- Sprachinsel
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Unter Sprachinsel wird eine verhältnismäßig kleine geschlossene Sprach- und Siedlungsgemeinschaft verstanden, welche sich in einem größeren fremden Sprachgebiet befindet.
Entstehung von Sprachinseln
- Zuwanderung einer dominanten Sprachgruppe und der darauf folgenden fast vollständigen Assimilation – bis auf wenige Sprachgemeinschaften – der ursprünglichen Bevölkerung (Beispiel: die Sorben in Ostdeutschland)
- Aussterben der Sprache in der Zwischenregion zum Verbreitungsgebiet (Beispiel: Viöler Dänisch)
Entscheidend für die Bezeichnung Sprachinsel ist, dass die Sprache im Ursprungsland noch gesprochen wird. Viele Sprachinseln sind heute bedroht oder bereits untergegangen. Die Überlebensfähigkeit einer Sprachinsel ist entscheidend von ihrer Isolierung abhängig. Die äußere Bedrohung durch das Wirtsland in politischer, kultureller, religiöser und/oder sprachlicher Hinsicht ist ein ebenso entscheidender Motor für den Erhalt der Sprachinsel, wie seine evtl. geographische Isolierung, z. B. in einem abgelegenen Gebirgstal oder auf einer Insel. Der Wegfall solcher Bedrohungen, wie wir sie nach Auflösung der Sowjetunion erlebten, führte in kurzer Zeit zu fast vollständiger Auflösung auch der Sprachinseln. Insbesondere religiöse Tendenzen können ein entscheidender Motor für die Isolierung der Sprachinsel von ihrer Umwelt und dem Erhalt ihrer Sprache und kulturellen Identität sein.
Deutsche Sprachinseln
Bedingt durch verschiedene Siedlungsbewegungen, die im Mittelalter begannen (siehe Deutsche Ostsiedlung) und erst Mitte des 19. Jahrhunderts ihr Ende fanden, gab es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, in wenigen Fällen auch bis heute, deutsche Sprachinseln, die über große Teile Ost- und Ostmitteleuropas verstreut waren bzw. sind. Bei den kleinsten dieser Sprachinseln handelt es sich lediglich um einzelne kleine Dörfer, bei den größten um fast geschlossen deutsche Sprachlandschaften (z. B. Siebenbürgen) inmitten fremdsprachiger Gebiete. Diese Sprachinseln fanden sich in weiten Teilen Polens, des Baltikums, Weißrusslands, der Ukraine, Böhmens, der Slowakei, Ungarns, Rumäniens, Sloweniens und Kroatiens. Einige Sprachinseln befanden sich auch auf dem Gebiet des heutigen Serbiens.
Darüber hinaus gab es deutsche Sprachinseln im Gebiet des Kaukasus, in der Nähe von Sankt Petersburg sowie an einigen Stellen im Ural und in Sibirien.
Auch bei der Besiedlung der Neuen Welt taten sich häufig deutsche Auswanderergemeinschaften zusammen, die jeweils einem bestimmten Herkunftsgebiet entstammten und die im Zielgebiet relativ geschlossen siedelten. Insbesondere im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, im Westen Kanadas, im Süden Brasiliens und in Südchile finden sich noch heute verschieden gut erhaltene deutsche Sprachinseln.
Im Gefolge des Ersten Weltkriegs und schließlich noch einmal im Laufe des Zweiten Weltkriegs entstand in den deutschen Siedlungsgebieten Nordamerikas die Notwendigkeit, die Loyalität zur neugefundenen Heimat u. a. auch dadurch zu bekunden, dass man sich nicht mehr der deutschen Hochsprache oder der verschiedenen deutschen Dialekte bediente. Dies führte dazu, dass die überwiegende Mehrzahl an deutschen Sprachinseln in Nordamerika heute nur noch relikthaft vorhanden sind, indem spätestens seit den vierziger Jahren das Deutsche aus der Öffentlichkeit und aus den meisten Familien verdrängt wurde.
Sprachinseln im deutschsprachigen Raum
- Sorbische Sprachen im Süden Brandenburgs und im Osten Sachsens
- Pfälzische Sprachinsel am Niederrhein: Pfalzdorf, Louisendorf und Neulouisendorf
- Saterfriesische Sprache: Saterland
- Erzgebirgische Sprachinsel im Oberharz
- Wangerooger Friesisch als Relikt des Alt-Ostfriesischen bis 1930 auf der Insel Wangerooge
- Hötter Platt: eine ehemalige Nord-Ostniederdeutsche Sprachinsel in Gerresheim (im heutigen Düsseldorf)
- Fjoldemål, eine Varietät des Sønderjysks bis 1936 in Viöl
- Rotwelsch: unter der Sammelbezeichnung „Rotwelsch“ zusammengefasste Soziolekte sind heute fast völlig ausgestorben, gab es aber bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Orten, z. B.
- Jenische Sprache in Leinzell, Pfedelbach, im Killertal (Burladingen) u. a., lokale Bezeichnungen sind etwa:
- Manische Sprache in Gießen, Marburg, Wetzlar, Eislingen
- Lotegorisch in Carlsberg (Pfalz)
- Masematte in Münster und im Münsterland
- Humpisch oder Bargunsch in Westfalen
- Buttjersprache in Minden,
- Kochum in Hundeshagen
- Henese Fleck in Breyell
- Lebber Talp in Bell bei Mendig
- Lakerschmus in Weimerskirch (Luxemburg)
- Mattenenglisch in Bern
außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachraums
Der geschlossene deutsche Sprachraum erstreckt sich heute über Deutschland, Österreich, die Deutschschweiz, Liechtenstein, Südtirol, Luxemburg und die deutschen Sprachgebiete in Belgien und Dänemark.
Georgien
- Katharinenfeld, 1921 in Luxemburg umbenannt
- Elisabethtal bei Tiflis, 1921 in Asureti umbenannt
Die Bewohner der seit 1818 bestehenden deutschen Kolonien schwäbischer radikaler Pietisten in Georgien wurden 1941 deportiert.
Italien
Walserische Sprachinseln
in der autonomen Region Aostatal
- Gressoney: Gressoney-La Trinité, walserdeutsch Greschune- Oberteil, Gressoney-Saint-Jean, walserisch Greschunei Onderteil òn Méttelteil (eigentlich Sprach-Halbinseln, da an den deutschsprachigen Teil des Wallis grenzend) (Sprachinsel ist noch gut erhalten.)
- Issime, walserisch Eischeme (Sprachinsel ist noch gut erhalten.)
in der Provinz Vercelli
- Alagna Valsesia, walserdeutsch Im Land (Sprachinsel führt ein Nischendasein.) (eigentlich Sprach-Halbinsel, s. unter Gressoney)
- Rima, walserdeutsch In d Arimmu (Sprachinsel existiert nicht mehr; Rima und San Giuseppe bilden heute zusammen die Gemeinde Rima San Giuseppe.)
- Rimella, walserdeutsch Remmalju (Sprachinsel ist noch gut erhalten.)
- Riva Valdobbia, walserdeutsch Rifu (Sprachinsel existiert nicht mehr.)
in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola (eigentlich Sprach-Halbinseln, s. unter Gressoney)
- Agàro, walserdeutsch Ager (Sprachinsel existiert nicht mehr.)
- Ausone, walserdeutsch Ogschtu (Sprachinsel existiert nicht mehr.)
- Campello Monti, walserdeutsch Ggampel (Sprachinsel existiert nicht mehr.)
- Formazza, walserisch Pomatt (Sprachinsel ist noch gut erhalten.)
- Macugnaga, walserischdeutsch Maggana (Sprachinsel führt ein Nischendasein.)
- Salecchio, walserdeutsch Salei (Sprachinsel existiert nicht mehr.)
- Ornavasso, walserdeutsch Urnafasch (Sprachinsel existiert nicht mehr.)
Zimbrische Sprachinseln (Italien)
Hochebene östlich von Rovereto (Provinz Trient, Region Trentino-Südtirol):
- 1 Luserna, deutsch Lusern: am besten erhaltene und aktivste Sprachinsel; 90 % der Einwohner sprechen im Alltag zimbrisch.
- 2 Folgaria, zimbrisch Folgrait, deutsch Vielgereuth: Sprachinsel heute nicht mehr aktiv, zuletzt in den Weilern Carbonare (Kohligen) und San Sebastiano (Sankt Sebastian)
- 3 Lavarone, zimbrisch Lavròu, deutsch Lafraun (Sprachinsel seit dem 20. Jh. nicht mehr aktiv)
Daran angrenzende Täler, in denen bis ins 19. Jh. deutsch / zimbrisch gesprochen wurde:
- Vallarsa, deutsch Brandtal
- Terragnolo, deutsch Leimtal
- Valle dei Ronchi, deutsch Reuttal
Fersental (Valle dei Mòcheni) (Provinz Trient, Region Trentino-Südtirol):- 1 Palù del Fersina, deutsch Palai im Fersental
- 2 Fierozzo, deutsch Florutz
- 3 Frassilongo-Roveda, deutsch Eichleit
- 4 Sant'Orsola, deutsch Gereut
- 5 Falesina, deutsch Falisen
Sieben Gemeinden, zimbrisch Siben Komoin, ital. Sette Comuni (Provinz Vicenza, Region Venetien):- 1 Asiago, zimbrisch Sleghe, deutsch Schlege
- 2 Gallio, zimbrisch Gelle/Ghel, deutsch Gelle
- 3 Roana, zimbrisch Robàan, deutsch Rovan
- 4 Fozza, zimbrisch Vüsche/Vütsche
- 5 Enego, zimbrisch Ghenebe, deutsch Jeneve
- 6 Rotzo, zimbrisch Rotz
- 7 Lusiana, zimbrisch Lusaan, deutsch Lusian
Das Zimbrische in den Sieben Gemeinden führt nur noch ein Nischendasein in Roana und dessen Ortsteil Mezzaselva (Mittewald).
Dreizehn Gemeinden, italienisch Tredici Comuni (Provinz Verona, Region Venetien):- 1 Azzarino, deutsch Asarin
- 2 Badia Calavena, deutsch Kalwein, zimbrisch Kalfàain oder Màbado
- 3 Bosco Chiesanuova, deutsch Neuenkirchen, zimbrisch Nuagankirchen
- 4 Camposilvano, deutsch Kampsilvan
- 5 Cerro Veronese, deutsch Sèr, zimbrisch Tschirre
- 6 Erbezzo, deutsch gen Wiesen
- 7 Rovere/Rovere di Velo Veronese, deutsch Rovereid
- 8 San Bortolo , zimbrisch Bòrtolom
- 9 San Mauro di Saline, deutsch San Moritz
- 10 Selva di Progno, deutsch Prugne, mit den Ortsteilen Giazza, deutsch Gletzen, zimbrisch Ljetzan, und Campofontana, zimbrisch Funtàn, deutsch Pontan
- 11 Tavernole
- 12 Val di Porro, deutsch Porrental
- 13 Velo Veronese, zimbrisch Vellje, deutsch Feld
Das Zimbrische in den Dreizehn Gemeinden wird nur noch in Giazza/Ljetzan gesprochen.
Cansiglio (Provinz Belluno, Region Venetien):- In den Weilern Farra d’Alpago und Tambre (Sprachinsel nicht mehr aktiv)
Deutsche Sprachinseln in Venetien und Friaul
- Sappada, plodarisch Plodn (Provinz Belluno, Region Venetien) (eigentlich eine Sprach-Halbinsel)
- Timau, deutsch Tischlwang (Provinz Udine, Region Friaul) (eigentlich eine Sprach-Halbinsel)
- Sauris, dial. Zahre (Provinz Udine, Region Friaul)
Kasachstan
- Siedlungsschwerpunkt um Astana
Die meisten Kasachstandeutschen sind inzwischen in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert.
Kirgisistan
- Bakaiata im Talas-Tal
- Rot-Front (Bergtal) östlich von Bischkek
- Kant (Kirgisistan) in der Tschüi-Ebene
- Mailuussuu im Gebiet Dschalalabat
Die meisten Kirgisistandeutschen sind inzwischen nach Deutschland ausgewandert.
Polen
siehe auch Deutsche Minderheit in Polen.
Rumänien
Russland
Bis 1918 gab es etwa 3.300 geschlossene, weitgehend konfessionell und ethnisch einheitliche deutsche Siedlungen in Russland. Nach dem deutschen Angriff im Jahr 1941 wurden die meisten Russlanddeutschen in den asiatischen Teil der Sowjetunion deportiert.
In folgenden Regionen leben auch heute noch deutschstämmige Minderheiten:
- Oblast Kaliningrad (Königsberg)
- Oblast Uljanowsk, besonders Bogdaschkino und Oktjabrski im Rajon Tscherdakly sowie Nischnjaja Turama im Rajon Weschkaima
- Region Altai, besonders im Deutschen National-Rajon Halbstadt
- Oblast Nowosibirsk
- Oblast Omsk, besonders im Deutschen National-Rajon Asowo
- Oblast Orenburg; vor allem rund um Sol-Ilezk sowie in den Rajons Krasnogwardeiski (Kolonie Neu Samara), Alexandrowka und Nowosergijewka
- Oblast Tomsk; besonders im Rajon Koschewnikowo in den Dörfern Woronowo, Juwala, Pessotchno-Dubrowka
- Oblast Saratow; hier befand sich bis zu ihrer Auflösung 1941 der größte Teil der Wolgadeutschen Republik. Größere Ansiedlungen bestehen noch in Saratow, Engels, Burny im Rajon Engels, Marx und Krasny Kut
- Oblast Samara, z. B. in Makarewka und Johannesfeld im Rajon Besentschuk, Solowjowo und Wyssotino Chworostjanski im Rajon Chworostjanka
- Republik Chakassien
- Republik Komi
Der überwiegende Teil der in Russland lebenden Deutschen ist in den letzten Jahren in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert.
Schweiz
- Obersaxen und Vals GR (Walserdeutsch inmitten rätoromanischsprachigem Gebiet)
- Bosco/Gurin (Walserdeutsch inmitten italienischsprachigem Gebiet)
- Mont-Tramelan, Châtelat und Rebévelier (deutsche Sprachinseln im französischsprachigen Gebiet des Kantons Bern)
Slowakei
Slowenien
Tschechien
Bis zur Vertreibung des größten Teils der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei bestanden mehrere deutschsprachige Sprachinseln in tschechischsprachigem Gebiet:
Ukraine
- Kolonie Chortitza mit 21 Dörfern bei Saporischschja; 1789 von Mennoniten aus Westpreußen gegründet, 1943 Deportation
- Kolonie Molotschna mit 57 Dörfern auf dem Territorium der heutigen Oblast Saporischschja; 1804 von Mennoniten aus Westpreußen gegründet, 1943 Deportation
Ungarn
- Schwäbische Türkei: Fünfkirchen und Umgebung
- Ungarisches Mittelgebirge/Plattensee-Oberland sowie Veszprém und Umgebung
- Batschka: Frankenstadt und Umgebung
In Übersee
- Namibia mit derzeit etwa 30.000 Sprechern. Die Sprachinsel ist sehr gut erhalten.
- Südafrika mit ländlichen Sprachinseln in den Provinzen KwaZulu-Natal, Mpumalanga und North-west (ca. 4.000–5.000 Sprecher). Außerdem gibt es deutschsprachige Gemeinden in einigen Städten, z. B. in Johannesburg, Pretoria und Kapstadt.
- USA mit zahlreichen Sprachinseln unterschiedlicher Größe. Die bekanntesten sind die der Amischen in Pennsylvania, wo ein auf pfälzische Mundarten zurückgehender Dialekt (Pennsylvania Dutch) gesprochen wird. In Kansas gibt es größere Sprachinseln mit Russlandmennoniten aus Mexiko, die Plautdietsch sprechen. Ferner gab es in Texas im Hill Country um Fredericksburg eine Texasdeutsche Sprachinsel. In Ohio gibt es zwei mennonitische berndeutsche Sprachinseln.
- Kanada mit zahlreichen Sprachinseln, u. a. auch mit Plautdietsch
- Mexiko mit dem niederdeutschen Dialekt Plautdietsch in einigen Mennonitenkolonien in Chihuahua
- Belize ebenfalls mit einigen plautdietschsprachigen Mennonitenkolonien
- Paraguay mit rund 60.000 Deutschsprachigen, darunter 20.000 plautdietschsprachige Mennoniten im Chaco.
- Chile ca. 20.000 Muttersprachler, besonders im „Kleinen Süden“ im Gebiet rund um den Llanquihue-See und die Stadt Osorno (s. Deutsche in Chile; Launa-Deutsch)
- Brasilien mit zahlreichen Sprachinseln (über 550.000 Muttersprachler), vor allem in Santa Catarina (z. B. Blumenau, Pomerode) und in Rio Grande do Sul. Hier werden vorwiegend pfälzische („Riograndenser Hunsrückisch“, „Katharinensisch“) und niederdeutsche Dialekte, aber auch österreichisches Bairisch (z. B. in Dreizehnlinden) gesprochen.
Jiddische Sprachinseln
Einen Sonderfall stellt die Jiddische Sprache dar, die eine westgermanische Sprache mit hebräischen und slawischen Elementen ist.
Durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik sind die früheren großen geschlossenen jiddischen Sprachinseln der „Schtetl“ in Ostmittel- und Osteuropa (Polen und Ukraine (Galizien), Weißrussland, Litauen (Wilna), Moldawien, Jüdische Autonome Oblast in der Sowjetunion), auch Deutschland (Berliner Scheunenviertel in der Spandauer Vorstadt) und Österreich (Wiener Leopoldstadt) weitgehend erloschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg steht die jiddische Sprache unter den Emigranten in den USA (New York, bes. Lower East Side in Manhattan und Williamsburg in Brooklyn), Kanada (Montreal, Toronto), Israel (Tel Aviv, Me'a Sche'arim in Jerusalem), Argentinien (Stadtteil Balvanera in Buenos Aires), Brasilien, Uruguay, Großbritannien (London), Belgien (Antwerpen) oder auch Deutschland unter starkem Assimilationsdruck, wird aber heute zunehmend wieder gepflegt. Bei Sprachkursen oder jiddischsprachigen Kulturveranstaltungen bilden sich auch heute wieder temporäre Sprachinseln.
Ende der 1970er Jahre entstand mit Kiryas Joel im Bundesstaat New York eine Siedlung chassidischer Juden, die heute etwa 20.000 Einwohner aufweist, von denen etwa 90% jiddisch-sprachig sind.
Andere Sprachen
Albanische Sprachinseln
Italien
Hauptartikel: Arbëresh
- Dörfer in Kalabrien
- Dörfer in Sizilien (Piana degli Albanesi, Contessa Entellina, Mezzojuso, Palazzo Adriano und Santa Cristina Gela)
Griechenland
- Dörfer in Südgriechenland und auf einigen Ägäisinseln (Arvanitika oder Arbëresh)
Arabische Sprachinseln
Iran
- Dörfer in den Regionen Arabkhane, Zir Kuh und um die Stadt Sarakhs in der Provinz Razavi-Chorasan (Chorasan-Arabisch)
Türkei
- Kenderib und andere Orte in Südostanatolien in der Provinz Mardin
- Hasköy und andere Orte in der Provinz Muş
- Orte in der Provinz Adana
Usbekistan
- Orte in der Provinz Buxoro
Zypern
- Kormakitis, heute oft umgesiedelt nach Nikosia, Limassol (Zyprisches Arabisch)
Aramäische Sprachinseln
Georgien
- Gardabani bei Rustawi in der Region Niederkartlien
Irak
- Koi Sanjaq bei Armota in der Provinz Arbil
- Amediye, Zaxo, Dahuk im Gouvernement Dahuk in der Autonomen Region Kurdistan
- Nerwa
- Bijil, Barzan und Shahe bei Akrê und andere Orte in der Ebene von Mosul im Gouvernement Ninawa
- heute oft umgesiedelt in die Städte Bagdad, Basra, Samarra, Nasiriyya
Iran
- Serderid
- Shushtar, Shah Wali, Dezful, heute oft umgesiedelt in die Städte Ahvaz, Chorramschahr in der Provinz Chuzestan (Mandäisch) (zum Teil ausgestorben)
- Urmia und die Gegend um den Urmia-See in der Provinz West-Aserbaidschan
- Sanandadsch in der Provinz Kordestān (ausgestorben)
Syrien
- Maalula
- Bach'a
- Dschubb-'Adin
- al-Hasaka, Qamischli und andere Orte am Chabur in der Provinz Al-Hasaka
Türkei
- Midyat und andere Orte in der Provinz Mardin am Tur Abdin (Turoyo)
- Bespin, Hassane, Harbole und andere Orte in der Provinz Şırnak
- Hertevin und andere Orte in der Provinz Siirt
- Mlahso and Ansha im Landkreis Lice in der Provinz Diyarbakır (ausgestorben)
- Dörfer in der der Provinz Hakkari
Baltische Sprachinseln
Polen
Weißrussland
- Gervėčiai
- Lazūnai
- Zietela
Berberische Sprachinseln
Finnische Sprachinseln
- Meänkieli oder Tornedalfinnisch im Tal des schwedisch-finnischen Grenzflusses Torneälv
- Kvenisch, eine ostseefinnische Sprache in Nord-Norwegen
- Waldfinnisch in Ostnorwegen und Mittelschweden (fast ausgestorben)
- Finnen in Russland im Ingermanland um Sankt Petersburg und in der Republik Karelien
Franko-Provenzalische Sprachinseln
- Faeto (Fayet) in Italien (Apulien; entstanden durch Immigrantion im 14. Jh.
- Celle di San Vito in Italien (Apulien); entstanden durch Immigrantion im 14. Jh.
Französische Sprachinseln
Belgien
Deutschland
Französisch bzw. altfranzösische Dialekte wurden in Hugenotten- und Waldensergemeinden in Deutschland teilweise noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg gesprochen. Lange Zeit wurde in Gottesdiensten wenigstens einmal im Monat noch Französisch gepredigt. In Louisendorf bei Marburg ist das Französische z. B. erst um 1990 ausgestorben.
Ansiedlungen der Hugenotten und Waldenser bestanden besonders in
- Baden (siehe: Hugenottendörfer in Baden)
- Bayern (siehe: Hugenottendörfer in Bayern)
- Brandenburg-Preußen (siehe: Hugenottendörfer in Berlin und Brandenburg und in Hugenottendörfer in Mecklenburg-Vorpommern); für sie wurden in Berlin 1689 das Französische Gymnasium, 1701-05 die Französische Friedrichstadtkirche und 1780-85 der Französische Dom errichtet.
- Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth
- Braunschweig
- Hessen-Darmstadt (siehe: Hugenotten- und Waldenserdörfer in Hessen und Waldenser in Deutschland)
- Hessen-Homburg (siehe: Hugenotten- und Waldenserdörfer in Hessen, bes. Friedrichsdorf)
- Hessen-Kassel (siehe: Hugenotten- und Waldenserdörfer in Hessen, bes. Bad Karlshafen)
- Isenburg (siehe: Hugenotten- und Waldenserdörfer in Hessen, bes. Neu-Isenburg)
- Kurpfalz (siehe: Waldenser in Deutschland und Hugenottendörfer in Baden)
- Mecklenburg
- Nassau-Saarbrücken (siehe: Hugenotten im Saarland)
- Waldeck (siehe: Hugenotten- und Waldenserdörfer in Hessen)
- Württemberg (siehe: Hugenottendörfer in Württemberg und Waldenser in Deutschland)
Kanada
Hauptartikel: Quebecer Französisch
- Akadien
- Orte auf der Port-au-Port-Halbinsel in Neufundland
Österreich
Im 13. und 14. Jahrhundert bestanden im südlichen Donauraum vom Salzkammergut bis zum Wienerwald Ansiedlungen altfranzösischsprachiger Waldenser, die nach Verfolgungen durch die Inquisition im 14./15. Jahrhundert wieder verschwanden.
Polen
- In Wilcze Gardło wurden ab 1948 polnische Bergmannsfamilien aus Lothringen, die aus Frankreich ausgewiesen worden waren, angesiedelt. Es entstand zeitweise eine französische Sprachinsel „Maly Paryz“ (= „Klein-Paris“).
Südafrika
- Franschhoek, um 1690 angesiedelt, schon um 1730 wieder ausgestorben, aber in zahlreichen Familiennamen erhalten
USA
Hauptartikel: Französische Sprache in den Vereinigten Staaten
- Cajun in Louisiana
- Orte in Maine
- Orte in New Hampshire
- Orte in Vermont
Friesische Sprachinseln
Griechische Sprachinseln
Georgien
Italien
Hauptartikel: Griko
- Griko-Sprachraum in der Magna-Graecia-Region in Apulien in der Region Grecìa Salentina (Salento) (Calimera, Martano, Castrignano de' Greci, Corigliano d’Otranto, Melpignano, Soleto, Sternatia, Zollino und Martignano) und vereinzelt auf Sizilien
- Griechisch-kalabrischer Dialekt in der Region Bovesìa (Bova, Roghudi, Gallicianò, Chorìo di Roghudi, Bova Marina, Reggio Calabria in San Giorgio sowie in der Umgebung von Rione Modena u. a.)
Russland
- Stawropol (Pontisch)
- Region Krasnodar (Pontisch)
Türkei
Katalanische Sprachinseln
Kreolische Sprachinseln
- Palenquero; spanischbasierte Kreolsprache in Kolumbien
Kroatische Sprachinsel
- Moliseslawische Sprache im italienischen Molise in der Provinz Campobasso
- Burgenlandkroatisch im österreichischen Burgenland und den westlichen Grenzgebieten Ungarns und der Slowakei
Niederländische Sprachinseln
- Friedrichstadt (im 19. Jh. ausgestorben, aber noch heute werden in der Remonstrantenkirche das „Vaterunser“ und der Segen auf Holländisch gesprochen)
- Holländisches Viertel in Potsdam (ab 1732 Anwerbung von mehr als 20 Handwerkerfamilien; ausgestorben)
- Altona und Hamburg, seit 1595 mennonitische Flüchtlinge aus den südlichen Niederlanden, bis 1795 Gottesdienstsprache (ausgestorben)
- Minderheitensprache auf einigen Niederländische Antillen (Amtssprache auf Aruba, Bonaire, Curaçao, Saba, Sint Eustatius, Sint Maarten und in Suriname)
- Mit dem Niederländischen verwandt sind Kreolsprachen, z. B. Papiamentu, auf den Niederländischen Antillen, in Suriname oder Guayana
- Kanada (ca. 140.000 Muttersprachler)
Spanische Sprachinseln
- Sprachinsel der Islenos in Louisiana (USA)
Plautdietsche Sprachinseln
Siehe Artikel zur Sprache Plautdietsch
- Siedlungen von Russlandmennoniten in Asien (Russland, Kasachstan, Kirgisistan)
- Siedlungen von Russlandmennoniten in Kanada, USA, Mexiko und Belize
- Siedlungen von Russlandmennoniten in Lateinamerika (Brasilien, Paraguay, Bolivien, Uruguay, etc.)
Polnische und masurische Sprachinseln
- Ruhrgebiet, vor 1910 etwa 300.000 bis 400.000 Muttersprachler; noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird auf einigen Gruben fast ausschließlich polnisch und masurisch gesprochen; dann allerdings waren die aus den teilweise polnischsprachigen deutschen Ostgebieten eingewanderten Ruhrpolen in der nationalistischen Stimmung des Deutschen Kaiserreiches weitgehend zur Assimilierung gezwungen.
- Bergarbeitergemeinde Forbach-Habsterdick in Frankreich (Lothringen); ausgestorben
Rumänische Sprachinseln
- Istrorumänisch in einigen Dörfern im Gebirgsland im Nordosten der Halbinsel Istrien in Kroatien
- Aromunisch in Griechenland (Epirus, Thessalien, Makedonien), Albanien, Mazedonien, Bulgarien und Serbien
- Meglenorumänisch bei Gevgelija im Grenzgebiet zwischen Griechenland und Mazedonien
Okzitianische Sprachinseln
- La Guardia Piemontese in Italien (Calabria)
Slawische Sprachinseln
- Sorben
- Lipovaner
- Banater Tschechen
- Polaben auf Rügen und in Vorpommern (im 15. Jahrhundert ausgestorben), im nördlichen Brandenburg (im 17. Jahrhundert ausgestorben), in Mecklenburg, Ostholstein (etwa im 14. Jahrhundert ausgestorben) und in Niedersachsen im Wendland östlich von Lüneburg (1756 ausgestorben)
Türkische Sprachinseln
- Gagausien
- Westthrakien-Türken
- Rumelien-Türken
- Mescheten
- Adscharien-Türken
- zahlreiche türkische Gemeinden in Deutschland
Siehe auch
Literatur
- Csaba Földes: Kontaktdeutsch. Zur Theorie eines Varietätentyps unter transkulturellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit. Gunter Narr, Tübingen 2005. ISBN 3-8233-6160-0
- Peter Wiesinger: Deutsche Dialektgebiete außerhalb des deutschen Sprachgebietes. In: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Hrsg. v. Werner Besch. de Gruyter, Berlin 1982, S.900-929. ISBN 3-11-005977-0
- Jan Dönges: Porque ich kann keen Hochdeitsch. Man spricht deutsch in praktisch allen Teilen der Welt. in: Abenteuer Archäologie. Spektrum, Heidelberg 2007,3, 56ff. ISSN 1612-9954 (insb.auch zur Überlebensfähigk. v. Sprachinseln)
Weblinks
Wiktionary: Sprachinsel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Sprachinselverein (österr. Sprachinseln)
- Plautdietsch-Freunde e.V. (zu den Sprachinseln der Russlandmennoniten)
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