Flapper

Flapper
Joan Crawford in typischem Flapper-Look

In den 1920er Jahren bezeichnet der Ausdruck Flapper (engl. „jemand, der flattert“) eine neue „Art“ junger Frauen, die kurze Röcke und kurzes Haar trugen, Jazz hörten und sich über die Regeln des „guten Benehmens“ selbstbewusst hinwegsetzten. Die Flapper galten in ihrer Zeit als keck und frech, weil sie sich schminkten, hochprozentigen Alkohol tranken und rauchten.

Inhaltsverzeichnis

Ursprünge

Der Sozialtypus des Flappers entstand in der Zeit der amerikanischen Prohibition, die in diesem Lande weithin unpopulär war. Nach der Schließung legaler Bars und Cabarets bekamen „Flüsterkneipen“ mit illegalem Alkoholausschank großen Zulauf. Die Diskrepanz zwischen der religiös fundierten und staatlich gestützten Abstinenzpolitik einerseits und dem tatsächlich allgegenwärtigen Alkoholgenuss andererseits führten zu einer weit verbreiteten Verachtung für jegliche Autorität.

Als ein mögliches Vorbild für den Typus des Flappers, der unabhängigen jungen Frau, gilt das „Gibson Girl“, ein weiblicher Idealtypus, den der amerikanische Grafiker Charles Dana Gibson zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Zeichnungen geschaffen hat. Zwar besteht zwischen dem Gibson Girl und dem Flapper keine äußerliche Ähnlichkeit, doch waren auch für das Gibson Girl Unabhängigkeit und selbstbewusste Weiblichkeit typisch.

Die Bezeichnung „Flapper“ erschien zuerst in Großbritannien und spielt auf das Flügelflattern junger Vögel an, die ihr Nest zu verlassen versuchen. In den USA wurde die Etymologie des Wortes auf eine Mode zurückgeführt, bei der die Trägerin Gummischuhe unverschlossen ließ, sodass diese beim Gehen flatterten; in Großbritannien jedoch ist der Sprachgebrauch schon für das Jahr 1912 belegt, als es die bezeichnete amerikanische Schuhmode noch gar nicht gab.

In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wird mit dem Ausdruck „Flapper“ jedes ungestüme junge Mädchen bezeichnet, im weiteren Sinne auch jede solche junge Frau unter 30. Erst in den 1920er Jahren erlebte der Begriff eine Einengung und bezeichnete nun die Anhänger der Mode und der Einstellungen der Flapper-Generation. Umgangssprachlich wurde das Wort „Flapper“ weiterhin benutzt, um unreife junge Frauen zu bezeichnen.

Amerikanische Schriftsteller und Künstler wie F. Scott Fitzgerald, John Held Jr. und Anita Loos haben die Mode und den Lebensstil der Flapper in ihrem Werk immer wieder dargestellt und weithin populär gemacht. Zu den Kritikern der Flapper-Generation gehörte hingegen die Schriftstellerin Dorothy Parker.

Verhaltensweisen

Zum Lebensstil der Flapper gehörten nächtliche Besuche von Jazzclubs, in denen sie provokativ tanzten, ebenso wie das Rauchen von Zigaretten durch lange Halter und Verabredungen mit Männern. Sie fuhren Fahrrad und Automobil. Sie tranken öffentlich alkoholische Getränke, was in der Zeit der Prohibition besonders aufsässig erschien. Sexuelle Intimität ohne Geschlechtsverkehr (Petting) gewann an Verbreitung. Flapper trugen „kussechten“ Lippenstift, viel Schminke und schweren Schmuck, vor allem Perlenketten und Armbänder. Als Frisur setzte sich der „jungenhafte“ „Bob“, ein knapp kinnlanger Haarschnitt durch; oft wurden die Haare tiefschwarz gefärbt.

Jargon

Flapper hatten ihren eigenen Jargon bzw. Slang, mit dem sie Elemente ihres Lebensstils (Sexualität, Alkoholgenuss) bezeichneten. Eine Vielzahl von Ausdrücken stand auch zur Verfügung, um eine Sache als besonders gut bzw. hervorragend zu bezeichnen (z.B. „That’s so Jake“, „That’s the bees knees“, „the cat’s pajamas“). Im amerikanischen Slang haben sich manche Flapper-Ausdrücke bis in die Gegenwart erhalten (z.B. „baloney“).

Kleidung und Tanz

Über ihr respektloses Verhalten hinaus zeichneten Flapper sich durch ihre Mode aus, die ihre Ursprünge weitgehend in der Jazz-Musik und der Popularisierung des dazu gehörigen Tanzes hatte. Der kurze Bob-Haarschnitt wurde populär, später jedoch vom kürzeren „Eaton“- oder „Shingle“-Haarschnitt abgelöst, bei dem das Haar pomadisiert und an den Ohren in Locken gelegt wurde. Die bis dahin verbreitete Korsettmode wurde abgeschafft und durch moderne Unterwäsche ersetzt, die beim Tanzen praktischer war. Die frühen Büstenhalter waren so gemacht, dass die Brust flacher erschien – statt üppiger Kurven war eine knabenhafte Erscheinung modern. Die Kleider waren glatt und hingen lose am Körper, die Arme blieben unbedeckt und die Gürtellinie rückte auf Hüfthöhe. Strümpfe aus Kunstseide wurden an einem Hüftgürtel befestigt. Die Rocklänge verlief gerade unterhalb der Knie und erlaubte ein gelegentliches Sichtbarwerden des Knies beim Tanzen. Die Knie wurden aus diesem Grunde häufig mit Puder oder Rouge geschminkt. Als Kopfbedeckung setzte sich ein runder Hut namens „Cloche“ durch. Die Aufsehen erregendste modische Neuerung war der Gebrauch von Schminke, der bis dahin vor allem Schauspielern und Prostituierten vorbehalten geblieben war. Üblich war ein Hell-Schminken des Gesichts, während die Lippen rot angemalt und die Augen schwarz umrahmt wurden. Passend zu dieser Kleidung entstanden als schockierend empfundene Tänze wie der Charleston, der Shimmy, der Bunny Hug und der Black Bottom.

Trotz aller Skandale, für die Flapper sorgten, setzte die Mode sich in gemäßigter Form auch bei respektablen älteren Frauen durch. Die wichtigsten Neuerungen, die bald für alle Frauen in Frage kamen, waren die Abschaffung des Korsetts und das Tragen kurzer Haare. Unter den Schauspielerinnen, die am engsten mit der Flapper-Mode in Verbindung gebracht werden, sind Clara Bow, Louise Brooks und Colleen Moore zu nennen, jedoch auch Zeichentrick-Charaktere wie Minnie Maus und Betty Boop.

Ende der Flapper-Ära

Trotz seiner Popularität überlebten Mode und Lebensstil der Flapper nicht die Weltwirtschaftskrise von 1929. In der ökonomisch schweren Zeit der 1930er Jahre war für die Lebenslust und den Hedonismus der Flapper kein Raum. Dennoch kommt den Flappern in vielerlei Hinsicht das Verdienst zu, die moderne Frau geschaffen und als dauerhaftes Element in die westliche Welt eingeführt zu haben.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Flapper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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