Zelda Sayre

Zelda Sayre
Zelda Fitzgerald, 1919

Zelda Sayre Fitzgerald (als Zelda Sayre * 24. Juli 1900 in Montgomery (Alabama); † 10. März 1948 in Asheville (North Carolina)) war eine US-amerikanische Autorin und Ehefrau des Schriftstellers F. Scott Fitzgerald, den sie 1920 heiratete.

1932 veröffentlichte sie die autobiographische Novelle Save Me the Waltz (dt. Darf ich um den Walzer bitten?, 1972). Fitzgerald, die vielen Zeitgenossen als Verkörperung des typischen flapper girls galt, wurde sowohl aufgrund ihrer eigenen Lebensgeschichte als auch wegen der Rolle berühmt und berüchtigt, die sie als Muse ihres Ehemanns und Vorlage einiger seiner berühmtesten Charaktere spielte, insbesondere der Nicole Diver aus Tender is the Night (dt. Zärtlich ist die Nacht).

1930 erlitt sie einen ersten Nervenzusammenbruch, was schließlich zur Einweisung in eine Nervenheilanstalt führte. Im Alter von 47 Jahren starb sie bei einem Brand im Highland Mental Hospital in Asheville, North Carolina, bei dem acht weitere Patienten ihr Leben verloren.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Zelda war als furchtloses Kind bekannt. Von ihrer Mutter, die vernarrt in sie war, wurde sie verwöhnt, doch ihr Vater, einer der führenden Juristen in Atlanta, galt als strenger und distanzierter Mann.

Aus ihrer schulischen Karriere ist bekannt, dass sie einige Tests nicht bestand und gegenüber den Konsequenzen ihres oft für Aufsehen sorgenden Verhaltens gleichgültig blieb. Sie hatte als Mädchen nur wenige Freundinnen, pflegte aber aktiv die Gemeinschaft mit vielen Bewunderern; aufgrund ihres naturblonden Haars, ihrer reinen Haut und bemerkenswert dunklen Augen galt sie weithin als eines der schönsten Mädchen im Staate. Zur Zeit, als sie bereits mit Fitzgerald ausging, traf sie während einer Zugfahrt zu einem Ball in einer anderen Stadt, vier College-Schüler, welchen sie allen einzeln ihre Begleitung für das Wochenende zugesagt hatte.

Zelda lernte Francis Scott Key Fitzgerald kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges kennen, als er bei der US Army in einer Kaserne in der Nähe von Montgomery diente. Ihre voreheliche Beziehung zu Scott gestaltete sich problematisch: Er nahm es übel, dass sie andere Männer traf, während sie ihm die Liebe schwor; sie neidete ihm seine Fähigkeiten als Schriftsteller, hielt ihn zugleich aber für schwach und unentschlossen.

Während diese Rivalitäten auch nach der Heirat im Jahre 1920 weiterschwelten, wurde die Ehe durch Scott's zunehmenden Alkoholismus - er und Zelda waren in den 1920ern durchgehend sehr starke und regelmäßige Trinker - und durch Zeldas fortschreitende mentale Beeinträchtigung, welche schließlich als Schizophrenie diagnostiziert wurde, zusätzlich belastet.

Das Paar hatte sich ursprünglich in New York niedergelassen, wo sie die Leuchten amerikanischer Literatur kennen lernten, doch nachdem Scott als Schriftsteller große Erfolge feierte, ermöglichten ihnen dies, nach Übersee zu reisen, und sie machten viele Abstecher nach Europa. In diesem Zeitraum wurden die schöne, sorglose Zelda und der gutaussehender Scott von der Presse als Ebenbild des jugendlichen Zeitgeistes der Roaring Twenties gefeiert und erreichten so einen überhöhten Status, welcher dem der größten Filmsternchen ihrer Zeit mehr oder weniger ebenbürtig war.

Doch die nicht endenwollenden Partys und die großen Mengen verkonsumierten Alkohols zogen nicht spurlos an der Gesundheit und der Beziehung der beiden vorbei, zudem verschleuderten sie nahezu die gesamten Einnahmen, die Scott aus seiner Schriftstellerei zog, indem sie etwa US$30.000 im Jahr ausgaben - zu jenen Zeiten eine stolze Summe. Mitte der Zwanziger war Scott als starker Trinker berüchtigt geworden, hatte seinen eigenen Schwarzhändler für private Zwecke, und wenn er nicht gerade schrieb, ging er für gewöhnlich auf Sauftouren, bis er ohnmächtig und im Taxi nach Hause geschickt wurde.

Während seiner Zeit in Paris traf F. Scott Fitzgerald, der in der literarischen Welt bereits eine Berühmtheit war, den aufstrebenden amerikanischen Autor Ernest Hemingway, dessen Karriere er kräftig voranzutreiben suchte. Hemingway und Fitzgerald wurden enge Freunde (bevor sie sich später voneinander entfremdeten), doch wie Zeldas Biographin Nancy Milford berichtet, ist es augenfällig, dass Zelda seit Anbeginn eine Abneigung gegen Hemingway hatte, den sie offenherzig als „Schwindler“ und „so falsch wie ein Seifenblasen-Scheck“ beschrieb, und dass sie Hemingways dominante Macho-Rolle für nichts weiter als eine Pose hielt.

Zum großen Teil, sei Zeldas Abneigung gegen Hemingway auf Eifersucht zurückzuführen - so wie sie bei einer Party einmal vorgab, von einer Klippe zu springen, weil Scott sie - in eine Unterhaltung mit Isadora Duncan vertieft - ignorierte; dennoch sei es faszinierend, im Rückblick über Zeldas Einschätzung von Hemingways Charakter, im Licht dessen nachzudenken, was in jüngeren Jahren über fetischistische Aspekte in Hemingways Werk und seine mögliche Obsession für Geschlechterrollen geschrieben wurde. Bemerkenswert ist auch, dass sich eines der ernsthafteren Zerwürfnisse zwischen Zelda und Scott anbahnte, als Zelda die Überzeugung gewann, dass Hemingway (was keineswegs erwiesen ist) homosexuell gewesen sei, und dass er eine Affäre mit Scott Fitzgerald hätte.

Die Geburt ihres einzigen Kindes, Frances Fitzgerald im Jahre 1921 trug wenig dazu bei, ihren Lebensrhythmus zu verlangsamen, und obgleich Zelda ihre Tochter gern hatte und ihr häufig schrieb, wurde „Scottie“, wie sie auch gerufen wurde, nahezu ausschließlich von Kindermädchen erzogen und blieb häufig von ihren Eltern getrennt.

Im Jahr 1924, bei einem ihrer ersten Frankreichbesuche, ließ Zelda sich auf eine kurze Bekanntschaft mit dem französischen Piloten Edouard Jozan ein, den sie bewunderte. Dies veranlasste ihren Ehemann, sie in ihrem gemeinsamen Haus einzusperren, um sie davon abzuhalten, Jozan zu treffen; später spielten sie die Geschichte hoch, in dem sie behaupteten, Jozan habe Selbstmord begangen. Möglicherweise begann sich Zeldas schleichende Schizophrenieerkrankung bereits in dieser Zeit zu entwickeln. 1925 schrieb sie einige Kurzgeschichten, von denen viele jedoch in Scotts Namen veröffentlicht wurden, was zu ihrer wachsenden Unzufriedenheit beigetragen haben mag; drei weitere Geschichten, welche sie kurz vor ihrem Zusammenbruch schrieb, gingen später verloren.

Scott bezog die spannungsreiche Persönlichkeit seiner Frau in großem Maße in seinen Schreibprozess ein, indem er des Öfteren Passagen aus ihren persönlichen Tagebucheinträgen direkt in seine Werke übernahm. Außer in einer einzigen Rezension scheint Zelda dies niemals kommentiert zu haben. Dort heißt es allerdings: „Es kommt mir so vor, als ob ich auf einer Seite einen Abschnitt aus einem meiner alten Tagebücher wiedererkannt hätte, welches misteriöserweise kurz nach meiner Eheschließung verschwand, und auch Bruchstücke aus Briefen, die mir, obschon beachtlich abgeändert, vage bekannt vorkommen. In der Tat scheint Herr Fitzgerald - I glaube, so schreibt er sich - der Überzeugung zu sein, dass Plagiat daheim zu beginnen habe.“

Während ihrer Pariser Zeit, im Alter von 27 Jahren, entwickelte Zelda eine Begeisterung für das Ballett, welches sie in ihrer Jugend ausgeübt hatte. Als Kind war sie für ihre tänzerischen Fertigkeiten gelobt worden, und obschon ihre Befähigung seitens ihres Freundeskreises unterschiedlich eingeschätzt wurden, scheint sie ein gewisses Talent gehabt zu haben. Doch Scott stand dem Verlangen seiner Frau, Profitänzerin zu werden, rückhaltlos entgegen und hielt es für Zeitverschwendung.

Die Konflikte zwischen Zelda und Scott scheinen in großem Maße auf die Langeweile und die Isolation zurückzugehen, die Zelda empfand, während Scott schrieb - oft unterbrach sie ihn bei der Arbeit - doch Scott wurde ironischerweise in gleichem Maße immer entschlossener, Zelda daheim zu halten, möglicherweise aus Furcht, sie könne eine Affäre beginnen. Zelda hatte bewiesenermaßen das Verlangen, ein eigenes Talent zu entwickeln, höchstwahrscheinlich als Reaktion auf Scotts Berühmtheit und Erfolg als Schriftsteller.

Roman über Zelda Fitzgerald

In seinem Roman „Alabama Song“ vermischte der Schriftsteller Gilles Leroy biografische und fiktive Elemente aus dem Leben von Zelda Fitzgerald und gewann damit 2007 den französischen Literaturpreis Prix Goncourt. Der Roman erschien 2008 auf Deutsch bei Kein & Aber (ISBN 978-3-0369-5522-3).

Wissenswertes

  • Der Song Being Boring der Pet Shop Boys bezieht seinen Titel aus einem Fitzgerald zugeschriebenen Zitat: „She refused to be bored chiefly because she wasn’t boring.“
  • Heute würde man Zeldas Schizophrenie als manische Depression diagnostizieren. Damals galt fast jede psychische Erkrankung als Schizophrenie. Hinweise liefert Zeldas genauere Biographie.

Weblinks


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