- Zeiss-Ikon
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Die Firmengruppe Zeiss Ikon (ZI, Zeiss IKON AG) entstand im Herbst 1926 durch Zusammenschluss der deutschen Kamerahersteller:
- Internationale Camera Actiengesellschaft (ICA), Dresden,
- Optische Anstalt C. P. Goerz, Berlin,
- Contessa-Nettel, Stuttgart,
- Ernemann-Werke, Dresden, und
Treibende Kraft des Zusammenschlusses und Eigentümer von Zeiss Ikon war Carl Zeiss.
Später traten dem Konsortium noch weitere Hersteller bei:
- AG Hahn für Optik und Mechanik, Kassel (1927),
- Goerz Photochemische Werke, Berlin (1928).
Firmenstandorte waren Stuttgart und Berlin, der Hauptsitz befand sich in Dresden.[1] Zeiss Ikon ist auch ein Markenname.
Zeiss Ikon war lange Zeit einer der bedeutendsten Dresdner Kamerahersteller und bis zum Zweiten Weltkrieg Weltmarktführer bei Schmalfilmkameras.
Im Jahr 2005 gab es eine unerwartete Wiederbelebung des Markennamens Zeiss Ikon in Form von einer neu konzipierten klassischen Messsucherkamera.
Inhaltsverzeichnis
Produkte
Das Unternehmen fertigte vor allem Qualitätskameras mit den bekannten Tessaren, die bis heute gefertigt werden, die Contarex, die Contaflex, die Ikoflex sowie daneben auch diverse Boxkameras wie die Box Tengor in diversen Varianten für die Aufnahmeformate 6 × 9 cm, 4,5 × 6 cm und 6,5 × 11 cm, die Baldur, die Era sowie die Balilla.
Heute produziert das Unternehmen nur noch Schließanlagen und Sicherheitstechnik.
Unternehmens- und Produktgeschichte
Das Firmenkonsortium Zeiss IKON AG stand unter Führung der Carl-Zeiss-Stiftung, die Ernst Abbe 1889 gegründet und nach seinem ein Jahr zuvor verstorbenen Freund Carl Zeiss benannt hatte; der erste Gesamtkatalog erschien 1927 und enthielt teilweise noch Produkte der Einzelfirmen wie die Box-Tengor (1924) von Goerz.
Zeiss Ikon stellte 1932 die weltweit erste Kleinbild-Messsucherkamera (Contax) vor, während in demselben Jahr Teile des Goerz-Werkes durch ein Großfeuer zerstört wurden; die Produktion wurde daher zeitweilig nach Berlin-Friedenau verlagert. Bereits 1933 richtete sich der Konzern auf die neuen Machthaber ein und brachte die Baldur heraus, eine nach dem NS-Reichsjugendführer Baldur von Schirach benannte Boxkamera für das Aufnahmeformat 4,5 × 6 cm.
1934 folgte mit der Super Nettel eine Klappkamera mit Schlitzverschluss auf Basis der Contax und 1936 die Contaflex, eine der ersten Spiegelreflexkameras für den Kleinbildfilm. 1938 stellte Zeiss Ikon die Tengor II vor, eine überarbeitete Goerz Box-Tengor für das Aufnahmeformat 6 × 9 cm. Ab 1940 wurde die gesamte deutsche Industrie auf Kriegswirtschaft umgestellt, Zeiss Ikon konnte als einer der wenigen Kamerahersteller noch zumindest Sonderserien der so genannten Kriegs-Tengor 54/2 und der Tengoflex bis 1944 ausliefern. Die Dresdner Zeiss-Ikon-Werke fungierten in der Nazizeit mit rund 6000 Mitarbeitern als größter Rüstungsbetrieb der Stadt. Neben zahlreichen Zwangsarbeitern (vor allem russischer Herkunft) war hier die 400 Mitarbeiter starke jüdische Abteilung bemerkenswert. Einerseits war die Behandlung der Juden recht gut, andererseits setzten sich die Werkleitung zusammen mit der Wehrmacht Mitte Januar 1942 erfolgreich gegen die von der NSDAP beschlossene Deportation der Juden nach Auschwitz zur Wehr; die Werkleitung drohte damit, das Werk in diesem Fall zu schließen.
1945 wurden die Werke in Dresden und Berlin (ehemalige Goerzwerke) zerstört und teilweise demontiert.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Zeiss Ikon teilweise auf im Unternehmen Pentacon, Dresden, die mit den Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch aus Niedersedlitz zusammengelegt wurden.[3]
Hergestellt wurden in der Nachkriegszeit unter anderem Sicherheitsschlösser und Kameras; Mittelformat- beziehungsweise Boxkameras im Format 6 × 6 cm wurden allerdings nur noch von 1951 bis 1956 hergestellt; das letzte Modell dieser Art von Zeiss Ikon war die Turbo-Tengor 56/2.
1948 wurde der ostdeutsche Unternehmensteil enteignet und in einen Staatsbetrieb mit Sitz in Dresden umgewandelt (ab 1953 VEB Mechanik Zeiss Ikon, ab 1955 VEB Zeiss Ikon,[4] während der westdeutsche Firmenteil unter der Bezeichnung Zeiss Ikon AG firmierte und seinen Sitz nach Stuttgart verlagerte.
1949 stellte der ostdeutsche Unternehmensteil in Dresden die weltweit erste Kamera mit Reflex-Prisma und nicht spiegelverkehrtem Sucherbild vor (Contax S). Der westdeutsche Zweig gründete 1950 ein Werk in Kiel und begann mit dem Wiederaufbau der Produktionsstätte in Berlin-Zehlendorf als Zweigstätte; als neuer Unternehmenszweig wurde die Tochterfirma Zeiss IKON Büromaschinen GmbH gegründet. 1958 erfolgte eine weitere Umbenennung des ostdeutschen Unternehmens zum VEB Kamera- und Kinowerke Dresden.
1956 wurde Zeiss Ikon mit Voigtländer in der Carl-Zeiss-Stiftung zusammengefasst, ein weiteres Werk in Schelklingen gegründet und das Zett-Geräte-Werk, Braunschweig, übernommen. Es entstand die Situation, dass eine ganze Reihe zueinander inkompatibler Kamerasysteme angeboten wurde, wie die Icarex 35, die Bessamatic, die Ultramatic und die Contarex
Die Objektivproduktion wurde 1970 nach Braunschweig verlagert, die Kameraproduktion verblieb in Stuttgart. 1972 wurde das Werk in Stuttgart geschlossen und die Produktion von fotografischen Geräten vollständig eingestellt.
Nachfolgebetriebe des ehemaligen Dresdner Kombinats VEB Pentacon beziehungsweise der Pentacon GmbH produzieren heute wieder Spezialkameras zum Messen und Digitalkameras, besonders für den chinesischen Markt. Zu den Nachfolgebetrieben gehören die Kamerawerk Dresden GmbH durch Rückübertragung an die Firma Noble und die Pentacon GmbH, die nach Insolvenz von Schneider/Kreuznach übernommen und weitergeführt wurde.
In Jena und Oberkochen produzieren ganz unabhängig davon Jenoptik und Carl Zeiss.
In Großbritannien gibt es die Praktica (GB) Ltd, eine Tochter der Pentacon GmbH.
Bis 1988 hat die ZEISS IKON AG in Berlin auch weitgehend unbekannt aber mit Erfolg Leuchten hergestellt.
1989 wurde die Zeiss IKON AG von dem finnischen Unternehmen Abloy OY übernommen; seitdem firmiert der Hersteller unter der Bezeichnung IKON AG. Heute gehört das Unternehmen zum finnisch-schwedischen Assa-Abloy-Konzern. Im Januar 2003 wurde die Firma in die IKON GmbH umgewandelt. Am 1. April 2005 ist die IKON GmbH mit der Firma eff eff aus Albstadt zur ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH fusioniert. Sie beschäftigt sich ausschließlich mit der Herstellung und dem Vertrieb von mechanischen und elektromechanischen Schließsystemen und Türöffnungs- und Verschlussprodukten. Der Hauptsitz befindetet sich in Albstadt, ein weiteres Werk in Berlin.
2005 gab es eine unerwartete Wiederbelebung der Marke Zeiss Ikon (ZI). Unter diesem traditionsstarkem Namen kehrte Zeiss zurück zum Kamerabau und zwar jenseits der vorherrschenden Trends der kurzlebigen Digitalkameras. Die neue ZI ist eine völlig neu entwickelte klassische Messsucherkamera mit hochwertigen Wechselobjektiven (kompatibel zu Leica M). Diese Kamera repräsentiert einerseits die Rückbesinnung auf die wesentlichen Qualitätsmerkmale der Zeiss-Geschichte, andererseits ist sie für zukünftige (digitale) Entwicklungen völlig offen. Sie wurde von Zeiss, Oberkochen entwickelt (Design stammt vom Büro Henssler & Schultheiss), Serienfertigung findet in Japan bei Cosina statt.
Literatur
- Paul Gerhard Escher (Hrsg.): Carl Zeiss. Leben und Werk. Jena 1966
Weblinks
- Die Zeiss IKON-Story – Offizielle Unternehmensdarstellung
Siehe auch:
- Kyocera
- IKON Hersteller von Sicherheitszylinderschlössern
- eff eff - Hersteller von Türöffnungs- und Schließsystemen
Modellreihen und einzelne Kameramodelle:
- Highlights von Zeiss Ikon: Contarex-Prototypen (aus PHOTODeal III/1995)
- Zeiss Ikon 120 Medium Format Cameras
- Technische Infos zu einigen Contax Modellen
- Zeiss Ikon AG Camera Information Page (englischsprachig)
- Zeiss Ikon Cameras with Photo Samples (englischsprachig)
- Die neue Zeiss Ikon Generation 2005
Quellen
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