- Zentraler Bergungsort
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Der Barbarastollen, auch als Oberriedstollen bezeichnet, ist ein stillgelegter Versorgungsstollen des ehemaligen Schauinsland-Bergwerks bei Oberried in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Er dient seit 1975 als Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland zur Lagerung von fotografisch archivierten Dokumenten mit hoher national- oder kulturhistorischer Bedeutung. In Europa ist er das größte Archiv zur Langzeitarchivierung. Der Barbarastollen unterliegt seit 22. April 1978 dem Sonderschutz nach den Regeln der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Dies wird durch das dreifach angeordnete blauweiße Kulturgutschutzzeichen über dem Stolleneingang kenntlich gemacht. Die Lage und die Funktion des Bunkers wurden erst nach der Ost-West-Entspannung offiziell bekanntgegeben.
Nach einem Umbau wurde der alte Bergwerksstollen seit 1975 vom 2001 aufgelösten Bundesamt für Zivilschutz – Referat Kulturgutschutz – als sicherer Aufbewahrungsort für die auf Filmrollen kopierten Archivalien der Republik genutzt. Seit seiner Gründung im Jahr 2004 ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für die Maßnahmen zur Sicherung von Kulturgut zuständig. In etwa 1.400 luftdicht verschlossenen Edelstahlbehältern mit einer Höhe von 78 Zentimetern und einem Durchmesser von 43 Zentimetern werden je Behälter 24,3 Kilometer Filmmaterial auf 16 Rollen aufbewahrt. Zum Teil werden auch kleinere Behälter mit je 11,4 Kilometern Filmmaterial verwendet. Auf einem Meter Film sind rund 36 Aufnahmen gespeichert.
Sowohl von den handschriftlichen Werken der großen deutschen Komponisten und Schriftsteller als auch von historischen Urkunden und Verträgen werden Kopien im Barbarastollen gelagert. Insgesamt sind dort auf rund 27,2 Millionen Metern Filmmaterial mehr als 600 Millionen Fotos von Dokumenten archiviert[1]. Im Jahr 2003 wurde zusätzlich mit der Verfilmung von Bibliotheksbeständen begonnen. Auch die Mikrofilm-Archive der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), laut den Angaben des BBK etwa 8,1 Millionen Meter [1], lagern im Barbarastollen und werden derzeit umkopiert. Unter den im Stollen bestehenden klimatischen Bedingungen von etwa zehn bis zwölf Grad Celsius und 75 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit (innerhalb der Fässer wird durch Vorklimatisierung vor dem Verschluss eine relative Luftfeuchtigkeit von 35% erzeugt) wird von einer Haltbarkeit des Filmmaterials von mindestens 500 Jahren ohne Informationsverlust ausgegangen. Um die Sicherheit der aufbewahrten Mikrofilme zu gewährleisten, sichern zwei gegenseitig überwachende Alarmanlagen, ein Videokamerasystem mit Infrarotscheinwerfern sowie verschiedene Personal-Zugangskontrollen den Stollen vor unbefugten Zutritt.
Einzelnachweise
- ↑ a b Der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland: Der Barbarastollen in Oberried bei Freiburg im Breisgau
Literatur
- Joachim Schüring: Geschichte in Dosen. In: Abenteuer Archäologie 2/2005, S. 50–53. Spektrum der Wissenschaft Verl.-Ges., Heidelberg. ISSN 1612-9954.
Weblinks
- Offizielle Webseite
- Birger Menke: Bombensicheres Gedächtnis - Gigantisches Archiv im Stollen (Spiegel Online, 13. März 2009)
- Bernd Dörries, Der Barbarastollen im Schwarzwald – Geschichte, reif fürs Fass (Süddeutsche Zeitung, 3. Januar 2006 – Bericht über den „Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland“)
- Kulturbunker Barbarastollen (Showcaves.com)
- Der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland (Lostplaces.de)
- Videobericht der Badischen Zeitung "Der Barbarastollen - Deutschlands Gedächtnis"
47.9229666666677.9359166666667Koordinaten: 47° 55′ 23″ N, 7° 56′ 9″ O
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