Zeichen der Erinnerung

Zeichen der Erinnerung
Mauer mit den Daten der Deportationen aus Stuttgart
Die Gleise und rechts die Mauer mit den Namen der Deportierten
Mauer mit den Namen der Deportierten
Gedenkstein im naheliegenden Höhenpark Killesberg, der zum Sammellager umfunktioniert wurde

Die Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“ am Stuttgarter Nordbahnhof erinnert daran, dass von diesem Ort während der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1941 und 1945 mehr als 2.000 Juden aus Stuttgart und Württemberg deportiert wurden. Alle diese Menschen wurden bis auf wenige Ausnahmen im Holocaust ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Standort

Es handelt sich um ein altes Güterbahngelände am inneren Nordbahnhof zwischen Pragfriedhof und Nordbahnhofstraße, auf dem noch heute die ursprünglichen Schienen und Prellböcke zu sehen sind. Die fünf Gleise werden von einer 70 Meter langen Mauer begrenzt, auf der die Namen der über 2.000 von Stuttgart aus deportierten Juden sowie Sinti und Roma zu lesen sind. Am Kopfende der Gleisanlage befindet sich eine weitere, überdachte Wand mit Informationstafeln über die Gedenkstätte.

Der erste Deportationszug brach von diesem Ort am 1. Dezember 1941 mit etwa tausend Menschen nach Riga auf. Von ihnen wurden bis auf rund zwanzig Personen alle ermordet. Den im folgenden aufgelisteten späteren Deportationen aus Stuttgart fielen jeweils weniger Menschen zum Opfer, aber hier überlebte niemand:

  • 26. April 1942 in das Ghetto Izbica
  • 13. Juli 1942 nach Auschwitz
  • 22. August 1942 nach Theresienstadt
  • 1. März 1943 nach Auschwitz
  • 17. April 1943 nach Theresienstadt
  • 17. Juni 1943 nach Auschwitz
  • 11. Januar 1944 nach Theresienstadt
  • 12. Februar 1945 nach Theresienstadt

Entstehung

Die Gedenkstätte wurde von den Architekten Ole und Anne-Christin Saß geplant und mit Hilfe des hierzu gegründeten Vereins Zeichen der Erinnerung e. V., dessen Vorstand unter anderem durch Prof. Roland Ostertag gebildet wurde, verwirklicht.

Die Arbeit wurde vom Stuttgarter Bürgerprojekt Die AnStifter unterstützt. Die „AnStifterin“ Beate Müller hat im Zeitraum von Dezember 2004 bis Januar 2006 über 2.000 Namen von jüdischen Menschen, die aus Stuttgart deportiert wurden und die Deportationen bis auf wenige Ausnahmen nicht überlebt haben, zusammengetragen. Die Namen dieser Menschen wurden an der Außenwand der Gedenkstätte angebracht. Durch weitere Recherchen konnten in der Zwischenzeit die Namen von etwa 300 weiteren Deportierten gefunden werden, die sich noch nicht an der Gedenkwand befinden (Stand April 2008). An der Wand befinden sich auch die Namen von Inge Auerbacher und ihren Eltern, die die Deportation nach Theresienstadt überlebten.

Das Projekt kostete insgesamt 500.000 Euro, von denen jeweils die Hälfte von der Stadt Stuttgart und von Spendern aufgebracht wurde. Am 14. Juni 2006 wurde die Gedenkstätte offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Der Architekt Ostertag sagte über die Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“: „Wir werden uns fragen lassen müssen, warum wir mehr als 64 Jahre brauchten, um uns hier der Vergangenheit zu stellen.

Siehe auch

Weitere Deportations-Mahnmale in Deutschland im Kontext von Bahnhöfen:

Literatur

  • Informationstafeln in der Gedenkstätte
  • Heidemarie A. Hechtel: Das Gedächtnis der Stadt für die Zukunft bewahren. Stuttgarter Nachrichten, 8. Juni 2006, S. 26.
  • Heidemarie A. Hechtel: Ort der Schande in einen Ort des Erinnerns verwandelt. Stuttgarter Nachrichten, 16. Juni 2006, S. 27.
  • Zeichen der Erinnerung – Gedenkstätte im Stuttgarter Nordbahnhof. Hintergrund, Werdegang, Realisierung. Karl Krämer Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-7828-4047-X.
  • Günther Schlusche: Architektur der Erinnerung. NS-Verbrechen in der europäischen Gedenkkultur. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2006, ISBN 978-3894793524.
  • Maria Zelzer (Hrsg.): Stuttgart unterm Hakenkreuz. Chronik 1933–1945. Cordeliers, Stuttgart 1983

Weblinks

48.7970805555569.18936111111117Koordinaten: 48° 47′ 49″ N, 9° 11′ 22″ O


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