- Innichen
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Innichen (ital.: San Candido) Lage von Innichen in SüdtirolBezirksgemeinschaft Pustertal Provinz: Bozen (Südtirol) Region: Trentino-Südtirol Staat: Italien Einwohner (VZ 2001/31.12.2010): 3.107/3.172 Sprachgruppen
laut Volkszählung 2001:84,8 % deutsch
14,8 % italienisch
0,4 % ladinischKoordinaten 46° 44′ N, 12° 16′ O46.73333333333312.2666666666671175Koordinaten: 46° 44′ N, 12° 16′ O Meereshöhe: 1.113 - 3.145 m s.l.m. (Zentrum: 1.175 m s.l.m.) Fläche/Dauer-
siedlungsraum:80,1/9,6 km² Fraktionen: Innichberg, Vierschach, Winnebach Nachbargemeinden: Innervillgraten, Sexten, Sillian, Toblach Partnerschaft mit: Freising Postleitzahl: 39038 Vorwahl: 0474 ISTAT-Nummer: 021077 Steuernummer: 81006750210 Politik Bürgermeister (2010): Werner Tschurtschenthaler (SVP) Innichen (italienisch San Candido) ist eine Marktgemeinde mit 3172 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) in Südtirol im Pustertal an der Grenze zu Österreich. Zu Innichen gehören die beiden Fraktionen Vierschach und Winnebach.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Ort liegt auf 1.175 m Höhe. Innichen wird von der Drau durchflossen, welche bei der Wasserscheide am Toblacher Feld entspringt.
Geschichte
Im 4. Jahrhundert v. Chr. ließen sich keltische Stämme dort nieder, sie betrieben neben der Viehzucht bereits auch Ackerbau und gründeten eine kleine befestigte Ortschaft. Der Name Innichen stammt aus keltischem Substrat (Gebiet des Indius[1])
15 v. Chr. eroberten die Römer die Provinzen Rätien und Noricum, also auch die Gegend von Innichen. Nachdem die Römerstraße (Via Iulia Augusta), die Aquileia mit Augsburg (Augusta Vindelicorum) verband, durch diese Gegend geführt hatte, gründeten die Römer mit größter Wahrscheinlichkeit hier die Militärstation Littamum.
Am Ende des 6. Jahrhunderts n. Chr. lieferten sich im Hochpustertal die aus dem Osten vorrückenden Slawen mit den aus dem Norden vorrückenden Bajuwaren erbitterte Kämpfe. Die damalige Ortschaft (Littamum?) wurde zerstört, ob durch kriegerische Ereignisse, durch eine Überschwemmung oder durch einen Großbrand, ist nicht geklärt.
769 schenkte der Bayernherzog Tassilo III. dem Abt Atto von Scharnitz einen Landstrich zwischen dem heutigen Welsberg im Westen und Abfaltersbach im Osten mit der Auflage, im campus gelau (= eisiges Land) ein Benediktinerkloster zur Missionierung zu gründen; daraus entstand das heutige Innichen. Innichen ist somit das älteste Stift und eine der ältesten bajuwarischen Siedlungen Tirols.
783 wurde Abt Atto von Scharnitz Bischof von Freising. Seitdem gehörte Innichen mit einer kurzen Unterbrechung bis zur Säkularisation im Jahre 1803 zum Hochstift Freising und bis 1919 zur gefürsteten Grafschaft Tirol.
Um 1140 wurde das Benediktinerstift in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, an die Stelle der Benediktinermönche traten „weltliche“ Geistliche, die Kanoniker. Seit dem Hochmittelalter entrissen die Vögte (Grafen von Görz, dann Grafen von Tirol), die eigentlich zum Schutz der freisingischen Herrschaft bestimmt waren, dieser fast sämtliche Ländereien, so dass am Ende (1803) davon nur ein Teil der Ortschaft Innichen übrig geblieben war.
Bis zum Ersten Weltkrieg war Innichen Garnison der k.u.k. Österreich-Ungarischen Armee. 1914 waren hier der Stab und das IV. Bataillon des Landesschützen-Regiments Nr. III stationiert.
Nach dem Ersten Weltkrieg errichteten die italienischen Faschisten als Denkmal ein Beinhaus. Das Denkmal ist bis heute umstritten, weil die bestatteten Soldaten von weit entfernten Kriegerfriedhöfen dorthin umgebettet wurden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Stift Innichen (Stiftskirche und Museum)
- Franziskanerkloster Innichen
- Dolomythos-Museum
Tourismus
Innichen gilt als einer der beliebtesten Urlaubsorte im Südtiroler Hochpustertal. Im Sommer wie im Winter bietet er vielfältige Aktivitäten: Im Sommer vor allem Wandern und Klettern sowie Radfahren am Drauradweg und Moutainbiken. Bei Familien besonders beliebt ist der grenzüberschreitende Radweg von Innichen nach Lienz im benachbarten Österreich. Im Winter ist das Skigebiet Haunold in Betrieb, das u. a. auch über eine Rodelbahn verfügt. Innichen ist an das Loipennetz des Hochpustertales, das über 200 präparierte Loipen umfasst, angeschlossen. Zudem gibt es Möglichkeiten zum Eislaufen. Die Landschaft ist im Winter für Ausflüge mit Schneeschuhen oder für Skitouren geeignet. Außerdem verfügt Innichen über ein Hallenschwimmbad.
Persönlichkeiten
- Bartlmä Firtaler (1480?–1535?), spätmittelalterlicher Architekt und Baumeister mit charakteristischer Gewölbekunst
- Diana Gaspari (* 1984), Curlerin
- Hans Glauber (1933–2008), Soziologe, Künstler, Umweltschützer, Bergsteiger
- Egon Kühebacher (* 1934), Historiker und Sachbuchautor
- Thomas Prugger (* 1971), Snowboarder
- Matthäus Rader (1561-1634), Philologe und Historiker
- Peter Paul Rainer (1885-1938), Dichter und Schriftsteller
- Paul Ram(b)lmayr (von Taufers), Stiftsdekan in Innichen von 1679 bis 1689
- Kurt Sulzenbacher (* 1976), alpiner Skirennläufer
- Michael Wachtler (* 1959), Buchautor und Forscher
Literatur
- Egon Kühebacher: Die Hofmark Innichen. Ein Heimatbuch für Einheimische und Gäste, hrsg. vom Festkomitee "1200 Jahre Innichen". Bozen 1969
- Egon Kühebacher: Kirche und Museum des Stiftes Innichen. Bozen: Athesia 1993. ISBN 978-8870147216
Weblinks
Commons: Innichen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Innichen in der Topographia Austriacarum (Matthäus Merian) – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ Egon Kühebacher, Die Hofmark Innichen (1969), Seite 38
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