- Dirk Bogarde
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Sir Dirk Bogarde (* 28. März 1921 in Hampstead, London, England; † 8. Mai 1999 ebenda; eigentlich Derek Jules Gaspard Ulric Niven van den Bogaerde) war ein britischer Schauspieler und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bogarde war der Sohn eines Layoutredakteurs niederländischer Abstammung (bei der britischen Zeitung Times) und einer schottischen Schauspielerin. Er begann seine Laufbahn am Theater als Bühnenbildner in London. Nebenbei studierte er Schauspiel. Seine Karriere als Schauspieler begann 1939. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er im Fernen Osten und in Europa eingesetzt. Als das einschneidendste Erlebnis seiner Soldatenzeit nannte Bogarde später die Befreiung von Bergen-Belsen. Die Erinnerung an das „Inferno“ des Konzentrationslagers habe ihn für den Rest seines Lebens geprägt.[1] Im Widerspruch zu seiner bewussten Wahl von homosexuellen Charakterrollen (Der Teufelskreis, Tod in Venedig), wahrte Bogarde sein Privatleben „wie eine Bulldogge“.[2] Anfang der 70er-Jahre zog sich Bogarde mit seinem Manager und langjährigen Lebensgefährten Anthony Forwood [3] für fast 20 Jahre in sein provenzalisches Landhaus nach Südfrankreich zurück. Er nahm nur noch selten Filmangebote an und begann Bücher zu schreiben. Ende der 80er-Jahre zog Bogarde nach London, nachdem Forwood 1988 einem Krebsleiden erlegen war. Er widmete sich hauptsächlich seinem Privatleben, engagierte sich aber auch in öffentlichen Fragen wie etwa der Sterbehilfe.[4] 1992 wurde er von der britischen Königin geadelt und durfte sich fortan Sir Dirk Bogarde nennen. Nach einem Schlaganfall im Frühsommer 1998 war er auf einen Rollstuhl angewiesen; kaum ein Jahr später starb er 1999 im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Herzanfalls.
Karriere
Wieder in England, begann er 1945 eine Filmkarriere und spielte zahlreiche sehr unterschiedliche Rollen während der 1950er-Jahre. Populär wurde er durch seine Rolle des Arztes Simon Sparrow (in der deutschen Version Dr. Herbert Sperling) in einer Reihe von britischen Kinofilmen. Mit der Darstellung eines homosexuellen Anwalts in dem Kriminalfilm Victim (Der Teufelskreis, 1961) gelang ihm endgültig der Durchbruch ins Charakterfach. Dieser Thriller handelt von einem homosexuellen Juristen, der sich gegen eine Erpresserbande zur Wehr setzt, die seinen Freund in den Selbstmord getrieben hat. Es ist der erste britische Film, der sich mit dem Thema Homosexualität auf eine mitfühlende Weise auseinandersetzt. Victim führte kurzfristig zu einem Skandal, förderte aber längerfristig den Umschwung der öffentlichen Meinung zugunsten einer Entkriminalisierung von homosexuellen Handlungen in Großbritannien. [5] Während er in Hollywood nie Fuß fassen konnte, avancierte er zu einem angesehenen Schauspieler in Europa, der mit den wichtigsten Filmemachern der 1960er- und 1970er-Jahre zusammenarbeitete. Seine vielschichtigen Darstellungen neurotischer und zwiespältiger Charaktere begeisterten sowohl Publikum als auch Kritiker. Gepriesen wird seine Darstellung des Dieners Hugo Barett in Loseys Pinter-Verfilmung The Servant (Der Diener, 1963). Beeindruckend ist Bogardes Darstellung eines Taugenichts im Drama Our Mother's House (Jede Nacht um neun, 1967), der den verwaisten Kindern vorgaukelt, er sei ihr heimgekehrter Vater. Als seine wichtigste Produktion gilt Tod in Venedig nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann in der Regie von Luchino Visconti.
Gleichsam in einer zweiten Karriere erschienen zwischen 1977 und dem Jahr seines Todes 15 Bücher von Bogarde, darunter vier autobiografische, zwei Romane und eine Sammlung journalistischer Arbeiten.[6]
Filme
- 1948: Wettfahrt mit dem Tod (Once a Jolly Swagman) – Regie: Jack Lee, R.Q. McNaughton
- 1948: Quartett (Quartet) – Regie der zweiten Episode: Harold French
- 1948: Ein Kind war Zeuge (Hunted) – Regie: Charles Crichton
- 1950: Paris um Mitternacht (So Long at the Fair) – Regie: Terence Fisher, Anthony Darnborough
- 1950: Die blaue Lampe (The Blue Lamp) – Regie: Basil Dearden
- 1950: Verbrechen ohne Schuld (Blackmailed) – Regie: Marc Allégret
- 1952: Die Schmugglerprinzessin (Penny Princess) – Regie: Val Guest
- 1952: Die Bombe im U-Bahnschacht (The Gentle Gunman) – Regie: Basil Dearden
- 1954: Aber, Herr Doktor... (Doctor in the House) – Regie: Ralph Thomas
- 1954: Der schlafende Tiger (The Sleeping Tiger) – Regie: Joseph Losey
- 1954: Glück auf Raten (For Better, for Worse) – Regie: J. Lee Thompson
- 1954: Dämon der Frauen (Cast a Dark Shadow) – Regie: Lewis Gilbert
- 1954: Der spanische Gärtner (The Spanish Gardener) – Regie: Philip Leacock
- 1955: Doktor, Ahoi! (Doctor at Sea) – Regie: Ralph Thomas (Film Dr. Sparrow-Serie mit Brigitte Bardot)
- 1955: Simba (Simba) – Regie: Brian Desmaond Hurst
- 1957: Hilfe, der Doktor kommt (Doctor at Large) – Regie: Ralph Thomas (Dr. Sparrow-Serie)
- 1957: Gefährliches Erbe (Campbell's kingdom) – Regie: Ralph Thomas
- 1958: Zwei Städte (Alternativ: Karren zum Schafott) (A Tale of Two Cities) – Regie: Ralph Thomas (Charles Dickens-Verfilmung)
- 1958: … denn der Wind kann nicht lesen (The Wind Cannot Read) – Regie: Ralph Thomas
- 1958: Arzt am Scheideweg (The Doctor's Dilemma) – Regie: Anthony Asquith
- 1959: Glut (La sposa bella/The Angel Wore Read) – Regie: Nunnally Johnson
- 1959: Die Nacht ist mein Feind (Libel) – Regie: Anthony Asquith
- 1960: Nur wenige sind auserwählt (Song Without End) – Regie: Charles Vidor und George Cukor
- 1960: Sommer der Verfluchten (The Singer, Not the Song) – Regie: Roy Ward Baker
- 1961: Der Teufelskreis (Victim) – Regie: Basil Dearden (erste ernsthafte Behandlung des Thema Homosexualität im britischen Kino)
- 1962: Die Rebellion (H.M.S. Defiant) – Regie: Lewis Gilbert
- 1963: Bretter, die die Welt bedeuten (I Could Go on Singing) – Regie: Ronald Neame
- 1963: Der Diener (The Servant) – Regie: Joseph Losey – Drehbuch: Harold Pinter)
- 1963: Doktor in Nöten (Doctor in Distress) – Regie: Ralph Thomas (letzter Film der Dr. Sparrow-Serie)
- 1963: Manche mögen's geheim (Hot Enough for June) – Regie: Ralph Thomas
- 1964: Freiwild unter heißer Sonne (The High Bright Sun) – Regie: Ralph Thomas
- 1964: King and Country – Für König und Vaterland (King and Country) – Regie: Joseph Losey
- 1965: Darling – Regie: John Schlesinger
- 1965: Modesty Blaise – die tödliche Lady (Modesty Blaise) – Regie: Joseph Losey
- 1967: Accident – Zwischenfall in Oxford (Accident) – Regie: Joseph Losey
- 1967: Jede Nacht um Neun (Our Mother's House) – Regie: Jack Clayton
- 1968: Die Verdammten (La caduta degli dei) – Rergie: Luchino Visconti
- 1968: Der mysteriöse Mr. Sebastian (Sebastian) – Regie: David Greene
- 1968: Ein Mann wie Hiob (The Fixer) - Regie: John Frankenheimer
- 1969: Alexandria – Treibhaus der Sünde (Justine) – Regie: George Cukor
- 1969: Oh! What a lovely war (Oh! What a Lovely War) – Regie: Richard Attenborough
- 1971: Tod in Venedig – Regie: Luchino Visconti
- 1973: Die Schlange (Le Serpent) – Regie: Henri Verneuil
- 1974: Der Nachtportier (Il portiere di notte) – Regie: Liliana Cavani
- 1975: Vollmacht zum Mord (Permission to Kill) – Regie: Cyril Frankel
- 1977: Providence (Providence) – Regie: Alain Resnais
- 1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far) – Regie: Richard Attenborough
- 1978: Eine Reise ins Licht – Despair – Regie: Rainer Werner Fassbinder
- 1981: Triumph der Liebe (The Patricia Neal Story) – (TV-Film)
- 1986: Leihen Sie uns Ihren Mann? (May we Borrow Your Husband?) – Regie: Bob Mahoney (Drehbuch von Dirk Bogarde)
- 1990: Daddy Nostalgy (Daddy Nostalgie) – Regie: Bertrand Tavernier
Film nach Vorlage von Dirk Bogarde
- 1992 – Stimmen im Garten (Voices in the garden) – Regie: Pierre Boutron
Weblinks
- Dirk Bogarde in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biografie in der NNDB (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ ^ Vgl. John Carey, "Ever, Dirk: The Bogarde Letters selected and edited by John Coldstream," The Sunday Times August 10 2008: p.2.
- ^ Vgl. John Coldstream, Dirk Bogarde: The Authorised Biography, (London: Pheonix, 2005), pp.20-21.gl
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