- Zarz
-
Zarz (slowenisch Sorica) ist der Name einer ehemaligen deutschen Sprachinsel in einem abgelegenen Gebiet der Julischen Alpen (Oberkrain, Slowenien).
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Sprachinsel umfasste die Dörfer Unterzarz (Spodnja Sorica) und Oberzarz (Zgornja Sorica, ca. 880 m über dem Meeresspiegel) am Oberlauf der Selzacher Zeier (Selška Sora), Deutschgereuth[1] bzw. Deutsch Gereuth (Nemški Rovt) in Wochein, die im Quellgebiet der Save liegen, sowie Deutschruth[2][3] (Deutschrut, slowenisch Rut, früher Nemški Rut, 676 m) an der Fetsche (Bača bzw. Baška grapa), einem Nebenfluss der Sontig (Soča).
Geschichte der Sprachinsel
Die Besiedlung des Gebiets durch bairisch sprechende Bauern aus dem Hochpustertal um Innichen (Tirol) erfolgte um 1200, mehr als hundert Jahre vor der Besiedlung der Gottschee. Dies hing damit zusammen, dass der Bischof von Freising sowohl im Hochpustertal als auch im Gebiet von Bischoflack Besitzungen hatte. Die umgebenden Gebiete waren und blieben dagegen nahezu rein slowenischsprachig.
Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde in Zarz ein altertümlicher Dialekt des Pustertals gesprochen. Trotz der deutschen Amtssprache in Österreich ging der Gebrauch des Deutschen in Zarz angesichts der enger werdenden Beziehungen mit der slowenischsprachigen Umgebung im Laufe des 19. Jahrhundert zurück. Die Volkszählung 1918, noch in Österreich-Ungarn, wies Zarz bereits als rein slowenischsprachig aus. Aus Huben (Spodnje Danje) wird 1941 berichtet, es sei noch eine Mischsprache mit deutschem Vokabular und slowenischer Grammatik gesprochen worden[4]. Bei dem Wortschatz soll es sich zu 80 % um „Altpustertaler Gut“ gehandelt haben.
Da das Slowenische 1945 bereits von allen Bewohnern von Zarz gesprochen wurde, waren diese nicht von der Vertreibung der deutschen Minderheit im Rahmen der AVNOJ-Beschlüsse betroffen. Deutsche Bergnamen (Altemaver [5], Tonderškofel, Kogel) und andere Geographische Namen (z.B. Driselpoh [6] ) sind bis heute in Gebrauch, ebenso Haus- und Familiennamen.
Persönlichkeit
- Ivan Grohar: Der berühmte impressionistische Maler erblickte 1867 im Ort Unterzarz (Spodnja Sorica) das Licht der Welt.
Literatur
- Primus Lessiak: Die deutsche Mundart von Zarz in Oberkrain. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1944.
- Wilhelm Baum: Deutsche und Slowenen in Krain. Carinthia, Klagenfurt 1981. ISBN 3853781845, 9783853781845
- Eberhard Kranzmayer: Wörterbuch der deutschen Sprachinselmundart von Zarz/Sorica und Deutsch-rut/Rut in Jugoslawien (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 68), hgg. von Maria Hornung u. Alfred Ogris, Klagenfurt 1983.
- Gerhard Pilgram, Wilhelm Berger, Gerhard Maurer: Das weite Suchen. Zu Fuß von Kärnten nach Triest. Carinthia Verlag, Klagenfurt 2006. 256 Seiten. Kapitel Baška grapa: Hinter den sieben Bergen. ISBN 3853785948
Einzelnachweis
- ↑ Deutschgereuth – Kataster Österreich
- ↑ Bischoflack und Idria (1912) - K.u.K. Militärgeographisches Institut - 1:75 000 - ZONE 21 - KOL X
- ↑ Deutschruth – Kataster Österreich, 1822
- ↑ Lessiak gibt als Beispielsatz: Je for fir pa žekš bochn šterbou. „Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.“ (Lessiak 1944, S. 219).
- ↑ Lage - Geopedia
- ↑ Slucht Driselpoh auf Geopedia
Weblinks
- Sprachinselverein.at: Zarz/Sorica und Deutschrut/Rut
- Sprachen und Sprachinseln im südalpinen Raum – ein Überblick. Kurzfassung erschienen in: EUROPA ETHNICA 2005/3-4, 91-100.
- Maria Hornung, Wien: Osttirol als Heimat von Sprachinseln
- Das weite Suchen. Baška grapa: Hinter den sieben Bergen
- Aktuelle Karte des Gebiets
46.21798333333314.033052777778Koordinaten: 46° 13′ 5″ N, 14° 1′ 59″ O
Wikimedia Foundation.