre Auftritte in Stücken wie Jacques Devals Namouna mit Fernand Gravey, der ihr Patenonkel war. Weiterhin erschien sie in La Petite Maison de thé von John Patrick und in Jacques Charons Inszenierung von François Campeaux' Chérie Noire.[7]

Yoko Tani, von dem fünf Jahre älteren französischen Schauspieler Roland Lesaffre geschieden, war bis Mitte der 1980er Jahre als Film- und Fernsehschauspielerin aktiv. Sie verstarb 1999 nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren in ihrer Geburtsstadt.[7]

Filmografie (Auswahl)

  • 1954: Marchandes d'illusions
  • 1954: Ali Baba (Ali Baba et les quarante voleurs)
  • 1955: Verrat an Deutschland
  • 1955: Ich wurde zum Verräter (Interdit de séjour)
  • 1955: Die sich verkaufen (Les Clandestines)
  • 1955: Mädchen verschwinden (Le Port du désir)
  • 1955: Der Gefangene (The Prisoner)
  • 1956: Oh, la-la, Cherie (Paris canaille)
  • 1956: Women in Prison (Jôshû to tomo ni)
  • 1956: Liebe, Frauen und Paris (Mannequins de Paris)
  • 1956: Fukuaki no seishun
  • 1958: Sklavin der Südsee (La fille de feu)
  • 1958: Vier Pfeifen Opium (The Quiet American)
  • 1958: ... denn der Wind kann nicht lesen (The Wind Cannot Read)
  • 1960: Der schweigende Stern
  • 1960: Im Land der langen Schatten (The Savage Innocents)
  • 1960: Das Signal steht auf Rot (Piccadilly Third Stop)
  • 1961: Marco Polo
  • 1961: Maciste in der Gewalt des Tyrannen (Maciste alla corte del Gran Khan)
  • 1962: Meine Geisha (My Geisha)
  • 1962: Die Horden des Khan (Ursus e la ragazza tartara)
  • 1963: Wer hat in meinem Bett geschlafen? (Who's Been Sleeping in My Bed?)
  • 1964: Operation Baalbeck (F.B.I. operazione Baalbeck)
  • 1964: Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse
  • 1965: Invasion
  • 1965: Die Chance ist gleich Null (Agente Z 55 missione disperata)
  • 1966: Goldsnake – Das Geheimnis der goldenen Schlange (Goldsnake 'Anonima Killers' )
  • 1966: Die Höllenkatze des Kong-Fu (Le spie amano i fiori)
  • 1967: Danger Man – Das Syndikat der Grausamen (Danger Man)
  • 1967: The Sweet and the Bitter
  • 1978: Ça fait tilt
  • 1986: Série rose (Fernsehserie)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Yoko Tani, S. 413. In: Quinlan, David: Quinlan’s illustrated directory of film stars. London : Batsford, 1989
  2. vgl. Weiler, A. H.: Romance From Britain. In: The New York Times, 10. März 1960
  3. vgl. The Wind Cannot Read. In: Variety, 1. Januar 1958 (englisch; aufgerufen am 19. Oktober 2008)
  4. vgl. The Savage Innocents. In: Variety, 1. Januar 1960 (englisch; aufgerufen am 19. Oktober 2008)
  5. vgl. Archer, Eugene: 'The Savage Innocents' Is Seen in Neighborhood Theatres. In: The New York Times, 25. Mai 1961
  6. vgl. Biografie in der Internet Movie Database (englisch; aufgerufen am 19. Oktober 2008)
  7. a b vgl. Yoko Tani. In: Le Figaro, 22. April 1999, Disparitions

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